NLA ST Rep. 1

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Description: Fonds

Identification (short)

Title 

Erzstift und Herzogtum Bremen - Urkunden

Life span 

(834) 888-1835

Fonds data

Short description 

Rep. 1 enthält Urkunden des Erzstifts- und Herzogtums Bremen. Die Urkundenüberlieferung des Erzstifts Bremen vor 1570 ist fast vollständig verbrannt, ab 1570 aber durchweg erhalten und ergänzt um Urkunden aus schwedischer und hannoverscher Zeit. 552 Urkunden.

Custodial history 

Das bis 1648 entstandene Urkundenarchiv des Erzbistums Bremen wurde nach Machtübernahme der Schweden 1650 von Bremen nach Stade überführt (Weise, S. 221). Zu dessen Verwaltung wurde mit Reinhold Blume von den Schweden ein erster hauptamtlicher Archivar eingestellt. Nicht zu diesen Urkunden zählten damals die Überlieferung der von Königin Christina „donierten“ (verschenkten) Klöster und Stifte (ausgenommen Lilienthal) sowie des Bistums Verden. Die Verdener Bistumsurkunden gelangten erst 1667 nach Stade (heute Rep. 2). Während der welfisch-münsterischen Besetzung der Herzogtümer Bremen-Verden (1675-80) gelangten einige Urkunden 1676 nach Celle und von dort 1722/23 nach Hannover. Hier bildeten sie zunächst mit anderen Urkunden den Pertinenzbestand Celle Or. 31.

Bereits in Schwedischer Zeit wurden die Urkunden des Erzstifts/Herzogtums Bremen 1704/5 vom Regierungsarchivar Dietrich von Stade in einem Repertorium verzeichnet. Die entsprechenden Repertorien A und B der „Stader Regesten“ sind später dem Brand im Staatsarchiv Hannover zum Opfer gefallen (Hoffmann, S. 239). Die Urkunden des Erzstifts wurden bis 1712 im ehemaligen Stader Marienkloster gelagert. Nach dessen Zerstörung 1712 wurde das Regierungsarchiv samt den erzbischöflichen Urkunden bis 1823 im Stader Rathaus verwahrt, anschließend in einem benachbarten Haus. 1842 wurde der Auditor Diedrich Möhlmann mit der chronologischen Verzeichnung aller in Stade vorhandenen Urkunden beauftragt und stellte Teil 1 seines noch heute wichtigen Repertoriums 1847 fertig. Es enthält Urkunden von 834 bis ins Jahr 1835. Allerdings fehlen in Möhlmanns Repertorium aufgrund vorenthaltener Informationen aus Hannover zahlreiche Bremen-Verdener Urkunden aus den dortigen Beständen Celle Or. 31 und 7. Teil 2 des Möhlmannschen Repertoriums erfasste dann die in den Stader Urkundenkopiaren abschriftlich vorhandenen Urkunden. Vom handschriftlichen Repertorium Möhlmanns (heute NLA ST Rep. 81 Hs, Nr. 9 I + 9 II und Nr. 10) wurde durch den Stader Geschichts- und Heimatverein 1861 eine Abschrift erstellt (digitalisiert: NLA ST Dep. 10 Hs Nr. 110 und Nr. 111), deren Einträge jedoch lediglich Urkunden bis 1648 aufführen.

Trotz der chronologischen Aufführung Möhlmanns wurden die Urkunden vor Ort noch bis in die 1860er Jahre getrennt nach ihren ursprünglichen Fonds, bzw. ihrer Herkunft gelagert. Erst nachdem das Stader Urkundenarchiv 1864 in das Staatsarchiv Hannover verlegt wurde, änderte sich dies. Im Zuge einer Revision der aus Stade nach Hannover überführten Urkunden wurde 1866/67 aus den verschiedenen Urkundenfonds ein großer Pertinenzbestand geschaffen. Dazu wurden die neu aus Stade überführten Urkunden mit den ebenfalls bereits Bremen-Verdener Urkunden enthaltenen Beständen Celle Or. 7 und Celle Or. 31 vereinigt. Der so neu entstandene Bestand Celle Or. 33 enthielt 4500 – nunmehr nach Chronologie durchnummerierte – Urkunden. Das Möhlmann’sche Repertorium wurde im Zuge dieser Arbeiten durch zahlreiche weitere Urkunden ergänzt; des Weiteren wurden von Hans Sudendorf neben der Jahreszahl auch die Tages- und Monatsangaben der Urkunden in den Regesten ergänzt.

Die neue Bedeutung des Provenienzprinzips in den Preußischen Archiven führte auch in Hannover dazu, dass dem Archivar Hermann Hoogeweg 1894 die Aufgabe zuteilwurde, „die Neurepertorisierung der sehr zahlreichen Urkunden von Bremen und Verden“ durchzuführen (Zit. n. Hoffmann, S. 253). 1898-1901 wurden die Urkunden dann von Hoogeweg auch physisch wieder in einzelne Bestände nach ihrer Pertinenz auseinandergeführt. Dabei unterliefen Hoogeweg jedoch auch einige Fehler. Der hier vorliegende Bestand Rep. 1 ist somit kein historisch gewachsener Bestand, sondern wurde künstlich rekonstruiert - mit bis heute bestehenden kleineren Fehlern in der Provenienz. Die von Hoogeweg vorgenommene Beständeeinteilung und Nummerierung ist aber im Wesentlichen nach wie vor gültig und bildet sich – mit leichten Lücken und Ergänzungen – heute in Arcinsys ab. Das in diesem Zuge erstellte Repertorium Hoogewegs verbrannte 1943 mit sämtlichen anderen Repertorien nach einem Bombenangriff auf das Staatsarchiv.

Weitaus folgenreicher jedoch war die zeitgleiche Vernichtung sämtlicher Urkunden des Erzstifts Bremen vor 1570. Beim Bombentreffer des Archivgebäudes in der Nacht vom 8. zum 9. November 1943 wurden ca. 1950 Urkunden des alten Erzstiftes vernichtet – zuzüglich sämtlicher Kopiare (mindestens 116 Bände). 1943 wurden die restlichen Urkunden nach Schloss Söder ausgelagert und 1945/46 wieder ins Hauptstaatsarchiv nach Hannover zurückgeführt. Die rasche Rückführung ist aus heutiger Sicht bedauerlich, da einige Urkunden somit vom Leinehochwasser 1946 nochmals geschädigt wurden. Anschließend ließ man sie zum Trocknen im Celler Schloss auslegen.

Aufgrund des verbrannten Repertoriums Hoogewegs musste für die Bremen-Verdener Urkunden ein neues Findbuch erstellt werden. Der Archivar und spätere Stader Archivdirektor Erich Weise ließ daher das vom Stader Geschichts- und Heimatverein 1861 abgeschriebene Möhlmann’sche Repertorium maschinenschriftlich in zwei Bänden abtippen und ergänzte es durch Tagesdaten und die aktuelle (von Hoogeweg vergebene und noch auf den Urkunden befindliche) Signatur in roter Schrift. Da ihm jedoch damals nur die bis 1648 reichende Abschrift des Geschichts- und Heimatvereins vorlag, fehlte ein Findbuch der Urkunden von 1648-1835. Ein Anfang der 2000er Jahre erstelltes Möhlmann'sches Faksimile der Urkunden 1648-1835 bildet mittlerweile den 3. Teil des analogen Findbuches. Diese drei Bände sind neben Arcinsys bis heute das führende Repertorium zu Rep. 1 geblieben. 1964 wurden die Urkunden des Erzstifts dann nach Einweihung des Stader Archivneubaus in das kurz zuvor neugegründete Staatsarchiv Stade überführt. Erst in den 1990er Jahren wurden für die Urkunden die Bestände Rep. 1, Rep. 2 und Rep. 3 gebildet. Bei der Arbeit mit Urkundenzitaten vor den 1990er Jahren ist dies zu berücksichtigen.

Ende der 1990er Jahre waren kurzzeitig auch Urkunden aus vernichteten und nur als Ersatzkopie vorhandenen Kopiarausschnitten in Rep. 1 verzeichnet. Diese hatte man fortlaufend nach der eigentlich letzten Urkunde von 1835 (Nr. 2349) verzeichnet und mit einem "F" versehen (z.B. Rep. 1 Nr. 2354 F). Da es sich hierbei jedoch lediglich um kopiale Urkundenabschriften handelte, wurden diese Verzeichnungen aus dem Bestand kurz darauf wieder entfernt. Bei Anfragen zu dementsprechend zitierten Stücken sollte das Landesarchiv kontaktiert werden.

Includes 

Der Bestand Rep. 1 besteht heute aus 552 Verzeichnungen, ganz überwiegend aus erzbischöflicher und schwedischer Zeit. Lediglich zwölf Urkunden sind in kurhannoverscher Zeit entstanden. Wenn in Arcinsys auch 91 Urkunden vor 1570 (Nr. 1922) aufgeführt werden, so handelt es sich hierbei nur in wenigen Fällen um spätere Ankäufe und Rückführungen, in nur einem Fall um eine Überführung aus Rep. 5b im Zuge der Nacherschließung 2023 (Rep. 1 Nr. 2386). Überwiegend handelt es sich jedoch um Ersatzkopien von Verfilmungen, die Otto-Heinrich May im Zuge seiner Arbeiten zu den Regesten der Erzbischöfe von Bremen in den 1930er Jahren anfertigen ließ. Die von ihm erstellten schwarz-weiß-Fotografien liegen – teils in Abzügen, teils in Negativen – auch heute noch vor. Sie bilden damit die einzigen Abbildungen zahlreicher, wenn auch längst nicht aller, 1943 vernichteter Urkunden. Einige Urkundenkopien aus den 1930er Jahren wurden bereits in Arcinsys mit einem Digitalisat versehen. Die noch nicht digitalisierten Urkundenkopien wurden 2025 digitalisiert und sollen demnächst mit den Verzeichnungen in Arcinsys verknüpft werden. Fehlende Siegelabbildungen, Dorsalvermerke usw. müssen hierbei leider aufgrund der zeitgenössischen Kopievorlagen in Kauf genommen werden. Die Nummerierung der Signaturen in Rep. 1 folgt der alten Einteilung Hoogewegs, auch wenn damit aufgrund der Kriegsverluste zahlreiche Lücken und Sprünge in der Signaturenfolge entstanden sind.



Dr. Malte de Vries, 17.02.2025


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Literature 

Auswahl:

Ehmck, R.; Bippen, Wilhelm von; Entholt, Hermann, Hofmeister, Adolf E.; Röpcke, Andreas (Hrsg.): Bremisches Urkundenbuch, Bd. 1-7, Bremen 1873-1994.

Kausche, Dietrich (Bearb.): Regesten zur Geschichte des Harburger Raumes 1059 bis 1527 (Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv Hamburg 12), Hamburg 1976.

Hoffmann, Christian: Zwischen Stade und Hannover – Die Geschichte der bremen-verden’schen Urkundenbestände seit der Mitte des 17. Jahrhunderts, in: Reitemeier, Arnd; Ohainski, Uwe (Hrsg.): Aus dem Süden des Nordens. Studien zur niedersächsischen Landesgeschichte für Peter Aufgebauer zum 65. Geburtstag, Bielefeld 2013, S. 235-258.

König, Joseph (Bearb.): Regesten der Erzbischöfe von Bremen, Bd. 2, Hannover 1971.

May, Otto-Heinrich (Bearb.): Regesten der Erzbischöfe von Bremen, Bd. 1 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen 11), Bremen 1937.

Mindermann, Arend: Arend Mindermann: Repertorium abschriftlich überlieferter Urkunden zur Geschichte des Erzstifts Bremen und des Bistums Verden im Mittelalter. Teil 5: Urkunden der Erzbischöfe und des Domkapitels von Bremen (846–1218) im verlorenen Kopiar des Bremer Domkapitels, in: Stader Jahrbuch 91/92 (2001/2002), S. 13-50.

Mindermann, Arend: Repertorium abschriftlich überlieferter Urkunden zur Geschichte des Erzstifts Bremen und des Bistums Verden im Mittelalter. Teil 6: Urkunden der Erzbischöfe und des Domkapitels von Bremen (1218–1258) im verlorenen Kopiar des Bremer Domkapitels, in: Stader Jahrbuch 93/94 (2003/2004), S. 29-52.

Ohainski, Uwe (Bearb.): Die wichtigsten Urkundenveröffentlichungen zur mittelalterlichen Geschichte Niedersachsens / Unter Zugrundelegung der Übersicht von Manfred Hamann aus dem Jahre 1967, Göttingen 2005.

Schleif, Karl H.: Regierung und Verwaltung des Erzstifts Bremen am Beginn der Neuzeit (1500-1645). Eine Studie zum Wesen der modernen Staatlichkeit, Hamburg 1972.

Sudendorf, Hans (Hrsg.): Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg und ihrer Lande, Bd. 1 – 10 und 11, hrsg. Von Carl Sattler, Hannover/Göttingen 1859-1883.

Schwarze, Brigide (Bearb.): Regesten der in Niedersachsen und Bremen überlieferten Papsturkunden 1198-1503 (Veröfentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen 38, Bd. 15), Hannover 1993.

Röper, Carl (Hrsg.): Urkunden, Regesten, Nachrichten über das Alte Land und Horneburg, Bd. 1-4, Jork, 1985-1990.

Weise, Erich: Geschichte des Niedersächsischen Staatsarchivs in Stade nebst Übersicht seiner Bestände (Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung 18), Göttingen 1994.

Finding aids 

Möhlmann, Diedrich: Repertorium des Königlichen Archivs zu Stade. 1. Teil und 2. Teil (NLA ST, Dep. 10 Hs, Nr. 110 u. 111 sowie NLA ST, Rep. 81 Hs, Nr. 9 I + 9 II und Nr. 10) und masch. Abschrift (inkl. Ergänzungen) im Lesesaal.

See

Corresponding archival items 

Rep. 2
Rep. 5a
Rep. 5b
Rep. 3 (Klöster)
Rep. 3 VP
Rep. 3 Foto
Dep. 10 Urk

Further information (fonds)

Access 

Zur wissenschaftlichen Arbeit sollte möglichst auf die dargebotenen Urkundendigitalisate sowie die Editionen der Urkundenbücher zurückgegriffen werden.

Information / Notes

Additional information 

Abgeschlossen: ja

vollständig verzeichnet