NLA ST Rep. 33

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Fürstlich Münster'sche Akten

Laufzeit 

1665-1680

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte 

Vorwort

Der hier vorliegende Bestand umfasst die Akten der münsterschen Verwaltung zu Verden (1676-1680), die nach Rückgabe der Herzogtümer Bremen und Verden an Schweden 1680 in die Stader Registratur gelangten. Sie waren bislang dem Bestand Rep. 5a (Schwedisches Archiv) als Anhang beigefügt (Fach 485 bis 491). Die 85 Datensätze umfassenden münsterschen Regierungsakten sind nunmehr zu einem eigenen kleinen Bestand (Rep. 33) zusammengeführt worden.
Der Bestand umfasst den Zeitraum der münsterschen Besetzung des Herzogtums Verden und eines kleinen Teils des Herzogtums Bremen von 1675 bis 1680. Schweden verlor 1675 vorübergehend die im Westfälischen Frieden als Reichslehen erworbenen deutschen Provinzen.
Die mit dem Reichsfeind Frankreich verbündete schwedische Großmacht fiel Ende 1674 in die Mark Brandenburg ein und wurde im Sommer 1675 bei Fehrbellin vom brandenburgischen Kurfürsten entscheidend geschlagen. Kurz darauf wurde die Reichsacht über den schwedischen König in seiner Eigenschaft als Reichsfürst in Pommern, Mecklenburg und Bremen-Verden verhängt. Es folgten die Kriegserklärungen des Heiligen Römischen Reiches und Dänemarks. Münster, Dänemark und Braunschweig-Lüneburg wurden mit der Reichsexekution gegen Schweden, d. h. gegen die deutschen Provinzen der schwedischen Krone, beauftragt. Bereits Ende Juli 1675 ließ der münstersche Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen die Ämter Wildeshausen und Thedinghausen besetzen, am 25. September kam Verden in münstersche Hand, kurz darauf folgten Rotenburg und die sogenannten festen Häuser Burg, Langwedel und Ottersberg. Im Januar 1676 wurde die Festung Carlsburg besetzt, am 12. August erfolgte die schwedische Kapitulation mit der Übergabe der Residenz- und Festungsstadt Stade.
Bereits am 10. August 1676 hatten die Alliierten die Aufteilung der Herzogtümer Bremen und Verden vereinbart.

Den größten Teil Bremen-Verdens erhielten die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, den südlichen Teil das Fürstbistum Münster - die Ämter Wildeshausen und Thedinghausen, Verden, Ottersberg, Rotenburg, Langwedel, Bremervörde und anteilig Carlsburg; Dänemark musste sich mit der Elbinsel Krautsand zufriedengeben.
Der Bischof von Münster ernannte für seinen Besatzungsanteil an Bremen-Verden eine Regierung mit Sitz in Verden: Die "Hochfürstlich Münstersche zur Regierung Hertzogthumbs Verden und Bremischen Districts wollverordnete Präsident und Räthe". Präsident der münsterschen Regierung wurde Niclas von Zitzewitz. Nach Ausweis der Akten war der eigentlich entscheidende münstersche Beamte vor Ort der Oberamtmann Conrad Peper. Ihm zur Seite standen die Regierungsräte Christian Siegfried von Schwan und später, seit etwa August 1679, Moritz von der Lippe. Darüber hinaus wirkte der eingesessene Edelmann und Landrat Georg Marschalck in der Regierung mit.
Bischof Christoph Bernhard von Galen starb am 19. September 1678. Kurz darauf ließ der Celler Herzog Georg Wilhelm die Stadt Verden besetzen. Christoph Bernhards Nachfolger, Bischof Ferdinand von Fürstenberg, gelang es, die Welfen zu einem schnellen Abzug zu bewegen. Diese "lüneburgische Invasion" ist eindrücklich in den Akten dokumentiert.
Bei den Friedensverhandlungen in Nimwegen 1678/79 gelang es Frankreich, die Alliierten voneinander zu trennen und durch separate Friedensverträge der schwedischen Krone die Herzogtümer Bremen und Verden und die anderen deutschen Provinzen zurückzugeben. Im Frieden zu Celle vom 5. Februar 1679 verzichtete Herzog Georg Wilhelm auch im Namen der anderen welfischen Linien auf alle Eroberungen in Bremen-Verden. Frankreich und Schweden versprachen die Zahlung von 300.000 Reichstalern Kriegskosten, Schweden setzte für seinen finanziellen Anteil das im Herzogtum Bremen liegende Amt Thedinghausen zum Pfand.

Darüber hinaus verzichtete Schweden auf das im Herzogtum Verden liegende Aller-Weser-Dreieck mit der Verder Marsch und der Vogtei Dörverden. Im Vertrag vom 19. März 1679 gab Bischof Ferdinand von Fürstenberg die münsterschen Eroberungen zurück. Im Gegenzug versprach der schwedische König Karl XI. die Zahlung von 100.000 Reichstalern Kriegskosten, für diese Summe verpfändete er das Amt Wildeshausen an Münster.
Im Januar 1680 begann die Evakuierung der braunschweig-lüneburgischen und münsterschen Verwaltung. Am 14. Januar 1680 wurde Verden, einen Tag später Bremervörde von den münsterschen Truppen geräumt. Am 17. Januar verließen die alliierten Truppen Carlsburg. Bis zum 3. Februar 1680 hatte die münstersche Militär- und Zivilverwaltung das Herzogtum Verden verlassen. Im Sommer 1680 waren die gesamten Herzogtümer Bremen und Verden wieder im Besitz der schwedischen Krone.

Die archivalische Überlieferung für die unter münsterscher Besetzung stehenden Teile Bremen-Verdens ist quantitativ nicht besonders gut. Der überwiegende Teil der 85 Datensätze behandelt Klagesachen, die in ihrer Vielfalt an klagenden bzw. beklagten Personen und an Streitgegenständen bei aller quantitativen Begrenzung qualitativ von hohem Aussagegehalt sind. Die Auswertung der münsterschen Regierungsakten, die vorrangig die Jahre 1677-79 umfassen, verspricht somit zahlreiche neue Erkenntnisse, zumal die münstersche Besatzungszeit kaum erforscht ist.

Hinweise zur Benutzung
In der Regel befinden sich in den Akten zwei Zeitangaben, dies wurde bei der Verzeichnung beibehalten: Während die katholischen Länder - und damit Münster - den neuen Gregorianischen Kalender bereits seit 1582 eingeführt hatten, galt im protestantischen Bremen-Verden, auch in Schweden, noch der alte Julianische Kalender. Es besteht zwischen beiden Kalendern eine Differenz von 10 Tagen (alter Stil + 10 Tage = neuer Stil).

Zur Erleichterung der Benutzung wurden ausführliche Orts-, Personen- und Sachindizes angelegt.
Bei der Bestellung der Akten sind der Bestandsname - Rep. 33 - und die entsprechende Nummer anzugeben.

Ergänzende Überlieferung im NLA - Standort Stade - :

Rep. 5a - Schwedisches Regierungsarchiv
Rep. 5 - Celler Akten der braunschweig-lüneburgischen Besetzung (1675-1680) (siehe hierzu gedrucktes Findbuch, bearb. von Matthias Nistahl, Stade 1987)
Rep. 30 - Stader Akten der braunschweig-lüneburgischen Besetzung (1675-1680) (siehe hierzu gedrucktes Findbuch, bearb. von Matthias Nistahl, Stade 1991)
Rep. 28 - Akten des Schwedischen Tribunals zu Wismar im Niedersächsischen Landesarchiv - Staatsarchiv Stade - Herzogtümer Bremen und Verden 1653 - 1715 (siehe hierzu gedrucktes Findbuch, bearb. von Beate-Christine Fiedler, 2 Bde., Hannover 2012)


Ergänzende Literatur:

Wilhelm Heinrich Jobelmann, Die Reichsexekution gegen Carl XI. von Schweden in den Herzogthümern Bremen und Verden 1675-1680, in: Archiv des Vereins für Geschichte und Alterthümer der Herzogthümer Bremen und Verden und des Landes Hadeln zu Stade, Bd. 5, 1875, S. 380-396.

Wilhelm Kohl, Akten und Urkunden zur Außenpolitik Christoph Bernhards von Galen (1650-1678), Teil 3: Vom Kölner Frieden bis zum Tode des Fürstbischofs (1674-1678) (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen XLII), Münster 1986 (hier weitere relevante Bestände).

Karl Nerger, Verden unter schwedischer Herrschaft (Geschichte der Stadt Verden (Aller) in Einzeldarstellungen, 12), Verden 1986, S. 59-63,

Matthias Nistahl, Die Reichsexekution gegen Schweden in Bremen-Verden, in: Landschaft und regionale Identität. Beiträge zur Geschichte der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden und des Landes Hadeln (Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzögtümer Bremen und Verden, 3), Stade 1989, S. 97-123.

Ders., Oldenburg und die Reichsexekution gegen Schweden. Große Diplomatie und kleinstaatliches Schicksal, in: Oldenburger Jahrbuch 2004, S. 65-99.

Christoph Gottlieb Pfannkuche, Die neuere Geschichte des vormaligen Bisthumes und jetzigen Herzogthumes Verden, Verden 1834, S, 144-146.

Stade, im Juli 2014
Beate-Christine Fiedler

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

teilweise verzeichnet