
Identifikation
Titel
Sammlung von historischen Notizen, chronikalischen Stücken, Quellenauszügen, Briefen (lose Blätter) und Versen (von mehreren Händen, 16. Jahrhundert), auf dem Rücken des mit lateinischer Prosa beschriebenen Pergament-Umschlags betitelt "Stoteroggens Braunschw. Lüneburgische Chronik de a. 785-1503.", auf dem Pergament-Vorsetzblatt betitelt "Clawes Stoteroggenn Boeck 1533" (Eigentümer demnach Clawes Stoteroggen, nach C. Borchling 1902 wahrscheinlich Ratsbeamter in Lüneburg)
Laufzeit
785-1533
Enthält
Bl. 1a-12a: niederdeutsche historische Notizen, Lüneburg betreffend (1. Hälfte 16. Jahrhundert), u. a. Bl. 2a-9b eine Liste der Sodmeister 1370-1444, mit kurzen chronikalischen Zusätzen u. a. über das Salzwerk, Kriege und Fehden Lüneburgs und der Herzöge zu Braunschweig und Lüneburg mit anderen Fürsten und Städten, über den Tod fürstlicher Personen, über Naturereignisse, Bl. 12a: Personalien der Herzöge Otto zu Harburg, Ernst zu Celle und Franz zu Gifhorn.
Bl. 12b-43b: niederdeutsche Lüneburger (Bromes-)Chronik, das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, besonders die Stadt Lüneburg betreffend 785-1421, laut Subscriptio Bl. 43b 1532 geschrieben, ältere Rezension der Chronik, am meisten mit der Kopenhagener Handschrift Gamle Kongelige Samling (KGS) No. 667 übereinstimmend, d. h. mit Fortsetzung bis 1421 und mit zwischen Vorrede und Beginn der Chronik eingeschobenem längerem Stück über die Lüneburger Erbstreitigkeiten von 1369ff. (andere ältere Rezensionen der Bromes-Chronik: u. a. Herzog August Bibliothek Codices Augustei 29.3 Bl. 1a-71a, Stadtarchiv Lüneburg Hs. A ? [Rezension von "Helmold Rodewold Anno 1587"] Bl. 1-48, Niedersächsische Landesbibliothek Hannover XXIII 899 Bl. 403ff.).
Bl. 44a-51a: niederdeutsche historische Notizen, Lüneburg betreffend, Wassernot 1331, Feuersnot 1333, 1416 etc. (2. Hälfte 16. Jh.).
Bl. 51b-52b: Abschrift des lateinischen Verkaufsbriefs der neuen Saline durch Herzog Johann 1273 (Ende 16. Jh.).
Bl. 56b-69b: niederdeutsche historische Notizen, Lüneburg betreffend 1442 (Mitte 16. Jh.).
Bl. 71a: niederdeutsche historische Notizen 1474f. von derselben Hand, über die Belagerung Nutzes [Neuss] durch den Herzog Carl von Burgund [Karl der Kühne, Charles I. de Valois-Bourgogne] und über die der Stadt Nutze [Neuss] von der Stadt Lüneburg geleistete Hilfe.
Bl. 72a-82a: Auszug aus einem die Unruhen ("tumultu[s] ciuium contra Senatum") in Lüneburg 1454/1455 [Prälatenkriege] beschreibenden niederdeutschen Werk (wahrscheinlich aus der Geschichte von Herrn Johan Springintguedt [Springenguth, Springintgut] [Döring-Chronik], andere Abschriften der Döring-Chronik u. a. Herzog August Bibliothek Codices Novi Nr. 474.3 Bl. 166b-177b, nach C. Borchling 1902, S. 147, "verhochdeutscht[e]" Abschrift Herzog August Bibliothek Codices Novi 651.1 Bl. 147a-176b, junge Abschrift des 18. Jahrhunderts. Stadtarchiv Lüneburg Hs. A1, Niedersächsische Landesbibliothek Hannover XXIII 899 Bl. 1-118).
Bl. 90a-b: Abschrift der niederdeutschen Urkunde der Herzöge Wentzlaus [Wenzlaus, Wenzeslaus, Wenczeslaw, Wenzel] und Albertus [Albert, Albrecht (III.)] zu Sachsen [Sachsen-Wittenberg] und Lüneburg und des Herzogs Bernd [Bernhardus, Bernhard] zu Braunschweig und Lüneburg 1383 über die neue Lüneburger Saline.
Bl. 91a-97b: Personalien der neueren Lüneburgischen Linie des fürstlichen Hauses 1467-1503, "Rekenschop" über Ausgaben des Rats 1467ff., niederdeutsche und lateinische historische Notizen über die Saline und Kriegsereignisse Lüneburg betreffend 1395-1397, 1371 (2. Hälfte 16. Jahrhundert).
Bl. 98a-103a: Hochdeutsche Gedichte über die älteren Sächsischen Fürsten, eine Art Reimchronik (Ende des 16. Jahrhunderts), betitelt auf Bl. 98a "1511 Wittenberge. L: S: Sprüche vonn denn aldenn Fürstenn zu Sachssenn 1526", beginnend 842 mit Herzog Ludolf I., endend mit den Herzogen Friedrich II. und Ernst, Gedichte zu den drei folgenden Fürsten nicht notiert (nur die Titel).
Bl. 104a-107b: niederdeutsches Statut der Stadt Lüneburg (Anfang 16. Jahrhundert), betitelt auf Bl. 104a "Artikele der Sostige".
Band
1
Nebenlaufzeit bis
1600
Provenienz
Organisations- und Aktenzeichen
VI, 3
(Teil-)Provenienz
Der Codex wurde 1532 in Lüneburg geschrieben und gehörte laut Vermerk auf dem Vorsatzbl. dem Lüneburger Patrizier und Bürgermeister Klaus Stöterogge (1497–1560), der auch eine Schrift über die Lüneburger Ratsämter verfasst hatte. Vgl. zu ihm W. Reinecke, Des Bürgermeisters Claus Stöterogge Denkbüchlein über die Ratsämter, in: Lüneburger Museumsblätter 8 (1912), 349–383; M. Hecht, Patriziatsbildung als kommunikativer Prozess. Die Salzstädte Lüneburg, Halle und Werl in Spätmittelalter und früher Neuzeit, Köln, Weimar, Wien 2010 (Städteforschung Reihe A, 79), 57 und 290f.
Wann und auf welchem Wege der Codex ins Staatsarchiv Wolfenbüttel gelangte, ist unbekannt.
Informationen / Notizen
Zusatzinformationen
Wasserzeichen: Krug mit Deckel und einem Henkel, darüber Krone, darüber Blume/Blatt: ≈ WZIS NL0360-PO-31528 (1532); Hausmarke: ≈ Briquet 9835 (1532)
Lagen: VI+1 (12)! 2 IV (28). 2 VI (52). V+1 (63). VI (75). V+1 (86). V+1 (97). III (103). II (107).
Moderne Foliierung: 1–107, das Vorsatzbl. aus Pergament ungez.
Schriftraum: 20,5 × 14 cm, zweispaltig, meist 44 Zeilen. Haupttext in Bastarda von einer Hand; Nachträge verschiedener Hände in Kanzleischrift des 16. Jh. Kein Buchschmuck; Schreibsprache: mittelniederdeutsch, Rubriken und Überschriften lateinisch.
Zeitgenössischer Koperteinband aus dünnem Schweinsleder, an dem überlappenden Rückdeckel eine Schließe.
Literatur: Conrad Borchling, Mittelniederdeutsche Handschriften in Wolfenbüttel (3. Reisebericht), Göttingen 1902 S. 193f.;Heiko Droste, Schreiben über Lüneburg: Wandel von Funktion und Gebrauchssituation der Lüneburger Historiographie (1350 bis 1639) / bearb. von Heiko Droste. Hannover: Hahn, 2000 - 488 S. - (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen; 195), Seiten 391-394, 395 und 438f.
Vergleiche Findbuch Henrici (39 F Slg);
Ergänzungen
freier Text
Ir Auf dem Vorsatzbl. (Pergament) ein Besitzvermerk: Clawes Stoteroggenn Boeck 1533. – Iv leer.
1r–12r Nachträge zur Lüneburger Geschichte. 1r Annalistische Notizen zum Zeitraum von 1208 bis 1369. 1v Ursprung der vorbate (Sonderaufschlag bei der Verpachtung der Siedepfannen). 2r–9v Liste der Sodmeister 1370–1444, mit kürzeren chronikalischen Zusätzen. 10r–11v leer. 12r Lebensdaten der Kinder Heinrichs des Mittleren (Mittleres Haus Braunschweig): Otto I. († 1549; Nebenlinie Harburg), Ernst der Bekenner († 1546) und Franz I. († 1549; Nebenlinie Gifhorn).
12v–43v Lüneburgische Chronik. (12v–13r) Vorrede. In nomine domini Amen. Wente men alle geschichte vnd handelinge de gescheen syn nicht to male in dechtnisse hebben vnd beholden kann … — … Uppe dat allen bedderen luden witlick werde des forstendomes vnd der stadt Luneborch legenheit vnd desser heren handelinge vnd eres vaders. (13r–43v) Text. So is war dat keyser Frederick de ander de herschop to Luneborch to eynem sunderghem furstendome makede … — … in dem sulven Jare [1421] stundt noch de krych apen mit den vorsten van Luneborch vnd dem stichte von Hildenßen de branden vnde wosteden de lande an beyden syden etc. Et sic est completus anno 1532 die cathedra Petri [22.2.1532]. Ältere Rezension der Chronik mit der Fortsetzung bis 1421 (wohl verf. von dem Lüneburger Ratsherrn Hans Brunswigk, vgl. 2VL 1, 1075) und einem Einschub über die Erbstreitigkeiten von 1369 zwischen Vorrede und Beginn der Chronik von 785–1421 (13r–15v, sog. "Satechronik", Verf. vermutlich der Lüneburger Ratsherr Dirk Bromes, vgl. 2VL 1, 1041; Droste Schreiben über Lüneburg, s. oben, 67–76, 67 Hs. genannt). Textbestand sehr ähnlich wie Kopenhagen, KB, GKS 667 2° und Hannover, GWLB, Ms. XXIII 899. Teilweise abweichend dagegen die Wolfenbütteler Parallelüberlieferung in Cod. Guelf. 29.3 Aug. 4°, 1r–71v; Cod. Guelf. 127a Blank., 159r–187v. Druck: Leibniz Scriptores 3, 172–199; Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, Bd. 36: Die Chroniken der niedersächsischen Städte – Lüneburg, Leipzig 1931, 45–147. Literatur: Potthast Wegweiser 1, 273; Rep. font. 3, 375; Droste Schreiben über Lüneburg (s. oben), 67–76, 455f.; H. Droste, Hansische Geschichtsschreibung ohne Hanse: Das Beispiel Lüneburg, in: Das Bild der Hanse in der städtischen Geschichtsschreibung des Mittelalters und der frühen Neuzeit, hrsg. von V. Henn und J. Sarnowsky, Trier 2010 (Hansische Studien 20), 37–47, hier 39f; 2VL 5, 1063–1065.
44r–51r Historische Notizen. Notizen zur Lüneburgischen Geschichte die Jahre 1331, 1416 und spätere Jahre betreffend, u. a. zur Teilung des Hauses Alt-Lüneburg in das mittlere Haus Lüneburg (Bernhard, † 1434) und das mittlere Haus Braunschweig (Heinrich, † 1416; Wilhelm der Ältere, † 1482) mit dem Besitztausch von 1428.
51v–53r Verkaufsbrief. Abschrift des lat. Verkaufsbriefs der neuen Sülze durch Herzog Johann († 1277; altes Haus Lüneburg) im Jahr 1273. Druck: J. H. Jung, De iure Salinarum tum veteri tum hodierno liber singularis…, Teil II: Sylloge documentorum plurimam partem ineditorum pro Salina Luneburgensi, Göttingen 1743, 83 Nr. VII. – 53r–56r leer.
56v–69v Bericht über die Bestätigung aller Privilegien der Stadt Lüneburg durch den Kaiser. Anno XIIIIc XLII hade vnser hern van Luneburg ambasiaten Her Qwirrn her Baren vnd Ludolfus Hertog Wilhelms schriwer hadden tho Francfurdt dorch einen domhern van Mentze … — … vnd worden alle gefangen de deme rade tho Luneborg thohorden ohne Alberth Semmelbecker. In dieser Form ungedruckt. – 70r–v leer. 71r historische Notizen zu den Jahren 1474 und 1475.
72r–82r Hinrik Lange: Chronik. ›Extractum ex libro quodam de tumultu civium contra Senatum‹. Jnn deme LIIII Jare nha S. Michels dage qweme dat Capittel to Lubek vnd etlike ander prelaten to Vltzenn … — … Do starf he Jnn deme Torne vnnd Jß vnd was woll ein klechlick vnnd barmlick dingk. Edition: Die Chroniken der deutschen Städte Bd. 36 (s. oben), 186 Z. 32 – 196 Z. 32; 204 Z. 29 – 209 Z. 17. Literatur: Rep. font. 7, 134; Droste Hansische Geschichtsschreibung (s. oben), 40–42; 2VL 5, 582–584.
90r–v Freiheitsbrief über die neue Saline in Lüneburg (22.2.1383). ›Litera ducum Luneburgensium Wentzlaj Albertj et Bernhardj super libertate noue saline‹. Wy Wentzlaus vnd Albrecht … bekennen apenbar in dussen breue dat wij mit volbord vnser eruen … georlouet vnd gegeuen hebben … — … druttein hundert jar darna in deme dree vnd achtentigesten Jre in sunte Peters dage alse he gehogett wartt. Druck: N. Staphorst, Historia Ecclesiæ Hamburgensis Diplomatica, das ist: Hamburgische Kirchen-Geschichte…, Des Ersten Theils Vierter Band darin die Geschichten des funffzehenden Jahrhunderts enthalten sind…, Hamburg 1731, 5. Beilage, 866f.
91r–95r Rechenschaft über Ausgaben des Rats bei fürstlichen Hoffesten und anderen Gelegenheiten 1300–1390, 1467–1497. Abrechnung des Schreibers mit dem Rate.
95v–96r Historische Notizen. Darunter Anmerkungen zur Eheschließung Herzog Wilhelms d. Ä.: Do hertog Wilhelm des Marggrauen van Brandenborch suster tho der er gelaueth was …
96r–v Pamphlet zum Verhältnis des Lüneburger Rates und Herzog Wilhelms von Braunschweig-Lüneburg. ›Herzog Wilhelm Henrici filii‹. Item vann dem vndancknamigen Herrenn den de Luneborger mher denne Gott tho ehrende plegenn de was tho Luneborg ein furste ein prælate, ein burgermeister, ein sotmeister vnnd watt he wolde … — … dat hefft eme alletidt inn dem kroppe steked. Edition (nach dieser Hs.): Droste Schreiben über Lüneburg (s. oben), 395f. Anhang 3, zum Text 170f. (171 Hs. genannt).
96v–97r Historische Notizen. Lateinische und mittelniederdeutsche Anmerkungen, darunter (97v) Anno M.CCC.LXXVII dominus Hartuicus de Salina miles et proconsul renunciavit consilio …
98r–103r Reimchronik. ›Sprüche vonn denn aldenn Fürstenn zu Sachssenn 1526‹. (99r) Anno 842 D. Leuttolph der erste. Großherrn zu Sachssen macht mich Ludwig … Die Lieder sind aus der Chronik Jürgen Hammenstedes entnommen, vgl. dazu Droste Schreiben über Lüneburg (s. oben), 296 (Hs. genannt). – 103v leer.
104r–107r Die Artikel der Sechziger. ›Artikele der Sostige‹. Ersamen leuen heren. Tom ersten begheren de Borgere dat de Borgermestere nichtes verhandelen sunder vulbord vnd medewtend des gemehnen Rades. Item wanne men kiesen scil … — … Item schalmen nicht lengher kroghen wann to teynen des nachtes binnen der stad. Forderungen des Sechziger-Ausschusses der Bürgerschaft aus dem Jahr 1454. Er diente zur Kontrolle des Alten Rates, der neben dem Neuen Rat bestehen blieb und mit diesem nach Wiedereinsetzung des alten Rates abgeschafft wurde. Edition (nach dieser Hs.): Droste Schreiben über Lüneburg (s. oben), 391–394 Anhang 2, zum Text 142–150 (142 Hs. genannt).
Weitere Angaben (Bild)
Format
27,5 × 19,5 cm
Ausführung
Papier
Blattzahl
107 Bl.
Index-Gruppe
Herkunftsort
Lüneburg
| Aktion | Typ | Bezeichnung | Zugang | Info |
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| Detailseite | Original | Akte | 0002 / 10 |
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| Detailseite | Sicherungsfilm | Akte | 0002 / 10 |
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