
Identifikation
Titel
1. Kläger/Appellant:
Wilhelm Friedrich von Stopler [1640-1713] zu Binder, Wehrstedt und Lechstedt sowie die vier Töchter und Erbinnen seines Bruders Christian Gottfried von Stopler [gest. 1695/1700] (Bekl.): Dorothea Elisabeth, Eva Maria Franziska, Judith Christine und Sibylle Katharina von Stopler
2. Beklagter/Appellat:
Erben des Dr. Johann Reinhard Ziegenweidt (gest. 1693) (Kl.): dessen Sohn Johannes Ziegenweidt und Maria Christina Ziegenweidt
3.1. Prokuratoren/Kläger bzw. Appellant:
Dr. Friedrich Heinrich von Gülich, 1701, Prokurator
sub. Lic. Wilhelm Heeser, 1701, Prokurator
3.2. Prokuratoren/Beklagter bzw. Appellat:
Lic. Johann Konrad Albrecht von Lauterburg, 1701, Prokurator
sub. Lic. Wilhelm Heeser, 1701, Prokurator
wegen
4. Streitgegenstand:
appellatio
Schuldforderung. Wilhelm Friedrich und sein Bruder Christian Gottfried von Stopler hatten 1680 von Dr. Johann Reinhard Ziegenweidt einen Kredit in Höhe von 2000 Reichstalern aufgenommen und ihm dafür zwei Meierhöfe zu Wöhle, die zu seinem Rittergut Lechstedt gehörten, als Pfandbesitz überlassen. Die 2000 Reichstaler, mit denen die Brüder von Stopler Ziegenweidt verpflichtet waren, stammten teilweise aus Legaten, die ihr verstorbener Bruder Johann von Stopler (gest. 1680) Ziegenweidt und dessen Familie in seinem Testament ausgesetzt hatte, teilweise aus anderen Schuldposten. Später brachte die Frau des Christian Gottfried von Stoplers, die sich wegen seines Ehebruchs von ihrem Mann getrennt und das Gut Lechstedt zur Sicherung ihres Unterhalts übernommen hatte, die beiden Höfe zu Wöhle in ihren Besitz. Unter Berufung auf das Testament von 1680 verklagte Dr. Ziegenweidt daraufhin die Brüder von Stopler in einem außerordentlichen Verfahren vor der Regierung in Hildesheim auf Eviktionsleistung (Schadloshaltung). Während sich Wilhelm Friedrich von Stopler mit Ziegenweidt verglich und ihm u. a.
Laufzeit
1701 - 1703
Enthält
die Mühlengefälle aus der Erbmühle zu Binder überließ, setzte sein Bruder Christian Gottfried von Stopler, der behauptete, dass Ziegenweidt das für ihn so günstige Testament selbst konzipiert und Johann von Stoplers untergeschoben habe, den Prozess fort. Er beantragte seinerseits die Nichtigkeitserklärung des Testaments und verklagte Ziegenweidt auf Erstattung der bislang aus den von Stoplerschen Gütern erhaltenen Einkünfte. 1688 erreichte Christian Gottfried von Stopler wegen der von ihm unterstellten Befangenheit einiger der am Verfahren beteiligten Hofräte, dass die Testamentssache einer Kommission übertragen wurde. Sein Bruder Wilhelm Friedrich von Stopler schloss sich daraufhin der Klage an. Gegen seinen Vergleich mit Ziegenweidt, den er nur aus Furcht vor dem totalen Ruin eingegangen sei, bat er zunächst um die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand und beantragte die Sequestration (Zwangsverwaltung) der Mühlengefälle. Es gelang den Brüdern von Stopler jedoch nicht, sich durch ihre ordentliche Klage von dem von Ziegenweidt begonnenen außerordentlichen Verfahren auf Schadloshaltung zu befreien. 1695 verurteilte die Regierung Christian Gottfried von Stopler innerhalb von 6 Wochen zur Rückzahlung seines Anteils an der Schuld an die Erben des inzwischen verstorbenen Ziegenweidt, andernfalls wurde die Einweisung in den von Stoplerschen Zehnten zu Wartjenstedt angedroht. Allerdings blieb die Rückzahlung weiterhin aus. Im Jahr 1700, nachdem sowohl Wilhelm Friedrich von Stopler wie auch seine von ihm getrennt lebende Frau, die Inhaberin des Gutes Lechstedt, verstorben waren, wies der Amtmann zu Steuerwald seinen Bruder und Lehnserben Wilhelm Friedrich von Stopler auf Befehl der Regierung an, die geforderte Summe innerhalb von 14 Tagen an Ziegenweidts Erben auszuzahlen, andernfalls wurde die Einweisung der Erben in die beiden Meierhöfe zu Wöhle angedroht. Dagegen
appellierten von Stopler und die Töchter seines Bruders an das RKG.
5. Vorinstanz:
Regierung zu Hildesheim bzw. eine vom Domkapitel sede vacante 1688 und danach vom Bischof erneuerte Kommission 1695, 1700
Bd. 1: Priora ohne Protokoll 1690-1701
Darin:
verstreut einzelne Aktenstücke des Exekutionsverfahrens aus der Zeit vor der Erneuerung der Kommission, insbesondere über die Einweisung Ziegenweidts in die von Stoplersche Erbmühle und den Zehnten zu Wartjenstedt 1687-1689
Q 7 Testament des Johann von Stopler 1680
Q 9/1; 70-71 Verhöre der bei der Errichtung dieses Testaments anwesenden Zeugen und des Notars 1688-1690
Q 76 Quittung der Brüder von Stopler über den Empfang des Originals der Obligation der Magdalena von Gremsleben 1682
Q 87 Testament des Wolf(hard) Friedrich von Stopler 1668
Q 88/2 Responsum der Juristenfakultät Halle wegen Nichtigkeit des umstrittenen Testaments 1694
Hinweis:
Q 1-93
Die Priora setzen erst mit der Erneuerung der Kommssion 1690 ein und beziehen sich sowohl auf die Testamentssache wie auch auf die von Ziegenweidt weiterhin bei der Regierung verfolgte Exekutionssache.
Band
1
Alte Archivsignatur
S 8671/I
Provenienz
Organisations- und Aktenzeichen
S 2903/I
Ergänzungen
Klassifikation Teil B
stopler 1907
Index-Gruppe
GEOB
Binder # Baddeckenstedt, Krs. Wolfenbüttel, Erbmühle
Lechstedt # Bad Salzdetfurth, Krs. Hildesheim, Gut
Steuerwald, Amt
Wöhle # Schellerten, Krs. Hildesheim
Institution
Halle, juristische Fakultät
Hildesheim, Hochstift, Regierung
PERS
Gremsleben, Magdalena von
Stopler, Christian Gottfried von
Stopler, Dorothea Elisabeth von
Stopler, Eva Maria Franziska von
Stopler, Johann von
Stopler, Judith Christine von
Stopler, Sibylle Katharina von
Stopler, Wilhelm Friedrich von
Stopler, Wolf Friedrich von
Ziegenweidt, Johann Reinhard, Dr.
Ziegenweidt, Johannes
Ziegenweidt, Maria Christina
Prokuratoren / Advokaten / Notare
Albrecht, Johann Konrad, Lic., 1701
Gülich, Friedrich Heinrich von, Dr., 1701
Heeser, Wilhelm, Lic., 1701
SACH
Appellation
Befangenheit
Besitzeinweisung, 17. Jh.
Ehebruch
Exekutionsverfahren
Legat
Lehen, Pfandafter-
Meierhof, 18. Jh.
Mühle, Erb-
Mühlengefälle
Rechtsgutachten, 17. Jh.
Schadloshaltung
Schuldsache, 18. Jh.
Schuldverschreibung, 17. Jh.
Testament, 17. Jh.
Testament, Fälschung
Wiedereinsetzung in den vorigen Stand
Zehnt, 17. Jh.
Zeugenvernehmung, 17. Jh.
Zwangsverwaltung
| Aktion | Typ | Bezeichnung | Zugang | Info |
|---|---|---|---|---|
| Detailseite | Original | Akte | 0050 / 19 |
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