StadtA H 3.NL.023

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Nachlass Culemann

Laufzeit 

300-400 [4. Jahrhundert]; 1840 – 1886;

Bestandsdaten

Beschreibung 

-Korrespondenz, vor allem auf Friedrich Culemanns Kunstsammlung und seine Aktivitäten als hannoverscher Senator bezogen
-geschäftliche Angelegenheiten
-Materialsammlung und Korrespondenz zur Publikation „Geschichte der Buchdruckereien in den Hannoverschen und Braunschweigischen Landen“ von Carl Ludwig Grotefend (Hannover 1844)
-Handakte des Komitees zur Errichtung des Langensalza-Denkmals
-Materialsammlung Culemanns zur Geschichte der Schriftentwicklung, darunter Pausen von Schrifttypen, Faksimiles und Fotographien und mittelalterliche Handschriften- und Inkunabelfragmente
-Manuskripte von Vorträgen, die Friedrich Culemann seit den 1870er Jahren in hannoverschen Vereinen gehalten hat
-Materialsammlung zu einzelnen Persönlichkeiten
-Schriftverkehr zum Erwerb einzelner Stücke der Sammlung

Geschichte des Bestandsbildners 

Georg Friedrich Hermann Culemann (Hannover 22. 8.1811 - Hannover 6. 12. 1886) war ein hannoverscher Verleger, Druckerei-Inhaber, Kommunalpolitiker und Kunstsammler. Sein Grab befindet sich auf dem Engesohder Friedhof, die hannoversche Culemannstraße wurde 1925 nach ihm benannt.
Biografisches:
Friedrich Culemann wuchs in Hannover auf. Nach der schulischen Ausbildung, u.a. am hannoverschen Lyceum, trat er 1826 als Lehrling in den 1815 von seinem Vater Friedrich Bernhard Culemann (1770-1845) in Hannover neu gegründeten Druckereibetrieb ein. Der wichtigste Auftrag der Culemann‘schen Buchdruckerei war der Bibeldruck für die Hannoversche Bibelgesellschaft. Das über Hannover hinaus bekannteste Produkt des Unternehmens war seit 1825 die Monumenta Germaniae Historica, die in der Hahn’schen Hofbuchhandlung verlegt wurde. Seit 1832 wurde zudem die Hannoversche Zeitung (seit 1858 Neue Hannoversche Zeitung Druck und Verlag) in der Culemann’schen Buchdruckerei gedruckt. Später kamen staatliche Aufträge hinzu, etwa der Druck der Briefmarken des Königreichs Hannover 1849/50-1866.

Friedrich Culemann wurde 1835 als Teilhaber in die Buchdruckerei aufgenommen. Ab 1836 führte er den Betrieb auf eigene Rechnung und verlegte ihn auf das spätere Grundstück Osterstraße 54. Seit 1843 bekleidete Culemann das Amt eines auf Lebenszeit berufenen Senators, in dessen Rahmen er für das Schulwesen der Stadt, die Stadtbibliothek und zeitweilig das Stadtarchiv verantwortlich war. Daneben engagierte sich Friedrich Culemann regional und überregional in Vereinigungen und Vereinen. Er war Mitglied der Freimaurerloge Zum Schwarzen Bär, gehörte dem Historischen Verein für Niedersachsen an und war 1874 Mitgründer des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung. Friedrich Culemann war als Kunstvermittler für König Georg V. tätig, 1861 erwarb er u.a. das Evangeliar Heinrichs des Löwen. Von 1861 bis 1867 gehörte er der Kommission des Welfen-Museums an.
Als Sammler trat Culemann ab 1840 auf dem Gebiet der Wiegendrucke hervor. Culemann erforschte bis zu seinem Lebensende zur Entwicklung der Schrifttypen. Ein großer Teil der Inkunabelsammlung war bereits zu Lebzeiten Culemanns 1870 in London versteigert worden. Daneben interessierte er sich bereits früh für die Kunst und Kultur des deutschen Humanismus und der Reformationszeit. Seine Sammlungen umfassten neben mittelalterlichen Handschriften, Inkunabeln, Drucke des 16. Jahrhunderts, unter anderem auch mittelalterliche Sakralkunst, Bronze-, Email und Elfenbeinarbeiten, und Gemälde und Grafik des 15. und 16. Jahrhunderts. Weitere Sammlungen widmete er der Ur- und Frühgeschichte sowie dem ägyptischen, griechischen und römischen Altertum. Aus dem 18. und 19. Jahrhundert besaß er eine umfangreich Goethe- und Schiller-Sammlung sowie Autographen von Zeitgenossen. Von seiner numismatischen Sammlung wurde seitens der Stadt Hannover nur die in Culemanns Besitz befindliche Sammlung Martini mit 284 stadthannoverschen Münzen erworben.

Culemanns Sammlung in der Osterstraße war seit 1845 im hannoverschen Adressbuch zu finden. Das Besucherbuch (1858-1886) weist illustre Namen der Zeit auf: Bernhard Rudolf Abeken (Lehrer im Hause Friedrich Schillers), und Heinrich Schliemann (Entdecker Trojas) tragen sich darin ebenso ein wie Hoffmann von Fallersleben (Dichter des Deutschlandliedes), König Georg (V.) mit Königin Marie sowie Wilhelm Busch.

Bestandsgeschichte 

Umfang: 727 VE (Stand April 2018)

Der heute im Stadtarchiv aufbewahrte Bestand 3 NL 023 „Nachlass Culemann“ ist ein Teil der 1887 von der Stadt Hannover für 600.000 Mark von der Familie Culemann-Leonhardt erworbenen, inhaltlich eng miteinander verschränkten Sammlung Friedrich Culemanns. Mit der Culemann‘schen Autographensammlung, die heute Teil der Autographensammlung des Stadtarchivs ist (vgl. Bestand 4 AS 01), befindet sich ein weiterer Teil dieser Sammlung im Stadtarchiv. Andere stadteigene Teilsammlungen sind heute u.a. im Museum August Kestner, in der Stadtbibliothek Hannover, im Historischen Museum Hannover und im Nds. Landesmuseum Hannover zu finden.

Es ist aufgrund der Bestandsgeschichte nur bedingt möglich, die Inhalte des Bestandes „Nachlass Culemann“ innerhalb der Culemann‘schen Sammlung zu verorten.
Der Hauptteil der von Culemann hinterlassenen Schriftstücke wurde nach seinem Tod im Winter 1886/87 durch das Kunsthaus Lempertz, Köln, zusammen mit der übrigen Sammlung unter rund 7500 Nummern in 18 Abteilungen verzeichnet. Neben einzeln erfassten Schriftstücken ist der überwiegende Teil von 3 NL 023 „Nachlass Culemann“ in dem Sammlungsverzeichnis nur summarisch erfasst worden, vgl. Sammlungsverzeichnis Band IV Abteilung 16 Autographen, Band V Abteilung 17 die Goethe- und Schiller-Sammlung und Band VI Abteilung 18 Bibliothek (vgl. Museum August Kestner, Hannover).
Weiteres Schriftgut ist im Juli 1887 von der Witwe Eugenie Culemann der Stadt Hannover übergeben worden (Übergabeverzeichnis vgl. StA Hannover HR 10 Nr. 1388, unfol.).

Die Culemann‘sche Sammlung bildete einen wesentlichen Teil der Grundausstattung des 1889 in Hannover eröffneten Kestner-Museums, in dem zunächst auch die Stadtbibliothek und das Stadtarchiv untergebracht waren. Im Zuge von Bestandsbereinigungen und Bemühungen um stärkere Profilbildung wurden bereits um 1900 einzelne Sammlungsbestandteile auf die genannten Institutionen und später auch auf andere hannoversche Häuser verteilt. So übernahm der Stadtarchivar Otto Jürgens 1898 einige Stücke, die unter den Signaturen Alte Abteilung Akten XXIV Nr. 1-7 und XXIV-2 Nr. 8-15 verzeichnet wurden (vgl. StA Hannover 1 AA 2.01 Nr. 4431, unfol.).

Im Zuge weiterer Bestandsbereinigungen der hannoverschen Kultureinrichtungen, an dem auch das Stadtarchiv beteiligt war, wurde 1980 die Autographensammlung der Stadt Hannover einschließlich der Culemann‘schen Autographen vom Kestner-Museum an das Stadtarchiv abgegeben. Mit dieser Übernahme gelangten auch drei Kästen unverzeichneter „Culemanniana“ in das Stadtarchiv, die nach den Kastenbezeichnungen „Culemanns Correspondenz“, „Vorträge, Aufsätze etc.“ sowie Objekte „Buchdruckereigeschichte betreffend“ enthielten.

Im März/April 2018 wurden diese „Culemanniana“ als neuer Nachlass 3. NL. 023 Culemann durch den wissenschaftlichen Mitarbeiter Thorsten Henke, M. A., verzeichnet. Hierbei wurden auch die Schriftstücke der Alten Abteilung Akten XXIV Nr. 1-15, die vermutlich bereits Anfang der 1990er Jahre aus dem Bestand Alte Abteilung Akten herausgelöst und als „Nachlass Culemann“ separiert worden waren, in den Bestand integriert. Ein Austausch von Stücken zwischen der Autographensammlung und dem NL Culemann fand nicht statt. Der Bestand enthält nun 727 Verzeichnungseinheiten.

Korrespondierende Bestände:
4 AS 01 Autographensammlung: Die ehemals Culemann‘sche Autographensammlung ist in der Autographensammlung des Stadtarchivs aufgegangen. Ein Teil der Autographe nahm Friedrich Culemann, seinem damaligen Sammlungsverständnis entsprechend, aus der eigenen Sammler- und Geschäftskorrespondenz. Das Kestner-Museum ergänzte die Sammlung durch Neuerwerbungen. Zusammenhängende Korrespondenzen Culemanns finden sich im Stadtarchiv Braunschweig (Korrespondenz mit Ludwig Hänselmann), in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (Dienstkorrespondenz der Bibliothekare Ludwig Konrad Bethmann und Otto von Heinemann).

Literatur 

Boetticher, Manfred von: Leben und Wirken des Senators Friedrich Culemann.„Sammelleidenschaft“ im Hannover des 19.Jahrhunderts, in: Gehrig, Ulrich u. a. (Hg.): 100 Jahre Kestner-Museum Hannover, Hannover 1989, S.19-33.
Ernst, Konrad: Die Wiegendrucke des Kestner-Museums (Bildkataloge des Kestner-Museums, Bd. 4), Hannover 1963.
Härtel, Helmar: Handschriften des Kestner-Museums zu Hannover (Mittelalterliche Handschriften in Niedersachsen, Bd. 11), Wiesbaden 1999.
Henke, Thorsten: Einige Bemerkungen zum archivalischen Nachlass Friedrich Culemanns im Stadtarchiv Hannover, in: Hannoversche Geschichtsblätter, NF, Jg. 69, 2015, S. 193-207.
Henke, Thorsten: Sammeln in Hannover. Friedrich Culemann (1811–1886) und seine Sammlung im städtischen Kontext, Hannover 2019.
Leonhardt, Hinrich Hermann: Die Geschichte einer Hannoverschen Buchdruckerei aus drei Jahrhunderten, Hannover 1949.
Mlynek, Klaus: „Herr hilf mir, oder ich sinke!“ Schillers Horen, Goethe und die Sammlung Culemann, in: Die Horen, Jg. 30, 1985, Heft 4, S. 7-60.
Schuchhardt, Carl (Hg.): Führer durch das Kestner-Museum, 2. Abteilung Mittelalter und neuere Zeit, Hannover 1894.
Thielen, Hugo: Friedrich Georg Hermann Culemann, in: Mlynek, Klaus / Röhrbein, Waldemar R. (Hg.): Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart, Hannover 2009, S. 119 f..