StadtA GOE Dep. 96

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Dep. 96 - Deutsches Theater

Laufzeit 

1946-2000

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Die Wiedereröffnung des Göttinger Stadttheaters nach der kriegsbedingten Schließung 1944 erfolgte am 4. April 1945 unter britischer Besatzung mit einer Aufführung der Mozart-Oper "Figaros Hochzeit". In den folgenden Jahren unter der Leitung von Fritz Lehmann (1946 bis 1950) zu hoher künstlerischer - vor allem musikalischer - Qualität geführt, geriet das Theater nach der Währungsreform 1948 schnell in große wirtschaftliche Schwierigkeiten. Um eine völlige Schließung zu vermeiden, entschloss sich die Stadtverwaltung 1950, die kostenträchtigen Sparten Oper und Operette aufzugeben und das Haus als reine Sprechbühne weiterzuführen. Unter diesen Bedingungen sah sich Lehmann außerstande, seinen Vertrag zu verlängern. Daraufhin wurde mit Vertrag vom 13. Januar 1950 das Göttinger Theater unter dem Namen "Deutsches Theater in Göttingen" (DT) in eine GmbH umgewandelt und zugleich zur Spielzeit 1950/51 Heinz Hilpert, ehemals Mitarbeiter und Nachfolger von Max Reinhardt am Berliner "Deutschen Theater", als Intendant berufen (Dep. 96 Nr. 136, 137, 139).

Als Gesellschafter der neuen GmbH traten auf: die Stadt Göttingen mit einem Kapital von 17.500,- DM, die Göttinger Filmaufbau-GmbH mit einem Kapital von 2.000,- DM und die Göttinger Volksbühne mit einem Kapital von 500,- DM. Gegenwärtig ist die Stadt alleiniger Gesellschafter. Zu Geschäftsführern wurden Heinz Hilpert und Erich Schilling bestimmt. In den Aufsichtsrat entsandte der Stadtrat sieben Mitglieder (darunter Vorsitzender und Stellvertreter) und die Filmaufbau ein Mitglied. In einem weiteren Vertrag vom 13. Januar 1950 stellte die Stadt der GmbH zur Durchführung des Theaterbetriebes das Theatergebäude mit Fundus unentgeltlich zur Verfügung und sagte einen festen jährlichen Zuschuss von 534.000,- sowie einen Volksbühnenzuschuss von jährlich 54.000,- zu (Dep. 96 Nr. 322).

Heinz Hilpert leitete das DT bis 1966 und gestaltete es zu einer der wichtigsten Sprechbühnen des deutschsprachigen Raumes, auf der zahlreiche prominente Schauspieler auftraten. Diese große Zeit des DT fiel nicht zufälligerweise mit der Blüte der Göttinger Filmproduktion - getragen von der Filmaufbau-GmbH - zusammen: Theater und Film befruchteten sich künstlerisch gegenseitig. Als Hilperts Nachfolger übernahm Günther Fleckenstein 1966 für 20 Jahre die Leitung des DT. In seine Intendanz fiel der umfassende Um- und Erweiterungsbau in den Jahren 1981 bis 1984, durch den das Theater eine neue Maschinerie, eine Seiten- und eine Kleinkunstbühne im Kellerrestaurant, ein Studio, einen doppelstöckigen Foyer-Anbau zum Wall hin und einen neuen Magazin- und Werkstatt-Trakt erhielt. Nachdem das Haus wegen der Bauarbeiten vom 4. April 1983 an geschlossen gewesen war, erfolgte am 4. Oktober 1984 die feierliche Wiedereröffnung mit einer Aufführung von Shakespeares "Hamlet" in der Inszenierung von Fleckenstein. Dessen Nachfolger wurde von 1986 bis 1999 Heinz Engels, dem Mark Zurmühle als Intendant folgte. Im gleichen Jahr verließ Norbert Baensch, seit 1965 Chefdramaturg, das DT.

Bestandsgeschichte 

Der Bestand Dep. 96 - Deutsches Theater wurde vom Chefdramaturgen Baensch in den Ablieferungen 661/1982, 1131/1992, 1353/1997, 1453/1999, 1465/1999 und 1487/2000 an das Archiv abgegeben und umfasst ca. 19 lfd. Meter. Die abgegebenen Plakate wurden in die Plakatsammlung des Archivs eingeordnet. In der Bibliothek des Stadtarchivs befinden sich die gebundenen Programmhefte (Signatur: ZL 3) und die Geschäftsberichte (Signatur: ZL 24) des DT sowie in Sammelmappen einzelne Aufführungsbesprechungen (Signatur: ZL 3,1). Anzumerken ist außerdem, daß die von und mit Heinz Hilpert geführte Korrespondenz im Heinz-Hilpert-Nachlass im Archiv der Akademie der Künste in Berlin liegt. Es ist zu vermuten, daß sich dort auch zum Teil die - hier im Bestand fehlenden - Schreiben prominenter Personen aus der Hilpert-Zeit (u. a. Willy Brandt, Milan Kundera, Heinrich Lübke, Thornton Wilder und Carl Zuckmayer) befinden. Auch aus späterer Zeit sind Autographen Prominenter häufig nur in Kopie vorhanden; über den Verbleib der zugehörigen Originale ist nichts bekannt.

Eine Sonderrolle nehmen die aus dem Bestand C 29 - Handakten des Stadtkämmerers Franz Claassen (amtierte 1934 bis 1968) stammenden Unterlagen ein. Wegen des engen sachlichen Bezugs wurden sie unter Durchbrechung des Provenienzprinzips aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gelöst und in den Bestand Dep. 96 eingearbeitet.

Grundsätzlich wurde die innere Ordnung der Akten bei der Verzeichnung unverändert übernommen, obwohl eine systematische Ordnung hier nur in Ansätzen erkennbar ist. Die allgemeine Korrespondenz (Klassifikation 2.1) ist - getrennt nach den Amtszeiten der Intendanten - nach Buchstaben alphabetisch abgelegt. Verlage wurden uneinheitlich zum Teil gesondert abgelegt (Klassifikation 2.2), zum Teil sind aber auch Briefwechsel mit Verlagen in der allgemeinen Korrespondenz enthalten (z. B. die Verlage Fischer, Rowohlt etc.). Zudem wurden die einzelnen Schreiben bei der Korrespondenz mit Verlagen, Theatern oder Zeitungsredaktionen uneinheitlich teils unter dem Namen der Institution, teils unter dem Namen des Ansprechpartners, in manchen Fällen aber auch unter dem Namen der Stadt abgelegt. Korrespondenzen mit Zeitungen wurden oft nicht unter deren eigentlichen Namen, sondern unter "F" wie "Feuilleton-Redaktion" oder unter dem Namen des zuständigen Redakteurs eingeordnet. Bei der Suche nach Institutionen oder Namen sind also vielfältige Möglichkeiten zu prüfen sowie der Index zu Rate zu ziehen.

Bei der Indizierung wurden Namen von Institutionen, Firmen etc. grundsätzlich nach ihrer Schreibweise im Briefkopf aufgenommen, bei bekannteren Firmen aber auch in der geläufigen Form (der Ernst Klett Verlag z. B. erscheint sowohl als "Ernst Klett Verlag" wie auch als "Klett Verlag"). Personen wurden nach Bekanntheit und Umfang der Korrespondenz indiziert. Bei den Programmheften zu Gastspielen im DT wurde folgendermaßen verfahren: Die häufigen Gastspiele des Staatstheaters Kassel (Oper, Operette) wurden nicht einzeln, sondern nur mit dem Begriff "Staatstheater Kassel" und "Gastspiele Staatstheater Kassel" indiziert, während bei Gastspielen anderer Künstler und Ensembles (Tanz, Kabarett, Pantomime etc.) der jeweilige Gastspieltitel und der Künstlername aufgenommen wurden.

In der Klassifikationsgruppe 3 (Kritiken, Programme) werden im Aktentitel in jedem Fall Uraufführungen und Erstaufführungen genannt sowie außerdem Stücke, für die besonders viele Besprechungen oder Kritiken vorliegen.

Die Verzeichnung und Findbucherstellung wurde im Rahmen eines Praktikums von Frau Cornelia Hoppe begonnen und vom Unterzeichneten weitergeführt.

Göttingen, im März 2003

Literatur 

Norbert Baensch: Theater am Wall. Stationen Göttinger Theatergeschichte, Göttingen 1992 (Signatur: A 798)

Norbert Baensch (Hg.): Deutsches Theater in Göttingen. Spielplan, Ensemble, Akzente 1966/67 - 1980/81, Göttingen 1982 (Signatur: A 49)

Norbert Baensch (Hg.): Deutsches Theater in Göttingen. Die Intendanz Günther Fleckenstein 1966-1986, Göttingen 1986 (Signatur: D 35)

Michael Dillmann: Heinz Hilpert. Leben und Werk, Berlin 1990 (Signatur: A 635)

Deutsches Theater in Göttingen. Ein Haus für die Zukunft - Ein Theaterbuch, Herausgegeben vom Deutschen Theater in Göttingen und vom Göttinger Tageblatt, Göttingen 1984 (Signatur: B 144)

Jochen Brandi u. a.: Deutsches Theater in Göttingen - Umbau und Erweiterung, in: Baumeister, April 1982, S. 352-355 (Signatur: B 25)

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

Weitere Unterlagen zum Stadttheater und zum DT finden sich in zahlreichen anderen Beständen, insbesondere in:

- AHR - Alte Hauptregistratur
- Pol. Dir. - Polizeidirektion
- B 36 - Stadtbauamt
- B 60 - Stadttheater Göttingen
- C 5 - Dez. I/Oberstadtdirektor
- C 10 - Dezernat IV
- C 14 - Hauptamt
- C 46 - Kulturamt
- D 2,4 - Karten- und Plansammmlung
- Dep. 99 - Göttinger Symphonie-Orchester
- Kl. E. 236 - Nachlass Jochen Brandi

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Der Bestand wurde mit Hilfe des EDV-Archivprogramms "AIDA" erfasst. Die Datensätze dieses Bestandes wurden im Mai 2015 von AIDA in die nunmehr verwendete Archivsoftware "Arcinsys" übertragen.