
Identifikation (kurz)
Titel
C 45 Her - Herbartschule
Laufzeit
1901-1981
Bestandsdaten
Geschichte des Bestandsbildners
Die 1901 nach der damaligen Einteilung der Schulbezirke als "Westliche Volksschule II" gegründete Einrichtung war anfangs in der Bürgerstraße 15 (Gebäude der heutigen Voigtschule) untergebracht und unterhielt nur Mädchenklassen. Ihren endgültigen Platz erhielt die Schule 1913 an der Nikolaistraße/Ecke Bürgerstraße zugewiesen, wo sich vorher das Lyzeum ("Höhere Töchterschule") befunden hatte. Mit dem Ortswechsel gingen weitere Veränderungen einher: die Schule nannte sich jetzt (ab 1. Oktober 1913) "Südschule" oder "Südliche Volksschule"; außerdem wurde sie durch sechs Knabenklassen (neben sechs Mädchenklassen) verstärkt.
Ihr letzter, seit 1928 bestehender Name "Herbartschule" resultiert aus einem Magistratsbeschluss vom 19. Januar 1928. Der 1776 in Oldenburg geborene Philosoph und Pädagoge Johann Friedrich Herbart war von 1802 bis 1808 und von 1833 bis zu seinem Tod 1841 Professor für Philosophie und Pädagogik an der Universität Göttingen. Erstaunlicherweise geht die von der Schule geführte Chronik kaum auf die Benennung nach Herbart ein.
Während beider Weltkriege konnte trotz personeller Fluktuationen und unterrichtsmäßiger Einschränkungen die Kontinuität des Schulbetriebes durch die langjährigen Amtszeiten prägender Rektoren-Persönlichkeiten (August Tecklenburg - vor allem als Heimatforscher und -schriftsteller bekannt - von 1905 von 1929 und Wilhelm Sauerbrey von 1936 bis 1961) sichergestellt werden. Diese Rektoren haben auch wesentlichen Anteil an der erwähnten Schulchronik (Nr. 1).
Der aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung nach dem 2. Weltkrieg in den 1960er Jahren einsetzende Zustrom ausländischer Arbeitskräfte zeigte auch in den Schulen Auswirkungen. Die Herbartschule richtete Anfang der 1970er Jahre eigene Klassen für türkische Schulkinder ein. Außerdem entstanden Vorbereitungs- und Vorschulklassen. Eine weitere Veränderung bedeutete die - auch an anderen Schulen vollzogene - Rückstufung der Volksschule (neun Klassenstufen) zu einer Grundschule (vier Klassenstufen) mit Beginn des Schuljahrs 1970/1971. Schließlich kam es - gegen das Votum von Schulkollegium und Eltern - durch Ratsbeschluss vom 3. Februar1978 zur Auflösung der Herbartschule zum 31. Juli 1981 unter gleichzeitiger Neuordnung benachbarter Grundschulbezirke (Albanischule, Herman-Nohl-Schule, Lohbergschule, Leinebergschule). Die Stadt war Verpflichtungen gegenüber dem Bistum Hildesheim zur Ausweitung der Bonifatiusschule (II) eingegangen und musste das Gebäude der Herbartschule dem Bistum überlassen (Ratsbeschluss vom 30. März1979). Dieses belegte die Räumlichkeiten mit der Orientierungsstufe der unter seiner Trägerschaft stehenden Bonifatiusschule (II).
Bestandsgeschichte
Nach Auflösung der Schule übernahm das Stadtarchiv die gesamten dort verbliebenen Unterlagen in seine Räume (Acc. Nrn. 649/1982 und 664/1982, ca. 18 lfd. Meter). Den Kern der Überlieferung bildeten größere, zum Teil lückenlos erhaltene Amtsbuch-Serien unterschiedlichen Typs, die sich, aus Unterricht und Klassenverteilung erwachsen, gegenseitig inhaltlich ergänzten: Klassenbücher - Stoffverteilungspläne - Lehrberichte - Klassenlisten - Zeugnislisten. Von diesen Serien wurden im Zuge der Ordnung und Verzeichnung nur bestimmte Jahrgänge (soweit verfügbar, komplett) nach im wesentlichen folgenden Kriterien aufgehoben (siehe auch nachfolgende "Übersicht archivierter Amtsbuch-Serien"):
- allgemein bedeutende historische Perioden (z. B. 1./2. Weltkrieg, Nachkriegszeit),
- Änderung des Formulars,
- schulorganisatorische Veränderungen, z. B. Umwandlung zur Grundschule, Kurzschuljahre,
- regelmäßige Zeitschritte (zur Vermeidung zu großer Lücken) sowie für Klassenbücher und Lehrberichte den ersten und letzten überlieferten Jahrgang,
- besondere Aussagekraft der Quelle (z. B. Zeugnislisten); aus den ersten Jahren der Schule mit Angaben zu familiären Verhältnissen - Wohnadresse, Beruf des Vaters -; außerdem sind aus dieser Zeit andere Serien nicht vorhanden).
Die genannten Serien-Typen können parallel nebeneinander überliefert sein; bei verschiedenen Jahrgängen fallen diese Formen aber auch zusammen, so dass z. B. in Klassenbüchern nicht nur Schülerlisten mit Angaben zu den Eltern, Noten und Versäumnissen, sondern auch Lehrberichte und Stoffverteilung enthalten sind. Zu beachten ist bei einigen Klassenbüchern aus der Zeit unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg, dass man infolge Papiermangels Klassenbücher vor 1945 wiederverwendet hat,
indem man die ursprünglichen Daten/Informationen unkenntlich zu machen versuchte. Die derart überschriebenen früheren Jahrgänge und Klassen, die in der chronologischen Folge nun nicht mehr erscheinen, lassen sich jedoch teilweise rekonstruieren. Trotz dieser fehlenden Jahrgänge ist gerade die NS-Zeit vergleichsweise gut dokumentiert. Dies gilt nicht nur für die Klassenbücher, sondern ebenso für die weit aussagekräftigeren Gruppen der Lehrberichte (mit nationalen "Wochensprüchen" und "Tagesereignissen") und Rundschreiben. Während die letztgenannten Serien besondere Berücksichtigung bei der Archivierung gefunden haben (bis 1960/61 wurden alle verfügbaren "Lehrberichte" aufgehoben), sind die ebenfalls zahlreich vorhandenen Schülerkarteien und Klassenlisten im wesentlichen kassiert worden.
Von den etwa 18 lfd. Meter Schriftgut blieben so noch ungefähr 8 lfd. Meter archivwürdiges Material übrig, davon ca. 40 % Klassenbücher und 10 % sonstige Serien. Die Überlieferung erstreckt sich kontinuierlich über den gesamten Zeitraum des Bestehens der Schule und darf als exemplarisch für eine Schule dieser Art gelten.
März 1998
Literatur
W. König und U. Sinemus: Göttingen - Stadt der Schulen. 100 Jahre öffentliche Volks- und Realschulen, Göttingen 1976, S. 27 ff.; darin auch Angaben zu August Tecklenburg (S. 67 ff.)
E. Plümer: August Tecklenburg, in: Südniedersachsen. Zeitschrift für regionale Forschung und Heimatpflege, hg. von der Arbeitsgemeinschaft südniedersächsischer Heimatfreunde e. V., Heft 1 (März 1992), S. 2 ff.
Informationen / Notizen
Zusatzinformationen
Der Bestand wurde mit Hilfe des EDV-Archivprogramms "AIDA" erschlossen. Die Datensätze dieses Bestandes wurden im Mai 2015 von AIDA in die nunmehr verwendete Archivsoftware "Arcinsys" übertragen.