StadtA GOE C 45 Hain

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

C 45 Hain - Hainberggymnasium

Laufzeit 

1870-1995

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Das höhere Mädchenschulwesen in Göttingen war im 19. Jahrhundert zunächst nur durch Privatschulen vertreten, von denen eine in der Alten Post am Ritterplan untergebracht war. Geführt wurde sie seit 1864 von Dr. Ludwig Morgenstern, der zusammen mit dem späteren Bürgermeister Georg Merkel im Rahmen der Umgestaltung des Göttinger Schulwesens die Gründung einer städtischen höheren Töchterschule anregte.

Anfang 1866 beschloss der Magistrat aufgrund der Denkschrift einer von der Bürgervorsteher-Versammlung eingesetzten Kommission, die "Städtische Höhere Töchterschule" zu gründen, die zunächst noch in den Räumlichkeiten der Alten Post unter der Leitung von Dr. Morgenstern mit drei Lehrern und zwei Lehrerinnen am 18. Oktober 1866 ihren Betrieb aufnahm. Für die ca. 150 Schülerinnen im Alter von 6 bis 14 Jahren wurde ein Schulhof und in einem Nebengebäude eine Turnhalle eingerichtet. Schon wenige Jahre später waren die Schulräume in der Alten Post für die 180 Schülerinnen nicht mehr ausreichend, so dass am 6. April 1880 ein von der Stadt neuerbautes Schulgebäude in der Nikolaistraße/Ecke Bürgerstraße eingeweiht wurde (spätere Herbartschule). Bereits 1891, 25 Jahre nach ihrer Gründung, umfasste die Schule 10 Klassen mit ca. 300 Schülerinnen.

1908 wurde die Töchterschule durch die Regierung als höhere Schule offiziell anerkannt und im Rahmen der Neuordnung des höheren Mädchenschulwesens am 1. April 1909 zum städtischen Lyzeum erhoben. Die Stelle des Direktors Rudolf Hornkohl, der 1901 Dr. Morgenstern nachgefolgt war, übernahm Max Heinrich. Die Räumlichkeiten in der Nikolaistraße waren allerdings für die ständig wachsende Zahl der Schülerinnen bald zu klein geworden und der Magistrat musste sich mit dem Bau eines neuen Schulgebäudes auseinandersetzen. 1911 wurde der Neubau auf dem weiträumigen Gelände im Friedländer Weg 19-23 beschlossen, das auch spätere Erweiterungen zuließ. Die Einweihung des Schulgebäudes, welches 400 Schülerinnen Platz bot, fand in der eigenen Aula am 19. Mai 1913 statt.

Im 1. Weltkrieg mussten die im Felde kämpfenden Lehrkräfte, darunter auch Direktor Heinrich, durch viele Aushilfskräfte ersetzt werden, wodurch jedoch ein Unterrichtsausfall im Kriegsjahr 1917, im Winter vor allem wegen Kohlenmangels, nicht verhindert werden konnte. In den 1920er Jahren besuchten durchschnittlich 600 Schülerinnen das Lyzeum, welches nach den Richtlinien für das höhere Schulwesen in Preußen 1924 mit der Einrichtung der Obersekunda zum Oberlyzeum wurde. Ostern 1927 konnte die erste Reifeprüfung abgenommen werden; das Lyzeum führte die Schülerinnen vorher nur zur mittleren Reife.

1937 wurde die Schule unter dem seit 1932 tätigen Direktor Kurt Meyer in "Städtische Oberschule für Mädchen" umbenannt. Wie die Schul-Chroniken zeigen, lief während des 2. Weltkrieges der Schulbetrieb zumindest bis 1944 ungestört weiter. Das Kriegsende ist durch eine ausführliche Schilderung der Zeit von April 1945 bis Oktober 1946 durch Oberstudienrat Schütte dokumentiert (vgl. Nr. 196). Die Geschichte der Schule von ihren Anfängen bis 1933 war bereits anlässlich des 75jährigen Jubiläums 1941 von Dr. Albert Lindemann umfassend beschrieben worden (Nr. 219).

1956 wurde die Oberschule für Mädchen im Zuge der Vereinheitlichung des niedersächsischen Schulwesens in "Gymnasium für Mädchen" umbenannt. Im Zusammenhang mit der Einführung der Koedukation 1970 erfuhr sie am 1. August 1971 eine weitere Namensänderung in "Hainberg-Gymnasium". Nach 1950 wurden am Schulgebäude mehrere An- und Umbauten vorgenommen, die in den Jahresberichten dokumentiert sind (Nr.198-214). Ende der 80er Jahre wurde das Gelände im Friedländer Weg um das Grundstück der ehemaligen Gärtnerei Hesse erweitert und ein kleiner Schulgarten angelegt. Seit 1994 ist das Hainberg-Gymnasium in den Kreis der Unesco-Projektschulen aufgenommen.

Bestandsgeschichte 

Der Bestand setzt sich zusammen aus zwei Abgaben des Hainberg-Gymnasiums von 1997 (Acc. Nr. 1384/1997) und 1999 (Acc. Nr. 1452/1999). Er erstreckt sich über einen kontinuierlich dokumentierten Zeitraum von 1887 bis 1995, enthält also auch Unterlagen der Vorgänger-Schulen. Das Schriftgut hat einen Umfang von etwa 5,5 lfd. Meter.

Damit bildet der vorliegende Bestand eine Ergänzung zu dem durch die früheren Stadtarchivdirektoren Dr. van Kempen und Dr. Nissen erfassten Altbestand des Lyzeums (Oberlyzeum/Oberschule für Mädchen), Laufzeit: 1908-1948, Umfang: ca. 1 lfd. Meter. Dieser Altbestand ist mit Signaturen (Abteilung mit Großbuchstabe und laufender Nummer) und Gliederung/Aktengruppierung unverändert geblieben, das Verzeichnis (ohne Index) stammt von 1959. Es wäre zu überlegen, ob diese Akten später mit dem "AIDA-Bestand" vereinigt werden sollen.

Wesentliche Daten und Ereignisse zur Geschichte der Schule sind nicht nur den vorhandenen Schul-Chroniken, sondern auch den Jahresberichten zu entnehmen (Abschnitt 1). Zwei Ausgaben der von Schülern/-innen herausgegebenen, von 1984 bis 1994 erschienenen Jahrbücher wurden der Bibliothek des Stadtarchivs überwiesen (1988 mit dem Thema: 75 Jahre Schule am Friedländer Weg - und 1992/93).

Das Stadtarchiv hat im Unterschied zur Überlieferung des Max-Planck-Gymnasiums auf eine Übernahme von Abiturprüfungsarbeiten beim Hainberg-Gymnasium verzichtet. Auch Klassenbücher sind nicht im Bestand vertreten. An sogenannten Stammlisten (1904-1954, mehrere Bände) mit (u. a.) den Namen jüdischer Schülerinnen ist das Stadtarchiv interessiert, sie verbleiben jedoch bis auf weiteres in der Schule.

Göttingen, im Juni 2003

Literatur 

Festschrift 125 Jahre Hainberg-Gymnasium - Göttingen [1866-1991]. Hg. von W. Herold, J. Ungerer, T. Wahby, Göttingen 1991 (mit weiteren Literaturhinweisen). Bibl. Sign. B 319

Festschrift zur 100-Jahr-Feier des Gymnasiums für Mädchen in Göttingen 1866-1966, Hg.: Kollegium des Gymnasiums für Mädchen in Göttingen, Göttingen 1966. Bibl. Sign. III D 92

Für weitere Literatur siehe im Göttingen-Katalog (8.3): Schul- und Bildungswesen, Gymnasien, Hainberg-Gymnasium

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

Parallel zur Überlieferung der Schule selbst sind die städtischen Verwaltungsakten über die Schule zu berücksichtigen. Sie befinden sich in folgenden Beständen:

- Altes Aktenarchiv (AA), Schulsachen, Töchterschule,
- Alte Hauptregistratur (AHR), I D 3: Höhere Töchterschule,
- Schulverwaltungsamt D 3 Fach 36 und 37: Unterrichtswesen/3. Höhere Töchterschule (Kartei C 44).

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Der Bestand wurde 2003 mit Hilfe des EDV-Archivprogramms "AIDA" erschlossen. Die Datensätze dieses Bestandes wurden im Mai 2015 von AIDA in die nunmehr verwendete Archivsoftware "Arcinsys" übertragen.