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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Hildesheim/St. Jacobikirche (Pfarrarchiv)

Laufzeit 

[1291]-1947

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Eine Urkunde aus dem Jahr 1204 nennt ein Haus iuxta capellam beati Iacobi, also neben der Kapelle des hl. Jakobus. Dies gilt als ältester Beleg der späteren Pfarrkirche der Hildesheimer Altstadt, die als Pilgerkapelle am Jakobsweg entstanden war. Im Jahr 1408 besaß der Kleriker Johannes Kerseber eine Pfründe an der capella s. Jacobi Hildesemensis (oder einen Anspruch darauf), 1456 bemühte sich Theodericus Langehans um die Nachfolge Arnolds de Gronow als Vikar am Martinsaltar in St. Jakobi. Insgesamt lassen sich folgende Altäre in vorref. Zeit in der Kirche belegen: St. Martin (1442, altar sancti Martini in der kerken sancti Jacobi in der parre sancti Andree), St. Anna (1485) sowie der Altar der Dreifaltigkeit, St. Maria und St. Matthäus (1512). Im 15. Jh. gehörte auch ein Haus zu St. Jakobi (Sunte Jacobes hus, Domus sancti Jacobi), möglicherweise eine Herberge für Pilger, die beispielsweise auf dem Jakobsweg unterwegs waren. Zwei Bauinschriften mit den Jahreszahlen 1503 und 1510 verweisen auf den Neubau des Kirchengebäudes am Anfang des 16. Jh.
Der Turm war 1514 vollendet, wie auf einer 1817 aus dem Turmknauf entnommenen Kupfertafel nachzulesen war. Nachdem der Rat der Stadt Hildesheim 1542 das luth. Bekenntnis angenommen hatte, wurde St. Jakobi ev. Pfarrkirche. Als erste luth. Prediger lassen sich Pastor Johannes Heitmann (amt. um 1542) und Pastor Theodoricus Holthusen (amt. 1542-1564) nachweisen. Während des Dreißigjährigen Krieges war Pastor Heinrich Oldecop (amt. 1630-1661) Pfarrer der Jakobikirche und musste sein Amt 1632 niederlegen: In den Jahren 1632 bis 1634 feierten Mönche des Sülteklosters wieder kath. Messen in der Jakobikirche.
Ende des 17. Jh. erhielt die Kirche einen neuen Kanzelaltar, den der Hildesheimer Bildhauer Daniel Bartels gestaltet hatte.

Simonievorwürfe gegen den 1742 zum Pfarrer der Jacobigemeinde gewählten Studenten Dörrien, Sohn einer alteingesessenen Hildesheimer Familie, führten zu langwierigen Auseinandersetzungen in der Stadt und auch die Gutachten der juristischen Fakultäten der Universitäten in Göttingen und Halle konnten die Situation nicht klären, da sie zu unterschiedlichen Einschätzungen kamen. Nach einem dritten Gutachten, eingeholt bei den Jenaer Juristen kam es schließlich zu einer Neuwahl, die der Verfasser der Hildesheimischen Kirchen- und Reformationshistorie, Pastor Joachim Barward Lauenstein (amt. 1745-1746) für sich entscheiden konnten. Nach seiner Einschätzung waren die „Einkünffte dieses Pfarr-Dienstes sehr gut, und denen Einkünfften eines Pfarr-Herrn zu S. Andreae bey nahe gleich“.
Nachdem der Turm der Kirche 1750 ausgebrannt war, ließ Pastor Johann Andreas Liekefett (amt. 1747-1761) zwischen 1750 und 1757 den Turm wiederaufbauen und auch den Kircheninnenraum erneuern: Der Stuckateur Raphael Jordan gestaltete eine neue Decke und Johann Friedrich Ziesenis (Hannover) lieferte 1753 eine neue Taufe (lebensgroße Holzskulptur Johannes des Täufers mit muschelförmiger Schale, seit 1952 in Hildesheim, St. Lamberti). Anfang des 19. Jh. und 1913 ließ die Gemeinde ihre Kirche neu ausmalen.

Mit Pastor Johannes Hops (amt. 1916-1941) und Pastor Wilhelm Thomas (amt. 1943-1947) standen der Gemeinde während der NS-Zeit zwei Mitglieder der Bekenntnisgemeinschaft vor. Pastor Thomas gehörte zu der in den 1920er Jahren entstandenen Berneuchener Bewegung und zählte 1931 auch zu den Gründungsmitgliedern der Ev. Michaelsbruderschaft. Die Kirchenvorstandswahl im Juli 1933 gewann jedoch mit gut 97 Prozent der Stimmen die Liste der Deutschen Christen (DC). Die Gemeindestruktur skizzierte Pastor Hops 1938 knapp: „Unsere Gemeinde besteht aus Kaufleuten und Arbeitern. Der Mittelstand fehlt fast ganz.“ Die Bemühungen der Hildesheimer DC, „die Jakobikirche als ihre Kirche“ zu erhalten, scheiterten.
Der Bomberangriff auf Hildesheim am 22. März 1945 zerstörte auch St. Jakobi, lediglich die Außenwände des Kirchengebäudes blieben stehen. Allerdings begann der Wiederaufbau schnell und bereits am 4. Advent 1949 konnte Landesbischof Hanns Lilje St. Jakobi als erste luth. Kirche Hildesheims wieder einweihen.
Eine eigene Jakobigemeinde bestand seinerzeit nicht mehr. Zum 1. Dezember 1947 hatte das Landeskirchenamt die Gemeinden St. Andreas und St. Jakobi zur KG St. Andreas vereinigt.
Mit der Einweihung der wiederaufgebauten St. Andreaskirche endete 1965 die Nutzung St. Jakobis als Pfarrkirche. Bis 1975 diente sie als Garnisonkirche und danach war sie bis Ende 1985 an die ref. Gemeinde verpachtet. Von 1991 bis 2000 betreuten drei Schwestern der Communität vom Casteller Ring die „Kirche am Wege“, im Jahr 2000 war sie Expo-Kirche und bis 2012 Citykirche. 2014 wurde St. Jakobi als Literaturhaus und Kulturkirche neu eröffnet.

Bestandsgeschichte 

In den Jahren 1999 und 2000 hat Jörg Girmann (Landeskirchliches Archiv Hannover) das Archiv der ehemaligen St.-Jacobi-Kirchengemeinde Hildesheim neu geordnet und im vorliegenden Findbuch verzeichnet.
Sämtliches Archivgut wurde bereits im Jahre 1948 durch Pastor i. R. Fritz Garbe einer ersten Ordnung unterzogen. Auf diese Vorarbeiten konnte die Neuordnung aufbauen. Der Hinweis "alte [Archiv-]Signatur" im neuen Findbuch nimmt darauf unmittelbaren Bezug. Die Verzeichnungsarbeiten von Pastor Garbe entsprachen allerdings in großen Teilen nicht mehr den Anforderungen der Zeit - ebenso wenig das Verpackungssystem, das durch Archivkartons ersetzt wurde. Die sich durch Neuordnung und Neuverpackung ergebenen zahlreichen Veränderungen erzwangen schließlich die Entscheidung, das Findbuch nicht mehr zu überarbeiten, sondern gänzlich neu aufzustellen. Der Entschluß wurde außerdem durch das Auffinden unverzeichneter Akten, in einem Umfang von ca. einem halben [Regal-]Meter, erleichtert. Diese waren völlig neu zu bearbeiten und in den vorhandenen Aktenbestand einzugliedern. Es handelte sich hierbei um Teile der Pfarramtsregistratur aus der Zeit nach dem 1. Weltkrieg bis zur Aufhebung der Kirchengemeinde und ihrem Anschluß an die Ev.-luth. St.-Andreas-Kirchengemeinde im Jahre 1947. Durch diesen Fund konnten auch einige Lücken geschlossen werden, die durch Kriegsschäden im Archiv der St.-Andreas-Kirchengemeinde entstanden sind. Er betrifft allgemeine Fragen des kirchlichen Lebens in der Landeskirche und in der Stadt Hildesheim zwischen den Weltkriegen und in der Kriegszeit bis 1945.
Die Herkunft der Akten ist nicht recht deutlich geworden. Nach Rückkehr des Archivgutes aus dem Schacht in Bad Salzdetfurth nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde dieser Teilbestand offenbar irrtümlich an unbekannter Stelle zwischengelagert, weshalb er von Pastor Garbe bei seinen Ordnungsarbeiten übersehen worden ist. Wann und aus welchem Anlaß der Fehlbestand dann wieder in das Stadtkirchenarchiv zurückgekehrt ist, liegt im Ungewissen. Pastor Garbe selbst hatte bereits in seinem Findbuch weitere "Nachträge und Ergänzungen" verzeichnet. Auch diese wurden ebenso bei der Nachordnung in die Repositurakten eingearbeitet wie schon die bereits erwähnten unverzeichneten Akten.
Der hier aufgeführte Bestand wurde nach der ersten Ordnung 1948 im Stadtkirchenarchiv Hildesheim untergebracht. Dieses befand sich seit Herbst 2003 zusammen mit den Kirchenbuchamt Hildesheim im sogen. „Missionshaus am Weinberg“ in Hildesheim. Nach dem in 2009 erfolgten Verkauf des Hauses ist am 18. März 2011 vom Kirchenkreistag Hildesheim-Sarstedt die Schließung von Kirchenbuchamt und Stadtkirchenarchiv zum 31. Dezember 2011 sowie die Deponierung der Ephoralaltbestände im Landeskirchlichen Archiv Hannover beschlossen worden. Den am Stadtkirchenarchiv beteiligten Kirchengemeinden wurde empfohlen, ihre Altbestände ebenfalls im Landeskirchlichen Archiv zu deponieren. Dieser Empfehlung folgte auch der Vorstand der St.-Andreas-Kirchengemeinde Hildesheim und der Bestand wurde 2011 im Außenmagazin "Voltmerstrasse 66" des Landeskirchlichen Archivs deponiert.

Enthält 

Damit ergibt sich eine recht geschlossene Aktenüberlieferung von 1849 an. Einige Vorgänge reichen allerdings auch weiter zurück, v. a. vermögensrechtliche Akten. Eine Reihe von Abschriften reichen sogar bis in das Jahre 1291. Ab 1947 erfolgt die laufende Aktenführung gemeinsam mit der der St.-Andreas-Kirchengemeinde. Für St. Jacobi wurden danach nur noch wenige separate Akten, überwiegend Bauakten, unterhalten.

Literatur 

Fritz Garbe: Die Hauptpfarrkirche St. Andreas zu Hildesheim im Wandel der Zeit, Hildesheim 1965, bes. S. 116-127; Melsene Meyer und Lisel Müller: St. Jakobi zu Hildesheim, in: Hildesheimer Heimat-Kalender 1999, S. 43-54; Herbert Reyer: Die Jacobikirche in Hildesheim. Von der ersten Erwähnung bis zum 16. Jahrhundert, in: Hildesheimer Kalender 2009, S. 87-90.

[https://kirchengemeindelexikon.de/einzelgemeinde/hildesheim-st-jakobi/]

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

A 12c (Generalsuperintendentur Hildesheim); D 46 (Ephoralarchiv Sarstedt), Stadtkirchenarchiv Hildesheim [D 68 (Ephoralarchiv Hildesheim), D 69 (Archiv des Geistlichen Ministeriums der Stadt Hildesheim), D 70 ( Archiv des Gesamtverbandes Hildesheim), D 71 (Pfarrarchiv St. Andreas/Hildesheim), D 72 (Pfarrarchiv St. Martini – St. Michaelis/Hildesheim), D 73 (Pfarrarchiv St. Lamberti/Hildesheim), D 74 (Pfarrarchiv Christus/Hildesheim), D 75 (Pfarrarchiv Marienrode), D 76 (Archiv der Militärkirchengemeinde Hildesheim)]; L 5h (Landessuperintendentur Hildesheim); N 119 (Nachlass Wilhelm Thomas)