NLA WO 285 N

  • Zugeordnete Objekte zeigen
  • Drucken
  • Verlinken
  • Versenden
  • Verbessern

Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Nachlass des Schriftstellers Dr. Konrad Beste

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Umfang: 1 lfdm
Dr. Konrad Beste (1890-1958) war Schriftsteller. Die z.T. in hohen Auflagen verbreiteten Auflagen haben vielfach Ostniedersachsen u. das Weserbergland zum Schauplatz. Inhalt: Persönliches; Tagebuchartiges; Reste der Korrespondenz; zahlreiche Werkmanuskripte (Erzählungen, Gedichte, Schauspiele, Essays, Filmtexte); Varia (dabei Presseberichte).

Bestandsgeschichte 

Der Bestand (Zg. 15/1981) (Umfang 0,8 lfdm) ist im Mai 1981 von der Witwe des Autors, Frau Annemarie Beste (Stadtoldendorf) im Staatsarchiv deponiert worden. Laut Depositalvertrag bleiben die Tagebücher für jede Benutzung zunächst gesperrt. Die Einsicht in die unveröffentlichen Manuskripte ist mit Rücksicht auf die Urheberrechte nur mit Genehmigung von Frau Beste gestattet.

Der vorliegende Bestand ist ein Teil-Nachlaß. Nach dem Tode von Dr. Beste wurden insbesondere die Briefwechsel auf seinen Wunsch hin von seiner Witwe vernichtet.

Konrad Beste wurde um 15. April 1890 in Wendeburg bei Braunschweig geboren. Seine ersten Kindheitserinnerungen können aber nicht mit diesem Ort in Verbindung stehen, denn knapp zwei Jahre später - am 14. Februar 1982 - wurde sein Vater als Pastor primarius an die Stadtoldendorfer Kirche berufen. So empfand Konrad Beste auch stets Stadtoldendorf als seine Heimat, denn hier setzte später erstes Erinnern ein. Er vermutete auch, daß Stadtoldendorf wie überhaupt das Weserbergland der Ursprung seines Geschlechts war - 1622 war ein Franz Beste Bürgermeister von Stadtoldendorf. In Stadtoldendorf, dem "Altershausen" Wilhelm Raabes, mit dem er weitläufig verwandt war - eine Base seines Großvaters, des theologischen Schriftstellers und braunschweigischen Superintendenten Wilhelm Beste, war die Gattin Wilhelm Raabes -, verbrachte Konrad Beste seine Kindheit.

1897 zog die Familie Beste nach Wolfenbüttel, wo Konrad Bestes Vater Pfarrer und später Propst an der Hauptkirche St. Marien war. An der dortigen Großen Schule legte er 1909 die Reifeprüfung ab. Danach studierte Konrad Beste Philosophie und deutsche Philologie in Berlin, Heidelberg und zuletzt in München, wo er 1915 mit einer Dissertation über "Grillparzers Verhältnis zur politischen Tendenzliteratur seiner Zeit" promovierte.

Über diese und die folgenden Jahre teilte er der Journalistin Charlotte Hartmann vom "Täglichen Anzeiger vereinigt mit dem Holzmindener Kreisblatt" 1940 mit: "Während meiner Universitätsjahre in München verirrte ich mich vollends in die luftleeren Räume einer von Volk und Erde isolierten Geistigkeit - aber dann wurde mir durch den Krieg die Erde wiedergeschenkt. Mein Einberufungsbefehl ließ mich eine bedeutsame Reise aus Süddeutschland nach Holzminden an der Weser machen. Im Angesicht der Erde meiner Kindheit wurde ich der fruchtbaren Gemeinschaft eines Rekrutenbataillons einverleibt und alle meine Kameraden, Bauern, Arbeiter, Handwerker, Kaufleute, sie sprechen, wie ich als Kind gesprochen hatte. Ich fand in all diesen Menschen Volk und Heimat wieder..." (Nr. 5)

Das Ende des Ersten Weltkrieges verschlug Beste nach Berlin, wo er 8 Jahre (von 1919 bis 1927) als freier Schriftsteller lebte. Es war ein Wagnis, nur von der schriftstellerischen Arbeit zu leben. Der erste Versuch, ein Roman "Eva" unter dem Pseudonym Hans Köstling publiziert, scheiterte (1920). Von seinen seelischen Kämpfen in der Weltstadt Berlin und insbesondere von der lebensrettenden Besinnung auf seine landschaftliche Herkunft, seine Weserheimat, zeugt Bestes 1923 erschienener Roman "Grummet", während "Der Preisroman" (1927) an einen in Stadtoldendorf verbrachten Sommer erinnert. Dieser Roman wurde 1926 beim Preisausschreiben des "Hamburger Fremdenblattes" und der "Münchener Neusten Nachrichten" prämiiert.

Die Trennung von der Großstadt vollzog Beste 1928 als er mit seiner in Hohne geborenen Frau Mathilde nach Wilsche bei Gifhorn übersiedelte. Hier vollendete er seinen Schüler- bzw. Jugendroman "Der [magische] März" (1929) über den sich der Wolfenbütteler Journalist und Schriftsteller Kurt Meyer-Rotermund folgendermaßen äußerte: "Der magische März ist ein Wolfenbütteler Schlüsselroman mit drastischen und satirischen Zügen, in dem besonders die Lehrertypen, Klassenkameraden und Biertischgenossen fast mit den Augen eines Wilhelm Busch gesehen und gezeichnet sind."

Im "magischen März" beschreibt Beste seine Schulzeit an der Großen Schule in Wolfenbüttel. Ein von Kurt Meyer-Rotermund (1884-1977) angefertigter [Personen-] Schlüssel zum "Magischen März" findet sich als Eintrag in der Innenseite des in der Dienstbücherei des Staatsarchivs befindlichen Buchexemplars (Sign. V 170).

In Wilsche fand Beste auch die Anregungen für seinen 1934 mit dem Lessingpreis der Stadt Hamburg ausgezeichneten Roman "Das heidnische Dorf" (1932). Nach Motiven dieses Romans formte Beste sein Volksstück "Bauer, Gott und Teufel" das 1933 im Hamburger Deutschen Schauspielhaus unter Karl Wüstenhagen uraufgeführt wurde. In der Heide entstanden auch die Komödien "Schleiflack", "Glück ins Haus" und "Große Pause", sowie zahlreiche kleine Erzählungen. Von 1930 bis 1938 lebte Beste in Hamburg. Den größten Erfolg hatte er mit seinen heiteren Löhnefink-Büchern "Das vergnügliche Leben der Doktorin Löhnefink" (1934) und "Die drei Esel der Doktorin Löhnefink" (1937), die in etwa eine Auflage von 400.000 Exemplaren erreichten. Einen großen Leserkreis fanden auch die in der südlichen Heide spielende Romane "Gesine und die Bostelmänner" (1936) und der stark autobiographische Roman "Das Land der Zwerge" (1939), der den Dichter in seiner Berliner Entwurzelung und dann in der Heide zeigt, betroffen vom Leiden und Tod seiner ersten Frau. Deren früher Tod (1930) und sein eigenes langes, schweres Asthmaleiden haben Konrad Beste oft bedrückt. Seine zweite Ehefrau Annemarie, geb. König verstand es aber ihn immer wieder aufzumuntern. Mit ihr lebte der Schriftsteller seit 1938 in einem Haus, das er sich um fern vom Lärm der Stadt Hamburg zu sein, zunächst als Sommerhaus auf einem von der Stadt geschenkten Grundstück (Kellbergstr. 52) errichten ließ. Freunde hatten ihm zur Überraschung an einem Fachwerkbalken die Inschrift "Sperberhaus" anbringen lassen - eine Erinnerung an ein in dem Werk "Der Preisroman" beschriebenes Haus.

Nach den erwähnten ernsteren legte Konrad Beste 1943 wieder einen heiteren Roman vor "Herrn Buses absonderliche Brautfahrt". Ein dritter Löhnefink-Band "Löhnefinks leben noch" wurde 1950 fertiggestellt. Auch als Drehbuch-Autor hat Konrad Beste sich einen Namen gemacht, so schrieb er das Buch zu den Filmen "Wenn die Sonne wieder scheint" (nach dem Roman "Der Flocksocker" von Stijn Streuvels 1942) und "Tierarzt Dr. Vlimmen" (1944). Über Konrad Bestes schriftstellerische Tätigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg schreibt Friedrich Decker in seiner Würdigung, anläßlich des Todes Konrad Bestes für den Holzmindener Täglichen Anzeiger: "Die sprachliche Sauberkeit Bestes, sein ernsthaftes Ringen mit Stoff und Ausdruck sind Charakteristika einer literarischen Epoche, die im Feuersturm des Zweiten Weltkrieges zu Ende gegangen ist. Der Dichter des Sperberhauses hat nicht resigniert, obwohl ein quälendes Asthmaleiden ihm die Arbeit oft erschwerte. Er schrieb Bühnenstücke, arbeitete für den Film, besorgte ein neues Weserberglandbuch, das in Kürze erscheinen soll, schrieb ein Kinderbuch und saß über einer neuen großen Arbeit, als ihm der Tod die Feder aus der Hand nahm."

Konrad Beste verstab in den Morgenstunden des 24. Dezember 1958 am Kellberg in Stadtoldendorf.

Die Nachricht von Konrad Bestes Tod ist auch in überregionalen Zeitungen verbreitet worden, so in der "Welt am Sonntag", "Bild am Sonntag", "Berliner Morgenpost", "Bild-Zeitung", "Hambuger Abendblatt" und in "Der Tagesspiegel", ein Zeichen für die über Niedersachsen hinausgehende Bedeutung Konrad Bestes, der selbst betonte, daß Mensch und Landschaft in Heide und Weserbergland sein Schaffen inspiriert und gefördert haben.

Zahlreiche Angehörige, Freunde und Bekannte, darunter auch Bürgermeister Oehlmann und Stadtdirektor Wessel nahmen an der Beisetzung des Dichters auf der Familiengrabstätte teil. In der Martinskapelle hielt Pastor Wicke die Trauerrede. Das literarische Schaffen und die dichterische Persönlichkeit Konrad Bestes würdigte als sein ältester Freund und zugleich im Auftrage der niedersächsischen Dichtervereinigung "Die Kogge" Kurt Meyer-Rotermund.

Der Bestand wurde vom Angestellten Reinhard Försterling verzeichnet. Das Findbuch schrieb Frau Ingeborg Degering.

Wolfenbüttel, Oktober 1985

gez. Dr. Lent


Literaturhinweis zu Leben u. Werk
------------------------------------------------------
- Erich Rosendahl: "Niedersächsische Literaturgeschichte". Hildesheim und Leipzig 1932. S. 217 (Zg. 101/1932)
- Kurt Meyer-Rotermund: "Wolfenbüttel und seine Literaten". Wolfenbüttel 1965. S. 51-54 (Zg. 499/65)
- Aufsatz von Dr. Herbert Boehnhard, "Konrad Beste" in "700 Jahre Stadtrechte Stadtoldendorf", Stadtoldendorf 1981 S. 37-39 (Zg. 262/81)
- R. Fürst, W. Kelsch: "Konrad Beste" in: Dieselben: "Wolfenbüttel, Bürger einer fürstlichen Residenz", Neue Folge, Wolfenbüttel 1983, S. 60-61 (mit Porträtfoto)
- R. Ahlers: Konrad Beste (in: Braunschweigische Heimat, 85. Jg., 1999, S. 9ff.)
- Braunschweigisches Biographisches Lexikon, hrsg. von H.-R. Jarck u. G. Scheel, 1996, S. 60
- D. Creydt: Konrad Beste (in: Jahrbuch für den Landkreis Holzminden, Bd. 20, 2002, S. 121 ff.)

Wichtigste Veröffentlichungen Konrad Bestes
------------------------------------------------------------------------
I. Prosa
- "Grummet", Roman, 1. Auflage 1923 Franz Schneider Verlag Berlin, 3. Auflage 1934 Otto Meißners Verlag Hamburg
- "Geld und Erde", Roman, 1925 abgedruckt in der "Berliner Allg. Zeitung, Ullstein Verlag, Berlin
- "Der Preisroman", Roman, als prämiierter Roman abgedruckt 1926 im "Hamburger Fremdenblatt", Buchausgabe 1927 J. Engelshorns Nachf. Stuttgart
- "Der magische März", Roman, 1. Auflage 1929 Georg Müller Verlag München (Titel: "März"), 4. Auflage 1943 Vier Falken Verlag Berlin
- "Das heidnische Dorf", Roman, 1. Auflage 1932 Albert Langen - Georg Müller Verlag München, 150. Tausend 1947 Vier Falken Verlag Düsseldorf
- "Zwischen Heide und Weser", Erzählungen 1934, Otto Meißners Verlag Hamburg
- "Das vergnügliche Leben der Doktorin Löhnefink", Roman, 1934 Verlag Georg Westermann Braunschweig, 220. Tausend ebd. 1944
- "Das Wunschpferd", Erzählungen, 1935, Herm. Eichblatt Leipzig
- "Gesine und die Bostelmänner", Roman, 1936 1. Aufl. Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg, 100. Tausend 1944
- "Der Spieler Joachim", Erzählungen, 1. Auflage 1937 Hesse & Becker Leipzig
- "Die drei Esel der Doktorin Löhnefink", Roman, 1. Aufl. 1937 Verlag Georg Westermann Braunschweig, 110. Tausend 1944 ebd.
- "Das Land der Zwerge", Roman, 1. Aufl. 1939 Vier Falken Verlag Berlin, 67. Tausend 1947 ebd. bzw. Düsseldorf
- "Der Trompeter von Caub", Erzählungen 1941
- "Herrn Buses absonderliche Brautfahrt", Roman, 1. Auflage 1943 Vier Falken Verlag Berlin, 34. Tausend Vier Falken Verlag Düsseldorf
- "Löhnefinks leben noch", fertiggestellt 1950

II. Theaterstücke
- "Schleiflack", Komödie, Uraufführung 1930 Landestheater Braunschweig
- "Glück ins Haus", Komödie, Uraufführung 1932 Deutsches Schauspielhaus Hamburg
- "Bauer, Gott und Teufel", Volksstück, Uraufführung 1933 im Deutschen Schauspielhaus Hamburg
- "Seine Wenigkeit", Volksstück, Uraufführung 1936 Altes Theater Leipzig
- "Große Pause", Komödie, Uraufführung 1938 im Staatstheater Karlsruhe


Nachbemerkung:
---------------------------

Die Eingabe des maschinenschriftlichen Findbuchs von 1985 in AIDA erfolgte im Oktober 2014 durch die Praktikantin Denise Klotz. Das alte Findbuch 285 N lagert nun unter 36 Alt Nr. 1254.

Wolfenbüttel, im Oktober 2014



Luttmer
(Archivoberinspektor)

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet