NLA WO 211 N

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Nachlass des Politikers Georg Fein; Familie Fein

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Der aus Helmstedt gebürtige Politiker Georg Fein (1803-1869) war zunächst um 1832 radikal-liberaler Journalist u. von 1833 bis 1869 als Emigrant im Ausland radikal-revolutionärer Demokrat, wo er sich in Geheimbünden u. Arbeitervereinen sowie später im Deutschen Nationalverein betätigte.

Beschreibung 

Vorwort

1. Beschreibung des Bestandes


a) Herkunft des Bestandes, Benutzungsbedingungen:

Das vorliegende Familienarchiv (Umfang: 2,20 lfd. m.) wurde in den Jahren 1917 sowie 1925 bis 1926 von Mitgliedern der Familie Fein als Geschenk an das Landeshauptarchiv in Wolfenbüttel abgegeben (Zugang Nr. 118/25). Der Übereigner des Hauptteils des Bestandes, Landrichter a. D. Oskar Fein, formulierte in einem Brief an das Landeshauptarchiv am 4. Januar 1926 (36 Alt 78/3, Tagebuch-Nr. 404/25) folgende Benutzungsbestimmungen:

„Betreffend die Bedingungen zur Benutzung des dem Landeshauptarchiv überwiesenen Materials möchte ich bestimmen, daß es nur zu wissenschaftlichen Zwecken benutzt werden darf und bei einer Bearbeitung jede persönliche Bloßstellung der Familienmitglieder zu vermeiden ist. Ich behalte mir und meinen direkten Nachkommen das Recht der jederzeitigen Einsichtnahme in den Nachlaß vor.“

Die Faszikel Nr. 1, 110 und 114 gelangten am 25.10.1917 als Geschenk von Fräulein Emilie Fein (wohl einer von 1841 – 1924 lebenden Tochter des braunschweigischen Kammerrates Carl Fein [1793 - 1853] aus Braunschweig in Archivbesitz. Der übrige Hauptteil des Familienarchivs war von 1869 bis 1925 im Besitz des Geheimen Baurats Alexander Fein (zuletzt wohnhaft in Köln, gest. 1923), einem Sohn des Professors Eduard Fein und somit Neffen des Demokraten Georg Fein. Laut Testament seines Onkels Georg Fein vom 25. April 1865 (Nr. 100) erhielt dieser Alexander Fein nach dem Tode des Testators 1869 die in dessen Besitz befindlichen „Familienpapiere“, d. h. das Familienarchiv, sowie dessen „eigene Schreibereien“, d. h. seinen persönlichen schriftlichen Privatnachlaß. Die dem Erben gleichfalls testamentarisch vermachten Tagebücher (vgl. Nr. 100) der Mutter des Testators, Friederike Fein (1781 – 1837), sind im vorliegenden Bestand nicht vorhanden. Auf Veranlassung des Landrichters Oskar Fein (gest. 28. Mai 1928) in Kassel wurde das Familienarchiv von der damaligen Besitzerin, der Witwe seines verstorbenen Bruders Alexander Fein, in Köln kurz vor deren eigenem Ableben (am 9.12.1925) an den eigens zur Übernahme herangereisten Wolfenbütteler Archivdirektor Dr. H. Voges im September 1925 übergeben und am 6. Oktober d. J. in das Landeshauptarchiv transportiert. Dieser stellte am Lagerungsort fest, daß der Besitzer das Familienarchiv „sorgsam … geordnet“ verwahrt hatte. Er hörte jedoch auch, daß bei Alexander Feins Umzug von Breslau nach Köln „ein Wagen voll derartiger geschriebener und gedruckter Papiere als Altmaterial“ fortgeschafft worden sei (u. a. Stammbücher, Gelegenheitsdrucke, Broschüren, Hochzeitszeitungen) [vgl. Übernahmevermerk in 36 Alt, 78/3]. Ein Zimmer, in dem angeblich umfangreiche Papiere lagerten, hat Dr. Voges bei der Archivalienübernahme 1925 nicht sichten können. Mit dem Familienarchiv zusammen übernahm er eine lebensgroße Gipsbüste des Professors Eduard Fein sowie „mehrere große gerahmte Ölbilder der Gebrüder Fein“. Mit den „Gebrüdern“ meinte Voges wohl Eduard und Georg [jun.] Fein. Insgesamt übernahm er drei „Bilder“. Diese Gegenstände sind z. Zt. im hiesigen Staatsarchiv nicht auffindbar bzw. nicht zu identifizieren und möglicherweise in das Braunschweigische Landesmuseum gelangt. Oskar Fein übersendete im Januar 1926 zwei Tagebücher (a. d. Jahren 1837 sowie 1841/42) von und Drucksachen betr. Georg Fein [jun.] an das Landeshauptarchiv. Im gleichen Jahre bittet er um Übersendung der „Feinschen Stammtafel“ (36 Alt 257, Tagebuch-Nr. 543/26), über die heute nichts weiteres mehr in Erfahrung gebracht werden kann (betrifft möglicherweise (?) VI Hs 10 Nr. 4 Bd. 1 Nr. 36). Im März 1926 sandte die Nachlaßverwalterin der inzwischen verstorbenen Witwe von Alexander Fein noch einige Fürstenhandschreiben (Faksimiles?) sowie Diplome für Familienmitglieder Fein mit einer Fotografie „betr. Dr. Georg Fein“ an das Landeshauptarchiv. Auch diese Fotografie ist hier vorerst nicht eindeutig zu ermitteln bzw. zu identifizieren.

Nachweisbar sind gegenwärtig lediglich in der Gemäldesammlung des Staatsarchivs [50 A Slg]:

- Porträt (Halbfigur) des Professors Eduard Fein (Stahlstich von C. Löffler, gerahmt, oval 26 x 21 cm), auf der Rückseite Übernahmevermerk von H. Voges 1925 (Fotografie in 211 N 119).

- Fotografie (Halbfigur, sitzend) von Georg Fein [1803 – 1869] (oval 16 x 20 cm, gerahmt), rückseitig ebenfalls Übernahmevermerk von H. Voges 1925 (Fotografie davon in 211 N 102).

- Porträt der Hofrätin Friederike Fein, geb. Gravenhorst [1781 - 1837] (zeitgenössisches Ölgemälde in Goldrahmen, Bruststück, 56 x 64 cm), auf der Rückseite Übernahmevermerk (Bleistift!) von H. Voges, Sept. 1925 (Fotografie in 211 N 118) [Duplikat bzw. Zweitoriginal dieses Porträtgemäldes noch in Privatbesitz vorhanden].

Weitere Bildnisse der Familie Fein befinden sich im Braunschweigischen Landesmuseum für Geschichte und Volkstum (vgl. Braunschweiger Genealogische Blätter, Nr. 1, Juni 1926, S. 7 sowie 211 N 119f; Braunschweigische Landeszeitung vom 30.11.1924 sowie Braunschweigische Staatszeitung vom 29.11.1924 [mit einer Beschreibung der von der Malerin Emilie Fein 1924 letztwillig dem Museum geschenkten Bilder]). Diese Bildnisse sind in einem Zettelkatalog des Landesmuseums verzeichnet. Zwei Porträts (Ölgemälde sowie Kohlezeichnung) des Kammerrats Carl Fein (1793 – 1853) im Braunschweigischen Landesmuseum sind in folgendem Ausstellungskatalog beschrieben: C. Römer: Regierung und Volk im 19. Jahrhundert, Braunschweig 1979, s. 19). Erwähnenswert ist vor allem auch ein dort verwahrtes Porträt von Dr. Georg Fein [sen.].

Ein in der Literatur 1934 als im Besitz des Landeshauptarchivs befindlich erwähnter Ehrendolch, den eine deutsche Gemeinde in Texas Georg Fein [jun.] schenkte, ist z. Zt. ebenfalls nicht auffindbar (vgl. Alt-Helmstedt, Beilage zum Helmstedter Kreisblatt, 16. Jg., Januar 1934, Nr. 1 [in 211 N 121]).

Bestandsgeschichte 

Als Schenker des Bestandes ist der Landrichter Oskar Fein anzusehen (vgl. 36 Alt, 78/3), der offenbar als Stellvertreter der krankheitshalber nicht mehr handlungsfähigen Letztbesitzerin mit Archivdirektor Voges korrespondierte und die Benutzungsbedingungen vereinbarte.

In Privatbesitz befinden sich heute noch zwei mit Inschriften versehene Gegenstände aus Georg Feins [jun.] Nachlaß (ein Silberbecher und eine Silberdose, ihm als „Kämpfer für … Licht“ und „Freiheit“ von Freunden in Cincinnati und Baltimore bei seinem Amerikaaufenthalt gewidmet).

Im Jahr 1921 war in der Familie die Existenz von Georg Feins Nachlaß fast vergessen: glaubte Oskar Fein doch damals, daß dieser Anfang der siebziger Jahre bei einem Brand in der Wohnung seines Bruders Hugo vernichtet worden sei (Stadtarchiv Braunschweig: H VIII 1105).

b) Inhalt und ursprüngliche Ordnung; Zusammensetzung; Fremdprovenienzen:

Inhaltlich setzt sich der Bestand 211 N aus folgenden Teilen zusammen:

1) Restnachlaß von Dr. Georg Fein [sen.] (1755 – 1813), braunschweigischer Hofrat, Generalinspekteur der indirekten Steuern im Königreich Westphalen.

2) Restnachlaß von Friederike Fein (1781 – 1837), geb. Gravenhorst, Ehefrau des Vorgenannten, einer Jugendliebe des Staatsphilosophen Adam Müller [ihre ehemals vorhandenen Tagebücher sind heute verloren].

3) Hauptnachlaß (persönlich, politisch, literarisch) des demokratischen Politikers Georg Fein [jun.] (1803 – 1869): vom Umfang und Wert her der bei weitem wichtigste Teil des Bestandes (Umfang: 1,50 lfd. m. mit rd. 5000 Blättern).

4) Nachlaßreste von folgenden Bekannten bzw. Freunden Georg Feins [jun.]: J. H. Garnier (1800 – ca. 1856), H. Harring (1798 – 1870), G. Kombst (1806 – 1846).

5) Restnachlaß von Professor Dr. jur. Eduard Fein (1813 – 1858), Bruder Georg Feins [jun.].

6) Nachlaßrest von Carl Fein (1793 – 1853), herzogl. braunschweigischer Kammerrat, Bruder von Georg und Eduard Fein.

7) Nachlaßrest von Hugo Fein (1845 – 1872), Sohn von Prof. Eduard Fein, Ingenieur in Württemberg.

8) Varia betr. sonstige Familienmitglieder und verwandte Familien (u. a. Nachlaßsplitter von Alexander und Oskar Fein).

9) Im Staatsarchiv Wolfenbüttel seit 1980 zusammengestellte Materialien (Nr. 102, 120 – 122).

Vor der Verzeichnung war der Bestand bis zum Jahre 1977 in acht Paketen aus braunem Packpapier verpackt, die von Nr. 1 bis 14 durchnummeriert waren, wobei die Nummern 6 bis 12 fehlten. Diese Pakete waren – offenbar vom Eigentümer Alexander Fein – formiert und beschriftet worden (= Aufschrift mit Inhaltsangabe und teilweiser Angabe der Blattzahl) und enthielten jeweils einzelne Personalselekte betr. die verschiedenen Familienmitglieder (= im wesentlichen Personalia und Korrespondenzen). Im Landeshauptarchiv ist dann zu unbekannter Zeit an wenigen Stellen des Bestandes eine Grobsortierung versucht, aber nicht durchgeführt worden (vermutlich von Archivrat Dr. Schattenberg, der eine Fein-Biographie schreiben wollte). Ob vom Landeshauptarchiv Veränderungen in der Ordnung bzw. Schichtungsstruktur des Bestandes vorgenommen worden sind bevor Dr. A. Suchel den Nachlaß Georg Fein im Jahr 1940 benutzte, ist nicht mehr festzustellen. Ursprünglich hatte der Bestand die Archivsignatur „Historische Handschriften: Georg Fein“. In der ungedruckten Beständeübersicht Band II des Staatsarchivs [1962] wurde der Bestand bis 1977 unter der Bezeichnung „Nachlaß Hofrat Georg Fein, westphälischer Domänendirektor“, geführt.

Die im Nachlaß Georg Feins [jun.] befindlichen Fremdprovenienzen sind ihm wahrscheinlich auf natürlichem Wege zugekommen. Das Originalmanuskript von J. H. Garnier über Kaspar Hauser (Nr. 57) war um 1859 mitsamt den zugehörigen „Belegen (Originalbriefen von Dritten etc.)“ in Feins Besitz (Nr. 57: Broschüre von Broch, 1859, S. 59). G. Kombst hat seinem Freunde Fein seinen schriftlichen Nachlaß 1842 testamentarisch vermacht (Nr. 46; Kombsts Testament lagert im Scottish Record Office in Edinburgh). Offenbar war Fein aber nur an einem Teil von Kombsts literarischem Nachlaß interessiert, der dann auch nur teilweise an ihn gelangte (Nr. 71 Bl. 21; Nr. 21 Bl. 16 ff., Bl. 37 ff.). Mit H. Harring war Fein zeitweise eng befreundet, wodurch die Harring-Papiere (dabei Briefe von Mazzini!) im Nachlaß Fein eine Erklärung finden könnten.

c) Nachlaß des Demokraten Georg Fein:
- Motive der Anlegung und Formierung; Bestandsstruktur; Form- und
Überlieferungsprobleme; quellenkritische Fragen; verlorengegangene Teile.

Der schriftliche Nachlaß Georg Feins hat einen Umfang von rd. 5000 Blättern, wovon rd. 4500 eigenhändig von ihm beschrieben sind bzw. Drucktexte von ihm enthalten (der Rest besteht aus empfangenen Korrespondenzen, ihn betreffenden Schriftstücken usw.). Feins überwiegend engzeilig beschriebene Nachlaßpapiere sind größtenteils sehr gut leserlich, da er eine saubere und klare Handschrift hatte, was insbesondere die Reinschriften (mit allerdings sehr kleinen Schriftzügen) auszeichnet. Die Konzepte sind schwieriger zu lesen und im Extremfall (leider gerade beim autobiographischen Überblick in Nr. 51) fast unleserlich. Als Schriftgutregistratur hat sein Nachlaß eine recht sonderbare Struktur. Seine Papiere sind nicht zufällig als bemerkenswert umfangreicher (1,50 lfdm) und hinlänglich geschlossener Komplex erhalten geblieben. Die Erklärung findet sich in bestimmten Charaktereigenschaften Georg Feins. So war er zeitlebens bemüht, die Essenz des eignen Lebens und der eigenen Meinungen für sich selbst und auch für die Nachwelt in Heftform schriftlich festzuhalten. Noch fünf Jahre vor seinem Tode mühte er sich ab, mit seinen „alten vereinzelten Papieren endlich einmal ins reine zu kommen, Brauchbares in die verschiedenen dazu bestimmten Hefte einzutragen, ganz Unnützes dagegen erbarmungslos zu vernichten“ (s. Nr. 95 S. 96). Von Jugend an betrieb Fein eine geradezu monomanisch wirkende schriftliche Selbstdokumentation – eine unaufhörliche Selbstbeobachtung, minuziöse Selbstbespiegelung und breit angelegte Selbstdarstellung. Schon die Mutter hatte den Dreizehnjährigen 1816 zum tagebuchartigen und berichtsförmigen Briefschreiben ermuntert. Seine Korrespondenz hat zeitlebens einen deutlichen Schwerpunkt im Bericht (Briefberichte bzw. Berichtsbriefe). Die gesamte schriftliche Hinterlassenschaft hat deswegen gleichsam großenteils den Charakter eines permanenten Selbstgesprächs auf dem Papier, das auch vor peinlichen persönlichen Problemen nicht halt macht. Über die Motive dafür war er sich im klaren. Als Charakterfehler beklagte er selbst sein „ewiges Rückblicken in die Vergangenheit“, sein „fortwährendes Nagen und Zehren an alten Erinnerungen“, was ihn zum „Sklav[en] dieser Erinnerungssucht“ macht. Die Ursache für diesen psychischen Zwang erblickte er einmal in seinem Hauptfehler, der Eitelkeit (s. Nr. 95 S. 96), sowie in der philosophischen Selbstzergliederung und seiner großen Teilnahme an Personen und Dingen (vgl. Nr. 26 S. 73 f.). Es fällt ihm schwer, alte Papiere wegzuwerfen (s. Nr. 95, S. 13f., S. 96). Fein war eine Art pedantischer Antiquar und Archivar seiner selbst mit manchen skurilen Zügen, die für die Biedermeierzeit typisch sind. Schon als Kind schleppte er in Andenkenkästchen persönliche Erinnerungsstücke mit sich herum. Zeitlebens fühlte er sich wohl beim Wirken inmitten und an seinen „Schreibereien“. Auch hatte er anscheinend einen nie ganz gestillten literarischen und sogar vielleicht auch wissenschaftlich-gelehrten Ehrgeiz. Nicht umsonst galt er seit 1832 seinem zivilen Status nach amtlich als „Literat“, „Privatgelehrter“ und fälschlich „Doktor“. So hielt er sein ganzes Leben lang autobiographischen Stoff in Notizen usw. zunächst schriftlich fest, die danach in verschiedenen Formungsstufen ver- und ausgearbeitet wurden. Als Idealfassung stand ihm das „Heft“ vor Augen. Das führte dazu, daß er zum Zwecke der Selbstdokumentation bei seinem Tode einen großen Komplex noch nicht endgültig formierter und nur teilweise gestalteter Lebenszeugnisse von rd. Neuntausend engbeschriebenen Seiten hinterließ: Gedichthefte seit 1816, autobiographische Sammelhefte seit 1825 (= Tagebücher, Notizbücher, Merkblätter, Gedankensplitterhefte, Exzerptenhefte, Briefabschriftenhefte), familiäre Briefwechsel (Serien) sowie auch einige andere Korrespondenzen seit 1824, Abschriften von „Aktenstücken“ aus seiner politischen Tätigkeit seit 1833. Dazu kommen allerhand sonstige Materialien verschiedener Art in Loseblattform.

Die von Fein angestrebte und für ihn erreichbare ideale Endform seines Nachlasses hat er in seinen „Heften“ erreicht. Fast zwei Drittel des 90 Archivalieneinheiten umfassenden Nachlasses bestehen aus Heften. Daß sie nichts weiter als autobiographische Materialienhefte sind zeigen neben dem beliebten Titel „Allerlei“ auch zwei, eine gewisse gestalterische Ratlosigkeit verratende Hefte mit den Titeln „Beiträge zur Schilderung meiner Lebenserfahrungen“ (Nr. 79 aus dem Jahr 1853) sowie „Mannigfaltiges aus meinem Leben und aus der Wissenschaft“ (Nr. 90 aus dem Jahr 1860). Die aus diesen Titeln schattenhaft sich andeutende Autobiographie hat Fein bereits im Dezember 1847 als Plan ins Auge gefaßt: er wollte sein eigenes Leben so beschreiben „wie es einem Deutschen nach 100 – 200 Jahren als getreues Bild der gegenwärtigen Zeit in ihrem merkwürdigen Übergange zu etwas ganz Neuem vielleicht einige Belehrung gewähren könnte“ (Nr. 72 Bl. 21 f.). Zugleich wußte er aber damals schon, daß sein Leben „Stückwerk“ war und bleibt; so sollten wenigstens die autobiographischen „Stückwerke“, insbesondere die Hefte, dereinst ein „ziemlich günstiges Zeugnis“ von ihm ablegen (Nr. 72 Bl. 19). Mit diesem Plan der eigenen Lebensbeschreibung hat er sich noch öfter beschäftigt (u. a. 1850 [Nr. 72 Bl. 60]; 1852 [Nr. 21 Bl. 8]; 1864 [Nr. 94 S. 86]; 1866 [Nr. 97 S. 85]. Ernsthaft hat er damit jedoch nicht begonnen. Der Form nach hätte diese Autobiographie vielleicht eine mit vielen Quellenzeugnissen angereicherte „Dokumentation“ nach dem im 19. Jahrhundert beliebten Typus „Life and Letters“ (vgl. Jan Romain: Die Biographie, 1948, S. 44 ff.) werden können. Diesem Typus entspricht in ihrem partienweise tagebuchartigen Charakter etwa z. B. Hoffmann von Fallerslebens „Mein Leben“. Mehrere politische Bekannte von Fein verfaßten autobiographisch-zeitgeschichtliche Darstellungen (Harring, Garnier, August Jäger, Kombst, Marr und andere). Ein zeitgeschichtlicher Ansatz zu autobiographischer Betätigung war zudem Feins schon vor 1848 gehegter Plan, als Zeitzeuge eine Geschichte der deutschen Handwerkervereine im Ausland zu schreiben. Auch dabei machte ihm sein Konzentrationsmangel einen Strich durch die Rechnung. Dieser Konzentrations- und Gestaltungsmangel kennzeichnet unübersehbar auch seine meisten Hefte, die ein äußerst unübersichtliches Durcheinander darstellen. In seiner politisch aktiven Zeit war absichtliche Unordnung im Inhalt seiner Hefte eine Vorsichtsmaßnahme gegen etwaige polizeiliche Konfiszierung seiner Papiere: so führte er 1837 (Nr. 15 Bl. 493 vom 9.6.1837) aus, daß er in denjenigen Heften, welche Abschriften von politischen Texten enthalten, absichtlich zur Verwirrung, Tarnung und Täuschung „alles … wie Kraut und Rüben durcheinander ohne Nachweise des verbindenden Fadens“ (den er im Kopf hatte) niedergeschrieben hätte. Ob dies zur Gewohnheit wurde, obwohl er es nach 1848 nicht mehr nötig hatte, oder ob er in seiner Person liegende angeborene Gestaltungsmängel für die Unordnung in den Mischheften verantwortlich sind, müßte ein künftiger Fein-Biograph entscheiden.

Autobiographische Materialsammlungen waren für Fein auch deshalb wichtig, weil seine gedruckten literarischen Erzeugnisse (Reisebilder usw.) vielfach eigene Lebenserfahrungen verarbeiteten.

Seine „Schreibereien“ scheinen ihm gleichermaßen als autobiographische (zu Lebzeiten) und biographische (für die Nachwelt) Quellengrundlage aufhebenswürdig: eigene Briefe an die Mutter sind für ihn ein „Quasi-Tagebuch“ und Erinnerungsgrundlage (s. Nr. 15, Brief vom 9. Sept. 1834 [Bl. 332]). Die Tagebücher und Briefwechsel verhelfen ihm zur Selbsterkenntnis (s. Nr. 21 S. 7). Die ständige Beschäftigung mit dem „Wust“ alter Papiere und Schreibereien empfindet er als Zwang und gleichzeitig auch als wohltätige Plage auf dem Wege zur Selbsterkenntnis und zur Rechenschaftsablegung über das eigene Dasein (vgl. Nr. 95 S. 13f.; Nr. 21 S. 34; Nr. 79 S. 61). Fein glaubte als Deist an ein Fortleben nach dem Tode, und unter diesem Aspekt hatten die autobiographischen Papiere seines Nachlasses als Dokumente der Selbsterkenntnis und Selbsterziehung für ihn quasi auch noch einen metaphysischen Sinn (Nr. 95 S. 14). Insofern wirkt vielleicht der Typ des religiös-erbaulichen Tagebuchs bei ihm in säkularisierter Form nach. Seine Eitelkeit wiederum drückt sich darin sonderbar aus, daß er sogar die Abschriften seiner eigenen Briefe in den Heften gravitätisch mit seinem vollem Namenszug „Georg Fein“ unterschrieb. Die Besorgnis über das Schicksal seiner schriftlichen Hinterlassenschaften wird gegen Ende seines Lebens (1863) durch die Hoffnung gemildert, daß seine „Schreibereien“ nach seinem Tode für die Nachwelt „vollständig“ in einem Tübinger Familien-Stammhaus Fein aufbewahrt bleiben (s. Nr. 95 S. 14). In seinen Träumereien malt er sich sogar die Empfindungen der künftigen Leser aus (ebd.). Bezeichnend für Feins ichbezogenen Dokumentationsdrang ist auch der auffallende Umstand, daß er – abgesehen von einigen innerfamiliären Briefwechseln – offenbar nur seine eigenen Briefe an andere durch Heftabschriften sicherte, die an ihn selbst gerichteten Briefe jedoch (vor allem die seiner interessanten politischen Freunde etc.) mit wenigen Ausnahmen nicht aufgehoben hat. Man muß jedoch auch die Möglichkeit von erfolgten Beschlagnahmungen bei den Verhaftungen und Durchsuchungen in Betracht ziehen (vgl. Nr. 15, Brief vom 9. Juni 1837). Im Jahre 1836/37 in Basel (Nr. 15 Bl. 492 ff.; Nr. 43 Bl. 5, 18; Nr. 46 Bl. 56 c [1842]; Nr. 49 Bl. 10) sowie 1845 im Mailänder Gefängnis (Nr. 68 S. 35 f.; Nr. 71 Bl. 40 f.) wurden Papiere von ihm beschlagnahmt. Noch 1862 befürchtet er bei einer Wohnsitznahme in Deutschland eine Beschlagnahmung aller seiner Papiere (Nr. 94 S. 1). Aus Vorsicht hat er alle aus Deutschland an ihn gerichteten Briefe von Patrioten (vor 1838) vernichtet (Nr. 49 B. 10); als allgemeine konspirative Vorsichtsmaßnahme empfahl er, „alle empfangenen und gelesenen Briefe“ alsbald zu vernichten (Nr. 37 Bl. 4 [Brief vom 21.11.1833]. So verfuhr beispielsweise auch Hoffmann von Fallersleben (Siemann, a. a. O., S. 413). Auch war Fein sehr vorsichtig in nach Deutschland gerichteten eigenen Korrespondenzen: er schrieb kein Wort, wodurch in Deutschland lebende Freunde hätten kompromittiert werden können (Nr. 21 Bl. 17). Man hat auch die Vermutung ausgesprochen, daß Fein den Empfängern seiner eigenen Briefe befohlen hat, diese zu verbrennen (Brugger, a. a. O., S. 202). Verschiedene Bemerkungen über unnütze und zu ausgebreitete politische Korrespondenz mit falschen Freunden etc. (s. Nr. 21 S. 7) im Verein mit den häufig erwähnten Aufräumungs- und Vernichtungskampagnen unter seinen Papieren (s. Nr. 95 S. 13; Nr. 79 S. 61; Nr. 21 S. 34; Nr. 26 Bl. 73 f.; Nr. 25 Bl. 25) könnten aber auch darauf hindeuten, daß ihm unter dem übergeordneten autobiographischen Aspekt die empfangenen Briefe minder aufhebenswert schienen, als die selbstverfaßten. Jedenfalls hat er offenbar bereits zu Lebzeiten gelegentlich dafür Sorge getragen, daß auch seine eigenen Originalbriefe an andere wieder an ihn selbst zurückgelangten: so die Briefe an vor ihm verstorbene Familienmitglieder (wie seiner Mutter sowie seiner Brüder Carl und Eduard). Doch auch das umfangreiche Bündel eigener politischer Briefe an seinen Freund G. Kombst gelangte wieder in seinen Besitz (als „eigene kleine Memoiren“ [Nr. 21 Bl. 17]). Ein ganz dominierend autobiographisches Primärinteresse durchzieht den gesamten Aufbau und die Zusammensetzung des Nachlasses.

Eine Anzahl empfangener Briefe aus den Jahren 1832 bis 1837 sind in Auszügen abschriftlich in Feins Briefen an die Mutter (211 N 15) überliefert. Nach den unvollständigen Listen im „Briefbuch“ (211 N 79 S. 62 ff.) hat Fein in den Jahren 1838 bis 1850 mindestens rd. 490 größtenteils politische Briefe empfangen; zahlenmäßig vollständig erfaßt sind dabei nur die Briefeingänge für die Jahre 1839 (60 Eingänge), 1843 (64 Eingänge) und 1847 (70 Eingänge).

Die im Nachlaß befindlichen Abschriften von Statuten, Rundschreiben etc. politischer Vereine usw. dienten offenbar z. T. praktischen Zwecken (Gedächtnisstütze, Beweissicherung: vgl. 15, Brief vom 9. Juni 1837 [Bl. 493]). Unter den im Brief vom 9.6.1837 (a. a. O.) angeführten „verschiedenen Gründen“ für derartige Aktenabschriften nennt Fein auch den, „Scheinpatrioten“ erforderlichenfalls dadurch entlarven zu können. In diesen Abschriften nahm er Kürzungen und Auslassungen vor. Derartige politische Privatarchive haben viele Exilpolitiker angelegt (vgl. Edgar Bauer a. a. O. [siehe Vorbemerkungen zu den Indizes] S. XIII).

Den historischen Wert seines Nachlasses schätzte er positiv ein: plante er doch 1868, „alles auf neuere Zeitgeschichte sich beziehende“ unter seinen Büchern und Papieren dem Germanischen Museum in Nürnberg zu vermachen (211 N 102. – Zentrales Staatsarchiv Potsdam: 90 Ve 1 [Nachlaß Venedy] Bl. 45 [Brief vom 15.04.1868]).

Dank der eifrig betriebenen Selbstdarstellung, deren Ergebnis in 55 gut geführten und schon aufgrund von Papierqualität, Einband, Beschriftung und Betitelung für dauernde Aufbewahrung bestimmten Heften vorliegt, bietet der Nachlaß Georg Feins hervorragendes Material für eine Biographie. Der ihm eigene Hang zur Selbstkritik veranlaßte ihn dazu, auch peinliche Details aufzuschreiben. Der Nachlaßbestand ermöglicht eine detaillierte Aufhellung der Psychologie, des familiären, persönlichen, sozialen, nationalen (Exil!) und politischen Lebensumkreises dieses namhaften Demokraten. Es ist darauf hinzuweisen, daß auch in den familiären Korrespondenzen des Nachlassers mit seiner Mutter, seinen Brüdern, seiner Ehefrau und seiner Schwägerin Henriette die Politik als sein eigentliches Lebenselement berührt wird. Insbesondere bei den Briefen an die Mutter nimmt die Politik einen großen Raum ein. Einen detaillierten Niederschlag findet seine Lebensweise bis in persönlichste Bereiche hinein, ferner sein Bildungsgang, geistige Interessen, die Lektüre, die Entwicklung der eigenen politisch-weltanschaulichen Ideenwelt, sein Verhältnis zu den geistigen und politischen Strömungen der Zeit, der große Bekannten- und Freundeskreis, die Exilsituation sowie die persönliche Einstellung zu politischen Freunden, Bekannten und Gegnern. Fein war offenbar ein guter und letztlich sachlicher Menschenbeobachter; nicht nur aus diesem Grunde sind die zahlreichen Charakterporträts seiner politischen Freunde, Bekannten, Gegner und Zeitgenossen reizvoll, interessant und auch historisch belangvoll. Gern beobachtet und schildert er auch seine jeweilige geographische Umwelt mit ihren volks- und Bevölkerungstypen sowie Nationalcharakteren. Fortdauernde Reflexionen begleiten das eigene Handeln und Denken sowie das der Zeitgenossen. Die zahlreichen poetischen Produkte (Gedichte, Dramen, Prosastücke in Entwürfen und Endfassungen) sind biographisch, geistesgeschichtlich und auch politisch ebenfalls aufschlußreich: So bieten die Gedichte neben Selbstbeobachtung und Lebenserfahrungen auch revolutionäre politisch-soziale Zeitkritik und Agitation. Das Gedichteschreiben half ihm über viele trübe Exilperioden und Gefängnisaufenthalte hinweg. Sie sind am 1833 zu einem erheblichen Teil von der Exilsituation geprägt und insofern Emigrantenliteratur. In den Gedichten kommt auch Feins Nationalgefühl sehr deutlich zum Ausdruck. Dazu gesellen sich lebenskundliche, ästhetische, weltanschauliche, philosophische, politische sowie kirchlich-religiöse Betrachtungen und Exzerpte verschiedenster Art. Besonders anschaulich, detailreich und interessant geschrieben sind schließlich seine zahlreichen Reise-, Landschafts-, Länder- und Völkerschilderungen (insbesondere in den Briefen, Tagebüchern und Berichten).

Von den 55 gebundenen Heften sind 22 zwischen den Jahren 1826 bis 1852 geführte Hefte eigenhändig von Fein selbst von Nr. I bis Nr. XXIII numeriert worden. Dabei kommen die Nummern IV bis VIII doppelt vor. Es fehlen die Nummern X, XII bis XV und XVII. Abgesehen davon, daß die Gedichthefte von Nr. I bis Nr. VIII zusammenhängend signiert (und bis Nr. VII auch durchlaufend paginiert) sind, ist bei dieser Heftbezifferung weder eine chronologische noch sachliche Folge oder Anordnung erkennbar. Schon dieser Umstand scheint auf einen gewissen schon oben angesprochenen Gestaltungsmangel Feins beim Umgang mit seinen eigenen Papieren zu deuten. Fein selbst unterschied begrifflich „Achtelhefte (Oktavhefte)“ sowie „Gevierthefte (Quarthefte)“. Ordnung in seinen „Heften“ ist ihm ein wichtiges Anliegen (Nr. 97 S. 31). Auf jeden Fall fehlen heute im Nachlaßbestand mindestens sechs Hefte. Nachweislich sind folgende von Fein noch erwähnte Hefte verloren: Tagebuch (angefangen Sonntag den 1. Sept. 1833, reichte bis zum 12. Dez. 1833 [vgl. Nr. 30]); Quartheft „Allerlei“ (begonnen am 13.12.1860 in Zürich, beendigt am 22.3.1864 in Dießenhofen [vgl. Nr. 98 S. 1]). Da die erhaltengebliebenen übrigen 33 Hefte ohne Signaturen blieben und Doppelsignierung unterläuft, sind die römischen Ziffern offenbar nicht als systematisches Ordnungsprinzip innerhalb des Nachlasses anzusehen, sondern als Hilfsmittel zur schematischen Gliederung der Stoffmassen: so ermöglichten sie dem Nachlasser u. a. die Identifizierung bei Verweisen und Selbstzitaten von Heft zu Heft, die häufig begegnen. Ansonsten sind die Hefte vom Verfasser mit wenigen Ausnahmen gruppenweise mit folgenden leicht variierten Titelaufschriften versehen worden: „Allerlei“, „Auszüge“, „Gedichte“, „Briefe“, „Gedanken-Bemerkungen-Einfälle“ (u. ä.), „Abschriften“, „Tagebuch“. Die Gedichthefte beginnen 1816, die Exzerptenhefte setzten 1825 ein, ab 1835 sind Tagebücher erhalten. Im Jahre 1837 kaufte Fein holländisches Papier an, das für die „Hefte“ verwendet wurde und bis in die letzten Lebensjahre (mindestens bis 1864) vorhielt (Nr. 98 S. 1). Er nähte die Lagen z. T. selbst zu Heften zusammen. Es handelt sich jedoch bei den dieserart betitelten Heftgruppen nicht um inhaltlich reine Typen, sondern im Grunde um Misch- und Sammelbücher, die als autobiographische Materialienbücher alle dem einen Zweck der umfassenden Selbstdokumentation dienen. Am ehesten inhaltlich und textgattungsmäßig homogen sind noch die Hefttypen „Gedichte“, „Briefe“, „Tagebücher“. Nach Gruppen aufgeteilt ergibt sich etwa folgendes Bild: 13 Gedichthefte, 3 Schauspielhefte, 9 Briefhefte, 9 Tagebuchhefte, 2 Aktenabschrifthefte, rd. 17 Mischhefte; eine strenge Gruppenzuweisung ist freilich oft nicht möglich. Ein typisches, fast 20 Jahre lang ab 1848 geführtes Notizheftchen („Allerlei“) liegt in Nr. 85 vor. Der Inhalt der einzelnen Hefte bietet vorwiegend ein kaum gegliedertes unsystematisches „Allerlei“; sogar eine chronologische Ordnung oder Schichtung fehlt häufig, da Fein bis ans Lebensende immer wieder Rückblicke vornimmt, alte Skripturen aus den verschiedensten Jahren in ein einziges Heft abschreibt, kommentiert usw. Diese Rückblicke zersetzen teilweise sogar die im Prinzip chronologische Struktur der Tagebücher. Deswegen finden sich beispielsweise Nachrichten zu Feins Studienjahren usw., politischen Anfängen noch in sehr viel späteren „Heften“. Durch die Indizes des Findbuchs wurde versucht, diese extreme Unübersichtlichkeit etwas auszugleichen und an zwischen andere Betreffe eingeschachtelte wichtige Einzelinformationen heranzuführen.

Tagebücher sind aus den Jahren 1835 – 1836, 1840 – 1843, 1846 – 1847 und 1863 – 1866 erhalten. Die vor dem Jahre 1830 geführten Tagebücher sowie das „Münchener Tagebuch“ (um 1830) sind verlorengegangen (Nr. 25 Bl. 24 f.). Da der Begriff „Tagebuch“ vierzehnmal als Titel auf Feins Heften vorkommt, kann man die Tagebuchform vielleicht als Archetypus seiner autobiographischen Dokumentationsbemühungen ansehen. Die Tagebuchführung selbst stellt Probleme, die vor jeder Auswertung eigentlich quellenkritisch untersucht werden müßten. Aus verstreuten Einzelbemerkungen Feins ergibt sich, daß kontinuierlich von Tag zu Tag fortlaufende Tagebucheinträge offenbar nicht die Regel sind. Zum Teil sind die Tagebücher sicherlich spätere Extrakte aus Merkblättchen (Nr. 96 S. 85) und Notizzetteln, Haushaltungs- und Ausgabebücher, Originalrechnungen und dergleichen. Die „kleinen Notizzettelchen“ wurden nach der Auswertung für Tagebuch – die „Tageschronik“ – z. B. 1841 zerrissen (s. Nr. 63 S. 1). Die nicht ständig geführten Haushaltungsbücher (für Ausgaben der Jahre 1831, 1842 [Nr. 26 S. 66, 69]) wurden nach Extrahierung des autobiographischen Stoffes fürs Tagebuch ebenfalls vernichtet (z. B. für das Jahr 1830 [Nr. 26 S. 74, 88]); dasselbe geschieht mit Reiserechnungen vom Jahre 1856 (Nr. 95 S. 96). Über die Tagebuchschreiberei als selbstauferlegte Plage äußert sich Fein häufig. Schon 1830 ermahnte er sich zur Tagebuchführung (Nr. 25 Bl. 25). Auch versuchte er z. B. im 40. Lebensjahr, sein „bisheriges Tagebuchwesen“ aufzugeben und dahingehend zu konzentrieren, daß er aus seinen „losen Papieren“ nur das Wichtigste „zum Behufe eines späteren Rückblicks auf mein Leben“ schriftlich festhält (Nr. 26 S. 74). Er unterscheidet die „laufende“ und die nachträgliche Tagebuchführung (s. Nr. 42 Bl. 110), die teilweise nebeneinanderher und durcheinander betrieben wurden. Im Jahre 1836 stöhnte er, daß er 7 Monate Tagebuch nachzuholen habe (Nr. 42 Bl. 40). Das Tagebuch für das Jahr 1836 beendigte er erst Mitte März 1837 (Nr. 42 Bl. 126). Im Jahre 1847 holte er die Tagebuchversäumnisse eines ganzen Monats nach (Nr. 71 S. 25). Aber auch die laufende Tagebuchführung weist zeitliche Intervalle zwischen Datum und Niederschrift auf (im September 1835 z. B. zwei Tage: s. Nr. 42 S. 40). Lücken sind häufig, denn nicht zu jedem Tage wurde etwas notiert. Die großen Intervalle sind im Findbuch zum Bestand angegeben. Unmittelbare tägliche Eintragungen erhielt wohl nur das Reisetagebuch der Überfahrt nach Nordamerika aus dem Frühjahr 1846 (Nr. 73). Nach der Ankunft folgen dann aber auch nur noch stichwortartige „Tagebuch-Andeutungen“ (ebd.).

Aus diesen Beobachtungen erhellt, daß ein Teil der sogenannten Tagebücher Georg Feins diese Bezeichnung nur eingeschränkt verdient und eher den Charakter chronologischer autobiographischer Aufzeichnungen hat. In diese Richtung weisen auch die Einschränkungen „Tagebuchblätter“, „Tagebuchbemerkungen“, „Tagebucheinträge“, „Tagebuchliches“ etc. Darüberhinaus bergen die übrigen Mischbücher ebenfalls tagebuchartige Eintragungen. Der Zielsetzung und dem Inhalt nach können Feins Tagebücher keiner der herkömmlichen Tagebuchgattungen eindeutig zugeordnet werden: sie enthalten gleichermaßen „acta“, „cogitata“ und „sentita“. Seine Diarien stellen eine Mischform aus rein persönlichem und dokumentarisch-historischem Tagebuch sowie aus den Typen Notiz-, Reflektions- und Gefühlstagebuch dar. Bekenntnishafte und erbauliche Strukturelemente finden sich ebenfalls. Zum Teil treffen auf Feins Tagebücher aber auch die Bezeichnungen literarisch-wissenschaftliches sowie politisches Tagebuch zu. (Vgl. zu diesem Problemkomplex: Peter Boerner: Tagebuch, Stuttgart 1969, S. 14 f.; Paul Raabe: Einführung in die Quellenkunde zur neueren Literaturgeschichte, 3. Aufl., Stuttgart 1974, Sr. 71 ff.). Im ganzen handelte es sich bei seinem Tagebuchwesen wohl um eine Mischung aus biographischem Materialienbuch (Merk- und Sammelbuch), Tageschronik und Journal intime.

Ein ähnliches quellenkritisches Problem wie die Tagebücher werfen auch die von Georg Fein nur abschriftlich – durch Eintragung in Hefte – überlieferten eigenen Briefe an andere auf.

Die im vorliegenden Bestand erhaltenen Originalbriefe Feins zeichnen sich äußerlich durch großen Textumfang, viele Blätter oder Lagen und zahlreiche eingelegte Postskripte auf kleinstformatigen Zettelchen aus. Da die Briefseiten, Blätter oder Lagen fast nie durchlaufend numeriert sind, fehlt eine übersichtliche innere Ordnung und oft der Zusammenhang. Häufig haben die Briefe, da nicht in einem Zuge, sondern in tagelangen Abständen geschrieben, verschiedene Datierungen erfahren. Die im Nachlaß vorhandenen Korrespondenzen sind nur Reste der einst Existierenden. Schon 1830 äußerte sich Fein über die eigenhändig vorgenommene Vernichtung von Korrespondenzen (Nr. 25. Bl. 25), was sich im Laufe seines Lebens wiederholte. Inwieweit seine Korrespondenz an Familienmitglieder vollständig erhalten ist, kann an Hand des überkommenen Brieffundus selbst nicht festgestellt werden. Friederike Fein versah zwar die Briefe ihres Sohnes (Nr. 15) aus den Jahren 1833 bis 1837 eigenhändig mit fortlaufenden Nummern (Nr. 1 bis mindesten Nr. 58). Da jedoch etwa 30 Briefe aus diesen Jahren anscheinend nicht mitgezählt und nicht numeriert wurden und Doppelnumerierung vorkommt (z. B. Nr. 42) kann man aus den fehlenden Briefnummern (Nr. 5, 11, 14 – 16, 19 – 25, 31, 46, 55) keine Schlüsse ziehen.

Georg Fein führte Briefverzeichnisse. In den Jahren 1853 – 1860 übertrug er die noch erhaltenen, aber nach eigener Angabe unvollständigen Verzeichnisse aller seit Oktober 1838 abgesendeten und empfangenen Briefe in ein Heft (vgl. Nr. 79 S. 62-80). Dabei erwähnte er ein 1838 in London begonnenes „Briefbuch“, das im vorliegenden Bestand aber nicht mehr erhalten ist. Von Feins Korrespondenzpartnern der Jahre 1838 bis 1850 seien hier nur folgende herausgegriffen: v. Bruhn, Garnier, H. Harring, Heizen, Hoffmann v. Fallersleben, Kombst, Oesterreicher, Pappers, Rauschenplat, Schapper, Dr. Wilhelm Schulz, Seidensticker, Stolzmann, Venedey, J. G. A. Wirth, Weitling (211 N 79 S. 62 ff.). Fein war ein eifriger Briefschreiber: so schrieb er in den USA vom 17. Juli 1846 bis zum 13. Mai 1847 insgesamt 128 zum Teil sehr lange Briefe (Nr. 70 Bl. 13) [vgl. auch die Korrespondenzverzeichnisse in Nr. 79 und Nr. 85]. Nach den unvollständigen Aufstellungen in 211 N 79 S. 62 ff. sendete er in den Jahren 1838 bis 1850 mindestens rd. 780 eigene Briefe ab.

Die in die Mischbücher übertragenen eigenen Briefe Feins an andere, darunter die politische Korrespondenz, bieten nicht unbedingt den authentischen Wortlaut oder den Volltext der (verlorenen?) Originalschreiben, wie er in den begleitenden Zusatzbemerkungen wiederholt ausführt. So ging er im Jahre 1835 Briefe des Jungen Deutschland durch und zog sie aus (Nr. 42 Bl. 40). Feins Grundmotiv für die Anfertigung von Briefkopien war möglicherweise nicht die Sicherung des authentischen Textes für die Nachwelt, sondern die autobiographische Selbstdokumentation, das Festhalten eines „Stück inneren Lebens“ (s. Nr. 21 S. 7). So würde auch erklärlich, daß er zuweilen von fertigen und wirklich abgeschickten Briefen bloß einzelne Bruchstücke auf kleine Blätter abschrieb in der Absicht, zu seiner „eigenen Aufklärung das Ganze späterhin weiter auszuführen und zu ergänzen“ (s. Nr. 21 S. 7). Aus diesem Grunde repräsentieren die von Fein abschriftliche überlieferten eigenen Briefe die verschiedensten Entstehungs- und Überlieferungsstufen. Als Regel führt er selbst an, daß die Erstentwürfe seiner Schreiben viel ausführlicher als die endgültige Schlußfassung ausfielen (s. Nr. 79. S. 58). Die allerersten Konzepte für Briefe (auch für Gedichte) setzte er teilweise auf seinen Rechentafeln auf (Nr. 95 S. 70; Nr. 95 S. 47), von denen er sieben besaß (Nr. 97 S. 47). Briefkonzept und Briefausfertigung werden von ihm als textlich nicht unbedingt identisch deutlich unterschieden (s. Nr. 21 S. 35 – 52). Für die Briefkopien benutzte er u. a. folgende verschiedene Vorlagen:

Unvollendete und nicht abgesendete Briefentwürfe, nicht abgesendete Originale (Ausfertigung), vollständige Briefentwürfe, Auszüge und teilweise Abschriften von Ausfertigungen, Zweitentwürfe, kombinierte Abschrift aus dem Entwurf und der abgesendeten Ausfertigung (s. Nr. 21 Bl. 7, 35 – 52). Die gelegentlich erfolgte nachträgliche Datierung aus dem Gedächtnis ist nach eigenem Eingeständnis zuweilen unsicher (s. ebd., Bl. 50, 51). Es kommen aber auch undatierte Briefkopien vor.

Als Schlüssel für die Korrespondenz kann das Korrespondenz-Verzeichnis der Jahre 1838 – 1850 dienen (s. Nr. 79 S. 62 ff.). Eine bruchstückhafte Korrespondenzliste abgesendeter und empfangener Briefe hat sich aus den Jahren 1864 – 1865 erhalten (s. Nr. 85). Ein Vergleich mit den Briefkopien in den Sammelheften sowie den erhaltengebliebenen Originalbriefen würde die Überlieferungslücken deutlich machen. Es sei auch hingewiesen auf verschiedene Listen von Namen und Adressen in Deutschland, der Schweiz, England, Frankreich, Norwegen und den Vereinigten Staaten von Amerika (siehe im Sachindex unter: Adressen, Personen).

Aus dem Gesagten erhellt, daß Feins Nachlaß in der vorliegenden überlieferten Formierung keine organisch erwachsene private Schriftgutregistratur darstellt, sondern absichtsvoll redigiert wurde und in sozusagen stilisierter Fassung überkommen ist. Als Vorstufen der Hefte, Abschriften usw. sind die später überwiegend vernichteten Notiz- oder Merkblättchen und -zettelchen usw. anzusehen. Über seine Zettelwirtschaft beklagte er sich häufig selbst. Oft bezeichnete er derartige Notate als „Merke“ – ein wohl vom Turnvater Jahn übernommener altfränkischer Begriff („Merkzeichen“). Einen Eindruck vom „unstilisierten“ Nachlaßschriftgut in Loseblattform vermittelt u. a. die Bestandsakte Nr. 34 (echte Nachlaßreste: Konzepte, Notate usw.).

d) Ordnung und Verzeichnung

Vor Beginn der Ordnung war der Bestand in die oben genannten acht mit Packpapier umwickelten Pakete verpackt, die folgende Aufschriften trugen:

Nr. 1: Familienpapiere
Nr. 2: Briefe meines Großvaters Fein
Nr. 3: Briefe meiner Großmutter Friederike Fein …
Nr. 4: Briefe meines Vaters Eduard Fein
Nr. 5: Gedichte, Papiere meines Vaters Eduard Fein
Nr. 12: „502 Blatt“ [= Briefe von Georg Fein jun. an seine Mutter]
Nr. 13: Georg Fein. Briefe an ihn, 254 Blatt
Nr. 14: Oheim Georg Fein: Briefe, Drucksachen, Papiere aus seinem Leben, 414
Blatt.

Der Nachlaß Georg Fein [jun.] entbehrte – abgesehen von den Heften und Briefserien – nahezu jeder inneren Ordnung. Bei der Ordnung und Verzeichnung dieses Nachlasses wurde auf eine möglichst genaue zeitliche Bestimmung der losen Blätter, Zettel, undatierten Konvolute usw. Wert gelegt. Da Feins Schrift sich seit seiner Kindheit in ihrem Duktus kaum verändert hat, war diese Feststellung oft sehr schwierig.

Weil der Nachlaß einer systematischen Ordnung ermangelt, wurden die einzelnen im Staatsarchiv neugebildeten Akteneinheiten im Archivbestand in chronologischer Schichtung fortlaufend angeordnet. Typologisch ist Georg Feins Nachlaß ein Provienenzbestand mit Pertinenzelementen (da seine eigenen Briefe an andere Familienmitglieder etc. in seinen Nachlaß eingereiht wurden).

Bei der Verzeichnung wurde der Inhalt der Hefte abschnittsweise möglichst genau erfaßt. Durch sehr ausführliche Indizes wird eine zeitsparende Benutzung des sonst ganz unübersichtlichen Nachlaßbestandes ermöglicht.

Wie alle derartigen Arbeiten ist auch das vorliegende Findbuch „vorläufig“ und verbesserungsfähig.

Das Itinerar von Georg Fein [jun.], die Zeittafel zur Lebensgeschichte sowie die Familienstammtafeln wurden vom Unterzeichneten erarbeitet. Diese Aufstellungen sind durchaus nicht endgültig und in den Details noch berichtigungsfähig und ergänzungsbedürftig.

e) Wert des Bestandes

Die Briefe des Hofrats Georg Fein [sen.] sind für die braunschweigische Landesgeschichte bis 1813 eine interessante Quelle.

Der Nachlaß seines Sohnes Georg [jun.] ist ein bedeutsamer Quellenfundus für die Geschichte des frühen Demokratismus, Nationalismus und wohl auch der Anfänge des Sozialismus, wie der Lebensgang dieses braunschweigisch-niedersächsischen Revolutionärs erweist. Fein war Berufspolitiker und kannte sehr viele Politiker besonders der Dreißigerjahre der Vormärzepoche (die sogenannten “Hambacher“, „Frankfurter“ [Wachenstürmer] usw.). Für personengeschichtliche Ermittlungen im Bereich der Emigranten, Demokraten, Radikalen, Nationalisten (und Internationalisten), Sozialisten, Oppositionellen usw. dieser Epoche ist sein Nachlaß ebenso eine Fundgrube wie für die Geschichte der deutschen Auslandsvereine. Zustände und Umstände, Parteien und Parteiungen, Organisationen und Aktivitäten, Pläne und Gegenpläne hat Fein mit scharfem Blick interessiert in seinen Papieren registriert. Mit Venedey und Wilhelm Schulz waren später zwei seiner besten Freunde Abgeordnete in der Paulskirche. Für die Quellenmäßig schlecht dokumentierte Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung in der Schweiz nach 1850 (vgl. Gruner a. a. O. S. 398) steht der Forschung nunmehr im Nachlaß Fein sehr reichhaltiges authentisches Material eines führenden Protagonisten zu Verfügung.

Der Wert des Feinnachlasses bemißt sich auch danach, daß anscheinend nicht viele Nachlässe von frühen Demokraten aus seiner Generation bzw. der ungefähr darauf folgenden Altersgruppen erhaltengeblieben sind (vgl. Schieder S. 327 ff.; Gerlach S. 7 ff.). Als vergleichbare derzeit der Forschung bekannte Nachlässe wären zu nennen [vgl. W. A. Mommsen: Die Nachlässe in den deutschen Archiven, Teil I – II, 1971 – 1983; L. Denecke: die Nachlässe in den Bibliotheken der Bundesrepublik Deutschland, 2. Aufl., 1981]: Ludwig Bamberger, Joh. Phil. Becker, Karl Blind, Robert Blum, Hermann Döleke [vgl. Gerlach S. 401, 416], F. Freiligrath, Julius Fröbel, H. Harring, Georg Herwegh, Hoffmann von Fallersleben, Johann Jacoby (nur noch in Abschriften), Friedr. Jucho, G. Kinkel, Julius Knorr, G. Friedr. Kolb, Friedr. Albert Lange, Wilh. Marr, (H. F. Maßmann?), Karl Mathy, Karl Mayer, F. Raveaux (nur Abschriften), A. v. Rochau, G. A. Rösler, Joh. Ronge, Karl Schurz, Georg Seidensticker, F. Streit, J. Venedey, Friedr. Theod. Vischer, Karl Vogt, Benedict Waldeck, Heinr. Wuttke.

Fein hatte bis ans Ende seines Lebens verwandtschaftliche und freundschaftliche Verbindungen zu seinem Heimatland Braunschweig. Im Nachlaß sind diese zum Teil ins Politische spielenden Beziehungen gut dokumentiert. Erkennbar wird u. a., welche Resonanz Person und Wirken dieses frühen Demokraten im „ostfälischen Raum“ gefunden haben. Von den führenden frühen Demokraten stammten Dr. Heinrich Ahrens (1808 – 74), Hermann von Rauschenplat (1807-68) sowie die Sozialisten Klemens Rust (ca. 1807 – ca. 1842) und Dr. Theodor Schuster (1808 - ?) ebenfalls aus dem östlichen Niedersachsen. Schriftliche Nachlässe sind von diesen Altersgenossen und Landsleuten Georg Feins nicht überliefert.

Bis Ende 1988 ist der Feinnachlaß nur ein einziges mal in toto benutzt worden. Der braunschweigische Studienrat und Bibliotheksrat Dr. Adolf Suchel (1895 – 1967) habilitierte sich 1948 an der Technischen Hochschule Braunschweig mit folgender, 1946 eingereichten historischen Biographie: „Der Braunschweiger Dr. Georg Fein. Ein Beitrag zur Geschichte des Vormärz“. Daran hatte er seit dem Jahre 1930 gearbeitet. Im Jahre 1940 konnte er für diese Biographie den gesamten Nachlaß im jetzigen Archivbestand 211 N durcharbeiten (vgl. 36 Alt 261 [830/30]; 1 Nds [Su-Sz]). Infolge der Kriegs- und Nachkriegsverhältnisse ist diese gut geschriebene, gründliche und zuverlässige Arbeit leider nicht zum Druck gelangt (Fotokopie des erst im Jahre 1987 wiederentdeckten, in Familienbesitz befindlichen handschriftlichen Originalmanuskripts lagert in 250 N 307). Eingehender wird Feins Leben darin aber nur etwa bis zur Abfahrt nach Nordamerika dargestellt. Suchel hat die damals vorliegende Literatur sowie – neben dem Feinnachlaß – sonstige Archivalien des Staatsarchivs Wolfenbüttel herangezogen. Für den Lebensgang Feins hat Suchel in seiner Biographie solide Grundlagen erarbeitet. Im ganzen hat er einen ausführlichen Lebensüberblick vorgelegt, die Informationsfülle des Nachlasses jedoch in seiner wenig umfangreichen Arbeit (nur 85 Textseiten) in keiner Weise erschöpfend ausgewertet. So ist ihm beispielsweise entgangen, daß der zeitlebens häufig fälschlich als „Doktor“ (Dr. phil., Dr. jur. usw.) titulierte Demokrat nie promoviert hat. Hinsichtlich der politischen Beurteilung und Einordnung Feins ist Suchels Forschungsstand veraltet. Die Tätigkeit in den Auslandsvereinen wird von ihm ohne Eingehen auf Details nur überblicksmäßig behandelt. Suchels Habilitationsschrift ist wahrscheinlich niemals wissenschaftlich benutzt worden und im Archiv der Technischen Hochschule Braunschweig heute auch nicht mehr vorhanden (1987). Daß sie existiert hat ersah der Unterzeichnete erst im Jahre 1980 aus den Benutzerakten des Staatsarchivs Wolfenbüttel.

Dieses Findbuch schrieben Frau Boecker-Gallert, Frau Degering und Herr Kustak. Frau Boecker-Gallert und Herrn Kustak danke ich für besonderen Einsatz und herausragende Arbeitsleistung bei der Eingabe und dem Ausdruck dieses Findbuches unter Verwendung der EDV (System Textverarbeitung Word5 und Olytext). Eine Förderung durch das Arbeitsamt Braunschweig im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme auf der Grundlage des Arbeitsförderungsgesetzes, wofür an dieser Stelle ausdrücklich gedankt sei, ermöglichte einen Großteil der genannten Schreibarbeiten für die Fertigstellung des vorliegenden Findbuchs.

Wolfenbüttel, im Dezember 1989

Dr. Dieter Lent

5. Überblick über das Leben des Demokraten Georg Fein

Georg Fein galt zu Lebzeiten als bekannter Demokrat (Brockhaus-Konversationslexikon 1852: „bekannt als ein Vertreter der demokratischen Partei“), was ungefähr auch seine politische Bedeutung und geschichtliche Rangstellung umschreiben dürfte. Man kann ihn wohl der mittleren Führungsschicht der deutschen Demokraten zurechnen. Ein eindeutiges Indiz für seinen Bekanntheitsgrad ist der ihm im Brockhaus-Lexikon in verschiedenen Auflagen der Jahre 1852 – 1883 gewidmete biographische Artikel. Auch in Pierers Universallexikon wurde er 1855 in einem längeren Artikel vorgestellt. In zwei Nationallexika – in der Allgemeinen Deutschen Biographie sowie im Historisch-Biographischen Lexikon der Schweiz [Bd. 3, 1926, S. 132] – ist er ebenfalls aufgeführt. Im Jahre 1832 war er so bekannt, daß sein Porträtkopf unter den Bildnissen der 16 führenden Liberalen des Vormärz auf dem sogenannten „Hambacher Tuch“ erscheint (im Kreis von so bedeutenden Männern wie Jordan, Itzstein, Siebenpfeiffer, Welcker, Rotteck, Uhland, Wirth [vgl. 211 N 102]). In einer poetisch schönen und politisch nahezu prophetischen Stelle seiner Schrift „Französische Zustände“ (1832) nennt Heinrich Heine unter den führenden ersten deutschen Republikanern auch Georg Fein (H. Heine: Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke, Bd. 12/1, 1980, S. 178). Als politischer Redakteur war Fein in der Zeit von 1831 bis 1834 an so bedeutenden Zeitungen wie der „Deutschen Tribüne“ und der „Neuen Zürcher Zeitung“ tätig. Um das Jahr 1835 zählte er zu den rd. 160 vom Deutschen Bund verfolgten politischen Flüchtlingen im Ausland, d. h. zu den Meistgesuchten. Als er im Jahre 1845 in Gefangenschaft geriet, bezeichnete ihn kein Geringerer als Metternich als einen „gefährlichen Ruhestörer“, „bedenklichen Vaganten“ (12 Neu 5 Nr. 6205 Bl. 332) sowie „als eines der gefährlichsten Werkzeuge der Revolutionspartei“ (Glossy a. a. O. S. 9 f.). Metternichs Polizeichefs Noe und Engelshofen klassifizierten ihn als äußerst aktive, erfolgreiche und ausdauernde „Revolutionskoryphäe“. Im Revolutionsjahr 1848 führte die „Deutsche Reichszeitung“ ihn unter den „bekannten Namen“ der deutschen Linken auf (37 Z Nr. 1 [Nr. 103 vom 28.10.1848]). Beim zweiten Demokratenkongreß in Berlin 1848 wurde ihm ausdrücklich als einem „Veteranen der deutschen Republikaner“ bzw. „der Freiheit“ ehrenhalber die Präsidentschaft übertragen (ebd; 211 N 84 Bl. 7 [vom 29. Okt. 1848]). Nach Feins Tod schließlich widmete ihm im Jahre 1869 eine der damals führenden Illustrierten, die „Illustrierte Zeitung“ in Leipzig, das älteste und zugleich langlebigste Blatt dieser Gattung in Deutschland, einen ehrenvollen längeren Nachruf mit Beigabe eines Porträts, was für seine fortdauernde Bekanntheit spricht. Sogar unter den Deutschen in den Vereinigten Staaten genoß Fein ein hohes politisches Ansehen, was sich bei seinem Aufenthalt 1846 – 1848 in vielen Ehrungen zeigte. Seine Bedeutung unter den Deutsch-Schweizern wird dadurch unterstrichen, daß Klaus Urner in seinem Standardwerk über die Deutschen in der Schweiz (vgl. Literaturverzeichnis) ein Fein-Porträt abgebildet hat. In den deutschen Arbeitervereinen in der Schweiz – seinem Hauptwirkungskreis – wurde er geradezu verehrt und blieb auch noch nach seinem Tode jahrzehntelang unvergessen (Heinrich Schmidt: Die deutschen Flüchtlinge in der Schweiz … 1833 – 1836, 1899, S. 149).

In der Literatur wird Feins politische Richtung mit „Burschenschafter“, „bürgerlicher Demokrat“ bzw. „kleinbürgerlicher Demokrat“ (marxistisch) charakterisiert. Eine Stütze fände diese Kennzeichnung darin, daß sich Fein selbst einmal einen „früheren Bourgeois-Republikaner“ genannt hat (1850 [Nr. 72 Bl. 54 ff.]). Das Adjektiv „bürgerlich“ ist jedoch zu einseitig und eng, da Fein seit 1833 als Politiker durchgehend bewußt sozialbetont dachte und handelte. Die Charakterisierung als „Frühsozialist“ entspricht vielleicht zum Teil Feins eigenem Selbstverständnis, da er sich gelegentlich durchaus als Sozialisten bezeichnete, steht aber nicht im Einklang mit der heute geltenden Begriffsbestimmung. Auf jeden Fall war er ein radikaler, revolutionärer, sozialbetonter, großdeutscher Revolutionär und Republikaner der gemäßigten Richtung. Eine soziale Revolution kam gelegentlich durchaus in der politischen Vorstellungswelt dieses Frühdemokraten vor.

Als politischer Publizist ist Fein wenig hervorgetreten. Mit der intensiven Publikationstätigkeit beispielsweise seiner engen persönlichen Freunde und Gesinnungsgenossen Dr. Wilhelm Schulz und Jakob Venedey ist sein eigenes publizistisches Wirken in gar keiner Weise zu vergleichen. Viele seiner publizistischen Pläne hat er nie ausgeführt. Im Gegensatz auch zu Venedeys und Schulz´ Veröffentlichungen hatte Feins politische Publizistik kaum theoretisch-grundsätzlichen Charakter, sondern diente vornehmlich dem Tageskampf. Als Politiker war er ohnehin mehr Praktiker („Aktivist“) als Ideologe oder Theoretiker.

Der spätere sozialbetonte Volksfreund und Freiheitsmann Georg Fein [jun.] stammte väterlicher- und mütterlicherseits aus alten hannoversch-braunschweigischen Bürgerfamilien. Sein Vater war Pastorensohn, seine Mutter eine Fabrikantentochter. Der Großvater Christoph Friedrich Fein (gest. 1761) hat als Sagenforscher ein bescheidenes Plätzchen in der deutschen Literatur- und Wissenschaftsgeschichte erhalten. Die verwickelten Verwandtschaftsverhältnisse der Familien Fein – Gravenhorst – von König werden durch die diesem Findbuch beigegebenen Ahnentafeln deutlich. Georg [jun.] wurde in der Universitätsstadt Helmstedt geboren, die er noch in seinem Testament bedachte. Sein Vater Dr. jur. Georg Fein [sen.] war Hofrat und Bürgermeister von Helmstedt. Aufgeklärt und freisinnig denkend begrüßte er nach 1806 den modernen Staat des Königreichs Westphalen ausdrücklich als staatlich-gesellschaftlichen Fortschritt. In Kassel stieg er im Regierungsapparat dieses Königreichs zum Generalinspekteur und provisorischen Generaldirektor auf. Als Mitglied der braunschweigischen Provinzialabordnung in der nach Frankreich beorderten westphälischen Deputation wurde er 1807 in Paris durch die Audienz bei Napoleon zum überzeugten Anhänger des Kaisers. Seine Frau teilte die Ansichten ihres Ehemannes und begleitete die spätere Revolutionärslaufbahn ihres Sohnes Georg mit viel Verständnis. Sie stammte aus der bekannten altbraunschweigischen Familie Gravenhorst (vgl. NDB) und brachte ein erhebliches Vermögen mit in die Ehe. Ihr Sohn Eduard Fein, nachmals Professor der Jurisprudenz und namhafter Jurist (vgl. ADB), war Teilnehmer am Hambacher Fest und linksgerichteter Achtundvierziger. Mit dem demokratischen Anschauungen seines Bruders Georg sympathisierte er. Georgs [jun.] Halbbruder Karl war Rat in der braunschweigischen Domänenkammer und stand dessen Demagogenlaufbahn fremder gegenüber, obwohl er selbst auch 1830 politisch mißliebig aufgefallen war und deswegen dienstliche Nachteile hatte (50 Neu vorl. Nr. 300).

Die Biographie des Demokraten Georg Fein [jun.] ist bisher nur ungenügend bekannt. In der auf weitere Kreise zielenden literarisch anspruchsvollen Geschichtsschreibung sind Heinrich von Treitschke und Ricarda Huch Antipoden bei der Beurteilung von Feins Leben und Wirken. Mit Wärme und Sympathie schildert R. Huch 1930 in ihrer deutschen Revolutionsgeschichte des 19. Jahrhunderts ihren Braunschweiger Landsmann (R. Huch: Gesammelte Werke, Bd. 9, Köln-Berlin 1968, passim [Fundstellennachweis im Registerband: Bd. 11]). Adolf Suchel hat in seiner ungedruckten Fein-Biographie (250 N 307 Bl. 7) nachgewiesen, daß das über H. v. Treitschke (Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert, Teil 4, 1889, S. 253, 601; Teil 5, 1894, S. 161, 513) vermittelte ältere einprägsam negative und verzerrte Fein-Bild („alter Burschenschafter“, „zynischer Demagoge“ und „Diogenes der Demagogen“) auf die Biographie „Karl Mathy“ (1870) von Gustav Freytag zurückzuführen ist: Mathy seinerseits war parteiisch beeinflußt (durch seinen Schwager Franz Stromeyer, einen ausgemachten Gegner Feins). Auch W. Marrs frühes negatives Fein-Bild (1846!) ist schief, einseitig sowie durch und durch parteiisch gefärbt. Feins Freunde (Kombst, Hoffmann von Fallersleben, Claire von Glümer) beurteilen ihn natürlicherweise positiv. Die Lebensabrisse bei Glossy (S. 9 ff.: u. a. aufgrund autobiographischer Mitteilungen Feins), Oppermann, Leonard, Gruner, Gerlach, Urner, Weisz und Sutter sind ohne Kenntnis vom Vorhandensein des Nachlasses verfaßt. Der unangemessen knappe Fein-Artikel in der Allgemeinen Deutschen Biographie fußt fast gänzlich nur auf dem entsprechenden Artikel in Pierers Universallexikon (1858). Der Braunschweiger Reichseisenbahnassistent und Sozialist Heinrich Leonard (Mitglied der Sozialdemokratischen Partei) arbeitete – wohl im Auftrag der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (vgl. 36 Alt 261 [Tgb.-Nr. 830/30]) – von 1925 bis 1931 (u. a. im Landeshauptarchiv Wolfenbüttel) an seinem anerkennenswerten, aber einseitig marxistischen und damit stark verfehlten Fein-Aufsatz, der ein übertrieben positives Heldenbild eines Arbeiterführers entwirft. Bei diesen bisher genannten Autoren finden sich hinsichtlich der Daten und Fakten in Feins Lebenslauf Unklarheiten, Widersprüche und Fehler. Die umfangreiche, mit Benutzung des Nachlasses erarbeitete und erstmals kritisch und historisch abgewogen wertende Biographie von A. Suchel (Habilitationsschrift 1946) ist leider ungedruckt und bis jetzt völlig unbekannt geblieben. Sie bietet auch erstmals ein weithin gesichertes Daten- und Faktengerüst, das aber noch stark ausbau- und verfeinerungsfähig ist. Der nachfolgende, lediglich der Einführung in den Nachlaßbestnd dienende Lebensabriß baut neben der eigenen Bestandskenntnis des Unterzeichneten hauptsächlich auf A. Suchel auf; aber auch bei diesem hier vorgelegten Lebensüberblick muß angesichts der übergroßen Materialfülle des sehr unübersichtlichen Nachlasses vielerlei als vorläufig angesehen werden. Spezielle, umfangreiche Nachforschungen über Fein in staatlichen und kommunalen Archiven (insbesondere der Schweiz, Südwestdeutschlands, des Elsaß) stehen noch ganz aus. Dem Fein-Artikel im Brockhaus von 1852 – 1883 (211 N 102) liegt höchstwahrscheinlich ein von Fein selbst um 1851 konzipierter eigener Lebenslauf zugrunde (211 N Nr. 51). Nach Mitteilung des Verlages F. A. Brockhaus lieferten im 19. Jahrhundert die für eine Aufnahme ins Lexikon vorgesehenen Persönlichkeiten häufig selbst die Angaben oder sogar einen Textentwurf (Auskunft vom 10.02.1989 in SR 211 N). Schon deswegen sind diese Brockhaus-Artikel als nützliche Lebensabrisse anzusehen. Der eigenhändige Lebenslauf in 211 N 51 ist inhaltlich sehr aufschlußreich, aber leider extrem schwer leserlich (stellenweise so gut wie unleserlich).

Georg Fein [jun.] verlebte eine sehr unstete Kindheit und Jugendzeit mit vielen Ortswechseln in Kassel, Braunschweig, Magdeburg und Blankenburg, was sehr früh ein bis ins Alter nachwirkendes Element der Unruhe in sein Leben brachte. Sein freiheitsdurstiger Charakter war ebenso wie seine Handschrift und seine ausgeprägten literarischen Interessen erstaunlich früh fertig entwickelt. Das gleiche gilt für konstant bleibende Lebensgewohnheiten (Leben in Freundeskreisen, Behagen am Dichten, „Studieren“ und Schreiben in der Studierstubengemütlichkeit, Tabakrauchen, auffällige Neigung zum Alkohol). Eines der ersten Gedichte des gerade Dreizehnjährigen ist bereits politisch („Das befreite Deutschland“). Wahrscheinlich hat ihn die deutschpatriotische antifranzösische Stimmung, die um 1814 nach der Schilderung in Hoffmann von Fallerslebens Lebenserinnerungen unter Braunschweigs Gymnasiasten herrschte, für sein Leben entscheidend nationalfreiheitlich geprägt. Hoffmann bezeugt auch jugendliche Kritik an Fürsten und Adel in seinem Braunschweiger Kreise. Dieser Patriotismus äußerte sich vor allem im Versemachen, von welcher Manie Georg Fein im besonderen Maße besessen war. Nach dem Besuch des Collegium Carolinum in Braunschweig studierte Fein bis 1826 ohne besonderes Interesse und ohne rechten Fleiß Rechtswissenschaft in Göttingen, Berlin, Heidelberg und München. Ungleich mehr zogen ihn geschichtliche, politische und staatsrechtlich-staatswirtschaftliche Studien an. Von Einfluß auf ihn waren vor allem die aufgeklärt-liberalen Staats- und Wirtschaftswissenschaftler Saalfeld und Sartorius in Göttingen, [Johann Gottfried] Hoffmann in Berlin sowie Rau und Mittermaier in Heidelberg. In Heidelberg fesselte ihn auch nachhaltig der Historiker Schlosser. Doch in Berlin enttäuschte ihn Hegel und in München Schelling. In der bisherigen Literatur (Oppermann, Heer, Suchel [Mskr.]) gilt Fein durchweg als „Göttinger und Heidelberger Burschenschafter“. Burschenschaftsartige Betätigung ist jedoch während seines Studiums in Göttingen und Heidelberg mangels spezieller Forschungen bislang zwar nur schattenhaft zu erkennen, zumindest aber stark zu vermuten. So mußte er Göttingen im Spätsommer 1823 wegen eines dunklen Vorfalls verlassen. Hier war er wohl mit dem führenden Burschenschafter Landfermann in Verbindung gewesen. In Göttingen schritten die Behörden im Juli-August 1823 gegen die Burschenschaften ein, womit möglicherweise Feins plötzlicher Abgang in Verbindung steht. Für Feins Leben entscheidend wurde ein Besuch beim Turnvater Jahn im Herbst 1825, dessen Deutschtümelei er später indes durchaus auch kritisch beurteilte. Jahns Ideen über Nationalerziehung haben Fein wahrscheinlich nachhaltig geprägt. Der Turnvater seinerseits schätzte den jungen Fein, mit dem er mindestens bis 1828 wissenschaftlich in Verbindung blieb (vgl. H. Langenfeld u. J. Ulfkotte: Unbekannte Briefe von Friedrich Ludwig Jahn und Hugo Rothstein, 1990, S. 91 f.). Vom Frühjahr 1825 bis zum Sommer 1831 fühlte sich Fein als gescheiterte Existenz. Eine Anstellung als Jurist in Braunschweig hatte er sich durch sein nicht konformes Verhalten bereits verbaut. Er führte, finanziell von der gutsituierten Mutter unterstütz, jetzt das Leben eines dichtenden und schöngeistig-historisch-politisch interessierten Privatgelehrten. Der Schillerverehrer Fein verfaßte bis an sein Lebensende literarisch wertlose, aber politisch und autobiographisch aufschlußreiche Gedichte. Erst 1829 ging ihm auf, daß seine dichterische Begabung unzureichend war. Nach München zog den nach eigenem Bekunden von Jugend auf von „rücksichtsloser [nationaler] Freiheitsgesinnung“ erfüllten Fein im Mai 1826 die liberale Atmosphäre im Land des nationalgesinnten Bayernkönigs Ludwig I. dort studierte er zwar kaum noch ernsthaft, konnte aber kleinere belletristische Beiträge in Zeitschriften gedruckt unterbringen. Längere Reisen führten ihn seit 1828 nach Böhmen, Holland, Belgien und in weite Teile Deutschlands. Als einfacher Bürgergardist beteiligte er sich Ende 1830 bei der Verjagung des braunschweigischen Exherzogs Karl II. aus dem Harz. In München entwickelte sich bei ihm eine Richtung aufs Politische, die sich 1829 in einem Vortrag über Ständeversammlungen in der Gesellschaft Philomathie niederschlug. Im Frühjahr 1828 plante er, den Turnvater Jahn zu besuchen und sich von ihm Anregungen für seinen eigenen „politischen Plan“ zu holen [211 N 15 Bl. 126]. Fein stand jetzt bereits links vom Liberalismus, mit dem er sich damals kritisch auseinandersetzte. In der bayerischen Landeshauptstadt lernte er damals mit Heinrich Heine, Harro Harring und Maßmann führende oppositionelle Geister kennen. Die Auswirkungen der Julirevolution in Bayern schließlich lassen Fein dann zum Politiker und späteren Berufspolitiker werden.

Anfang August 1831 bot der oppositionelle Publizist Dr. Wirth Fein die Stelle eines Mitredakteurs an seinem radikal-liberalen Oppositionsblatt „Deutsche Tribüne“ in München an. Von wohl Herbst (November) 1831 bis zu ihrem Verbot am 21. März 1832 war er dann Mitredakteur an der Tribüne und dadurch schlagartig eine Person des öffentlichen Interesses. Jetzt fühlte er erstmals festen Boden unter seinen Füßen und wollte politischer Journalist werden. Die „Deutsche Tribüne“ war mit ihrer radikalen Kritik an der Regierung und am König von Bayern in den Jahren 1831/32 ein führendes Oppositionsblatt mit bleibender Bedeutung für die Anfänge der deutschen Parteipresse. Mit der „Tribüne“ siedelte Fein im Januar 1832 in die bayerische Rheinpfalz (Homburg, Zweibrücken) über. Seit dem 29. Januar 1832 wurde die Tribüne zum Vereinsorgan des rheinpfälzischen Preßvereins (Vaterlandsvereins), in dem Fein bis Anfang Juli 1832 eine namhafte Rolle spielte. Vom 26. März bis zum 8. Juli 1832 ereilte den sich zum Republikaner entwickelnden und als Feiheitsmärtyrer gefeierten Mitarbeiter Wirths eine teilweise von Protesten und Volkstumulten begleitete Abfolge von Verhaftungen, Ausweisungen und Abschiebungen in den Ländern Rheinbayern, Baden und den beiden hessischen Staaten. Er nahm aus Vorsichtsgründen nicht am Hambacher Fest teil, trat aber als Redner an den Volksfesten in Bergen (bei Hanau am 31. Mai) und Wilhelmsbad (bei Hanau am 22. Juni) auf. Aus Hanau wurde er endlich als an revolutionären Umtrieben beteiligtes „berüchtigtes Subjekt“ mit militärischer Eskorte nach Braunschweig abgeschoben, wo er am 8. Juli eintraf.

Durch das Bundesgesetz vom 31. August 1832 war er als oppositioneller Journalist unter Polizeiaufsicht gestellt worden. In Braunschweig wurde er amtlich in der über ihn geführten Untersuchungsakte (12 Neu 5 Nr. 6205) als Privatgelehrter und „Doktor“ (obwohl er nie promoviert hatte!) bezeichnet, welche Statuscharakteristika ihm fortan bis ans Lebensende erhalten blieben [„Dr. phil.“ bzw. „Dr. jur.“; über die Nichtpromotion Feins vgl. L. Weisz (s. unten) S. 160]. Schon im Juli wurde er polizeilich vernommen und ihm bei Androhung von sofortiger Verhaftung jegliche politische Tätigkeit untersagt. Dennoch betätigte er sich in Braunschweig (und Umgebung) im Untergrund politisch durch Verbreitung von Druckschriften und wohl auch in einem u. a. von Handwerkern frequentierten Leseverein. Das zog ihm im Dezember 1832 polizeiliche Untersuchung und ein Kriminalverfahren beim Kreisgericht Braunschweig wegen Verbreitung revolutionärer Druckschriften zu, welches ihn ihm Bundesgebiet später zum politischen Kriminellen stempelte. Im sogenannten „Schwarzen Buch“ der Bundeszentraluntersuchungsbehörde über revolutionäre Umtriebe ist der „Dr. phil. und Literat“ G. Fein unter der Laufnummer 397 eingetragen mit dem Hinweis, daß laut Beschluß des Landgerichts zu Wolfenbüttel vom 2.1.1837 gegen ihn bis zu seiner „Habhaftwerdung“ nicht vorgenommen werden soll; als Tatbestand ist dort „Verfassung und Verbreitung revolutionärer Druckschriften“ genannt [Bundesarchiv, Außenstelle Frankfurt, DB 8/7].

Zu Feins Braunschweiger Kreis zählten 1832 – 1833 u. a. Dr. Karl Andree und Dr. Aronheim. Die genaue Zusammensetzung dieses Kreises müßte noch speziell erforscht werden (vgl. u. a. Liste von Braunschweiger Bekannten in 211 N 79 S. 91).

Anfang April 1833 ließ ihm Pfarrer Weidig eine Botschaft vom bevorstehenden Losbruch des Frankfurter Hauptwachensturms mit der Aufforderung zur aktiven Teilnahme in Braunschweig oder Frankfurt zukommen (211 N 15 Bl. 473 [Brief vom 13.3.1837]). Auch durch Ernst Schüler (u. a.) war Fein Anfang April über einen Mittelsmann – den aus Braunschweig stammenden Gießener Burschenschafter Heinrich Friedrich Ludwig Degeling – von dieser Aktion bereits informiert (38 A Neu 2 Fb. 2 Nr. 86; 211 N 105 [Brief vom 3.10.1845]). Nach einer heimlichen Abreise aus Wolfenbüttel am 6. April kam Fein am 7./8. April in Frankfurt/M. an, wo die Ratlosigkeit seiner Gesinnungsgenossen ihn aus eigenem einsamen Entschluß zur weiteren Flucht veranlaßte. Polizeilich als angeblich Mitbeteiligter bereits gesucht erreichte er in abenteuerlicher Flucht am 15. April Frankreich in St. Louis bei Basel. Von dort begab er sich in die Schweiz, wo er am 3. Mai in Liestal, der Hauptstadt des liberalen Neukantons Baselland ankam. Von nun an war er bis ans Ende seines Lebens konsequent, ganz bewußt und selbstbewußt ein revolutionärer deutscher Republikaner und Demokrat im Exil.

Feins Wirken im Exil bis 1845 ist in der Literatur über die politischen deutschen Auslandsvereine in den Grundzügen (obwohl ohne Benutzung des Nachlasses) mehrfach herausgearbeitet worden (Gerlach, Schieder, Schraepler, Gruner, Urner, Wiltberger, Rückhäberle, Heinrich Schmidt, Brugger). In der Ungedruckten Feinbiographie von A. Suchel finden sich sehr wichtige und interessante, aus dem Nachlaß ermittelte Details wie auch Gesamtbewertungen seiner Exilzeit. Aber auch Suchel hat diese Exiljahre keineswegs erschöpfend behandelt. Der Nachlaß bietet noch genug unausgewertetes Material, um die Konturen von Feins Wirken im unübersichtlichen Getriebe der revolutionären auslandsdeutschen Gruppen scharf zu erfassen. Auch die bereits vorhandene Literatur müßte wirklich umfassend herangezogen werden (vgl. beispielsweise die Hinweise bei Urner a. a. O. S. 651 Anm. 35).

Allgemeinhistorisch besonders wichtig ist Feins erster Schweizer Aufenthalt bis Mitte Juli 1836 (hauptsächlich in Zürich und Liestal, 1835 unterbrochen durch politische Reisen ins Elsaß). Mit einer Vielzahl der führenden deutschen emigrierten Revolutionäre, Oppositionellen usw. im Ausland kam er von jetzt ab in Kontakt; sehr oft war er mit ihnen persönlich bekannt und häufig sogar auch politisch oder privat befreundet, wobei vor allem u. a. wohl folgende Namen zu nennen wären: K. v. Bruhn, J. H. Garnier, H. Harring, G. Herwegh, A. Jäger, G. Kombst, H. Marr, G. Mäurer, H. v. Rauschenplat, Klemens Rust, K. Schapper, Dr. Wilhelm Schulz, Dr. Theodor Schuster, Jakob Venedey, Wilhelm Weitling usw. Mit Harring, Rauschenplat, Schapper, Wilh. Schulz und Venedey zählten namhafte Radikale unterschiedlichster politischer Couleur zu seinen persönlichen Freunden. Zu seinen Bekannten gehörten vornehmlich auch zahlreiche „Hambacher“ (rheinpfälzische Revolutionäre) und „Frankfurter“ (Hauptwachenstürmer). Den größten Teil der deutschen Emigranten in der Schweiz kannte er wohl persönlich. Das gleiche gilt für eine Vielzahl der im Namenindex dieses Findbuchs vorkommenden Personen (von den ausländischen Emigranten seien nur der Italiener Mazzini und der Pole Stolzmann genannt). Wie viele andere Emigranten ist auch Fein innerlich und äußerlich beteiligt an den damaligen „Schweizer Wirren“, d. h. innerstaatlichen Auseinandersetzungen (zwischen liberalen und reaktionären Kantonen usw.). Vom 18. Dezember 1833 bis Mai (bzw. 4. Juni) 1934 war er Redakteur der Neuen Züricher Zeitung. Er mußte die Redaktion niederlegen, weil seine antireaktionären Artikel den Schweizern zu scharf erschienen (ausführliche Darstellung der Redaktionstätigkeit bei L. Weisz [s. unten]). Fein war der erste Redakteur dieses Blattes, der sich in der Zeitung mit vollem Namen nannte. Unmittelbar danach folgte wie ähnlich auch bei anderen deutschen Emigranten in der Schweiz seine politisch entscheidende Hinwendung zu den deutschen Handwerkern (bzw. Arbeitern) im Ausland: Am 6. August 1834 organisierte er in Zürich seine erste Handwerkerversammlung. Im Handwerkerstand erblickte der seit je von mancherlei burschenschaftlich-antibürgerlichen Affekten erfüllte Fein jetzt den körperlich und geistig gesunden Kern des deutschen Volkes, in dem man am ehesten das noch fehlende Freiheits- und Nationalbewußtsein erwecken und ein kampfkräftiges Fußvolk für die ersehnte deutsche Revolution gegen „Fürsten, Aristokraten und Pfaffen“ (Feins Lieblingsausdruck!) bzw. „die Vierunddreißig“ [deutschen Bundesfürsten] heranbilden könnte. Zwangsläufig richtete er seine politische Hauptaktivität von jetzt an bis ans Ende seines Lebens auf die auslandsdeutschen Handwerker- und Arbeitervereine. Um 1836 waren etwa 500 deutsche Handwerker und Flüchtlinge in der Schweiz in Vereinen organisiert. Fein war vorzugsweise ein Arbeitervereins- und auch Arbeiterbildungsvereinspolitiker. Unter Handwerkern fühlte er zeitlebens wohl und auch zuhause. Seine antibürgerlichen Gefühle und Lebensgewohnheiten kamen in seiner bei manchen Beobachtern Erstaunen erregenden unkonventionellen Kleidung (Haar- und Barttracht, keine Krawatte) sowie auch in seinen Gedichten (Abneigung gegen Philister, „Juste-milieuaner“, Fürstenknechte, Wirtshaustischpolitiker usw.) während langer Lebensperioden zum Ausdruck. Andererseits sollten die Handwerker/Arbeiter in den Vereinen nach Feins Vorstellung zu Bürgern herangebildet werden. Ideologisch waren bei dieser Wendung ins Soziale wohl auch sozialpolitisch-sozialpädagogische Vorstellungen des Schweizer Schriftstellers Heinrich Zschokke mit im Spiel (u. a. dessen Roman „Goldmacherdorf“).

Im August 1834 baute Fein in Zürich eine politisierte deutsche Handwerkerveinsbewegung auf, was aber im selben Monat zu seiner Ausweisung aus dem Kanton Zürich führte. Am Savoyerzug vom Februar 1834 hat Fein entgegen der herrschenden Meinung in der Literatur nicht teilgenommen (Nr. 25 Bl. 19 [vom 1. Okt. 1834]). Erst spät trat er am 17. Februar 1835 in den nationalrevolutionären Geheimbund „Junges Deutschland“ in der Schweiz ein. Am 15. April dieses Jahres gründete er einen jungdeutschen Klub in Baselland, und er war auch der Hauptpropagandist der Jungdeutschen in diesem Kanton. Von August 1835 bis Februar 1836 war er sodann Präsident des in Liestal ansässigen Zentralkomitees des Jungen Deutschland, das er reformieren wollte: u. a. beabsichtigte er, das Junge Deutschland von den nationalen Sektionen aus Mazzinis Geheimbund „Junges Europa“ zu trennen und mit dem Pariser „Bund der Geächteten“ zu vereinigen [Nr. 42 Bl. 49]. Wegen politischer Differenzen trat der zeitlebens politisch sachlich-nüchtern, vernünftig und gemäßigt-vermittelnd denkende Fein Mitte März 1836 aus dem Jungen Deutschland wieder aus. Seine lebenslange Abneigung gegen phantastische Geheimbündelei und utopische Revolutionspläne und -spielerei blieb die Folge davon. Im April 1836 brachte er in Liestal eine dritte Auflage des bei den Handwerkern beliebten revolutionären Liederbuchs „Deutsche Volksstimme“ mit einem eigenen Vorwort heraus. Feins damaliger verbaler revolutionärer Radikalismus kommt sehr gut in seinem im Januar 1835 verfaßten aufreizenden „Lied der vereinten Handwerker“ zum Ausdruck, das in seiner 1835 in Straßburg gedruckten Sammlung „Politische Gedichte“ erschien. Es ging später über in die 1841 in Paris vom Bund der Gerechten gedruckte Sammlung „Volksklänge“ und ist sein einziger Beitrag zum Liedgut der deutschen Arbeiterbewegung. Ob dieses Gedicht Vorbild oder Vorstufe des ungleich berühmteren Revolutionsgedichts „Hundert Handwerker“ (1836 gedruckt) ist, als dessen Verfasser Harro Harring oder auch Georg Fein angenommen werden, ist bisher unklar (Gerlach a. a. O. S. 121 – 123, 139, 439, 487 f.; Schieder a. a. O. S. 170 f., 339, 144). Feins zeitlebens leidenschaftliches deutsches Nationalgefühl spricht sich beispielhaft für zahllose ungedruckte Gedichte in seinem gedruckten Gedicht „An Deutschland“ (in: Politische Gedichte, 1835) ungehemmt aus.

In Straßburg gründete Fein im Jahre 1835 einen Handwerker-Leseverein sowie einen Klub des Jungen Deutschland (Nr. 15 Bl. 449). Dort ließ er auch im Sommer 1835 und Ende April 1836 folgende Werke seines Freundes Gustav Kombst drucken: „Authentische Aktenstücke aus den Archiven des deutschen Bundes zur Aufklärung über die hochverräterischen Umtriebe der deutschen Fürsten“ (1835) sowie „Der deutsche Bundestag gegen Ende 1832. Eine politische Skizze von Gustav Kombst“ (1836). Beide Schriften erregten überall das größte Aufsehen.

Wegen seiner Tätigkeit in den deutschen Handwerkervereinen wurde Fein am 25. Juni 1836 mit vielen anderen deutschen Flüchtlingen aus der Schweiz ausgewiesen.

Von da an beginnt das bis 1845 dauernde unübersichtliche Wanderleben Georg Feins (vgl. Itinerar) mit wechselnden Aufenthalten in Paris, London, Christiania (Oslo), Straßburg und ab 1840 wiederum auch in der Schweiz (hauptsächlich in Liestal). Außer in Christiania war er weiterhin bis 1845 in den auslandsdeutschen revolutionären Gruppen, Zirkeln, Vereinen usw. als Agitator, Propagandist, Organisator und Koordinator überaus tätig. Handwerker und Handwerkervereinigungen sind sein Hauptbetätigungsfeld. Als tarnende Decknamen verwendete er im Exil für sich u. a.: Hans Adamsen, Theodor Roscher, Arnold Schwendli, Maurer, Wagner, Charles Brown. Schon vor dem Tode der Mutter (1837) kam er in den Besitz eines vornehmlich von ihr (aber auch vom Vater) ererbten auskömmlichen Vermögens, das 1845 u. a. in der Schweiz in 12 000 Franken angelegt war.

In London und Paris begegnete er erstmals dem Elend der Fabrikarbeiter, das ihn nachhaltig beeindruckte, sein soziales Engagement verstärkte und ihn zur Auseinandersetzung mit sozialistischen Theorien anregte. Eine kommende Sozialrevolution bezog er als politische Möglichkeit nunmehr zwar ein. Dennoch lehnte er den Kommunismus eines Theodor Schuster oder Wilhelm Weitling konsequent ab, anerkannte aber einige Ansätze bzw. Forderungen des Kommunismus als richtig. Die Ideale der Gütergemeinschaft und eines sozialen Paradieses auf Erden hielt er für Irrlehren, die nur mit blutiger Gewalt durchgeführt werden könnten und in einer Staatszwangsanstalt enden würden. Eine ausschließliche „Proletarier-Revolution“ würde nichts bessern. Als politisch schädlich betrachtete er die durch den Kommunismus geförderte Spaltung des Volkes in Klassen, was nicht zuletzt auch die revolutionäre Einheitsfront gegen die „Fürsten, Junker und Pfaffen“ schwächen müßte. Auch die atheistisch-materialistischen Elemente in der Ideologie des Kommunismus lehnte er entschieden ab. Sein eigenes in den Exiljahren 1836 bis 1845 und später entwickeltes sozialpolitisches Rezept lautete: freiwilliger „Privatsozialismus“ durch Assoziation der Arbeiter auf allen Gebieten; Staatssozialismus nur dann, wenn der Privatsozialismus nicht zum Ziel des Einbaus der Arbeiter in den bürgerlichen Staat führt. Insofern kann man Fein auch als bürgerlichen Sozialisten oder Sozialreformer bezeichnen. Als Sozialisten betrachtete er sich gelegentlich selbst (ausnahmsweise auch einmal als „entschiedensten Sozialisten“ [Nr. 72 Bl. 54 ff. (21.5.1850)], der auf den Sieg der sozialen Roten Republik hofft). In erster Linie war und blieb er jedoch ein radikaler, nationaler, revolutionärer Demokrat und Republikaner, dem die Herbeiführung einer nationalen, einheitlichen deutschen Republik als Nationalstaat („Einheit und Freiheit Deutschlands“) ohne „Fürsten, Aristokraten und Pfaffen“ oberstes Ziel blieb; soziale Reformen sollten diesem Primärziel dann erst folgen. Den Internationalismus lehnte Fein ab („Wahn des Weltbürgertums“).

In Paris unter fremdem Namen in elenden Verhältnissen lebend verkehrte Fein 1836/37 u. a. mit Venedey, Schapper, Mäurer, Heinrich Heine und Börne. Als Gast nahm er (angeblich) an Sitzungen des „Bundes der Geächteten“ teil und veröffentlichte auch in dessen Zeitschrift „Der Geächtete“. Ende Januar 1837 wurde er in Paris jedoch polizeilich vernommen, vom 9. bis 15. Februar inhaftiert und dann zwangsweise nach Calais transportiert. Von Februar bis August 1837 war London sein Exilort.

In London verkehrte er u. a. mit seinen Freunden Kombst und Harring. Jedoch brach er 1837 endgültig mit Harring nach dessen Duellaffäre mit August Jäger. Mit dem braunschweigischen Exherzog Karl II. kam er in London wie andere deutsche Emigranten auch (u. a. der aus Lüneburg stammende Sozialist Dr. Theodor Schuster) zu Scheinverhandlungen in Kontakt, um dessen Geldmittel für freiheitliche Propaganda (Druck von Druckschriften usw.) einzusetzen. In London hat Fein einen deutschen Leseverein gegründet.

In Paris und London hat er sich nicht wohlgefühlt. Über Franzosen und Engländer wie auch über die Schweizer und später Nordamerikaner hat er sich übrigens treffsicher urteilend oft eingehend geäußert. Auch stand ihm die Gabe der Personencharakterisierung zu Gebote, mit der er in seinen Briefen und Aufzeichnungen gegenüber seinen Mitemigranten nicht sparte. Da er aus finanziellen Gründen nicht in London bleiben konnte, siedelte er im September 1837 nach Christiania (= Oslo) über, wo er seinen Hauptwohnsitz nahm und als Sprachlehrer lebte. Viele Reisen führten ihn in den nächsten Jahren wieder nach London (und auch Edinburgh), Paris, Straßburg und in die Schweiz. In London verkehrte er u. a. mit Schapper und Garnier, in Straßburg mit Rauschenplat. Im Januar 1843 wurde er Präsident der Deutschen Lesegesellschaft in London. In Christiania gründete Fein im Juli 1843 unter den dort wohnenden Deutschen den Verein „Germania“, der allgemeine Bildung und „vaterländische Gesinnung“ fördern sollte. Aus Christiania verschickte er 1844 an zwei hochgestellte Liberale, den preußischen Staatsminister von Schön und den Erzherzog Johann von Österreich selbstverfaßte, gedruckte Huldigungsgedichte. Im Namen des Vereins Germania verfaßte er auch eine Geburtstagsglückwunschzuschrift an den Minister von Schön, die dieser sogar beantwortete. Aufsehen erregten zwei weitere, in Straßburg gedruckte Flugschriften Feins: das profranzösische Spottgedicht „Der Deutschen Rheinfest“ (1841), in dem er die deutsche fürstenfreundliche Rheinhysterie von 1840 satirisch beleuchtete, zog ihm heftige Angriffe aus Emigrantenkreisen zu. Bekanntlich polarisierte diese Rheinkrise die Gruppen der linken Demokraten und Republikaner. Eine politische Sensation in Deutschland wurde die durch Fein veranlaßte illegale Veröffentlichung der nur privat zirkulierenden, liberalen, überaus kritischen Denkschrift des Staatsministers und ostpreußischen Oberpräsidenten Theodor von Schön „Woher und Wohin?“ im März 1842. Das Manuskript war ihm ohne Wissen Schöns wohl aus dem Kreis um den ostpreußischen Demokraten Jacoby zugespielt worden (E. Silberner: Johann Jacoby, 1976, S. 104). In Feins eigenem radikalen republikanischen Nachwort zu „Woher und Wohin“ kommt insbesondere seine lebenslang gehegte Abneigung gegen das reaktionäre Preußen zum Ausdruck; König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und König Ludwig I. von Bayern werden von ihm als Scheinliberale entlarvt. Im gleichen Jahr druckte Fein in Straßburg (und Basel) Hoffmann von Fallerslebens „Vorrede“ zu dessen „Politischen Gedichten“ mit einem radikalen Nachwort. Mit Hoffmann schloß er damals eine bis an sein Lebensende anhaltende Freundschaft, während er den Revolutionsdichter (und späteren Liestaler Nachbarn) Georg Herwegh nach persönlicher Bekanntschaft 1841/42 für immer ablehnte. Die Dichter Christian Dietrich Grabbe und Georg Büchner hatte er bereits früher kennengelernt (1828 und 1835).

Nachhaltig und teilweise auch erfolgreich wirkte Fein ab 1844 auf die in heftigste Richtungskämpfe zerspaltenen Schweizer deutschen Arbeiter- und Bildungsvereine (Jungdeutsche, Kommunisten) bei der Auseinandersetzung mit dem junghegelianischen Atheisten und Nihilisten Marr ein. Dabei bekämpfte er vornehmlich atheistische Bestrebungen. Marr unterbreitete zwei Jahre später seine Auseinandersetzungen mit Fein, dem er Liberalismus und nichtsozialistische Einstellung vorwarf, in einer zeitgeschichtlichen Darstellung (Das Junge Deutschland in der Schweiz, 1846) der Öffentlichkeit, wobei er Fein-Briefe abdruckte. Genauso entschieden wie gegen den Atheismus arbeitete Fein in der Schweiz gegen den Kommunismus. Mit Weitling war er persönlich bekannt. Bei manchen kommunistischen Vertretern im Exil konstatierte er übrigens einen auffallenden Gegensatz zwischen Theorie und Lebensführung.

Durch seinen Pfaffenhaß verleitet nahm Fein an den beiden Freischarenzügen der Schweizer Freisinnigen vom Dezember 1844 und März 1845 gegen den klerikalen Kanton Luzern teil, wobei er im Gefecht von Malters (März 1845) die blutige Realität des Kriegsgeschehens kennenlernte. Dabei geriet er in Luzerner Gefangenschaft, die von Ende März bis Ende Oktober 1845 dauerte. Um ihn vor drohender Verurteilung zu bewahren verlieh ihm die Gemeinde Lausen (in Baselland) am 11. Mai das Gemeindebürgerrecht und am 13. Mai der Kanton Basel-Landschaft das Schweizer Kantonsstaatsbürgerrecht. Trotz dieser Einbürgerung lieferte Luzern ihn an Österreich aus, wo er nach einem am 18. Oktober beginnenden Transport über Mailand schließlich am 5. Dezember in Wien anlangte. Dort wurde er auf Weisung Metternichs und angeblich sogar auf Wunsch des Kaisers überraschend gut behandelt. Die braunschweigische und die norwegische Regierung lehnten die in Wien erwogene weitere Abschiebung Feins in ihre Länder ab. Metternich persönlich interessierte sich für den Fall Fein und sein Polizeichef Noe hat den gefangenen braunschweigischen Revolutionär persönlich vernommen. Da man sich seiner in Wien aus bisher nicht geklärten Gründen gewaltlos entledigen wollte, wurde Feins Vorschlag eines „dreijährigen Waffenstillstands“ angenommen: auf sein schriftliches Ehrenwort, vor Ablauf von drei Jahren nicht nach Europa zurückzukehren, wurde er auf österreichische Staatskosten 1846 in die Vereinigten Staaten nach Amerika deportiert, wohin er schon früher sowieso einmal reisen wollte.

In den USA studierte Fein vor allem die Verhältnisse der deutschen Auswanderer und verkehrte mit politischen deutschen Emigranten sowie in deren nationalrevolutionären Zirkeln (Bekanntschaft u. a. mit Kriege, Seidensticker). Fein zählte mit vielen seiner Bekannten in den USA zur Emigrationswelle der sogenannten „Dreißiger“ aus Deutschland (denen später die „Achtundvierziger“ folgen sollten). Bei seinem USA-Aufenthalt hielt er sich von Juli 1846 bis August 1848 hauptsächlich in New York, Philadelphia, Baltimore und Cincinnati auf, unterbrochen durch Reisen nach Pennsylvanien und Kanada. Er betätigte sich u. a. in deutschen Komitees, die Geldsammlungen für die Kinder des Freiheitsmärtyrers Pfarrer Weidig organisierten. In Baltimore gründete er den demokratischen Verein „Concordia“ (1847). Von Januar bis April 1847 hielt er in Philadelphia zwölf öffentliche Vorträge vor Deutschen über die Fortschritte der Freiheits- und Einheitsbestrebungen in Deutschland seit 1830: Deutschland war seiner Meinung nach nur durch eine Staatsumwälzung zu befreien; die fatale staatliche Zersplitterung Deutschlands führte Fein auf ein Übermaß des Freiheitsgefühls zurück, das sich u. a. in den deutschen Städten geäußert hätte. Bei der Wiederholung dieser Vorträge von September bis November 1847 in Cincinnati provozierten Feins Ausführungen über kirchliche Angelegenheiten heftige jesuitische Presseangriffe, die er und andere in der Presse erwiderten (daraus wurde Feins Flugschrift „Jesuiten-Pillen“ [1847] zusammengestellt). Das eskalierte schließlich bis zu Streitigkeiten mit dem katholischen Bischof von Cincinnati. Auf Bitten der Deutschen in Cincinnati hielt er bis ins Jahr 1848 noch eine weitere Reihe von gutbesuchten neuen Vorlesungen zur Kirchengeschichte sowie gegen Ultramontanismus und die Jesuiten. Diese erfolgreichen kirchenpolitischen Aktivitäten bewirkten bei Fei fortan eine dauerhafte politische Hinwendung zu freikirchlichen sowie freireligiösen Bestrebungen und Gruppen. In den USA fand er überhaupt viel Anerkennung unter den Deutschen, was sich u. a. in Geschenken, Festessen, Reden usw. zu seinen Ehren äußerte.

Völlig überraschend traf ihn ab Mitte März 1848 die Nachricht vom Ausbruch der Revolution in Frankreich und Deutschland. Anfang Mai erfuhr er vom österreichischen Gesandten in Washington, daß er als Amnestierter nach Deutschland zurückkehren dürfe. Doch dachte er von Anfang an einigermaßen skeptisch über das Gelingen der Revolution und seine eigene unbedeutende Rolle dabei. In mehreren revolutionären Massen- oder Volksversammlungen von Deutschamerikanern (u. a. in New York) war er für die Unterstützung der deutschen Revolution. Ehe er nach Europa abreiste, unternahm er noch eine längere Reise durch die nordöstliche USA und nach Kanada (bis Quebec).

Am 21. August von New York abgefahren betrat er am 7. September 1848 erstmals wieder seit 15 Jahren deutschen Boden in Bremerhaven. Schon am 11. September wurde er Ehrenmitglied des Demokratischen Vereins in Bremen, wo er bis in den Oktober blieb und u. a. mit anderen demokratischen Vereinen korrespondierte. In Bremen war er Hauptredner bei den politischen Sonntagsausflügen der Demokraten. Schon damals schätzte er die Revolutionschancen bereits skeptisch ein.

Als Bremer Delegierter wurde Fein zum Zweiten Demokratenkongreß nach Berlin entsendet. Auf der Hinreise machte er Station in Braunschweig, wo er am 18. Oktober im demokratischen volksverein in einer Rede die Republik hochleben ließ. Der Demokratenkongreß in Berlin Ende Oktober war eine große Enttäuschung für ihn, obwohl er am Eröffnungstag als „Veteran der Freiheit“ gefeiert einige Stunden als Präsident der Versammlung amtierte. Hermann Kriege hatte ihn im Namen des demokratischen Zentralausschusses als einen „Veteranen der deutschen Republikaner“ bei der Eröffnung für dieses Amt vorgeschlagen (Deutsche Reichszeitung Nr. 103 vom 28. Okt. 1848 [37 Z Nr. 1]). Er legte die ihn überfordernde Präsidentur bald selbst nieder, redete im Kongreß nur zweimal und ließ sich auch nur in einen einzigen Ausschuß (für Organisation) wählen. Bei den Demokraten bemängelte er bald politische Unfähigkeit. Die gewaltsame Ausschaltung der preußischen Nationalversammlung im November erschütterte endgültig seinen Glauben an einen guten Ausgang der Revolution, der seiner Meinung nach vor allem durch das Fortbestehen der Fürstenstaaten und Preußens von Anfang an in Frage gestellt war. Auch die Arbeit des Parlaments und der Zentralgewalt in Frankfurt fanden nicht seine Zustimmung. Er resignierte jetzt politisch. Dazu steht allerdings der als Schlüsseldokument für eine geplante blutige „Zweite Revolution“ von Veit Valentin (Geschichte der deutschen Revolution von 1848 – 1849, 1977, Bd. 2, S. 334 f.) im Auszug wörtlich zitierte Brief Feins vom 22.11.1848 aus Berlin in diametralem Gegensatz, der auf eigene beabsichtigte gewaltsam-revolutionäre Aktivitäten in Baden hinzudeuten scheint (Fürstenmord [?]!). Der Volltext dieses umfangreichen Briefes ist jedoch nach Stil und Inhalt für Fein nicht typisch (vgl. Abschrift im Generallandesarchiv Karlsruhe unter der Signatur: 233/35054 [Briefdatum hier: 12. November!]). Was hinter diesem ziemlich mysteriösen (echten?), im Original heute offenbar nicht mehr vorhandenen Brief eigentlich steckt, müßte noch geprüft werden (Aktenvorgänge über diesen Brief befinden sich im Reichsarchiv in Stockholm). Denn nach allen sonstigen Zeugnissen war Fein wohl schon im November entschlossen, sich endgültig aus der Politik zurückzuziehen und in Liestal als stiller Beobachter sowie als Schweizer Bürger und Privatmann zu leben. Der eigentliche Auslöser für diesen doch sehr überraschenden Bruch in seiner Laufbahn wird die im Oktober 1848 in Braunschweig nach kurzer Bekanntschaft erfolgte Verlobung mit seiner Kusine Ernestine Freiin von König, verwitwete Lastrop, gewesen sein, mit der ihn gleiche politische Überzeugungen verbanden. Sie entstammte einer alten braunschweigischen Adelsfamilie und war reich. Ihr mußte er versprechen, sich aus politischen Händeln herauszuhalten. Deswegen hatte er sich nach eigenem Eingeständnis schon auf dem Demokratenkongreß wenig engagiert. Nach einer langen Reise im November – Dezember durch Deutschland (u. a. über Dresden, Frankfurt, Heidelberg) kam er über Straßburg am 22. Dezember 1848 in Liestal an. Die Heirat mit Ernestine Lastrop fand am 3. März 1849 in Lausen (Baselland) statt [Stadtarchiv Braunschweig G III 1 Nr. 214 S. 206].

Feins aktive Revolutionärslaufbahn war damit einigermaßen abrupt und überraschend beendet. Er beteiligte sich nicht mehr an der deutschen Revolution, die in Südwestdeutschland in nächster Nähe von Liestal 1849 nochmals in Volksaufständen sich entladende Höhepunkte erreichte. Auch in seiner eigentlichen politischen Domäne, den deutschen Arbeitervereinen in der Schweiz, die damals äußerst rege (auch mit Freischaren) die deutsche Revolution unterstützten, scheint er 1849 in aktiv revolutionärem Sinne nicht hervorgetreten zu sein. Seine Teilnahmslosigkeit begründete er später mit der Rücksicht auf Ernestine, mit der Vorahnung eines unglücklichen Ausgangs und schließlich damit, daß er für kriegerischen Einsatz damals schon zu alt gewesen sei (Nr. 21 Bl. 50). Erschöpfung und eine gewisse Abstumpfung durch die Exilzeit kamen wohl hinzu. Vielleicht erkannte Fein auch, daß seine eigenen Fähigkeiten nicht ausreichten, um in der Revolution eine Rolle zu spielen. Von einer Existenz als Privatgelehrter hatte der Politiker Fein gelegentlich bereits früher geträumt. Dieses Untertauchen in der bürgerlichen Normalität konstrastiert allerdings seltsam genug mit Feins früherem Spott auf Philistertum, bürgerliches Juste-milieu usw. Ein Fein-Kenner wie A. Suchel wertet diesen Rückzug ins Private in der entscheidenden geschichtlichen Phase als Versagen. Jedenfalls zählt Fein zu den Enttäuschten und Resignierten der Revolution von 1848/49. Doch ist ihm auch gerechterweise politischer Realitätssinn bei der Beurteilung und Einschätzung dieser Revolution zuzusprechen, die ihm, wie anderen Linken auch, nicht radikal genug gewesen war; nur ein totaler Umsturz mit dem Verschwinden der Fürsten und Staaten hätte seiner Meinung nach Aussicht auf Erfolg gehabt.

Georgs Bruder Professor Eduard Fein war 1848 in Jena bei seiner von Querelen begleiteten Kandidatur für das Frankfurter Parlament, von der er dann zurücktrat, erfolglos geblieben (211 N 107). Seine Tätigkeit im Jahre 1848 wird sogar von Veit Valentin immerhin erwähnt (Geschichte der deutschen Revolution von 1848 – 1849, Bd. 2, 1977, S. 395).

Mit seiner Frau lebte Georg Fein fortan als Privatier („Literat“, „Privatgelehrter“, „Doktor“) ziemlich zufrieden in Liestal (bis 1854) und dann in Zürich in angenehmen Verhältnissen. Gelegentlich träumte er von einer Teilnahme an der von ihm erhofften neuen „Zweiten Revolution“ in Deutschland. Der Kantonsbibliothek in Liestal schenkte er 1849 und 1852 rd. 1000 Bücher aus seinem Besitz. Im Jahre 1853 setzte er einen Geldbetrag zur Errichtung einer Fortbildungsanstalt für Jünglinge und junge Männer in Liestal aus. In Liestal hielt er 1854 kritische kirchengeschichtliche Vorträge, die dort soviel Anstoß erregten, daß er sich im gleichen Jahr zur Umsiedlung nach Zürich entschloß. Seit diesem „theologischen Krieg in Liestal“, der ihm den dortigen Aufenthalt verleidete, fühlte er sich wieder als deutscher Flüchtling im Ausland. In der Schweiz wurde er nie ganz heimisch, obwohl er dort auch einige Ehrenämter ausgeübt hat. Und auch die Schweizer haben ihn nie ganz als einen der Ihren angesehen. Dennoch beteiligte er sich in innerschweizerischen politischen Händeln. So führte er im Sommer 1850 mit der reformierten Geistlichkeit des Kantons Baselland einen „Pfaffenkampf“ über die Zivilehe mit Flugschriften („Zuschriften“ Religionsgefahr und Volksgefahr).

Bis in seine letzten Lebensjahre verfaßte er Gedichte, wovon die kritisch-ironischen manchmal eine gewisse Treffsicherheit verraten. Sein Prosastil zeichnete sich zeitlebens durch Klarheit und Gewandtheit aus. Feins Lebenselement blieb das „Studieren“ und Wirken unter seinen Büchern und „Schreibereien“. Der 1849 bis 1852 an die Liestaler Bibliothek verschenkte Teil seiner Privatbücherei hatte einen auffallenden Schwerpunkt in der zeitgeschichtlichen Literatur (seit der Französischen Revolution – besonders über Frankreich) sowie ferner im staatswissenschaftlichen, staatsrechtlichen und staatswirtschaftlichen Bereich (vgl. A. Waschipki in 211 N 102).

Trotz seines Rückzugs ins Privatleben betätigte er sich auch nach 1848 bis ans Lebensende weiterhin in mehreren Bereichen wieder politisch. Zahlreiche, zum Teil neue politische Bekanntschaften und eine ausgebreitete Korrespondenz bestimmen auch seinen zweiten Lebensabschnitt nach der Revolutionszeit.

Auch nach 1850 standen die deutschen Arbeitervereine in der Schweiz wieder im Mittelpunkt der republikanisch-nationalen politischen Bestrebungen der dortigen Deutschen. Seit 1853 waren sie in einer Zentralorganisation zusammengefaßt (mit im Jahr 1863 mindestens 2550 Mitgliedern in 49 Vereinen). Doch ist die Geschichte dieser Arbeitervereine seit 1850 längst nicht so intensiv erforscht, wie die Entwicklung bis zum Ende der Revolutionszeit 1848/49 (die Grundzüge sind bei Gruner, Urner, Balser herausgearbeitet). Von 1849 bis zu seinem Tode war der „Gesellenvater“ Fein wiederum maßgeblich in diesen seit der Revolution besonders florierenden deutschen Arbeitervereinen der Schweiz tätig. Seit den fünfziger Jahren gewann er in ihnen sogar bestimmenden Einfluß und war ihr Hauptförderer. Die ihm besonders am Herzen liegende Höherbildung der Arbeiter stand für ihn u. a. unter Zschokkes Devise: Volksbildung ist Volksbefreiung. Bei seiner politischen Arbeit in diesen Vereinen standen demokratisch-nationale Ziele über den sozialen, was ganz deren ideologischem Trend zwischen 1850 und 1866 entsprach. Dennoch bezeichnete er sich gelegentlich als „guten Sozialisten“ bzw. als Sozialisten in einem gewissen Grade, wenn auch noch nicht systematisch geschult (Nr. 72 Bl. 52, 58). Er setzte sich auch theoretisch mit dem Sozialismus auseinander. Die zunächst praktisch zu erprobende sozialreformerische Methode des von ihm propagierten „freiwilligen Sozialismus“ erblickte er im Assoziationswesen der Arbeiter, das er vornehmlich forderte und förderte. Er formulierte sogar einmal: Assoziation ist dasselbe wie Sozialismus (Nr. 66 Bl. 2). Der Vereinsgeist galt ihm überhaupt als Hauptquelle politischen Lebens. Eine eigenständige Arbeiterpartei und gar die Utopie eines Arbeiterstaates oder einer Arbeiterregierung lehnte er entschieden ab. Doch forderte er wiederum die Politisierung der Arbeiter durch ihren Anschluß an politische Parteien. Folgerichtig bekämpfte er erbittert den „Schwindler“ Lassalle, der einen nur der Reaktion nützenden Zwiespalt zwischen Bürgern und Arbeitern, Arbeitgebern und Arbeitern aufreiße. Am 20. Juli 1863 trat Fein deshalb öffentlich in einer Rede auf dem Zentralfest der deutschen Arbeitervereine in Zürich gegen Lassalle für Schulze-Delitzsch ein. Um 1866 war Fein gegen den Anschluß der deutschen Arbeitervereine in der Schweiz an die „Internationale Arbeiterassoziation“, damit die ganze Tatkraft den nationalen Interessen zugewandt bleibe. Im Januar 1866 ernannte der Gesamtverein der deutschen Arbeiterbildungsvereine in der Schweiz „Dr.“ Fein zu seinem Ehrenmitglied mit folgender Formulierung in der Gedenkurkunde: „dem Gründer unserer Vereine, dem aufrichtigen und treuen Freunde der Arbeiter“. Er selbst charakterisierte sich als „Hauptförderer und Begünstiger“ dieser Arbeitervereine.

Im bedeutendsten deutschen Arbeiterverein der Schweiz, dem 1840 gegründeten Arbeiterbildungsverein „Eintracht“ in Zürich, war Fein ein hochgeachtetes Ehrenmitglied. Ab 1855 verschob sich der Schwerpunkt der Vereinstätigkeit unter seinem Einfluß zur Bildungsarbeit, an der er selbst mit Vorträgen beteiligt war. Während Feins Aufenthalt in Zürich war diese Stadt von 1857 bis 1862 sogar Vorort der Zentralorganisation der deutschen Arbeitervereine in der Schweiz.

Intensiv war Fein nach 1848 insbesondere aufgrund seiner seit 1847 betriebenen kirchengeschichtlichen Studien (in USA) auch in der freikirchlichen-freireligiösen Bewegung (Deutschkatholiken, evangelische Freigemeinden) engagiert. Die Führer Ronge, Uhlich, Wislicenus, Albrecht usw. kannte er persönlich. Fein war selbst persönlich weder Christ noch Christentumsgegner (verbat sich aber eine kirchliche Beerdigung), sondern eher Deist (mit ausgeprägtem Unsterblichkeitsglauben) und an kirchenpolitischen bzw. -geschichtlichen Fragen sehr interessiert. Wahrscheinlich zog ihn der Freiheitsdrang dieser teilweise auch ins Demokratische tendierenden radikalen und populistischen Freikirchenbewegungen politisch an.

Leidenschaftlich verfolgte er weiter die Politik in Deutschland – vor allem alle Einheits- und Freiheitsregungen. Mit vielen führenden deutschen Demokraten (u. a. Venedey) hielt Fein auch nach den Revolutionsjahren 1848/49 brieflichen und – bei zahlreichen Reisen – persönlichen Kontakt. Auch mit vielen bekannten Demokraten der fünfziger und sechziger Jahre kam er in Verbindung (Eckardt, Streit usw.), was sich auch in den Korrespondenzen des Nachlasses spiegelt. Er wurde Mitglied des Deutschen Nationalvereins und repräsentierte schon auf dessen Gründungsversammlung 1859 den linken demokratischen Flügel. Von 1859 bis Mai 1862 war er Agent des Nationalvereins für Zürich und bis Januar 1963 noch für die übrige Schweiz. Fein sprach sich u. a. für die Aufnahme von Proletariern in den Nationalverein aus. Unter seinem Einfluß trat der in der Schweiz bedeutende deutsche Arbeiterbildungsverein „Eintracht“ in Zürich dem Nationalverein bei. Im Oktober 1863 gehörte er im Nationalverein zu der linken Gruppe um Eckardt („Freunde des 18. Oktober“), die eine demokratische Umgestaltung des Vereins anstrebte. Eckardt setzte sich von den bürgerlichen Liberalen im Nationalverein ab und richtete seine Hoffnungen auf demokratisch-revolutionäre Volksbewegungen. Um die Arbeiterschaft als Bündnispartner zu gewinnen war er auch offen für ein Sozialprogramm. Primär waren für ihn demokratisch-nationale Forderungen (Parlament, Reichsverfassung, Grundrechte, kein Ausschluß Österreichs aus Deutschland). In dieser Gruppe des 18. Oktober 1863 ist der erste Versuch zur Bildung einer demokratischen Partei zu sehen. Fein war auch noch mitbeteiligt an den süddeutschen Versuchen seit 1864, eine demokratische gesamtdeutsche Volkspartei zu gründen. Sich selbst bezeichnete er im Alter als großdeutschen Demokraten. Er setzte seine ganze Hoffnung für Deutschlands Zukunft in Freiheit und Einheit auf eine endgültig durchgreifende „Zweite Revolution“. Aufmerksam beobachtete er alle Ansätze zu Fortschritten auf dieses politische Ziel hin (Schleswig-Holstein-Bewegung, Turn- und Wehrvereine). Auch half er mit Geldspenden und -sammlungen. Zeitlebens war er ein eifriger Flugblätter- und Flugschriftenverbreiter. Sein Nationalgefühl fand sich im Hermannsdenkmal bei Detmold, das er 1864 besuchte, als einem Symbol für Deutschlands wachsende nationale Einheit hoffnungsvoll bestätigt. Obwohl er weiterhin entschiedener Gegner Preußens blieb, kam ihm doch ab 1864 auch der Gedanke, ob nicht Deutschlands Einigung durch Preußen erfolgen könnte und sollte, da keine andere reale Möglichkeit in Sicht war. Eine etwaige spätere Hegemonie Preußens im geeinten deutschen Gesamtstaat lehnte er allerdings als verhängnisvoll ab. Doch dann trat er im Frühjahr 1866 in seiner scharf antibismarckisch-antipreußischen Flugschrift „Zwölf Sätze“ leidenschaftlich zur Unterstützung Österreichs und zur Unterlassung jeglicher Neutralität im kommenden Bruderkriege auf.

Nach dem Tode seiner Frau zog Fein 1862 nach Dießenhofen. Seit dieser Zeit litt der bis dahin gesunde Mann, der vom Tabakrauchen und Alkoholgenuß nicht ablassen wollte, an einer fortschreitenden Herzkrankheit, an der er dann schließlich auch gestorben ist. Er fühlte sich jetzt auch halbvergessen. Doch reiste er noch weiterhin viel umher und hielt Verbindung mit politischen Freunden in der Schweiz (u. a. Nauwerck, Wislicenus) und Deutschland. Die schon vor 1848 gehegten literarischen Pläne (Passion von Oberammergau, Autobiographie, Geschichte der deutschen Handwerkervereine im Ausland) konnte er auch in den letzten Lebensjahren nicht mehr ausführen; er hat es nicht einmal geschafft, überhaupt ernsthaft damit anzufangen. Am Ende seines Lebens zog er eine insgesamt positive Bilanz der Erfolge der Einheits- und Freiheitsbestrebungen in Deutschland, wenn er das Deutschland seiner Jugend um 1813 mit der Gegenwart verglich, wo wenigstens ein Nationalgefühl unübersehbar vorhanden war. Doch unter dem Bruderkrieg von 1866 litt er sehr. Im Jahre 1867 unternahm er noch eine regelrechte Abschiedsreise zu alten politischen Freunden und den Stätten seiner politischen Anfänge in Rheinbayern (Nr. 93 Bl. 33 – 34), wobei er düstere Vergleiche mit der Gegenwart anstellte. In seinen allerletzten schriftlichen politischen Äußerungen (Gedichte aus dem Jahr 1868) zog er ebenfalls eine eher melancholische Lebensbilanz (Nr. 34 Bl. 53 ff.; Nr. 102).

Bei Feins Beerdigung sprachen Dr. Nauwerck, G. A. Wislicenus sowie ein Vertreter der deutschen Arbeitervereine in der Schweiz. Die deutschen Arbeiter in dieser Alpenrepublik planten damals, ihrem „verehrten Vater Fein“ – ihrem größten Gönner – ein Denkmal zu errichten („Felleisen“, 8. Jg., Nr. 6 vom 05.02.1869).

Nach seinem Tode widmete ihm kein Geringerer als sein Freund Hoffmann von Fallersleben im Februar 1869 ein Gedicht „Nachruf auf Georg Fein“, worin er den alten Freiheitskämpfer als „Fortschrittsritter“ rühmte. Jakob Venedey gedachte seines alten Freundes in der Presse mit tiefbewegten Nekrologzeilen.

Über Feins Aussehen und zuweilen wohl merkwürdiges Auftreten orientieren zeitgenössische Porträts (Stiche, Lithographien usw.) und eine Fotografie, Memoirenwerke von Zeitgenossen (Cläre v. Glümer, Hoffmann von Fallersleben, Ludwig Bamberger usw.) sowie eine polizeiliche Personenbeschreibung des Polizeidirektoriums Magdeburg (vom Jahre 1851 [in 211 N 12]). Skurile und originelle Wesenszüge seiner Persönlichkeit und seiner äußeren Erscheinung werden öfter beschrieben. Ein sehr später Reflex von Feins humoristischer Originalität findet sich sogar noch in den erst im Jahre 1913 verfaßten Kindheitserinnerungen des Schweizer Dichters Carl Spitteler (Ders.: Gesammelte Werke, Bd. 6, Zürich 1947, S. 34). Fotografien einiger Porträts von Georg Fein sind in Nr. 102 eingeordnet. Der untersetzte, kleine Mann hatte eine auffallende Physiognomie. In der Arbeit von A. Waschipki (vgl. Literaturverzeichnis) ist ein Porträt (Lithographie) Feins aus späteren Jahren (zweite Lebenshälfte) abgebildet (nach Seite 20). Diese Abbildung ist eine Schnellkopie des Fein-Porträts in: Klaus Urner: Die Deutschen in der Schweiz (1976, Tafel 18, S. 160, vgl. S. 807); als Fundstelle für dieses Porträt nennt Urner: Leo Weisz: Die Redaktoren der Neuen Zürcher Zeitung bis zur Gründung des Bundesstaates 1780 – 1848, Bd. 1, Zürich 1961, S. 513; diese Porträtlithographie stammt von „A. Gysin, Lithograph in Basel“; leider nennt Weisz keine genaue Fundstelle für diese Lithographie. Ein Porträtfoto von sich selbst erwähnt Fein in den Jahren 1863/1864 (Nr. 93 Bl. 16; Nr. 96 S. 6; wahrscheinlich zeigt es ihn in seiner Lieblingstracht – einer Tirolerjoppe – mit Botanisierbüchse [Zentrales Staatsarchiv Potsdam 90 Ve 1 Nr. 15]). Vor 1842 hat der Bildhauer Bayer aus München vier Porträtmedaillons von Fein geschaffen, die an die Feinsche Verwandtschaft versendet worden sind (Nr. 49 Bl. 50). Sehr bemerkenswert ist die Tatsache, daß eine der damals führenden deutschen Illustrierten zum Tode von Georg Fein mit einem Nachruf auch ein Porträt (Holzschnitt) von ihm herausbrachte (Halbfigur bzw. Brustbild aus späteren Lebensjahren in: [Leipziger] Illustrierte Zeitung, Bd. 52, Nr. 1351, 13. März 1869, S. 184 [aufgeführt bei: Hans Wolfgang Singer: Neuer Bildniskatalog, Bd. 2, Leipzig 1937, S. 50 / Nr. 5324]; dieser Holzschnitt ist offenbar signiert (unleserlich).

Ob Fein auf einer politischen Lithographie aus der Zeit um 1849 wirklich dargestellt ist, ist bisher ungeklärt (vgl. Ausstellungskatalog „1832 – 1882. Hambacher Fest, Neustadt a. d. W. 1982, S. 284 f. [mit Abbildung]). Noch bis zur Jahrhundertwende waren Porträtbilder von Fein in vielen deutschen Arbeitervereinen der Schweiz vorhanden (Heinrich Schmidt: Die deutschen Flüchtlinge in der Schweiz… 1833 – 1836, 1899, S. 149).

Fein hinterließ ein beträchtliches Vermögen (vgl. die Testamentsvollstreckung). Seinen schriftlichen Nachlaß vererbte er testamentarisch seinem Neffen Alexander Fein. Er hat seinen Nachlaß („Schreibereien“) selbst wohl eher als eine Sammlung von Bruchstücken oder Bausteinen zu einer memoirenhaften Autobiographie denn als eine möglicherweise die Nachwelt interessierende Geschichtsquelle für seine Zeit gesehen. Über seine eigene politische Rolle sowie die Erfolge und die geschichtliche Bedeutung der demokratischen Bewegung von 1830 bis 1868 hat sich dieser eigentlich stets sachlich denkende und mit viel Selbstironie und Humor ausgestattete Revolutionär kaum jemals Illusionen gemacht. So ist sein von ihm selbst mühevoll zusammengestellter Nachlaß eine eher biographische als geschichtliche „Dokumentation“. Andererseits hat er sich, u. a. in den Vorträgen in Amerika, intensiv und um Objektivität bemüht auch mit der von ihm miterlebten Zeitgeschichte befaßt. Insofern könnte man seinen Nachlaß auch als Bausteinsammlung zu einem geschichtlichen Memoirenwerk ansehen.

Nachkommen seines Bruders Eduard Fein leben noch heute. Ein dieser Linie entstammender Großneffe Georg Feins war im Zweiten Weltkrieg Kommandant des Schlachtschiffes „Gneisenau“ (u. a. beim erfolgreichen Kanaldurchbruch 1942) und später Konteradmiral. Mit der 1924 verstorbenen Malerin Emilie Fein war diese bürgerliche Familie noch bis ins 20. Jahrhundert in ihrem Stammland Braunschweig vertreten, wo seit 1925 das Familienarchiv aufbewahrt wird.

Neben Georg Fein gibt es nicht viele Nationalpolitiker, Demokraten, Revolutionäre, Liberale und Sozialisten des 18. und 19. Jahrhunderts in und aus Niedersachsen, die für die allgemeine deutsche Geschichte von Bedeutung bzw. von Belang sind und dort einen festen Platz haben. In diesem Zusammenhang wären folgende Namen zu nennen: Theodor Barth, Hermann Baumgarten, R. v. Bennigsen, Wilhelm Bracke, Karl August von Hardenberg, Hoffmann von Fallersleben, Adolf Freiherr von Knigge, Heinrich Luden, J. v. Miquel, J. Möser, H. v. Rauschenplat, a. L. von Rochau, Scharnhorst, Dr. Theodor Schuster, Joh. Karl Bertram Stüve.

In dieser Reihe der großenteils allgemein bekannten niedersächsischen Vorkämpfer des politischen Fortschritts wird Feins Gestalt deutlichere Konturen gewinnen, wenn in Zukunft einmal eine ausführliche wissenschaftliche Biographie über ihn vorliegt. Sein Persönlichkeitsbild und seine geschichtliche Bedeutung wird künftig nicht zuletzt auch dadurch akzentuiert, daß sein bis jetzt fast unbekannter und unausgewerteter Nachlaß erhalten geblieben ist. Die die nationale Idee wie den Kommunismus gleichermaßen in der Substanz berührenden Ereignisse seit 1989 endlich verleihen Feins politischem Wirken wie seinen Voraussagen nationalgeschichtlich eine verstärkte Aktualität, die ihn erkennbar über die ihm von Treitschke ehedem attestierte „Mittelmäßigkeit“ hinaushebt. Der Kreis seiner politischen Bekannten ist sogar weit mehr als nur von nationalem Interesse: war doch beispielsweise einer seiner engsten Freunde – Jakob Venedey – auch ein persönlicher Bekannter und zeitweise unverzichtbarer Gesprächspartner des welthistorischen Dioskurenpaars Marx und Engels. Von diesen selbst ist bisher keine direkte Äußerung über Fein bekannt geworden. Doch berichtet der emigrierte Kommunist Adolf Cluß immerhin in einem Brief an Karl Marx aus Washington im Jahre 1852 von Feins damaligen Korrespondenzen aus Liestal an die „Philadelphier Revolutionsbündler“, wobei er hieraus einen Passus zitiert, in dem bezeichnender Weise Feins nationales Lieblingssymbol – die deutsche Eiche – vorkommt. 1)


1) Karl Marx, Friedrich Engels: Gesamtausgabe (MEGA), 3. Abt., Bd. 5, Berlin 1987, S. 350 f. -

4a). Zeittafel zur Lebensgeschichte von Georg Fein [jun.]

Vorbemerkung:
Einzelheiten betr. Wohnorte, Aufenthalte, Ortswechsel, Reisen: siehe Itinerar. – Die politischen Aktivitäten (insbesondere Vereinsmitgliedschaften, Vereinsgründungen, Reden, Vorträge, Publizistik, Bekanntschaft und Verbindung mit politischen Persönlichkeiten usw.) müßten detailliert erforscht werden, bevor eine korrekte Berücksichtigung in dieser vorläufigen Zeittafel möglich wäre.











































Zeittafel zur Lebensgeschichte

- 1803 8. Juni in Helmstedt geboren
- bis 1808 in Helmstedt
- 1808 bis 1813 in Kassel
- 1813 bis 1816 in Braunschweig
- 1816 bis Michaelis Besuch des Gymnasiums Martineum in Braunschweig; ab Michaelis Besuch des Domgymnasiums in Magdeburg (Oberquarta).
- 1817 Besuch des Domgymnasiums in Magdeburg (ab Michalis in Untertertia).
- 1818 desgl.; Ostern Versetzung nach Obertertia; am 22. Mai Abgang von diesem Gymnasium.
- 1818 (August) bis 1820 (März) Besuch des Gymnasiums in Blankenburg (Harz) (September 1818 in prima classe).
- 1820 (10. April) bis 1822 (Januar) Besuch des Collegium Carolinum in Braunschweig.
- 1822 (2. Mai) bis 1823 (etwa August) Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Göttingen.
- 1823/24 Winter Studium an der Universität Berlin (Wohngemeinschaft mit dem Freund und Maler Eduard Steinbrück).
- 1824 (3. Mai) bis 1826 (etwa Februar) Studium der Rechtswissenschaft in Heidelberg.
- 1824 18. Juni Teilnahme an Burschenschaftsfeier in Neckargemünd; 18. Oktober Teilnahme an Völkerschlachtsgedenkfeier in Jena.
- 1825 Mitte Oktober Besuch beim Turnvater F. L. Jahn in Freiberg (Sachsen).
Teilnahme an der Feier des 18. Oktober in Jena. – In der Weihnachtszeit Besuch in Wiesbaden bei Johannes Weitzel. – Reisen.
- 1826 8. bis 10. Mai Besuch beim Turnvater F. L. Jahn in Freiberg; 23. Mai Immatrikulation an der Universität München. – Reisen. – Ostern und Herbst Besuche bei Johannes Weitzel. – Erste Veröffentlichungen in Zeitschriften.
- 1827 im Sommersemester noch Student in München. – Anfang August Umgang mit Ludwig Uhland in München. – Reise.
- 1827 bis 1832 (20. Januar) in München (unterbrochen durch viele Reisen).
- 1828 im Februar Bekanntschaft mit Harro Harring; Verkehr mit H. Harring, Maßmann und Heinrich Heine. – April Teilnahme am Dürerfest in Nürnberg; Reisen u. a. nach Böhmen, in die Niederlande, Belgien. – September in Magdeburg Besuch der Festungsgefangenen. – 24. bis 26. Oktober Bekanntschaft mit Dietrich Grabbe in Detmold.
- 1829 Vortrag „Über die deutschen Ständeversammlungen“ in der Philomathischen Gesellschaft in München am 8. August. – Im Herbst Bekanntschaft mit Wolfgang Menzel (in Stuttgart) und Justinus Kerner (in Weinsberg).
- 1830 etwa Anfang März Beitritt zum Kunstverein in München. – Vom 30. November bis 9. Dezember Teilnahme als Braunschweiger Bürgergardist beim Zug gegen Herzog Karl II. von Braunschweig im Harz.
- 1831 - 1832 In Braunschweig-Wolfenbüttel Verkehr u. a. mit Karl Weddo von Glümer.
- 1831 Von Anfang Juli bis mindestens Ende August Theaterkritiker für Karl Spindlers „Zeitspiegel“ in München. – Im Sommer (Juli bzw. August) Verbindung mit Dr. Wirth (im August Verhandlungen über Redaktionstätigkeit bei der „Deutschen Tribüne“). – August Teilnahme am vom Maler Overbeck veranstalteten Künstlerfest am Starnberger See. – Im Spätsommer Beginn der bis 1849 nahezu ununterbrochenen politischen Tätigkeit. – Herbst Besuch bei Johannes Weitzel in Johannesberg (betr. Mitarbeit an „Deutscher Tribüne“). – Reisen.

- 1831 (Herbst [November]) bis 1832 (21. März) Mitredakteur der „Deutschen Tribüne“ von Dr. J. G. A. Wirth in München und in der bayerischen Rheinpfalz (Homburg usw.); am 9. Juni 1832 Bruch Feins mit Dr. Wirth.
- 1832 bis Anfang Juli Tätigkeit im rheinpfälzischen Preßverein (Vaterlandsverein). –
Am 19. Februar als Vertreter des Vaterlandsvereins am Fest beider Hessen in Gießen. – Bekanntschaft mit Pfarrer F. L. Weidig in Butzbach (Febr.). – April Bemühung um das Bürgerrecht in Homburg. – 26. März bis 8. Juli: verschiedene Ortsaufenthalte sowie Verhaftungen, Abschiebungen, Ausweisungen in den Bundesstaaten Bayern (Rheinpfalz), Baden, Kurhessen und Hessen – Darmstadt; aus Vorsicht gegenüber der bayrischen Regierung keine Teilnahme am Hambacher Fest (während dieser Zeit Aufenthalt in Bockenheim), jedoch Teilnahme des Bruders Eduard Fein; Redner bei den Volksfesten in Bergen bei Hanau (31. Mai) und mit seinem späteren Freund Dr. Wilhelm Schulz in Wilhelmsbad bei Hanau (22. Juni); Rede bei einer Versammlung des Hanauer Preßvereins am 4. Juni; vom 4. bis 8. Juli Zwangsdeportation aus Hanau nach Braunschweig; bis Michaelis in Braunschweig; politische Betätigung in Braunschweig im Kreis von Gleichgesinnten (angeblich u. a. Verbreitung der Broschüre von Dr. Wilhelm Schulz „Das Recht des Deutschen Volkes und die Beschlüsse des Frankfurter Bundestages vom 28. Juni 1832“); zu Feins Braunschweiger Kreis zählten 1832/1833 u. a. Dr. Karl Andree (1808-1875) und Dr. Aronheim.
- 1832 (ab Michaelis) bis 1833 (3. April) Wohnung in Wolfenbüttel (bei der Witwe des Professors Schönemann); Fein vertreibt Broschüren (angeblich für den Preßverein) und wird vom Preßverein angeblich finanziell unterstützt; im Dezember Kriminalverfahren beim Kreisgericht Braunschweig wegen politischer Betätigung.
- 1833 5. April Abreise aus Wolfenbüttel (wegen Benachrichtigung über den Frankfurter Wachensturm), am 7. – 8. April in Frankfurt/M, Flucht nach Frankreich (15. April), dann in die Schweiz, ab 3. Mai in Liestal (Schweiz), ab Juli auch in Zürich usw. im Exil; seitdem bis Juli 1848 als Emigrant ständig in nationaldemokratischem Sinne unter den Deutschen im Ausland (Emigranten, Handwerkern/Arbeitern) und deren Vereinigungen politisch tätig. – Fein im Komitee des Deutschen Preßvereins in Zürich und Mitglied in einem Züricher Lesezirkel. Im August Auflösung der Verlobung mit Dorette Zöller. – Im September (ca.) gemeinsame Wohnung mit Rauschenplat und Klemens Rust in Küßnacht. – Dezember Gespräch mit Siebenpfeiffer. – Seit 18. Dezember Redakteur der Neuen Zürcher Zeitung.
- 1833 - 1836 Ab Mai 1833 Verkehr insbesondere mit Rauschenplat, der Gräfin Benzel- Sternau, Lizius, Kombst, Österreicher, Schapper usw.
- 1834 bis Ende Mai Redakteur der liberalen „Neuen Zürcher Zeitung“. – Seit Mai
ständiger Mitarbeiter am radikalen „Schweizerischen Republikaner“ in Zürich.
8. Mai Bekanntschaft mit Börne in Aarau. – 6. August erste Handwerkerversammlung (G. Fein und Österreicher) in Zürich. – Im April brieflicher Kontakt mit Venedey in Paris. – Fein sendet oppositionelle Druckschriften nach Braunschweig (im September u. a. „Der Geächtete“ von Venedey, Lamennais, „Kaspar Hauser“ von Garnier usw.). – Seit Herbst häufiger Verkehr mit Schapper in Liestal. – Am 25. Dezember patriotische Handwerkerversammlung in Muttenz mit Reden u. a. von Fein, Lizius, Schapper usw. – 24. August Ausweisung aus dem Kanton Zürich, Ende September Ausweisung aus dem Kanton Aargau, danach hauptsächlich in Liestal.
- 1834 - 1835 Veröffentlichungen in „Der Geächtete“ [Paris]. – Verkehr u. a. mit K. Weddo von Glümer und Harro Harring (Zürich etc.).
- 1835 Liestal; Reisen durch die Schweiz und ins Elsaß. – Seit 1835 in Liestal meistens wohnhaft bei Freund Kurz. – Am 15. April Gründung eines Klubs des Jungen Deutschland in Baselland; im April in Straßburg Gründung eines Handwerker Lesevereins und später eines Klubs des Jungen Deutschland. – Im Sommer Umgang mit Georg Büchner in Straßburg (ab 2. Mai).
- 1835 - 1836 Vom 17. Februar 1835 bis Mitte März 1836 Mitglied des Jungen
Deutschland (von August 1835 bis Februar 1836 Präsident des Zentralkomitees dieses Geheimbundes). – Am 9. September erste Versammlung des Jungen Deutschland bei Fein in Liestal (mit Schapper). – Reisen (Schweiz, Elsaß).
1835 Druck der „Politischen Gedichte“ (in Straßburg); April 1836 Druck der von Fein veranstalteten 3. Auflage der „Deutschen Volksstimme“; Sommer 1835 und April 1836 Druck zweier von Fein herausgegebener Schriften seines Freundes G. Kombst in Straßburg.
- 1836 Liestal. – Am 16. April Austritt G. Feins aus dem Jungen Deutschland. – Ab 25.
Juni Ausweisungen aus der Schweiz, seit 16. Juli im Elsaß; ab 13. August in Paris: Verkehr u. a. mit Ludwig Börne und Heinrich Heine sowie Joachim Ludwig Ahrens, Gummen, A. Jäger, B. Lizius, G. Mäurer, G. Pappers, Petersen, Karl Schapper, Dr. Schuster, J. Venedey.
- 1837 Paris; 17. Januar polizeiliches Verhör, vom 9. bis 15. Februar in Haft, 6. Februar
Ausweisung aus Frankreich; vom 21. Februar bis August in London; in London Mitglied eines deutschen Vereins und Verkehr mit Baron F. W. von Andlau [Vertrauter Herzog Karl II. von Braunschweig], Cratz, Dorn, Gärth, H. Harring, August Jäger, [Lizius], Kombst, Rottenstein [und Strohmeyer]; Fein vermittelt zwischen Harring und Jäger (Duellforderung). – Seit 24. September in Christiania (Oslo), dort Eintritt in den literarischen Verein Athenäum“.
- 1838 Christiania und England (Edinburgh, London, Helgoland). – März bis April:
Abdruck von beschlagnahmten Briefen G. Kombsts an Fein durch die Österreichische Regierung in der „Allgemeinen Zeitung“.
- 1839 Christiania
- 1840 bis Mai in Christiania; danach in London (am 14.7. in Schappers Deutscher
Demokratischer Gesellschaft), Paris (dabei Besuch bei Dr. Theodor Schuster), Liestal (und sonstige Schweiz), Straßburg. – Vor dem Mai Einsetzung des Freundes Autenrieth in Christiania als Nachlaßverwalter.
- 1841 Straßburg und Elsaß, Schweiz und Liestal, Straßburg; Flugschrift „Der
Deutschen Rheinfest“ (Straßburg). – Im Oktober Bekanntschaft mit Herwegh.
In Straßburg mit Freund Rauschenplat Mitglied des deutschen Vereins „Eintracht“. – Absicht, Schweizer Bürger zu werden.
- 1842 Straßburg, Schweiz (u. a. Liestal), Straßburg; Ende September/Anfang Oktober
Teilnahme am wissenschaftlichen Kongreß in Straßburg (nähere Bekanntschaft mit seinem späteren Freunde Hoffmann von Fallersleben); ab 24. November in London; Flugschrift „Hamburg. Den Deutschen Arbeitern …“ (mit Aufruf von Dr. Wilhelm Schulz) in Straßburg veröffentlicht [in der Zeit zwischen dem 8. Mai und 9. September]. – „Woher und Wohin?“ von Staatsminister Th. Von Schön im März in Straßburg illegal von Fein publiziert (2. Auflage mit einem zweiten Nachwort von Fein erschien im September). – Fein kennt W. Weitling persönlich. – Am 25. März vermacht Gustav Kombst testamentarisch seine Papiere seinem Freund G. Fein.

- 1842 (November) bis 1843 (Februar) in London Verkehr mit Stolzmann, Schapper,
Venedey, Garnier, Gärth, Dieffenbach usw.; Teilnahme an der „Demokratischen Gesellschaft“ („Deutsche Bildungsgesellschaft“); am 5. Januar 1843 wird G. Fein Präsident der Deutschen Lesegesellschaft in London.
- 1843 London, Christiania; Januar Besuch bei Heinrich Heine. – Am 27.2. Rede bei
der Gedächtnisfeier für Konarski in London (im Beisein von Mazzini). – 12. Juli Gründung des deutschen Vereins „Germania“ in Christiania (Vorsitzender G. Fein); Im Sommer in Christiania Besuch des Freundes G. Kombst (um August); Reise nach Schweden; Christiania.
- 1844 Christiania, London, Basel, Liestal. – 20. Januar zwei Flugblätter von G. Fein
mit Geburtstagsgedichten für Staatsminister von Schön und Erzherzog Johann von Österreich. – Im Herbst Auseinandersetzungen mit Wilhelm Marr in der Schweiz; 8. Dezember Teilnahme am Freischarenzug gegen die ultramontane Luzerner Regierung.
- 1845 bis Dezember Mitglied des Landwirtschaftlichen Vereins und der Lesegesellschaft in Liestal.
- 1845 - 1848: siehe Itinerar!
- 1846 Wilhelm Marr publiziert Briefe von Fein (in: Das Junge Deutschland in der Schweiz, Leipzig 1846).
- 1847 Anfang April Gespräche mit Wilhelm Weitling.
- 1849 - 1854 Wohnsitz in Liestal (aber viele Reisen).
- 1849 Seit Ende Dezember 1848 bis zum Lebensende vornehmlich Privatmann und nur
noch eingeschränkt politische tätig (hauptsächlich in den deutschen Arbeitervereinen in der Schweiz). – Am 6. März Heirat in Lausen (Kanton Baselland) mit Ernestine Lastrop, geb. von König. – Mit seine Ehefrau Aktionär bei der Gründung der basellandschaftlichen Hypothekenbank. – 28. Oktober Gast bei der Hochzeit seines Freundes Hoffmann von Fallersleben in Braunschweig.
- 1849 Von 1849 bis 1867 in jedem Jahr (mit Ausnahme von 1858) Reisen [siehe
Itinerar], u. a. auch nach Deutschland.
- 1849 und 1852 Schenkung von rd. 1000 Büchern an die Kantonsbibliothek in Liestal.
- 1850 Auseinandersetzungen mit der reformierten Geistlichkeit des Kantons Baselland
(Flugschriften „Religionsgefahr“ und „Volksgefahr“). – Eidgenössischer Geschworener sowie Präsident der Aktionärsversammlung der basellandschaftlichen Hypothekenbank.
- 1851 Gemeinsames Testament von Georg und Ernestine Fein (6. August). – Vom 10.
bis 16. Oktober in Magdeburg in Haft, Ausweisung aus Preußen.
- 1853 Stiftung einer Geldsumme für die Gründung einer Fortbildungsanstalt für
Jünglinge und junge Männer in Liestal.
- 1854 kirchengeschichtliche Vorträge in Liestal (vor dem Deutschen
Arbeiterbidlungsverein und Schweizer Grütliverein) tragen Fein Angriffe ein.
Zu Michaelis Umzug nach Zürich.
- 1854 bis 1862 Wohnsitz in Zürich (dort Verkehr u. a. mit dem Freund Dr. Wilhelm
Schulz).
- 1855 in Zürich Besuch vom Freund Jakob Venedey.
- 1856 Sommer polizeiliche Durchsuchung und Vernehmung in Dresden.
- um 1855 Ehrenmitglied im Deutschen Arbeiterverein „Eintracht“ in Zürich [vgl. Urner, a.
a. O., S. 151 f.].
- 1857 im Sommer (wohl Juni) Reise nach Süd(west)deutschland (Besuche bei
deutschkatholischen Pfarrern: u. a. Albrecht in Ulm, Brugger in Heidelberg), Besuch bei Schlosser und Gervinus in Heidelberg.
- 1858 am 22. – 23. September Teilnahme an der Versammlung der Schweizerischen
Gemeinnützigen Gesellschaft in Schwyz (als Mitglied oder Ehrengast). – 2. Dezember Ehrenmitglied des Handwerks- und Gewerbsvereins des Bezirks Zürich.
- 1859 am 17. Juli in Eisenach Teilnahme an der Zusammenkunft deutscher
Demokraten zur Vorbereitung des Deutschen Nationalvereins. – 8. August Besuch der Freigemeinden des Pfarrers Uhlich in Magdeburg. – 27. August Teilnahme an Gründungsversammlung des Nationalvereins in Braunschweig.
Ab etwa November 1859 bis 27. Mai 1862 ist Fein Agent (Geschäftsführer) des Nationalvereins für Zürich und bis zum 10. Januar 1863 für die übrige Schweiz (außer Zürich).
- 1860 Vom 3. – 5. September Teilnahme an der Generalversammlung des
Nationalvereins in Coburg.
- 1861 Unerwarteter Tod der Ehefrau Ernestine Fein am 24. Dezember.
- 1862 Umzug nach Dießenhofen ([21. Juni ?] bzw. 12. September) zu Ernestine Feins
Nichte Franziska Hanhart, einer Apothekerin. – Einsetzung eines braunschweigischen Testamentsvollstreckers (30. Mai).
- 1863 Fotografie von G. Fein (in Tirolertracht) im Frühjahr/Frühsommer in Appenzell
entstanden. – Rede zugunsten von Schulze-Delitzsch am 20. Juli auf dem Zentralfest der deutschen Arbeitervereine in der Schweiz in Zürich. – Am 15. Oktober Teilnahme an der Generalversammlung des Deutschen Nationalvereins in Leipzig sowie an der von L. Eckardt einberufenen Nachversammlung am 18. Oktober (politische gruppe der „Freunde des 18. Oktober“).
- 1864 Sommer [nach dem 16. Juni] Besuch bei Hoffmann von Fallersleben (in Corvey), Detmold (Hermannsdenkmal). – Offenbar Mitglied im Germanischen Museum in Nürnberg (Eintrittsjahr unbekannt). – Mitglied im Freien Deutschen Hochstift in Frankfurt/Main (Eintritt zwischen 1859 und Oktober 1864).
- 1865 am 7. August Ehrenmitglied des Deutschen Arbeiter-Bildungsvereins in der Schweiz (Gesamtverein der 60 Einzelvereine). – Am 29. Oktober Teilnahme an der Generalversammlung des Deutschen Nationalvereins in Frankfurt/Main.
- 1866 Flugschrift „Zwölf Sätze. Deutschen Volksfreunden zur Prüfung vorgelegt“ Ende Mai zum Druck gegeben. – 19. August Rede bei der Einweihung des Denkmals für Friederike Brion in Meißenheim (bei Lahr).
- 1867 im April (um den 18.) Teilnahme am Hochstiftstag (Freies Deutsches Hochstift)
in Frankfurt/Main und Schenkung von Gemälden und Kupferstichen an diese Institution.
- 1868 im Sommer bei Venedey in Oberweiler. – Letzte Willenserklärung Feins zu den vorhergehenden testamentarischen Bestimmungen seit 1851 (teilweise gemeinsam mit seiner Ehefrau) am 30. Dezember.
- 1869 G. Fein am 26. Januar in Dießenhofen verstorben (Todesursache laut amtlichem
Todesregister: „vitium cordis“); bei der Beerdigung am 29. Januar in Dießenhofen waren Deputationen der deutschen Arbeitervereine in der Schweiz (sowie von deren Zentralkomitee in Genf) vertreten, Grabreden u. a. von Dr. Nauwerck (Zürich) und G. A. Wislicenus; verschiedene Nachrufe in Zeitungen (u. a. in der [Leipziger] „Illustrierten Zeitung“ vom 13. März mit Porträtbild). Testamentseröffnung am 13. Juli in Dießenhofen (Legate u. a. für das Germanische Museum in Nürnberg, das Freie Deutsche Hochstift in Frankfurt/Main und die Freireligiöse Stiftung in Offenbach und Frankfurt/Main).
- 1877 Artikel über Georg Fein in der Allgemeinen Deutschen Biographie, Bd. 6.
- bis 1883 Artikel über Georg Fein in Brockhaus´ Konversationslexikon (seit 1852).
- 1925 Der schriftliche Nachlaß Georg Feins [jun.] gelangt als Geschenk von dessen
Neffen Oskar Fein in das Landeshauptarchiv in Wolfenbüttel (August bis Oktober).
- 1926 Artikel über G. Fein im Historisch-Biographischen Lexikon der Schweiz, Bd. 3 (S. 132).
- 1932 In der von der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz herausgegebenen
„Roten Revue“ erscheint ein Aufsatz des Parteigenossen Heinrich Leonard über Georg Fein.

8. Stammtafeln (Nachfahrentafeln) [vorläufig]

A. Familie Fein [- Gravenhorst, v. König]

B. Familie Fein [- Gravenhorst, v. König]

C. Familie Gravenhorst – Fein [- v. König]

D. Familie von König [- Gravenhorst - Fein]



Quellen und Literatur

- 211 N (insbesondere 1, 2, 83, 100, 114, 120)
- 211 N 11 (enthält Stammfolgen Gravenhorst, Oldendorff, Bokelem)
- 26 Slg Nr. 108, 159, 211 (du Roi, v. König)
- Allgemeine Deutsche Biographie: Gravenhorst, du Roi
- Neue Deutsche Biographie: Gravenhorst, (Fein)
- 31 A Slg; 31 B Slg; 36 A Slg; 39 Slg
- 27 Slg (Fein, Gravenhorst etc.)
- 3 Z; 2 Z Abt. B Nr. X, Abt. A Nr. 282
- 298 N
- VI Hs 11 Nr. 191 g – 191 h: Biographien von Andreas Jacobi (+ 1704), Joh. Dieterich
Jacobi (+ 1727), Johann Wilhelm Fein (+ 1722), Christoph Friedrich Fein (+ 1761) mit
Quellenauszügen, Fotos, familiengeschichtlichen Ausführungen usw.
- 34 N Fb. 1, XV Nr. 669
- Braunschweiger Adreßbuch
- Dienstbücherei: Gravenhorst [- Bokelem], Fein, von König (u. a. P 886, P 2600, Zg.
338/71)
- VI Hs 10 Nr. 4 Bd. 1 (Gravenhorst, du Roi, [Fein fehlt im Jahre 1987])
- Philipp Meyer: Die Pastoren der Landeskirchen Hannovers und Schaumburg-Lippes seit der
Reformation, 2 Bde, Göttingen 1941 – 1942 [betr. Fein]
- 36 Alt 248 [betr. Personaldaten] von Hofrat Dr. Georg Fein [sen.]
- [Wilhelm Freiherr von König]: Stammbaum und Wappen des Geschlechts der Freiherren von
König von und zu Lochtum …, Halberstadt 1904
- Deutsches Literaturlexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch, begründet von
Wilhelm Kosch, Bd. 4, 1972, S. 851: Artikel über Christoph Friedrich Fein (1708/1709 –
1761), Garnisonsprediger zu Hameln und dessen preisgekrönte Schrift: „Die entlarvte Fabel
vom Ausgang der Hamelischen Kinder …“, 1749. - [vgl. VI Hs 11 Nr. 191 h]
- J. C. Adelung: Fortsetzungen und Ergänzungen zu C. G. Jöchers allgemeinem Gelehrten
Lexico, Bd. 2, Leipzig 1787, Sp. 1038: Christoph Friedrich Feins (1708 – 1761) Schriften
- J. G. Meusel: Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller, Bd.
3, Leipzig 1804, S. 297: Christoph Friedrich Feins (1708 – 1761) gelehrte Aufsätze [vgl.
auch VI Hs 11 Nr. 191 h]
- Stadtarchiv Braunschweig:
> H VIII A: 1105 (Familie Fein)
> H XIII Hg 2 (Familie Gravenhorst [mit Stammtafel])
> H VIII A: 1427 (Familie Gravenhorst [mit Stammtafel])
- Johann Anton Leisewitzens Tagebücher, hrsg. von H. Mack und J. Lochner, Weimar 1916 -
1920, 2 Bde. [Personenindex: „Fein“]
- Braunschweigische Landeszeitung vom 30.11.1924 [betr. Porträts der Familie Fein]
- H. H. Hildebrand / E. Henriot: Deutschlands Admirale 1849 – 1945, Bd. 1, Osnabrück 1988,
S. 322 f.: Admiral Otto Fein (mit Porträt)

Enthält 

Familie Fein; privater u. politischer Hauptnachlass Demokrat Georg Fein

Literatur 

Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 6, 1877, S. 605 ff. [Eduard und Georg Fein]

Allgemeine Zeitung [Augsburg], außerordentliche Beilage vom 8. März bis 5. April 1838 (Nr. 126-135, 142-145, 166-167, 174-175, 181-182, [185-186]: unter der Überschrift „Radicales Portfolio“ Abdruck von zehn Briefen von G. Kombst an Georg Fein (aus der Zeit vom 29.5.1835 bis 3.4.1836), die in Basel beschlagnahmt worden waren und nach Wien an das Österreichische Kabinett geschickt wurden (vgl. 211 N 46 Bl. 56c)

Baselland vor 150 Jahren. Wende und Aufbruch. Neun Beiträge mit Chronologie der Basler Wirren und der Eidgenössischen Regenerationszeit …, Liestal 1983, S. 136 ff. (und passim) [mit Quellen- und Literaturhinweisen zu Fein]

Brugger, Otto: Geschichte der deutschen Handwerkervereine in der Schweiz 1836 – 1843, Bern und Leipzig 1932 [u. a. S. 200: Literaturhinweis auf Brief von Simon Schmidt an Fein]

Foerster, Cornelia: Der Preß- und Vaterlandsverein von 1832/33, Trier 1982

Gerlach, Antje: Deutsche Literatur im Schweizer Exil. Die politische Propaganda der Vereine deutscher Flüchtlinge und Handwerksgesellen in der Schweiz von 1833 bis 1845, Frankfurt/M. 1975 [mit Quellen- und Literaturhinweisen zu Fein; materialreiche Kurzbiographien der Akteure (darunter auch Fein)]

Glossy, Karl: Literarische Geheimberichte aus dem Vormärz, Teil 1 – 2 [Bd. 1 - 3], Wien 1912 (Nachdruck Hildesheim 1975) [mit Kurzbiographie von Fein]

Gruner, Erich: Die Arbeiter in der Schweiz im 19. Jahrhundert, Bern 1968 [S. 286: Literatur zu Fein und Kurzbiographie]

1832 – 1982. Hambacher Fest. Freiheit und Einheit. Deutschland und Europa. Eine Ausstellung des Landes Rheinland-Pfalz zum 150jährigen Jubiläum des Hambacher Festes, Neustadt a. d. Weinstraße 1982 (4. verb. u. erw. Aufl. 1988 unter dem Titel „Hambacher Fest 1832“ [mit Index]

Heine, Heinrich: Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke, hrg. von M. Windfuhr, Bd. 16, Hamburg 1997, S. 431: 10 Stellennachweise im Register betr. Fein

Hüls, Elisabeth: Johann Georg Wirth (1798-1848). Ein politisches Leben im Vormärz, Düsseldorf 2004 [S. 602: Sehr viele Stellennachweise im Personenregister]

Leonard, Heinrich: Dr. Georg Fein, ein Vorkämpfer der deutschen und schweizerischen Arbeiterbewegung (in: Rote Revue, Sozialistische Monatsschrift, hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz, Zürich 11. Jg., Heft 11/12, Juli/August 1932, S. 350 – 381) [Heranziehung der gedruckten Literatur und einiger Archivalien, einseitige Wertung aus rein marxistischer Sicht, in der Chronologie und bei vielen Fakten ungenau]

Marr, Wilhelm: Das Junge Deutschland in der Schweiz. Ein Beitrag zur Geschichte der geheimen Verbindungen unserer Tage, Leipzig 1846, S. 224 – 264 [u. a. Abdruck von Briefen Feins aus dem Jahre 1844]

Oppermann, Otto: Georg Fein, ein Politiker der burschenschaftlichen Linken (in: Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung, hrsg. von Hermann Haupt, Bd. 1), Heidelberg 1910, S. 240 – 279 [mit Abdruck von Briefen Georg Feins an den Burschenschaftler Joseph Gerhard Compes (1810 – 1887) [später Abgeordneter in der Paulskirche, Advokat] aus dessen Nachlaß; auf S. 241 Nachweis der älteren Literatur betr. Fein (G. Freytag, 1872; C. v. Glümer, 1904; Hoffmann von Fallersleben, 1892; Treitschke 1894; usw.)]

Rückhäberle, Hans Joachim (Hrg.): Bildung und Organisation in den deutschen Handwerksgesellen- und Arbeitervereinen in der Schweiz. Texte und Dokumente zur Kultur der deutschen Handwerker und Arbeiter 1834 – 1845, Tübingen 1983

Schieder, Wolfgang: Anfänge der deutschen Arbeiterbewegung. Die Auslandsvereine im Jahrzehnt nach der Julirevolution von 1830, Stuttgart 1963 [mit umfangreichem weiterführenden Literatur- und Quellenverzeichnis; im Personenregister Georg Fein und viele seiner Korrespondenzpartner aufgeführt]

Schlegel, Wolfgang: Die Affäre Fein. Die Ausweisung von Wirths stellvertretendem Redakteur (in: W. Rothley/M. Geis [Hrg.]: Schon pflanzten sie frech die Freiheitsbäume. 150 Jahre Hambacher Fest, Neustadt an der Weinstraße 1982, S. 185 – 195, 386 f.)

Schmidt, Heinrich: Die deutschen Flüchtlinge in der Schweiz und die erste deutsche Arbeiterbewegung 1833 – 1836, Zürich 1899

Schraepler, Ernst: Handwerkerbünde und Arbeitervereine 1830 – 1853. Die politische Tätigkeit deutscher Sozialisten von Wilhelm Weitling bis Karl Marx, Berlin – New York 1972 [mit umfangreichem Literatur- und Quellenverzeichnis sowie Kurzbiographien]

Urner, Klaus: Die Deutschen in der Schweiz. Von den Anfängen der Kolonienbildung bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, Frauenfeld u. Stuttgart 1976 [S. 656 Kurzbiographie von G. Fein mit Literatur- und Archivquellen-Hinweisen, nach S. 160 Abbildung eines Fein-Porträts (= Lithographie von A. Gysin); detaillierte Darstellung der deutschen Vereine, Emigranten usw. mit Literatur- und Quellennachweisen]

Valentin, Veit: Geschichte der deutschen Revolution von 1848 – 1849, Köln – Berlin 1977, Bd. 2, S. 334 f. [u. a. Abdruck eines wichtigen Fein-Briefs vom 22.11.1848, dessen Original im Bundesarchiv/Außenstelle Frankfurt/M. jetzt nicht mehr auffindbar ist; Nachrichten auch über Eduard Fein]

Venedey, Hermann: Jakob Venedey, Darstellung seines Lebens u. seiner politischen Entwicklung bis zur Auflösung der ersten deutschen Nationalversammlung (Diss. Freiburg 1927), Stockach 1930 [mit Abdruck von Briefen Georg Feins]

Waschipki, Anita: Die Bücherschenkung von Georg Fein an die Kantonsbibliothek Baselland in den Jahren 1849 und 1852, Liestal 1988 (Schweizer bibliothekarische Diplomarbeit) [masch.-schr. vervielfältigt]

Weber, Rolf: Kleinbürgerliche Demokraten in der deutschen Einheitsbewegung 1863 – 1866, Berlin 1962

Weisz, Leo: Die Redaktoren der Neuen Zürcher Zeitung bis zur Gründung des Bundesstaates 1780-1848, Zürich 1961 [S. 153-167 Kapitel „Georg Fein“ mit biographischem Überblick und Porträt; Textabdruck von 3 Artikeln Feins in der Neuen Zürcher Zeitung vom 18.12.1833, 3.5. und 4.6.1834. – S. 170-189 Kapitel „G. Kombst“ mit Nachrichten (passim) über G. Fein]

Wiltberger, Otto: Die deutschen politischen Flüchtlinge in Straßburg von 1830 – 1849, Berlin und Leipzig 1910

Zeitungen: Georg Fein wurde zu Lebzeiten öfter in Zeitungen erwähnt oder behandelt (insbesondere 1832, 1845), worüber sich im Nachlaß „versteckt“ verstreute Hinweise finden (z. T. mit genaueren Nachweisen der Zeitungstitel, Erscheinungsdaten usw.); vgl. auch unten unter „Nachrufe“.

Blätter der Zeit (Braunschweig), Nr. 123 und Nr. 125 (vom 17. und 22.10.1851): über G. Feins Verhaftung in Magdeburg im Oktober 1851

Manuskript:
Dr. Adolf Suchel: Der Braunschweiger Dr. Georg Fein (1803 – 1869). Ein Beitrag zur Geschichte des Vormärz [bzw. Untertitel: Ein Flüchtlingsleben aus dem Vormärz], 85 S. (ungedruckte Habilitationsschrift an der Technischen Hochschule Braunschweig 1946): Fotokopie des handschriftlichen Originals liegt in 250 N 307 (Zg. 47/88) [Suchel war vornehmlich Literaturhistoriker]

Nachrufe:
- Braunschweiger Tageblatt:
3.2.1869 33 [Lebenslauf]
3.2.1870 12.2.1869 Nr. 42 [Gedicht von Hoffmann von Fallersleben]

- Felleisen, 8. Jg., Nr. 6 vom 5.2.1869 [mit dem Text der Grabreden von Nauwerck,
Wislicenus usw.]

- Beilage zur Zukunft [Die Zukunft], Nr. 45 vom 23.2.1869 [von Jakob Venedey
(datiert 3.2.1869), dabei Textabdruck von zwei Fein-Briefen (vom 15.4. und
14.7.1868) mit zwei Gedichten]

- [Leipziger] Illustrierte Zeitung, Nr. 1341, vom 13.3.1869, LII. Bd., S. 183 [mit
Porträtholzschnitt von G. Fein auf Seite 184]

- Thurgauer Zeitung vom 29.1.1869

- Neue Zürcher Zeitung vom 30.1.1869

- Anzeiger am Rhein (vor dem 30.1.1869)

- Wahrscheinlich (vgl. u. a. Gruner a. a. O. S. 286):
- Basellandschaftliche Zeitung vom 2.2.1869

Todesanzeige:
- Braunschweigische Anzeigen, 25. Stück, 30.01.1869

























B. Literatur zum politischen Umfeld des Demokraten Georg Fein
[nur kleine Auswahl]

Birker, Karl: Die deutschen Arbeiterbildungsvereine 1840 – 1870, Berlin 1973

Cuers, Günther: Gerichtliche Strafverfolgung von Burschenschaftern im Herzogtum Braunschweig nach dem Frankfurter Wachensturm 833 (in: Vereinigung alter Burschenschafter Braunschweig. Festschrift zum 100jährigen Bestehen, 1985, S .20 – 45) [Auswertung von Archivalien]

Düding, Dieter: Organisierter gesellschaftlicher Nationalismus in Deutschland (1808 – 1847). Bedeutung und Funktion der Turner- und Sängervereine für die deutsche Nationalbewegung, München 1984 [behandelt u. a. die Nationalstaatsidee des „Turnvaters“ Jahn sowie die deutsche Nationalideologie dieser Zeitepoche]

Eisfeld, Gerhard: Die Entstehung der liberalen Parteien in Deutschland 1858 – 1870. Studie zu den Organisationen und Programmen der Liberalen und Demokraten, Hannover 1969

Nipperdey, Thomas: Deutsche Geschichte 1800 – 1866, München 1983

Oberschelp, Reinhard: Politische Geschichte Niedersachsens 1803 – 1866, Hildesheim 1988

Schulze, Hagen: Der Weg zum Nationalstaat. Die deutsche Nationalbewegung vom 18. Jahrhundert bis zur Reichsgründung, 2. Aufl., München 1986

Steinacker, Karl: Der Reichsgedanke in Braunschweig bis 1867 (in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Bd. 12, 1935, S. 144 – 185) [behandelt liberale, nationale, demokratische, soziale sowie kirchlich-freisinnige Strömungen und Personen]

Vgl. die in der Vorbemerkung zu den Indizes aufgeführte Literatur (insbesondere Balser, Geschichte der Burschenschaft, Grab, Huber, Na´aman, Pelger, Siemann; besonders wichtig: T. Offermann)

Vgl. Literatur oben [unter 6 A]

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

1,5

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Abgeschlossen: Nein

leer

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Helmstedt, Stadt [Wohnplatz]

Zeit von 

1

Zeit bis 

1

Objekt_ID 

1235

Ebenen_ID 

1

Geo_ID 

1-1235

Link 

Helmstedt, Stadt [Wohnplatz]