NLA HA Hann. 133

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Eisenbahn- bzw. Reichsbahndirektion Hannover

Laufzeit 

1815-1976

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Für einen Gesamtüberblick über die Überlieferung zur Eisenbahn siehe das entsprechende Sonderfindbuch Eisenbahn

Geschichte des Bestandsbildners 

Nachdem 1841 das Staatsministerium mit den Vorarbeiten für den staatlichen Eisenbahnbau begonnen hatte, wurde 1843 für die Bauleitung und den Betrieb der Staatseisenbahnen eine Hannoversche Eisenbahndirektion unter Leitung des Ministers des Innern gegründet (Gesetz-Sammlung, I. Abt. S. 151). 1842 war bereits eine Eisenbahn-Kommission in Hannover errichtet worden. Die Behörde trug später den Namen "Generaldirektion der Eisenbahnen".

Mit der Einverleibung des Königreichs Hannover in Preußen wurde auch die hannoversche Staatsbahn am 15.12.1866 von Preußen übernommen und die hannoversche Generaldirektion als preußische Eisenbahndirektion Hannover fortgeführt. Sie ressortierte beim Berliner Ministerium für Handel (später: für öffentliche Arbeiten).

Den königlich preußischen Eisenbahndirektionen oblag als Mittelinstanz der preußischen Staatsbahn die oberste Leitung der Verwaltung aller zu ihrem Gebiet gehörenden, im Bau und im Betrieb befindlichen Staatsbahnen und Privatbahnen unter staatlicher Verwaltung. Für die preußischen Direktionsbezirke hatte sich bis 1895 das Rutensystem durchgesetzt, d.h. dass einzelne Linien mit ihrer gesamten Länge einer einzelnen Direktion zugeordnet wurden. Doch wurden die Direktionsbezirke in der Folgezeit in sich abgerundet und flächendeckend nach dem Territorialsystem gebildet (d.h. die verwaltete Linien liegen konzentrisch um einen Direktionssitz; größere Strecken wurden dabei oft von mehreren Direktionen verwaltet).

Die Aufgaben liegen im einzelnen zum einen auf dem Gebiet des Betriebes, das die Zusammenstellung, Beförderung und Auflösung der Züge sowie die Bedienung der Ladestellen umfasst, zum anderen auf dem Gebiet des eigentlichen Verkehrs, d.h. der Verwaltungstätigkeit, durch die die Benutzung dieser Beförderungsmöglichkeit vermittelt wird sowie dem Maschinenwesen, das der Unterhaltung, der Erneuerung und der Ergänzung der Betriebsmittel und der maschinellen Anlagen dient. Eine der größten Aufgaben ist ferner das Bauwesen, dem die Unterhaltung, Erneuerung und Ergänzung der Bahnanlagen sowie die Ausführung von Neubauten obliegt, und schließlich das Personalwesen, das die Bearbeitung der Beamten-, Angestellten- und Arbeiterfragen zu erledigen hat.

Am 21.2.1880 wurde mit Wirkung vom 1. April eine Eisenbahndirektion in Münster aufgelöst und der Bezirk der von ihr verwalteten Westfälischen Eisenbahn mit dem Verwaltungsbezirk der Eisenbahndirektion Hannover vereinigt. Ihr Netz wurde in die "Betriebsämter" Münster, Paderborn und Dortmund aufgeteilt, die Strecken wurden zum Teil der ED Essen, zum anderen Teil der ED Hannover zugewiesen. Als der gewaltige Aufschwung der deutschen Wirtschaft Anfang der neunziger Jahre die Eisenbahn vor immer größerer Aufgaben stellte und damit eine umfassende Neuordnung der preußischen Staatsbahnverwaltung notwendig machte, erfolgte mittels einer "Verwaltungsordnung für die Preuß. Staatsbahnen" vom 1. April 1895 eine Umorganisation der Eisenbahnverwaltungsbehörden und die Wiedereinrichtung einer Eisenbahndirektion in Münster zu diesem Datum. (vgl. ZGS 2/1 Nr. 335) (der Bestand liegt im StA Münster). Die 1880 hinzugewonnenen Gebiete schieden also 1895 wiederum aus.

Der Bezirk und das Streckennetz der Direktion Hannover änderten sich bis 1891 außer der bereits erwähnten zeitweiligen Angliederung des Direktionsbereichs Münster durch
- Auflösung der Main-Weser-Bahn in Kassel
- Aufösung der Direktion der Braunschweigischen Eisenbahnen
- Übernahme der Strecke Uelzen - Langwedel von der Direktion Magdeburg
- Übernahme der Unterelbeschen Eisenbahn Harburg-Cuxhaven
(vgl. Streckennetz "Strecken der Direktion Hannover" 1899")

Am 1.4.1905 ging das Reichsbahn-Betriebsamt Salzwedel und mit ihm die Strecke Uelzen - Salzwedel an die Eisenbahndirektion Hannover.

Als wichtigste Verkehrlinien durchschneiden das Gebiet die von Süddeutschland kommende Strecke nach Hamburg - Bremen, in der Ost-West-Richtung die Strecke Berlin - Rhein-/Ruhrgebiet. Diese Linien sind nicht nur für den Inlandsverkehr von höchster Bedeutung, sondern vermitteln auch den internationalen Durchgangsverkehr aus Italien und der Schweiz nach den skandinavischen Ländern sowie den Verkehr von Belgien und Frankreich nach Osteuropa. Als dritte Hauptstrecke führt die Linie Berlin - Bremen quer durch den Bezirk. Täglich verkehrten rund 750 Personenzüge, außerdem etwa 2300 Sonderzüge pro Jahr. Am Gesamtpersonenverkehr der Deutschen Reichsbahn hatte der Bezirk Hannover einen Anteil von 3,5 Prozent (dem Fahrkartenverkauf nach unter den 30 Direktionen an achter Stelle) (alle Angaben von September 1930). Die Güterbeförderung ist bestimmt durch Seefischerei und Landwirtschaft, Kohlen- und Kalibergbau, Eisenerzabbau (bei Peine) und Erölgewinnung in der Lüneburger Heide. Das Gesamtstreckennetz belief sich 1929 auf 2477 Kilometer und berührte 447 Bahnhöfe und Haltestellen. 160 Bahnmeistereien und 28 Bahnbetriebswerke sorgten für Regelung des Verkehrs sowie die Unterhaltung der Betriebsmittel. Daneben standen 79 selbständige Abfertigungsstellen für den Verkehrsdienst (vgl. ZGS 2/1 Nr. 335).

In Folge der Neuorganisation der Reichsbahndirektionsbezirke in Mitteldeutschland erfuhr der Bezirk Hannover eine nicht unwesentliche Erweiterung durch die Einbeziehung des Harzgebietes, (Halberstadt-Goslar-Braunschweig) der gesamten Altmark und der Magdeburger Börde mit Einschluss der Stadt Magdeburg.

Die Auflösung der RBD Magdeburg zum 1.10.1931 bedeutete für die RBD Hannover einen Zugewinn an Strecken. Nach der Übernahme der meisten Strecken des früheren Direktionsbezirks Magdeburg reichte der Bezirk Hannover von der Nordsee bis zum Harz, von der Elbe bis an das Ruhrgebiet. Das Gebiet überschritt bei weitem die Grenzen des gleichnamigen Regierungsbezirks sowohl nach Westen und Osten wie auch sehr weit nach Norden. Andererseits ragte von Nordwesten ein Gebiet der Reichsbahndirektion Münster tief bis an die Weser in den Regierungsbezirk Hannover hinein. Der Bezirk Hannover umfasst die Gebiete zwischen Weser und Elbe mit Einschluss der Nordseehäfen Cuxhaven und Wesermünde-Bremerhaven. Nach Süden hin verläuft die Grenze etwa in der Linie Stendal-Hildesheim-Hameln-Bielefeld. Ein Ausläufer erstreckt sich bis in das westfälische Industriegebiet, in die Gegend von Hamm.

Die RBD Hannover gewann durch Angliederung der Magdeburger Strecken, gab im Gegenzug aber verschiedene Teile ab: die RBD Altona erhielt die Teilstrecke Emmendorf (Uelzen) - Harburg der Strecke Hamburg - Hannover, die Strecken Lüneburg - Buchholz - Bremervörde, Soltau - Buchholz, Bremervörde - Rotenburg, Rotenburg - Visselhövede, Stade - Hesedorf, Uelzen - Dannenberg und Wittenberge - Stendal. Die Strecke Lüneburg - Wittenberge gehörte bereits zu Altona. Das gesamte Gebiet der Elbmündung lag nun in der Hand einer einzigen Direktion, während dafür bisher drei verschiedene Direktion zuständig waren. Die RBD Berlin bekam das Stück von Berlin bis zur Elbbrücke kurz vor Stendal. Die Nordgrenze der Direktion Hannover bildete künftig die Strecke Bremen - Uelzen - Stendal (vgl. ZGS 2/1 Nr. 335). 1934 erhielt die RBD Hannover durch Auflösung der RBD Oldenburg nur die Verwaltung der Strecke Bremen - Hude - Blexen und Delmenhorst - Lemwerder hinzu (der Rest der RBD Oldenburg fiel an die RBD Münster und gelangte erst nach deren Auflösung 1975 an den Bezirk Hannover).

Der Personalbestand der Reichsbahndirektion betrug 1929 rund 29700, 1932 40.000 Bedienstete (19.500 Beamte und 20.500 Arbeiter). Die Zahl der Personenwagen betrug 4109, die der Gepäckwagen 1448, die der Güterwagen ließ sich nicht genau angeben, da die Wagen oft monatelang in ganz Europa herumreisten. An Dampflokomotiven standen 1510 zur Verfügung, Elektrische 13 und Triebwagen 25 (Angaben von 1933). Die Zahl der täglichen Wagenbestellungen lag in Spitzenzeiten (Erntezeit) bei 9000-10.000 Wagen (Vgl. ZGS 2/1 Nr. 335).

Geschäftsverteilung der Eisenbahn-Direktionen in Preußen 1879-95
Abteilung 1
- allgemeine Verwaltungsangelegenheiten Organisation
- Etat-, Kassen- und Rechnungswesen
- Personalien der leitenden Beamten

Abteilung 2
- Verkehrs- und Betriebswesen
- Tarife
- Abfertigungsdienst
- Fahrpläne
- Stations- und Fahrdienst
- Telegraphenwesen
- Personalien von Beamten des ausführenden Dienstes

Abteilung 3
- Bauverwaltung und Verwaltung des Grundeigentums
- Neu- und Ergänzungsbauten
- Grunderwerb
- Beschaffungswesen
- Personalien der Lokomotiv-, Bahnaufsichts- und
- Werkstättenbeamten
(vgl. Dt. VerwG Bd. 3, S. 373)

Der Eisenbahndirektion Hannover unterstanden 1918
- die Betriebsämter Bremen I, Detmold, Geestemünde, Hameln, Hannover 1, 2, 3, Hildesheim, Lüneburg, Nienburg/Weser, Uelzen
- die Maschinenämter Bremen 1, Hameln, Hannover
- die Werkstättenämter Leinhausen a, b, c, d, Sebaldsbrück a, b
- die Verkehrsämter Bremen, Hameln, Hannover, Uelzen
- die Bauabteilung Verden

[im Gebiet der Provinz Westfalen:]
- die Betriebsämter Bielefeld, Minden
- das Maschinenamt Minden
- das Verkehrsamt Bielefeld
- die Bauabteilungen Ahlen, Gütersloh, Herford, Minden Bad Oeynhausen, Rheda

[im Gebiet der Provinz Sachsen:]
- die Betriebsämter
- Salzwedel, Stendal 1
- das Maschinenamt Stendal
- die Werkstättenämter Stendal a, b
(vgl. Staatshandbuch 1918, S. 622)

Stand: Februar 2004

Enthält 

Allgemeine Verwaltung, Bauakten betreffend Brücken, Durchlässe und Bahnhöfe; Eisenbahnstrecken, Kleinbahnen, Betriebskrankenkasse u.a. mit Versicherungskarten ausländischer Arbeitnehmer (Zwangsarbeiter)

Findmittel 

EDV-Findbuch (2015)

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

Für Strecken in Nordniedersachsen siehe die Überlieferung der Bahndirektion Altona (später Hamburg) im Staatsarchiv Hamburg, namentlich die Bestände 374-13, 374-14 und 374-15. Online-Findbücher für die letzteren beiden im Internet unter
http://fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/behoerden/staatsarchiv/bestaende/bestandsfindmittel/start.html

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

128,9

Bearbeiter 

Dr. Sven Mahmens (2004)

Benutzung 

Das Archivgut kann im Niedersächsischen Landesarchiv Hannover unter Berücksichtigung der Einhaltung von Schutz- und Sperrfristen nach §5 Niedersächsisches Archivgesetz (NArchG) eingesehen werden.

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Aus konservatorischen Gründen können einzelne Archivalen zur Benutzung nur mit Einschränkungen vorgelegt werden. Diese Archivalien snd in Teilen durch mechanische Schäden und/oder Pilzbefall beschädigt.