StAB 7.2024

  • Zugeordnete Objekte zeigen
  • Drucken
  • Verlinken
  • Versenden
  • Verbessern

Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Franz Ernst Schütte - Franz Ernst Schütte Erben

Laufzeit 

1860-1975

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Der Kaufmann Franz Ernst Schütte (21.11.1836 - 11.2.1911) gehört zu den wichtigsten Personen der bremischen Wirtschaftsgeschichte. Zu seinem Lebenslauf wird auf die Bremische Biographie des 19. Jahrhunderts, Bremen 1912, S. 455-459 verwiesen. Über den Ursprung seines großen Reichtums s. Wolfhard Weber, Erdölhandel und Erdölverarbeitung an der Unterweser, Bremen 1968 (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Freien Hansestadt Bremen, Bd. 35). Eine Würdigung der Person Franz Schuttes und seinem Mäzenatentum für die Stadt Bremen in Form einer Monographie steht noch aus. Die Stammtafel der Familie Schütte liegt bereits seit 1901 gedruckt vor und ist bis in die 30er Jahre handschriftlich ergänzt worden (Liegt bei dem Verein MAUS, Gesellschaft für Familienforschung).

Zum Verständnis des vorliegenden Bestands folgen die Namen und Lebensdaten der Haupterben. Franz Ernst Schütte war in erster Ehe mit Anna Wilhelmine Meyer (*26.3.1842) verheiratet, die kurz nach der Geburt der ersten Tochter Willy Margarethe Luise Schütte (*20.4.1864) am 14.5.1864 verstarb. Diese Tochter heiratete am 31.3.1887 den Kaufmann Stephan Comelius Michaelsen (11.1.1856 - 11.12.1917). Deren Tochter Lucy (* 16.5.1893) heiratete Max Focke. Die Tochter Charlotte ehelichte Dr. Friedrich Oelze.
In zweiter Ehe war Franz Ernst Schütte seit dem 4.6.1877 mit Meta Capelle (*1.6.1855 - 6.1.1911) verheiratet. Sie hatten sechs gemeinsame Kinder, deren Rufnamen und Lebensdaten und spätere Namen lauten:

1. Albert Franz Schütte, 31.7.1879 - 6.7.1967
2. Elsa Schütte, 5.2.1882 - 23.5.1887 Halle a. d. Saale

3. Johannes Gustav Schütte, 22.3.1886 - 29.12.1917: Dieser Sohn war in erster Ehe mit Hildegard Schröder (* 1.2.1890) verheiratet. Aus dieser Verbindung entstammt die Tochter Madeleine (*11.5.1913). Er heiratete am 24.5.1917 die in Shanghai geborene Luise Melchers (*2.2.1897). Diese gebar ihm nach seinem Tode die Tochter Christiane (*15.9.1918), die ebenfalls voll erbberechtigt war. Die Mutter Luise ehelichte den Grafen Albrecht von Montgelas, von dem sie sich in einem komplizierten Scheidungsverfahren 1931 trennte, um den Grafen Johannes von Lerchenfeld zu ehelichen, der als Prokurist im Tabakkonzern Reemtsma hauptsächlich in Bulgarien tätig war.

4. Albrecht Carl Schütte, geb. 31.7.1887 - 24.8.1919
5. Elsa Meta Schütte, geb. 19.10. 1893: Sie heiratete am 3. 5.1920 Oskar von Wedekind (* 17.8.1882 ).
6. Betty Irene Schütte, geb. 6.6.1895: Sie war nur drei Jahre (seit dem 25.2.1916) mit Walter von Le Suire (6.6.1882 München - 6.8.1919 Rostock) verheiratet. Irene von Le Suire war krank und wurde zumeist von einem Vormund vertreten. Ihr einziger Sohn Reginald war am 6.7.1917 geboren.

Abschriften des Testaments von Franz Ernst Schütte liegen im Bestand unter der Nummer 42. Am 21.6.1910 regelte er wortreich seinen zu vergebenen Besitz und Vermögen. Demnach sollte seine Tochter Willy (aus erster Ehe) seine Kommanditeinlage beim Bankhaus E.C. Weyhausen in Höhe von 1.500.000 Reichsmark sofort und 500.000 zusätzlich übernehmen. Für seine Frau und noch lebenden Kinder verblieb ein Vermögen von ca. 20.000.000 Reichsmark. Nicht eingerechnet war der riesige Grundbesitz, das Gut Steinhagen in Mecklenburg und das Aktienkapital bei der Standard Oil. Sein Vermögen wünschte er durch Emil Graue zu verwalten und seiner Frau bestimmte er den Rechtsanwalt August Lürman als Beirat. Eine Gesamtbilanz aus dem Jahre 1913 weist einen Betrag von fast 31 Millionen aus.

Nach dem Ersten Weltkrieg blieb das auf ca. 16.000.000 Reichsmark bezifferte Vermögen weiterhin unter Verwaltung. In Zahlen ausgedrückt hieß das, dass pro Kopf der verbliebenen sechs berechtigten Erben eine Summe von ca. 2,7 Mill. zur Verfügung stand. Darin waren Wertpapiere und Gesellschaftsanteile enthalten, u.a. Dresdner Bank, Weserwerke, Vulkan, Roland Linie, Argo Reederei, Bremer Schleppschiffahrtsgesellschaft, Hansa Lloyd. Einen Gesamtüberblick kann man den Hauptbüchern entnehmen.
Sehr interessant und wirtschaftgeschichtlich aufschlussreich ist der Schriftwechsel, bzw. die Vermögensverwaltung durch die "Intra"(Nummer 48 bis einschließlich 53). Diese hat es geschafft, das beschlagnahmte Aktienkapital in Direktverhandlungen mit Amerika zurückzugewinnen. 1938 musste diese liquidiert werden, bzw. wurde sie als "Neue Intra" sofort wiedergegründet.
Der Bestand enthält diverse Grundstückskauf- und Lassungsbescheinigungen. Ob diese vollständig sind, ist nicht überprüft worden.
Das Verzeichnis der im Hause Kohlhökerstr. 29 befindlichen Bilder und Kunstgegenstände und sonstigen Wertsachen (Schmuck) nimmt sich dagegen bescheiden aus, obwohl sich darunter ein Cezanne (Tulpen) für geschätzte 120.000 Mark und drei Monets für über 100.000 Mark befanden. 1930 wurde ein einziges Perlencollier auf 100.000 Mark taxiert. Nach dem Tode der Witwe Meta von Franz Ernst Schütte am 6.1.1931 verblieben die Erbanteile wie folgt: 1. Albrecht Franz 1/4, 2. Madeleine 1/8, 3. Christiane Medita Viktoria 1/8, 4. Else von Wedekind ¼, 5. Betty Irene Le Suire Witwe ¼.

Bestandsgeschichte 

Im Jahre 1971 hat das Staatsarchiv Bremen 7 Bände Kassabuch, 2 Bände Memorial, 4 Bände Haupt- und 2 Bilanzbücher von der Firma Schütte Erben, deren Sitz sich in der Baumwollbörse befand, übernommen. Diese Geschäftsbücher (Laufzeit 1860-1895) haben die Bestandsnummer 7,2024 bekommen. Sie waren bereits in der Arbeit von Wolfhard Weber benutzt worden, die 1968 unter dem Titel "Erdölhandel und Erdölverarbeitung an der Unterweser 1860 - 1895" als Bd. 35 der Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien Hansestadt Bremen gedruckt worden ist.
Im März 1999 bot das Ehepaar Plump dem Staatsarchiv Bremen weiteres Schriftgut der Franz Schütte Erben an. Nach erster Sichtung vor Ort ergab sich, dass es sich im Wesentlichen um eine Ergänzung des hier bereits vorhandenen Bestandes handelte. Es bot sich daher die chronologische Reihung an die bereits vorhandenen Geschäftsbücher an. Allerdings ist bei der Übernahme auf diverse Kassabücher verzichtet worden. Andere Geschäftsbuchreihen für einzelne Erben wurden bei der Verzeichnung deutlich gekennzeichnet. Eine weitere Ergänzung sind Korrespondenzen, Verträge und Familienunterlagen, die sich am Ende des Bestands befinden.
Erwähnenswert ist, dass das Kassenbuch der von Franz E. Schütte gegründeten Schiller-Stiftung für Schülervorstellungen nunmehr in den Besitz des Staatsarchivs gekommen ist. Es wurde dem hier bereits vorhandenen Bestand 7,5269 beigelegt.
Ferner wurde der Bestand 7,81 Franz Ernst Schütte aufgelöst. Dieser enthielt nur zwei Mappen, wovon eine ursprünglich aus dem Ratsarchiv ausgegliedert worden war. Dabei handelt es sich um Korrespondenz und Quittungen zum Kaiser Friedrich Denkmal, 1904-1905. Die zweite Mappe enthält die Projektion eines "Neuen Theaters". Sie sind im vorliegenden Verzeichnis unter den letzten beiden Nummern zu finden.

Der Bestand wurde archivisch behandelt, geordnet und verpackt. Er umfasst 9 Archivkartons. Insgesamt sind 56 Verzeichnungsnummern vergeben.
Bremen 2001
Dorothea Breitenfeldt

Enthält 

Hauptbücher 1885-1975 - Kassabücher 1891-1911 - Memoriale 1860-1951 - Bilanzbücher 1902-1946 - Vermögensaufstellungen - Grundstücksverwaltung - Verwaltung des amerikanischen Aktienvermögens 1924-1929 - Nieuve Intra, Financieele en Handelsmaatschappij Amsterdam 1938-1941 - Kaiser-Friedrich-Denkmal 1904-1905 - Projekt des Neuen Theaters 1909-1910

Literatur 

Johannes Rösing, Franz Ernst Schütte, in: Bremische Biographie des 19. Jahrhunderts, Bremen 1912, S. 455-459; Wolfhard Weber, Erdölhandel und Erdölverarbeitung an der Unterweser 1860-1895, Bremen 1968 (Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien Hansestadt Bremen, 35).

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

0,9