Identification (short)
Title
Verein Walerjan Wrobel
Life span
1943-2005
Fonds data
History of creator
Der Verein "Walerjan Wróbel - Verein Zwangsarbeit e.V." wurde 1990 in Bremen gegründet. Er hatte sich vor dem Hintergrund der Ende der 1980er Jahre beginnenden Diskussion um Entschädigungszahlungen für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern aus der NS-Zeit zur Aufgabe gesetzt, ehemalige Zwangsarbeiter zu unterstützen. Der Zweck des Vereins diente der Förderung der Völkerverständigung. Dieser Satzungszweck wurde durch verschiedene Aktivitäten verwirklicht: Der Verein leistete humanitäre Hilfe durch Geld und Medikamentenspenden sowie - in Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv Bremen - Unterstützung bei der Beschaffung von Dokumenten zum Nachweis der Zwangsarbeit. Insgesamt 93 ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter haben auf Einladung der Landesregierung und des Vereins in den Jahren 1999-2005 Bremen besucht. Sie wurden dabei durch den Verein beim Besuch früherer Lager- und Arbeitsstätten begleitet. Des Weiteren unterstützte der Verein die wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas Zwangsarbeit.
Der Vereinsname erinnert an einen 16jährigen polnischen Jugendlichen, der 1941 sein Heimatdorf Falków verließ, um in Deutschland zu arbeiten. Walerjan Wróbel wurde als Hilfsarbeiter auf einem Bauernhof in Bremen eingesetzt. Aus Heimweh und in der naiven Hoffnung, man würde ihn als Strafe wieder nach Hause schicken, legte er in der Scheune des Hofs Feuer. Zwar konnte das Feuer auch mit seiner Hilfe wieder gelöscht werden, dennoch wurde er vom Sondergericht Bremen zum Tode verurteilt und im Alter von 17 Jahren am 25. August 1942 in Hamburg hingerichtet.
Die Auflösung des Vereins erfolgte Ende 2006.
Custodial history
Der Bestand des Vereins wurde dem Staatsarchiv am 12.05.2006 übergeben. Da sich die Geschäftsstelle des Vereins im Gebäude des Staatsarchivs Bremen befand, konnten sowohl die Sichtung des Materials als auch die Verzeichnung vor Ort stattfinden. Als archivwürdig bewertetes Material wurden dem Staatsarchiv 33 Ordner und 9 Kisten übergeben, welche während des Zeitraums 1989 bis 2005 zusammengetragen wurden.
Mit der Bearbeitung des Bestandes wurde im Mai 2006 begonnen, im August 2006 wurde die Arbeit fertig abgeschlossen. Der Bestand erhielt dabei sechs Klassifikationsgruppen.
In der Aktengruppe "Allgemeines" finden sich sowohl vereinstypische Unterlagen wie beispielsweise Satzung, Vereinsregister und Jahresberichte, aber auch Materialien zu Ausstellungen, die vom Verein mit getragen und konzipiert wurden.
Der Schriftverkehr des Vereins wurde der zweiten Klassifikationsgruppe "Korrespondenz" zugeordnet. Hier finden sich vor allem Veranstaltungshinweise anderer Vereine, mit denen der Verein Walerjan Wróbel im regen Austausch stand. Besonders hingewiesen sei auf die erste Mappe dieser Gruppe (7,1112-15), die das Entstehen und die Anfangsphase des Vereins dokumentiert.
Die Aktengruppe "Besuchsprogramme" bezeugt einen Schwerpunkt der Vereinsarbeit. Hier finden sich sämtliche Unterlagen, die über Organisation, Ablauf und Finanzierung der Besuchsprogramme Auskunft geben. Auch enthalten sie Korrespondenzen, die vor allem im Vorfeld der Besuche mit den ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern geführt wurden. Als Besonderheit sei auf die vielen Menükarten hingewiesen, die in diesem Bestand zu finden sind.
Im Themenkomplex "Humanitäre Hilfe", welcher als der zweite Schwerpunkt der Vereinsarbeit zu bezeichnen ist, finden sich sowohl Übersichten über die geleisteten Geld- und Medizinspenden des Vereins als auch Anschreiben ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Die vorgefundene Ordnung in den Akten wurde weitgehend beibehalten.
Die vierte Klassifikationsgruppe "Bildmaterialien" beinhaltet sämtliche Fotomaterialien, die dem Verein zum Teil von ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern zur Verfügung gestellt wurden sowie zum überwiegenden Teil Fotodokumentationen der in den Jahren 1999-2005 durchgeführten Besuchsprogramme. Leider ist der größte Teil der überlieferten älteren Fotomaterialien, von denen Reproduktionen hergestellt wurden, unbeschriftet geblieben und somit für die Forschung nur vom geringen Nutzen. Dies betrifft vor allem die großen Sammlungen in 7,1112-78 bis 7,1112-80. Die Laufnummern der Fotodokumentationen der Besuche wurden mit einem "X" gekennzeichnet.
Der Gesamtbestand ergibt im verzeichneten Zustand etwa 2 lfm.
Literature
Ulrich Herbert: Fremdarbeiter: Politik und Praxis des "Ausländer-Einsatzes" in der Kriegswirtschaft des Dritten Reiches. Bonn: Dietz, 1999
Christoph Schminck-Gustavus: Das Heimweh des Walerjan Wróbel: Ein Sondergerichtsverfahren 1941/42. Berlin: Dietz, 1986
See
Corresponding archival items
Grundsätzlich muss auf den Teil der Dienstregistratur des Staatsarchivs verwiesen werden, in denen Anfragen ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aufbewahrt werden. Da der Verein eng mit dem Staatsarchiv zusammengearbeitet hat, ergänzen sich beide Bestände und enthalten Anschreiben sowie Dokumente gleicher Personen.