NLA HA Cal. Br. 9

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Städtesachen des Fürstentums Grubenhagen

Laufzeit 

1420-1813

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Der Bestand enthält den Schriftwechsel der Kanzlei des welfischen Fürstentums Grubenhagen (später "Osteroder" Kanzlei) mit Einbeck und Osterode sowie Elbingerode, ergänzt durch einzelne Aktenbände des 18. Jahrhunderts und Akten betr. die Stadt Duderstadt. Die Laufzeit erstreckt sich vom 15. bis ins 18. Jahrhundert mit einem zeitlichen Schwerpunkt auf der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die behandelten Themen spiegeln die gesamte Bandbreite der Interaktion zwischen dem Herzogtum und den Städten wider.

Geschichte des Bestandsbildners 

Das welfische Fürstentum Grubenhagen war ein Teilfürstentum des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg und entstand 1291 in Folge einer Erbteilung unter den Söhnen Herzog Albrechts I. (1236-1276). Mit der südlich von Einbeck gelegenen Burg Grubenhagen erhielt das kleinste der welfischen Territorien seinen Namen, dessen erster Herzog, Heinrich I. „der Wunderliche“ (Mirabilis) (1267-1322), die Grubenhagener Linie der welfischen Herzöge begründete. Für acht Generationen herrschten seine Nachkommen bis 1596 über das Fürstentum, wobei das Gebiet durch die Verzweigung der Familie der Grubenhagener Herzöge in kleinere Linien weitere Aufspaltungen erfuhr. Mit dem Tode des letzten Herzogs von Grubenhagen, Philipp II. von Braunschweig-Lüneburg (Grubenhagen) (1533-1596), starb diese Linie des Welfenhauses aus und das Fürstentum wurde von Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg (Wolfenbüttel) (1564-1613) in Besitz genommen. Gegen diese Beschlagnahmung führte das welfische Teilhaus Lüneburg einen erfolgreichen Prozess vor dem Reichskammergericht. In der Folge fiel Grubenhagen 1617 an Lüneburg, bis es auf Grundlage eines Einigungsvertrages 1665 an Calenberg überging.

Das Fürstentum Grubenhagen war in zwei geographisch getrennte Herrschaftsgebiete gegliedert, die sich um die Städte Einbeck und Osterode konzentrierten. Die herausragende Bedeutung dieser beiden Städte spiegelt sich in der Überlieferung des Bestandes wider. Daneben enthält der Bestand auch in geringeren Umfang Schriftgut zu den Städten Duderstadt und Elbingerode. Duderstadt zählte bereits bei der Teilung der Söhne Albrechts I. zum Fürstentum, 1342 fiel die Stadt aber zusammen mit dem Eichsfeld an Kurmainz und wurde 1815 nach den Bestimmungen des Wiener Kongresses in das Königreich Hannover integriert. Elbingerode befand sich dagegen zunächst im Besitz des Stifts Gandersheim und wurde erst 1422 an die Grubenhagener Herzöge übertragen.

Bestandsgeschichte 

Die herzogliche Kanzlei befand sich seit dem Spätmittelalter auf den Burgen Salzderhelden und Herzberg. Unter Herzog Ernst III. von Braunschweig-Lüneburg (Grubenhagen) (1518-1567) wurde sie in die zur Residenz ausgebaute Stadt Osterode verlegt. Unter Herzog Wolfgang (1535-1591) gelangte die Kanzlei in das Schloss Herzberg, wo im Anschluss auch Philipp II. (1533-1596) die Regierungsgeschäfte ausübte. Unter der Herrschaft Herzogs Philipps I. von Braunschweig-Lüneburg (Grubenhagen) (1486-1551) brannte die auf Schloss Herzberg untergebrachte Kanzlei 1510 fast vollständig ab, Ende des 16. Jahrhunderts enthielt das nach einer Zwischenstation in Osterode wieder in Herzberg angesiedelte Archiv nur wenige Schriftstücke aus der Zeit vor dem Brand.
Nach dem Aussterben der Grubenhagener Linie beschnitten die Wolfenbütteler Landesherren die Befugnisse der Kanzlei und führten sie zu Beginn des 17. Jahrhunderts mit ihrer Kanzlei in Wolfenbüttel zusammen. Die Herzöge von Lüneburg restituierten sie als eine von Celle abhängige Provinzialregierung unter einem Landdrosten und zwei fürstlichen Räten im Jahre 1617 zunächst in Herzberg, verlegten sie 1618 aber wieder nach Osterode. Auch unter den Herzögen von Calenberg blieb sie zunächst in Osterode bestehen, bis sie 1689 aufgelöst und ihre Zuständigkeiten nach Hannover überführt wurden.

Im 18. Jahrhundert wurden die Akten im Königlichen Staatsarchiv in Hannover archiviert und aus ihnen der vorliegende Bestand gebildet. Geringe Zuwächse erhielt er durch einige Akten im 18. Jahrhundert und durch die Einsortierung der zu Duderstadt geführten Unterlagen im 19. Jahrhundert.

Die Findbücher des Bestandes aus dem frühen 18. Jahrhundert wurden im Zweiten Weltkrieg vernichtet. Ein provisorisches Findbuch konnte 1949 durch das Abschreiben der Aktentitel erstellt werden. Geringfügige Modernisierungen der Aktentitel und Überarbeitungen der Laufzeiten erfolgten 1985 und 2005. 2017 wurde eine völlige Neu- und Tiefenerschließung des Bestandes vorgenommen.

Enthält 

Akten zu den Städten Einbeck, Osterode, Elbingerode und Duderstadt, Korrespondenz der Städte mit den Landesherren sowie mit auswärtigen Fürsten und Städten, Auseinandersetzungen mit den Landesherren über Privilegien und Gerechtigkeiten, Gerichtsbarkeit und Prozesse, Grenz- und Steuerstreitigkeiten, Zunft- und Gildeangelegenheiten, Brauereiwesen, Buchdruck, Stiftungen, Angelegenheiten des 30-jährigen Krieges wie Einquartierungen, Kontributionen, Festungsbau, eingeschränkt auch Angelegenheiten der Juden.

Literatur 

- Bär, Max: Übersicht über die Bestände des Königlichen Staatsarchivs zu Hannover, Leipzig 1900.
- Boetticher, Manfred von: Niedersachsen im 16. Jahrhundert (1500-1618), in: Heuvel, Christine van den und Ders. (Hrsg.): Geschichte Niedersachsens. Dritter Band Teil 1. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft von der Reformation bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, S. 21-111.
- Geschichte der Stadt Einbeck. Bd. 1. Von den Anfängen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, hrsg. v. Hülse, Horst und Spörer, Claus, Einbeck 1990.
- Max, Georg: Geschichte des Fürstenthums Grubenhagen, 2 Bände, Hannover 1862.
- Pischke, Gudrun: Das Fürstentum Grubenhagen: Herzöge – Territorium – Kirche, in: Jahrbuch der Gesellschaft für Niedersächsische Kirchengeschichte, Bd. 98, 2000, S. 143-163.
- Plümer, Erich: Einbeck und sein Umland in der frühen Neuzeit, in: Niedersächsisches Jahrbuch, Bd. 52, 1980, S. 1-23.
- Samse, Helmut: Die Zentralverwaltung in den südwelfischen Landen vom 15. bis zum 17. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Verfassungs- und Sozialgeschichte Niedersachsens, Hildesheim 1940 (hier S. 127-130 und S. 308-313).
- Wendt, Heinrich: Geschichte des Welfenfürstentums Grubenhagen, des Amtes und der Stadt Osterode [1680], hrsg. von Jörg Leuschner, Hildesheim 1988.
- Zimmermann, Paul: Das Haus Braunschweig-Grubenhagen, Wolfenbüttel 1911.

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

Parallelbestände: Cal. Br. 8, Celle Br. 54 und 55, Hild. Br. 1, bes. Teil 18 (Städte).
Beachtliche Ergänzungen in den erhaltenen Teilen der Städteregistratur des Geheimen Rates: Hann. 93.
Urkunden und Akten der einzelnen Städte sind v.a. in den zuständigen kommunalen Archiven zu suchen. Urkunden tlw. auch unter Cal. Or. 100.
Vgl. auch die Akten der Landdrostei und Regierung Hildesheim, Hann. 80 Hildesheim.
Die Akten des hann. Innenministeriums wurden 1943 vernichtet.

Im NLA Wolfenbüttel: NLA WO 1 Alt 30.

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

5,8

Bearbeiter 

Dr. Richard Drögereit 1949; Johann Krischanitz 2005; Dr. Philip Haas und Dr. Martin Schürrer 2017

Benutzung 

Der Bestand ist komplett auf Mikrofiche verfügbar und wird aus konservatorischen Gründen nur in dieser Reproduktionsform vorgelegt.

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Folgende Archivalien sind aufgrund von Pilzbefall derzeit nicht benutzbar: Nr. 148/3, Nr. 291, Nr. 292, Nr. 293, Nr. 294, Nr. 295, Nr. 296, Nr. 297, Nr. 328, Nr. 331, Nr. 334, Nr. 335, Nr. 336, Nr. 337, Nr. 338 (Stand: 2017)