
Identifikation
Titel
Carl Mandelsloh: Briefe an Emil von Hinüber
Laufzeit
1877-1905
Enthält
31.07.1877, Celle:
Postkarte in Griechisch. In der Mitte des Textes wird Wilhelm Busch zitiert:
"Wehe, wehe, wehe
Wenn ich auf das Ende sehe!"
01.04.1899, Lüneburg:
Wünsche zum 40. Geburtstag (02.04., Ostern). Blickt zurück auf die Geburt Emil v. Hinübers (Stellmannsches Haus an der Jägerstraße), Kindheit und den Wert der Freundschaft. "Von deinem Leiden, das einen operativen Eingriff erforderte, dessen Natur mir aber gänzlich unbekannt ist, bist du hoffentlich genesen". Der Frau könnte wohler sein, es sei jedoch jetzt ein "erträglicherer Zustand" eingetreten. "Ich selbst plage mich nach wie vor mit meinen lieblichen Katarrhen, bin aber auch zufrieden". Kinder hätten nacheinander Masern und Keuchhusten bekommen, seien aber "kreuzfidel". Adolf besuche derzeit die 2te Vorklasse des Gymnasiums, Elisabeth sei in der Töchterschule. Habe im Herbst Besuch von Johannes v. Bötticher gehabt, der seinen schwer kranken Bruder besucht habe. Sehe noch aus wie früher. "Nur scheint er mir einen gelinden Vogel auf die Realgemeindeberechtigung der geistlichen Stellen zu haben. Mehrfache Prozesse hat er schon glücklich durchgefochten und zwar stets als Besiegter. Aber er hört nicht auf." Geriet zu Weihnachten in eine "Kneipe der alten Sachsen der jüngeren Aera". Sei entsprechend "honoriert" geworden. Wäre einem Zusammenschlusse der alten und jungen Sachsen "nicht abhold".
15.11.1901, Lüneburg:
Entschuldigt und erklärt seine "Schreibfaulheit". Bedankt sich für die Glückwünsche zu seinem Geburtstag (30.10.1856). Schacht und Emil v. Hinüber seien die "einzigen, die mich nie vergessen". "Aber man wird alt, ich wenigstens. 45 Jahre sind mindestens 2/3 der üblichen. Und wenn man dann die Kriegsjahre der Jugend mit den mannigfachen "Seeschlachten" gar doppelt zählt, dann sieht es traurig aus." Emil v. Hinüber erlerne jetzt das "Waidwerk", er habe "diesem mir so lieb gewordenen Sport wegen Asthmas ganz entsagen müssen". Tätigkeit bei der Regierung führe aber wohl zur Besserung und eine weitere Besserung könne vielleicht durch die Abstinenz von Alkohol eintreten ("Wasser! ist die Losung!"). Seine Frau habe sich nach einer Reihe von Kuren wieder erholt. Kinder seien groß, kräftig und vergnügt. Habe in der Zeitung gelesen, dass Jonas (Johannes?) Boetticher "in Disziplinar-Untersuchung gezogen ist. Was mag er ausgefressen haben?" Werde vermutlich jetzt nur halbes Gehalt beziehen und "sich in Verlegenheit befinden". Hoffe, dass er bis nächstes Jahr (Vereinigung der Sachsen wahrscheinlich) leistungsfähiger werde, denn als "Wassertrinker" würde er "eine zu traurige Rolle spielen". Halte es für einen "Skandal", dass gegenseitige Besuche in den zehn Ehejahren nicht möglich waren. "Mein jüngster Bruder in Durban scheint sich trotz, oder vielleichtgerade infolge des Burenkriegs finanziell gut zu stehen", sei aber trotzdem in Sorge um ihn. "Über 8 Tage werde ich meine jüngste Nichte v. Lüneburg in Hannover verheiraten. Auch dort wird nur Wasser genossen."
04.04.1902, Lüneburg:
Habe den 02.04. und damit den Geburtstag von Emil v. Hinüber übersehen und hoffe auf "Absolution". Sei durch die freundlichen Zeilen von Emil v. Hinüber bezüglich alkoholfreier Getränke ins Nachdenken gekommen. Der Alkohol sei "nicht ohne Schuld" an seinem Leiden. Am meisten geschädigt habe ihn aber wohl der "lange Aufenthalt in qualmigen Localen". Theodor Deneke bahandele ihn jetzt und schicke ihn vorerst 6 Wochen nach Lippspringe, danach 4 Wochen mit Familie ins "Ostseebad Müriz". Die Hauptsache sei nur, dass der Humor nicht "flöten" ginge. Sein Bruder aus Durban werde im Mai nach Deutschland kommen, der andere sei "seit Weihnachten höchst fidel mit Frau u. Kind in Italien".
Dank für Geburtstagsglückwünsche. Habe die Ernennung von Oscar v.H. zum Forstmeister in der Zeitung konstatiert. "Alte mütterliche Freundin", Murki Wagemanns Mutter, sei kürzlich verschieden. Kind Adolf komme Ostern in die Quarta, falle später dem alten Schulkameraden Bückmann (Spitzname "Bü") in die Hände, übe "das Amt eines Oberlehrers in möglichst unsachgemäßer Weise aus". Sei "als Gelehrter und Mitglied der menschlichen Gesellschaft" ein "einwandfreier Charakter", aber "als Pädagoge kaum zu gebrauchen und die ständige Zielscheibe des jugendlichen Spotts und Übermuths". Das Asthma treibe die "nämlichen Blüten". 11 Wochen Urlaub im Januar hätten nicht den gewünschten Erfolg gebracht.
02.04.1905, Lüneburg:
Glückwünsche zum Geburtstag, nachdenkliche Worte zum Gang des Lebens. Wunsch: "Möge es auch weiter gut gehen" sowie nach einem Wiedersehen: "Seit deiner Heidelberger Kur hörte ich nichts mehr von dir!" Habe sich von Gesellschaften im vergangenen Winter ferngehalten, teils aus gesundheitlichen Gründen, teils wegen des Todes seines Schwagers Arnswaldt. Seine Schwester wohne jetzt in Celle. Das Haus sei an der Stelle entstanden, "wo Otto Stromeyer seine Kühe pflegte".
03.11.1905, Lüneburg:
Dank für Glückwünsche. Hoffe auf Wiedersehen nach langer Zeit. Erneut nachdenkliche, wehmütige Worte: "Viele sind mir ja nicht mehr, die wir einander von frühster Kindheit her kennen ... Nun ist unser lieber Murki auch dahin. Mit tiefem Schmerze habe ich heute die Nachricht von seinem Tode erhalten."
Provenienz
Vorprovenienz
StadtA CE N 54 Nr. 0007 (Stadtarchiv Celle)
| Aktion | Typ | Bezeichnung | Zugang | Info |
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| Detailseite | Original | Akte | 2019 / 52 |
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