
Identifikation
Titel
Emil von Hinüber: Briefwechsel mit Familie von Bötticher
Laufzeit
[1884] 1891-1905
Enthält
01.12.1891, Echte: J[ohannes] v. Bötticher an Emil v. Hinüber:
Dank für Karte aus Heidelberg u. Tübingen (Hochzeitsreise von Emil v. Hinüber mit Gattin Mary). "Glückruf zum Eintritt in dein eigenes Heim".
30.03.1893, Bescheinigung:
Johannes v. Bötticher leiht sich von "Landrichter Emil von Hinüber in Bückeburg" 6000 Mark zu 4% Zinsen pro anno. Vermerk von Emil v. Hinüber (nun Stadtrat) vom 08.05.1898, dass 2000 Mark zurückbezahlt sind (Bückeburg)
27.12.1898, Echte: J[ohannes] v. Bötticher an Emil v. Hinüber:
Hoffe, dass E.s Genesung gut fortgeschritten sei. Suche einen Knecht, der Landarbeiten versteht, mit Pferden umgehen kann und zuverlässig ist.
02.01.1899, Echte: J[ohannes] v. Bötticher an Emil v. Hinüber:
Dank für die Glückwünsche. Es tue ihm leid, dass E. Weihnachten nicht im Kreise seiner Familie feiern konnte, hoffe aber, dass er umso geheilter von Minden zurückkehre. Nehme gerne das Angebot von E. an, ein Inserat in die Zeitung zu setzen, könne aber wohl in der kommenden Woche schon einen neuen Knecht bekommen.
27.11.1901, Holtensen: J[ohannes] v. Bötticher an Emil v. Hinüber:
Johannes v. Bötticher befinde sich in großen Geldsorgen, habe für den Erhalt von 4000 Mark von Emil v. Hinüber seine Lebensversicherungspolice als Pfand gegeben. Benötige weiteres Geld, "um mein Leben vorläufig zu erhalten", deshalb von "fundamentaler Bedeutung". Hat die "Aussicht, nach Amerika solo überzusiedeln", ohne Frau und die sechs Kinder. Schwester sei "lungenleidens", könne bald "abgerufen werden". So könne er 3000-6000 M. erben und damit Forderungen von E.v.H zunächst zurückzahlen. Sollte Emil v. Hinüber seine Forderungen sofort zurück verlangen, könne dies "im ungünstigsten Falle mein Ruin sein". Aussichten auf eine Stelle in Südamerika: St. Katharina oder Blumenau (Brasilien). Frau und Kinder zögen voraussichtlich in 1-2 Jahren nach Northeim ("der Schulen wegen"). "Hoffentlich bricht Katty nicht an Leib und Seel zusammen", sie fühle sich "körperlich und seelisch leidlich" - "während ich oft verzageund allen Willen verliere". Fragt in einer Randbemerkung, ob Emil v. Hinüber Personen (Offiziere, Beamte) in Deutsch-Südwestafrika kenne.
29.11.1901: Zusammenfassung eines Schreibens von Emil v. Hinüber an J[ohannes] v. Bötticher:
Erwarte (als Voraussetzung für seine Hilfe), dass Johannes v. Bötticher "nicht nur heute, sondern auch künftig" Zinsen und Prämien rechtzeitig bezahlt.
07.12.1901, Holtensen: J[ohannes] v. Bötticher an Emil v. Hinüber:
Bezug auf Brief von Emil v. Hinüber vom 29.11.1901. Danksagung. Berichtet über Verhandlungen mit der Versicherung. Frau verlange, dass er 1195 M. zurückzahle. "Aber dann habe ich nichts zu leben", könne dann auch nicht nach Amerika, wo er Aussicht auf Anstellung im Pfarramt habe. Werde die Forderungen so rechtzeitig wie möglich bezahlen, "wenn ich kann". Hauptverhandlung im Disziplinarverfahren (Ursache unklar) am 19.12. 1901. Hoffe auf Entschädigung, zweifele aber daran. Kann zur Zeit kein Geld schicken, "weil ich sonst alle Hoffnung aufgebe". Unterzeichnet mit "dein unglückl. J.v.B."
17.01.1902, Northeim: Hermann v. Bötticher (Sohn von Johannes und Patenkind von Emil v. Hinüber) an Emil v. Hinüber:
Danke für das interessante Buch. Kurz nach Weihnachten nach Northeim umgezogen. Vermisse die ländliche Freiheit, freue sich aber über den Sommer (Badeanstalt in der Nähe). Bleibe mit der Mutter wohl noch bis Ostern 1903 in Northeim, werde dann wohl zusammen mit Schwester Hedwig konfirmiert. "Mein armer Vater ist gestern nach Leipzig abgereist".
18.01.1902, Northeim: Katharina v. Bötticher an Emil v. Hinüber:
Dank für die Treue, "die Sie meinem armen Mann in dieser schweren Zeit" geben. J. musste alleine in Holtensen bleiben. Unklar, wie es finanziell weitergeht. "Vielleicht wird uns Amerika erspart". J.s Gemütszustand sei "zerrüttet", setzt alle Hoffnungen auf ihre Tätigkeit, die "alle Gedanken conzentriert". Endet mit "In liebem Schmerz…"
30.03.1902, Postkarte von J[ohannes] v. Bötticher an Emil v. Hinüber:
Befinde sich auf See zwischen Dover und Cherbourg. Es sei sehr nett in der ersten Kajüte. "Hier läßt sich leben und in der 2ten Kajüte nicht". Für den 03. April sei ein Sturm vorhergesagt.
29.04.1902, Katharina v. Bötticher an Emil v. Hinüber:
Ihr Mann sei am 8. April in New York angekommen ("ohne seekrank gewesen zu sein"), wohne vorläufig noch im deutschen Emigrantenhaus. Habe Aussicht auf eine kleine Pfarrstelle in der Nähe (ist für Stelle in Texas, die Anlass der Reise war, wohl doch nicht vorgesehen). Entscheidung in der zweiten Instanz amtlich noch nicht bekannt, Urteil in der ersten Instanz jedoch bestätigt, 1000 M. auf 5 Jahre bewilligt. "Soll von der Pfarreinnahme in Holtensen abfallen" (Beschluss des Landeskonsistoriums). Wolle mit dem Geld ihre Brüder bei dem Vorhaben unterstützen, eine "Schüler-Pension" zu errichten. "Es ist vielleicht auch heiksam für mein wundes Herz, durch meine Pflichten etwas abgelenkt zu werden." "Der Blick auf meine drei mir gebliebenen Kinder u. das Fehlen meiner drei Mädchen belastet doppelt mein Gemüt". Die jüngste Tochter sei bei einer Frau von Boxberg-Armin in Zschorna. Gertrud, die Älteste, "kann auf Grund einer Gabe des Herzogs von Cumberland (Ernst August II. von Hannover) in Baiern zu baldigem Examen ausgebildet werden". Hermann werde in die Obertertia versetzt und hier konfirmiert.
01.05.1902, Postkarte aus Pelham/New York von J[ohannes] v. Bötticher an Emil v. Hinüber:
Lasse sich vorläufig in Marion, County Guadeloup, Texas, nieder. Bis dahin habe er "schöne Tage auf dem Lande bei New York"
05.08.1902, Postkarte aus Millard (Nebraska) von J[ohannes] v. Bötticher an Emil v. Hinüber:
Ist in der ev.-luth. Kirche in Millard zum Pastor berufen worden: "Gott sei Dank!" Klima sei heißer und kälter als in Deutschland. Einkommen minimal, aber besser als erwartet. Kann seine Frau "kaum erwarten", befällt Wehmut und Verzagtheit, "daß ich Katty und den Kindern kein Heim bieten kann". Hofft aber weiter auf Gottes Gnade.
01.10.1902, Northeim: Katharina v. Bötticher an Emil v. Hinüber:
Bitte des Mannes ging voran, dass W.v.H. die anstehende Prämie (01.11.1902) auslegen solle. Vorschlag von Katharina v. Bötticher: Katharina legt die Prämie aus, da Zahlungen u.a. vom Gericht zu erwarten seien. Briefe aus Millard brächten "Freude und Erquickung". Noten von Hermann in der Schule schlecht, "er verdient keine Reisefreuden".
29.11.1902, Omaha, St. Joseph Hospital: J[ohannes] v. Bötticher an Emil v. Hinüber:
Wird beim Überqueren eines Bahnübergangs "mit Pferd und Wagen" von einem Zug ("Flyer") angefahren, berichtet detailliert darüber. "Rechtes Unterbein" dreimal gebrochen, Unterarme jeweils einmal. Ärzte hoffen, dass alles in 4-5 Wochen in Ordnung kommt. Eisenbahngesellschaft werde "alles vergütigen", Schmerzensgelder seien zu erwarten. "Entschieden protestiere ich dagegen, dass ich die Bibel gelesen habe bei Kreuzen der Eisenbahn". "Gott hat ein Wunder an mir gethan", preist den Herrn in den weiteren Zeilen.
29.12.1904, Lüneburg: Martin Georg v. Bötticher (Bruder und Vormund) an Emil v. Hinüber:
Habe einen Brief an die "Gesellschaft in Leipzig" geschrieben: "Falls ich die Mittel habe, werde ich versuchen zu retten was noch zu retten ist". Soll am 27.01. Hauptmann werden, gedenkt dann, die Prämie zu bezahlen. Könne von der Versicherung noch 6500 Mark retten. Die Gläubiger derzeit zu bedienen, sei aufgrund seiner fehlenden Mittel unmöglich. Prämien könne er ab dem 01.02.1905 bezahlen.
09.02.1905, Hildesheim: Martin Georg v. Bötticher an Emil v. Hinüber:
Bestätigt, dass weitere Schulden nicht vorhanden seien. Sei seit 27.01. Hauptmann, vorerst aber ohne Gehalt. Daher sei es unklar, ob der Anteil am 01.03. bezahlt werden könne. Vom Landeskonsistorium werde Unterstützung für seinen Bruder in Aussicht gestellt. "Ich habe so viel für meinen Bruder gethan, daß ich mir jeden neuen Schritt sehr überlegen muß!"
21.02.1905, Hannover: Martin Georg v. Bötticher an Emil v. Hinüber:
Es seien noch 331,44 Mark nötig, um die Lebensversicherung zu "befriedigen", müssten aber bis 01.03. bezahlt sein. Könne dies aber aus eigenen Mitteln bezahlen. Gesundheit des Bruders J. ließe "zu wünschen übrig", hofft auf Einigung mit Emil v. Hinüber Unterzeichnet als Hauptmann.
22.02.1905 Zusammenfassung eines Briefes von Emil v. Hinüber an Martin Georg v. Bötticher:
Sei prinzipiell mit den Vorschlägen vom 09.02. einverstanden. Es müsse aber den Erben überlassen bleiben, ob sie in das Abkommen eintreten wollen oder nicht. Stellt Bedingungen: Es sei "völlige Sicherheit nöthig", dass die 4000 Mark bei Ablauf der Versicherung ihm oder im Falle seines Todes seinen Erben "unverkürzt" ausbezahlt werden; Martin Georg v. Bötticher müsse die Garantie für sonstige Schuldenfreiheit übernehmen; die Police muss in Händen von Martin Georg v. Bötticher sein; Falls Unterstützung vom Landeskonsistorium etc. zustehe, müsse ein Anteil für die Prämie verwendet werden; Ein schriftlicher Vertrag müsse abgeschlossen werden.
Auf der Rückseite: Zusammenfassung eines Schreibens an Martin Georg v. Bötticher vom 17.03.1905:
"Mitteilung der Verhandlungen vom 19.01. über Aufgabe des Pfandrechts an die Polizei u.s.w. ... Hiernach bitte ich, zu erwägen, ob es nicht korrekt sein würde, nach diesem v. Ihnen vorgeschlagenen, mir acceptirten und - durch d. Zahlung - auch bereits erfolgtem Abkommen d. Vertheilung vorzunehmen."
22.02.1905, Bückeburg: Emil v. Hinüber an Martin Georg v. Bötticher:
Gründliche Darstellung der Bedingungen (siehe Zusammenfassung). Randbemerkungen von Martin Georg v. Bötticher: Stimmt den Bedingungen zu - bis auf die Auszahlung bei Ablauf oder Todesfall.
23.02.1905, Hannover (Hildesheim?): Martin Georg v. Bötticher an Emil v. Hinüber:
Antwortschreiben zum 22.02.1905 mit der ausdrücklichen Bemerkung, dass er dem o.g. Punkt nicht zustimmen könne.
02.03.1905, Hildesheim: Martin Georg v. Bötticher an Emil v. Hinüber:
Bestätigung einer Geldsendung. Nach Gespräch mit "der Gesellschaft" sollte man die ganze Sache als Konkurs ansehen. Es fehle ein Depositum-Schein, der aber nicht zu finden sei. Ohne ihn könnten die 20000 Mark nicht ausgezahlt werden.
Johannes Karl August Ludwig von Bötticher stirbt am 03.03.1905 in Osnabrück.
08.03.1905, Hildesheim, Martin Georg v. Bötticher an Emil v. Hinüber
"Aus Leipzig" werde geschrieben, dass der Depositum-Schein vom 10.11.03 dort "kassiert" worden sei, hätten aber bereits im Januar geschrieben, dass die Bescheinigung für den Schein bei seinem Bruder gewesen sei. Bittet Emil v. Hinüber um Hilfe bei der Aufklärung und hoffe, dass der Schein bei ihm liegt. Vermute ansonsten, dass sein Bruder den Schein verpfändet hat.
09.03.1905, Northeim: Katharina v. Bötticher an Emil v. Hinüber:
Dank an Emil v. Hinüber für die "Treue bis ins Grab für seinen Freund" und für den lieben Brief. Er sei nun befreit von allem Leid und der schweren Krankheit. Sie habe ihren Mann in der Todesstunde begleitet: "Wie klein wird der Lebende neben dem Toten!" "Ich sah den Tod zum erstenmal - aber auch das ewige Licht, das über demselben leuchtet" und "die Liebe, die nimmer aufhöret!"
12.03.1905, Bückeburg: Emil v. Hinüber an die Lebensversicherungsgesellschaft (alte Leipziger):
Er habe Bötticher die Versicherungspolice ausgehändigt unter der "ausdrücklichen Voraussetzung", dass, wenn er vor Ablauf der Versicherung stürbe, das Geld (4000 Mark) das Geld er (Emil v. Hinüber) oder seine Erben bekommen. Da Bötticher Anfang März verstorben sei, fragt er nunmehr an, ob die Zahlung nun erfolgen könne und meldet inkl. Zinsen Ansprüche auf mehr als 4500 Mark an. Hätte gerne "Authentisches" über die Zahlung erfahren oder über mögliche Hindernisse und ob die Police etwa "noch anderweitig verpfändet" sei, was nach Ansicht von Emil v. Hinüber wohl nicht "rechtsgültig" sei.
15.03.1905, Hildesheim: Martin Georg v. Bötticher an Emil v. Hinüber:
Der wichtige Depositum-Schein hat sich unter den Sachen seines Bruders angefunden. Sei damit in seinen "rechtlichen Besitz" übergegangen. 6000 Mark gehören nicht ihm, sondern seinen drei noch lebenden Geschwistern. 4000 Mark gingen inkl. Zinsen und Dividenden an Emil v. Hinüber Police wurde durch eine Zahlung seiner Schwägerin "gerettet". 70% könnten an jeden Gläubiger ausgeschüttet werden. Kein Geld vom Konsistorium, hält "die Sache durch den Tod für erledigt".
16.03.1905, Lebensversicherungsgesellschaft an Emil v. Hinüber:
Bescheinigung über die Lebensversicherungspolice. 10000 Mark werden fällig. Geld wird Hauptmann Bötticher zugesandt.
17.03.1905, Northeim: Katharina v. Bötticher an Emil v. Hinüber:
Es sei ihr "schmerzlich", dass ihr Schwager die Angelegenheit mit der Lebensversicherung führt. Ein Brief von ihm habe sie unangenehm berührt. Sie könne es nicht ertragen, dass ihr Schwager einen größeren Anteil von der Versicherungssumme beansprucht - zu Lasten der Summe, die Emil v. Hinüber (bzw. seiner Frau) zusteht. Bittet Emil v. Hinüber, für seine Forderung einzutreten. Sonst entstünden Nachteile für sie und ihre Geschwister.
20.03.05, Zusammenfassung der Antwort von Emil v. Hinüber auf den Brief vom 17.03.:
Zeigt sich einverstanden. Seine Forderung inkl. Zinsen beträgt 4555,27 Mark. Hat keine Bedenken und bittet um Berechnung und Überweisung. Fragt nach Testament.
23.03.05, Hildesheim: Martin Georg v. Bötticher an Emil v. Hinüber:
"Die Sache scheint jetzt doch wirklich noch zum friedlichen Ende zu gelangen". 8143,50 Mark aus Leipzig erhalten. Wurde bereits vom Amtsgericht der Vormundschaft enthoben, "Verteilung des Geldes" läge so in Händen der Schwägerin. Testament wurde "sicher nicht gemacht".
26.03.1905, Northeim: Katharina v. Bötticher an Emil v. Hinüber:
Hoffe, dass Emil v. Hinüber "gleichzeitig mit diesen Zeilen" sein Geld erhält. Habe auf dem Amtsgericht formell die Erbschaft ausgeschlagen und gleichzeitig ihren Schwager die "Anerkennung zum Pfandgläubiger" gegeben und ihn um die Verteilung des Geldes von der Versicherung unter den rechtmäßigen Gläubigern gebeten.
14.04.1905, Bückeburg, Postkarte: Katharina v. Bötticher an Emil von Hinüber:
"Ich weiß nicht was vorliegen kann!" Habe seit 25.03. nichts mehr von ihrem Schwager gehört, "vielleicht ist er krank".
14.04.1905, Hildesheim: Martin Georg v. Bötticher an Emil von Hinüber:
Habe mit dem Vormundschaftsrichter die Erbangelegenheit besprochen, um die richtigen Dinge zu tun und so alles in die gewünschten Bahnen zu lenken (und nicht die Schulden seines Bruders bezahlen zu müssen). Beabsichtige, seiner Schwägerin 570 Mark auszuhändigen für gezahlte Prämien.
22.04.1905, Hildesheim: Martin Georg v. Bötticher an Emil v. Hinüber:
Sende heute das Geld an Emil v. Hinüber Genaue Aufstellung über die Verteilung der Versicherungssumme. Emil v. Hinüber bekomme demnach 3037,22 Mark.
Des weiteren ist noch ein Brief von J[ohannes] v. Bötticher, wahrscheinlich an Emil v. Hinüber, vorhanden, allerdings unvollständig und undatiert. Informationen über die Versicherungspolice.
ENTHÄLT AUCH:
Briefumschlag: "Vertheilung der Lebensversicherung J. v. Bötticher 1905"
15.01.1884, Vechta: Unbekannter Absender an Emil v. Hinüber:
Hoffe auf die "Citation zum Examen". Da er bisher diesbezüglich noch keine Nachricht erhalten habe, könne er das Examen wohl nicht vor Oktober machen "und ich erst Ostern 1885 würde heiraten können". Außerdem sagten ihm "das vagabundierende Hilfspredigerleben mit seinen halbpastoralen Befugnissen" gar nicht mehr zu. Gelegenheit zur Weiterbildung böte sich nicht, es versetze ihn "vielleicht in die Fieber verbreitende Marsch" und gäbe ihm "keinen Gehalt … mit dem ich ganz auskommen kann". Müsse in Vechta 300 Mark für das Wintersemester "zusetzen", eine Gehaltszulage unter günstigen Bedingungen sei nicht zu erwarten. Äußert Gedanken zur Verbesserung seiner Umstände. Sei nach Bückeburg gereist, um dort u.a. mit Ernst Iffland über seine Situation zu sprechen. Mehrere Pfarrerstellen seien vakant, Möglichkeiten bestünden. Präferiere eine Pfarrerstelle in Schaumburg wegen der Verbundenheit zu Hannover und der dortigen Missionstätigkeit.
Der Drang zu einer schnellen Veränderung seiner Lebensumstände habe seinen Grund darin, dass er seine "ganze hiesige Stellung" immer "abstoßender" empfinde. Sei zu der Überzeugung gelangt, dass "finanzielle Aufbesserung und das Zusammenleben mit Katty wesentliche Bedingungen sind für eine gesammelte, mich befriedigende pastorale Tätigkeit und einen frischeren Lebensmut u. Freudigkeit". Er empfinde nun, "wie egoistisch verknöchert ich hier im Verkehr mit mir gleichgültigen Menschen geworden bin". Dies könne auch der Grund dafür sein, dass "unsere Freundschaft Einbuße erlitten habe". Sei "in jeder Beziehung liebloser geworden". Versichert Emil v. Hinüber dann mit vielen Worten den Glauben an die Qualität dieser Freundschaft, vor allem, wenn seine "Sehnsucht nach … einer … mich befriedigenden Wirksamkeit gestillt" sei. Emil v. Hinüber könne im Übrigen viel dazu beitragen, "wenn du mir Paese oder sonst eine gute Stelle in Schaumburg verschafft hast". Die Theologenzahl steige allerdings, dies reduziere die Auswahl.
Dankt für die 50 Mark von Emil v. Hinüber
Provenienz
Vorprovenienz
StadtA CE N 54 Nr. 0002 (Stadtarchiv Celle)
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| Detailseite | Original | Akte | 2019 / 52 |
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