StadtA HI Best. 602 Nr. 352

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Beschreibung: Verzeichnung

Identifikation

Titel 

Newe Unpartheyische Zeitung unnd Relation (Zürich)
1629, Nr. 1

Laufzeit 

1629

Enthält 

4 Seiten, am Rücken mit Papierstreifen verstärkt.

Darin Meldungen aus zahlreichen wichtigen Nachrichtenzentren der damaligen Zeit, so aus den Korrespondenzorten Den Haag, Köln, Hamburg und Leipzig sowie die weiteren über Augsburg empfangenen Meldungen aus Venedig, Prag, Den Haag, Köln, Hamburg, Amsterdam und Lübeck.

Die Themen sind recht vielseitig, neben den zu erwartenden politischen und wirtschaftlichen Berichten finden sich auch Nachrichten über Feuersbrünste. Einen breiten Raum in der Berichterstattung nehmen die Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges und seine Auswirkungen ein. Berichte aus der Schweiz oder gar aus Zürich selbst sind hingegen nicht zu finden. Das Fehlen gerade dieser Nachrichten ist ein typisches Merkmal für die Presse der damaligen Zeit, die auch in der Schweiz einer strengen Zensur unterlag. Innenpolitische Neuigkeiten durften nicht publiziert werden.

Provenienz

Vorprovenienz 

Konvolut "Die Geburt der Presse"

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Bogel/Blühm I: 55-58, II: 56-59, III: 91-92.
UT: auß allerhand glaubwürdigen Sendbrieffen dises 1629. Jahrs/ gerichtet auff den alten Calender.

Hierbei handelt es sich hierbei um die in Zürich gedruckte und nach der Verlegerfamilie so bezeichnete „Bodmersche Zeitung“. Wie üblich bei frühen Zeitungen des 17. Jahrhunderts gibt die Ausgabe weder den Druckort noch den Herausgeber des Blattes bekannt.

Nachdem in Basel die erste gedruckte periodische Zeitung der Schweiz schon für das Jahr 1610 bezeugt ist, folgte Zürich mit zwei Zeitungsgründungen, die einige Zeit nebeneinander existierten und deren Beginn nicht bekannt ist. Sie sind zwar für das Jahr 1622 aktenkundig, einzelne Nummern beider Titel liegen aber erst ab 1623 vor. Die Verleger dieser frühesten Zürcher Zeitungen waren Johann Rudolf Wolf und mit großer Wahrscheinlichkeit Johannes Hardmeyer. Während das in den 1630er Jahren vermutete Ende der offenbar nicht allzu erfolgreichen Hardmeyerschen Zeitung im Dunkeln liegt, bestand die von Wolf vermutlich schon 1621 gegründete Zeitung rund 60 Jahre, und war lange Zeit sogar die einzige Zeitung Zürichs. 1626 wurde sie mitsamt der Druckerei von dem angesehenen Goldschmied und Münzmeister Johann (Hans) Jakob Bodmer (geb. 1585) erworben, der aber schon 1629 verstarb. Zunächst führte seine Witwe Dorothea die Geschäfte weiter, bis die beiden Söhne Johann (Hans) Jakob (1617-1676) und Heinrich (1621-1689) Anfang der vierziger Jahre die Leitung des Unternehmens übernahmen. Die Zeitung blieb noch bis Mitte 1677 im Besitz der Familie und wurde dann vom Buchdrucker Heinrich Müller übernommen (siehe Best. 602 Nr. 353), der sie bis 1681 weiterführte.

Die undatierte Nummer 1 dieser Bodmerschen Zeitung ist ein Unikat, denn aus den ersten Jahren dieses bedeutenden Blattes lassen sich neben dem vorliegenden Exemplar nur fünf Nummern (von 1623, 1625 und 1626) nachweisen, die in Zürich und Bern verwahrt werden. Erst ab 1633 sind von diesem Blatt mehrere Jahrgänge und Einzelexemplare erhalten geblieben.

Die Orte, aus denen die Zeitungsherausgeber ihre Korrespondenzen bezogen, sind meist nicht identisch mit den Schauplätzen der betreffenden Ereignisse. Dies lag daran, daß die als Korrespondenten tätigen Herren alles ihnen wichtig erscheinende Nachrichtenmaterial aus den unterschiedlichsten Quellen zusammentrugen und als „geschriebene Zeitung“ versandten. Diese Nachrichtenbriefe erreichten dann mit der normalen berittenen Post oder in Sonderfällen auch durch Eilkuriere ihre Empfänger. Die Zeitungsverleger druckten die empfangenen Meldungen streng in der Reihenfolge ab, in der sie in der Offizin eintrafen. Wenn zwischen dem Eintreffen der letzten „Ordinari“ (regelmäßigen) Post und dem Erscheinungstermins die Zeit knapp wurde, musste schon damals unter dem für das Zeitungsgewerbe typischen Zeitdruck gearbeitet werden.

Als zusätzliche Quelle zur Materialbeschaffung wurden auch die gedruckten Zeitungen des Auslands ausgewertet. Bodmer nutzte hierzu unter anderem die Zeitung des Straßburger Johann Carolus und die des Frankfurter Postmeisters Johann von den Birghden. Eine redaktionelle Bearbeitung der Texte gab es damals jedoch noch nicht. Allerdings läßt sich an der Nachrichtenauswahl die Tendenz erkennen. Die Bodmersche Zeitung trägt einen eindeutig evangelischen Charakter und richtete sich an ein protestantisches Publikum.

Literatur:
Bogel, Else: Schweizer Zeitungen des 17. Jahrhunderts. Beiträge zur frühen Pressegeschichte von Zürich, Basel, Bern, Schaffhausen, St. Gallen und Solothurn. [Studien zur Publizistik. Bremer Reihe - Deutsche Presseforschung, Bd. 19] Bremen 1973

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