StadtA HI Best. 602 Nr. 342

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Beschreibung: Verzeichnung

Identifikation

Titel 

Wochentliche Ordinari Zeitung (München)
1629 (Konvolut)

Laufzeit 

1629

Enthält 

Wochentliche Ordinari Zeitung/ Anno 629:
1629, Nr. 15-18, 20-24, 27-32;
Je 4 Seiten, gelegentlich mit Unterstreichungen in altem Bleistift- oder Rotstift, an wenigen Stellen mit Randvermerken. Die Nr. 18 ist im Kopf von alter Hand mit 19 überschrieben.

Die Berichte datieren vom 24. März bis zum 4. August. Sie enthalten die wichtigsten politischen und militärischen Nachrichten der Woche aus deutschen und europäischen Korrespondenzorten. Dominierend sind hier erwartungsgemäß Meldungen zur Endphase des Dänisch-niedersächsischen Krieges rund um den „Frieden von Lübeck“. Berühmtheiten des Dreißigjährigen Krieges wie Wallenstein, Tilly und Pappenheim finden Erwähnung. Auch die Auswirkungen des vom Kaiser Ferdinand II. erlassenen Restitutionsediktes werden thematisiert. Darüber hinaus gibt es Berichte von den Vorgängen des Mantuanischen Erbfolgestreites in Oberitalien und von weiteren ausländischen Ereignissen.

Manchmal wird auch aus weiter entfernten Weltgegenden berichtet. So bringt z. B. die Nr. 17 die Meldung: „Auß Spanien hat man/ daß die Holländer die Insul vnnd Statt Capo Verdo in Affrica/ so ein vornemmer Porto nach Ost Indien ist/ einegenommen.“

Gelegentlich werden auch Hinrichtungen und in selteneren Fällen sogar Familiendramen gemeldet, sofern sie nur spektakulär genug sind, um bei den damaligen – und auch noch heutigen – Lesern ein Schaudern zu erregen. Als besonders ergreifendes Beispiel sei hier aus Nr. 15 die folgende Meldung aus Prag zitiert: „Dieser Tagen hat allhie ein Mägdlein von 6. Jahren ihrem Brüderlein/ so etwas jüngers/ das Gemächtlein abgeschnitten/ daruon der Knab alßbaldt gestorben/ darauff die Muetter das Mägdlein zu todt geschlagen/ darnach sie sich selbst erhenckt“.

Provenienz

Vorprovenienz 

Konvolut "Die Geburt der Presse"

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Bogel/Blühm I: 73-74; II: 76-77; III: 57.
Im Jahre 1627 begannen die ersten beiden gedruckten periodischen Wochenzeitungen von München nahezu zeitgleich ihr Erscheinen. Als erste wurde die „Ordinari Zeitung“ des Nikolaus Heinrich gegründet und nur kurz danach von Anna Berg die „Gewisse und warhaffte Wochentliche Ordinari Zeitungen“. Diese Zeitung änderte zur Jahresmitte 1628 ihren Namen in „Newe vnd Wochentliche Ordinari Zeitungen“ und wechselte am Jahresende 1628 zum hier vorliegenden Titel.

Die Verlegerin der Zeitung war die Witwe des 1610 verstorbenen Adam Berg d. Ä., der seit 1564 in München druckte und zeitlebens von Herzog Albrecht V. stark gefördert wurde. Er war Hauptverleger der Gegenreformation, Musikverleger und zählte zu den bedeutendsten Druckern Deutschlands. Anna Berg starb 1629. Ihr Sohn Adam Berg d. J. führte das Geschäft weiter, bis er 1634 an der Pest verstarb. Seine Witwe Anna Berg, geb. Bernhard, heiratete 1635 Melchior Segen, der die Bergsche Offizin weiterführte. 1655 wurde die Druckerei von seinem Schwiegersohn Johann Wilhelm Schell übernommen.

Es gilt in der Presseforschung als wahrscheinlich, daß Segen und später auch Schell die hier vorgestellte Zeitung weiterführten, die von 1638 bis 1667 als „Wochentliche Ordinari Zeitungen/ von vnderschidlichen Orten“ dokumentiert ist.

Sämtliche Nummern zeigen eine Schmuckleiste unter dem Titel sowie einen hübschen Holzschnitt: Einen im Stil der Zeit gekleideten Boten, der in seiner linken Hand einen Brief sowie eine Lanze und in der rechten Hand seinen Hut hält. Nach dieser Vignette wird die Bergsche Zeitung in der Forschung auch als der „Postbote“ bezeichnet, im Unterschied zum „Merkur“ des Nikolaus Heinrich.

Literatur:
Freiberger, Maria: Die Anfänge der Zeitung in München (bis zur Entstehung der periodischen Presse 1627/32). München 1962

Index-Gruppe

GEOB 

Bayern

SACH 

Dreißigjähriger Krieg

Repräsentationen

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