Identifikation
Titel
Tagebuch des Schriftstellers Peter Smidt [-Juist] (1894-1957), Oldenburg (Fotokopie): handschriftliche Notizen, angereichert durch Zeitungsausschnitte u.ä.), geschrieben in Oldenburg, Jever und Norden
Laufzeit
1944 - 1944
Enthält
u.a.: detaillierte Schilderungen der Kriegsereignisse von 1943-1945; Auflistungen von Kriegsausmaßen (Zahl von Bomben, Toten und Flüchtlingen einzelner Angriffe); Einblicke in den allgemeinen Lebensalltag im Oldenburger Raum; Gedicht über Krieg und Frieden (Februar 1944); Ambivalenz von Wunsch nach Frieden und Nationalstolz; detaillierte Berichte über Operation Neptune [Landung der Alliierten in der Normandie] (Juni 1944); Zeitungsausschnitte und Propaganda-Dokumente; Tod seines Sohnes Rolf Smidt (Juli 1944 bei Caen gefallen)
im Folgenden detaillierter:
weihnachtlicher Heimatgruß des Ostfriesischen Kuriers Norden für die Soldaten (1942);
Artikel "Das Wort des Führers: Europa gehört den jungen Nationen!" (1939);
Artikel der Oldenburger Staatszeitung zum Jahreswechsel (betr. militärische Bewährungsprobe) 1943/44;
Karten zu den deutschen Fronten im Westen, Osten und Süden Jahresanfang 1944;
Skizze zu Einflügen der Feindbomber während nächtlicher Angriffe auf deutsche Städte (aus "Das Reich";
Auszug aus dem Aufsatz "Der Kampf im Dunkeln" aus "Das Reich";
Äußerungen über die "schuftige Haltung der Italiener" und darüber, dass "USA-Juden mit den Kunstschätzen Italiens Schindluder treiben";
Programm eines Deutsch-Italienischen Opernkonzerts des Städtischen Orchesters Wilhelmshaven in Jever Januar 1944 (Sonderveranstaltung des Reichspropagandaamtes Weser-Ems), das wegen Fliegeralarms abgebrochen werden musste;
Artikel zur Beisetzung der Urne von Prof. Dr.-Ing. Georg Beck in Norden;
Landungsboot der Engländer in Diepp und St. Nazaire (Zeitungsfoto);
Artikel mit Aufruf "Schwatzen zieht Bomben an. Schweigt!";
überraschender Fronturlaub des Sohnes Rolf Januar 1944;
Todesannonce Prof. Dr. Gustav Rüthning;
feindliche Fliegerverbände über Jever Februar 1944;
Sturmflut auf dem Memmert Februar 1944;
Kamerad Kröplin berichtet von Kriegszerstörungen in Berlin;
zum Thema deutsche Vergeltung (aus der Zeitschrift "Das Reich");
Aufzeichnungen über die Kämpfe in Italien (Monte Cassino, Anzio) und Großangriff auf London, Voralarm in Oldenburg, Bomberabsturz bei Wittmund Februar 1944;
Bomberangriff auf Berlin, in Italien harte Kämpfe um Nettuno und Zerstörung des päpstlichen Sommersitzes und zahlreicher Klöster durch US-Amerikaner, Bomben auf Rom (Februar 1944);
neues Schauspiel von August Hinrichs "Sware Tieden";
Titelstory aus "Das Reich" über deutsche Luftkampfhelden, darunter Major Hermann Graf, Kommodore in Jever;
Foto einer Betriebsweihnachtsfeier im Hotel "Hof von Oldenburg" mit Major Graf (Wiedergabe eines aus diesem Anlass von Smit rezitierten Gedichts in der Verkleidung als Weihnachtsmann);
Gespräch bei Georg Janssen-Sillenstede über Familienforschung und ein Werk Ludwig Finckhs zum Thema;
Fliegeralarm in Norden nach deutschem Angriff auf London, Wohnungsverdunkelung Februar 1944;
Bericht von einem "Teppichabwurf" von 150 Bomben bei Schloss Lütetsburg um Pfingsten 1943 mit Bombenkrater vor dem Manningastift (S. 27);
Göring verkündet Einsatz neuer Waffen und Kräfte bei der Luftwaffe März 1944;
englischer Bombenabwurf bei Accum und Reepsholt März 1944;
Erhängen eines polnischen Zwangsarbeiters in Sillenstede, der einen Bauern angegriffen hatte ("Gerade die Polacken sind hinterhältig und aufsässig. Es ist schon recht, wenn ein grausames Beispiel hier die Lässigen warnt");
Zeitungsausschnitte zu deutschen Abschüssen Februar 1944;
Fliegerangriffe auf Berlin;
Zeitungsartikel zum "Kohlenklau" als Mahnung zu Sparsamkeit und Ordnung während der Zwangswirtschaft;
Geologe Prof. Georg Wagner in Stuttgart ausgebombt (Bekannter Smidts von Juist);
Karte zum Kriegsgeschehen im Südpazifik;
Durchzug englischer Jagdfliegerverbände und Flakangriffe auf diese;
Tod des jungen Tessenow in Norden an Lungenschwindsucht und Ableben von Onkel Menne Smidt in Manslagt;
Besuch bei der Flak Finkenstation; Ostern "Alarme am laufenden Band";
Besuch bei einem Verwandten im Krankenhaus in Sandhorst und bei Ehepaar Gerdes (Hengst-Kastrator und Knochenbrecherin);
Beschuss einer einzelnen Lokomotive bei Garms (Strecke nach Carolinensiel);
feindliche Jäger über Jever und Beschuss von Schiffen und Eisenbahnen April 1944;
amerikanischer Tieffliegeralarm in Oldenburg (dabei Beschuss von Radfahrern, Zügen und Schiffen) April 1944;
Geburtstagsfeier im Luftschutzkeller des Postamts Jever April 1944;
Treffen mit dem "Fliegenden Poeten" und Truppenbetreuer Berend de Vries in Oldenburg;
Tieffliegerangriffe auf Bahnreisende; 65. Geburtstag von August Hinrichs;
Flaggen zum Geburtstag des Führers mit Fragen zur Zukunft;
Bericht von Berend de Vries über die durch dauernden Fliegeralarm gestörte Geburtstagsfeier für August Hinrichs im Oldenburger Schloss April 1944;
Familienbesuche in Ostfriesland Mai 1944;
Gedanken zur näheren Zukunft ("Die Welt harrt auf große entscheidende Schlachten");
Besuch einer Aufführung auf der Gaubühne im Lichtspielhaus Jever;
Durchflug starker Bomberverbände und Ausharren im Schutzkeller Mai 1944;
Programm der Ostfriesischen Landschaft zur Gedenkstunde des 200jährigen Aussterbens des Fürstenhauses und des Wechsels unter preußische Herrschaft;
Text des Ostfriesenliedes auf der Kulturtagung in Aurich Mai 1944 (mit zahlreichen Unterschriften nebenstehend); Text des "Friesengesanges"; Zunahme der Feindflüge; Treffen mit Jan Ahrends genannt "Bibelahrends" (Judenforschung auf Grundlage der Bibel treibend);
Bericht über die Heimattagung Bund "Nordsee" in Ahlhorn in Anwesenheit des Gauleiters;
Bericht über die Besetzung Roms, Gedanken zur "Invasion" ("die große Hölle im Westen") [Landung in der Normandie] Juni 1944 (dazu Bildberichte des Völkischen Beobachters);
Kritik an in Italien Kunstschätze plündernden Amerikanern Juni 1944;
Artikel über "Verhör [gefangener Briten] an der Kanalküste";
Artikel "Ein Sturz ohne Beispiel" über eine tollkühne Fliegertat des Oberstleutnants Graf (aus "Illustrierter Beobachter");
Abwurf neuartiger Bomben ("Neue Geheimwaffe", "Vergeltungsorgel als Musik der Rache" für Hamburg) auf Südengland und London Juni 1944;
morgendlicher Flieger-Großalarm in Oldenburg;
Artikel "So erlebte England den Einsatz der neuen Kriegsmittel" (aus: Völkischer Beobachter);
"Terrorangriff" auf Berlin; "Ankündigung noch furchtbarerer Waffen!" gegen England;
"Das Abendland zertrümmert sich selbst. Welcher Wahnsinn!";
Besuch der Kirchenruine von Reepsholt;
Feldpost vom Sohn Rolf Juli 1944;
Tonnenleger "Norden" bei Spiekeroog auf eine Mine gelaufen;
"Die V 1 (Vergeltungswaffe 1) ist nun ununterbrochen tätig";
Ausflug nach Horumersiel ("Bei Tjarks weilte der Führer in der Kampfzeit (Führerzimmer)");
russische Offensive;
"Held von Narvik" Generaloberst Dietl verunglückt Juli 1944;
Porträtfoto von Generaloberst Dietl anlässlich der Beisetzung (aus: Brüsseler Zeitung) und Auszug aus der Rede des Führers;
Artikel "Menschenjagd im Gau Weser-Ems" (Überfall am Bahnhof Bersenbrück) als "Beispiel der Verwilderung in der feindlichen Luftkriegsführung";
Mondscheinradfahrt nach Cleverns;
Artikel "Die Männer von Cherbourg" (aus: Völkischer Beobachter);
Ausflug nach Rüstersiel (Bericht über viele Fesselballone dort) und Fedderwardergroden;
Erinnerung an die 1942 plötzlich verstorbene Schwester Adeline, Bombenangriffe auf Emden und den Tod der Mutter sechs Wochen später;
Fahrrad-Ausflug von Jever aus nach Neuharlingersiel ("Marinefahrzeuge fern im Watt") und Carolinensiel;
Dienstfahrt nach Hooksiel (dort Sprenggeräusche vom Minensprengen an den Inseln);
Gedicht "Blühende Wiese" von Peter Smidt-Juist (masch.);
Bericht über den Empfang der Todesnachricht des Sohnes Rolf August 1944 (in den längeren Ausführungen Vorwürfe gegen die Amerikaner, die Europa "für den Einfluss von Juden und Geldgewinnlern aller Sorten" zurückgewinnen wollen, und gegen die Attentäter des 20. Juli, die "dem Führer in letzter Stunde der deutschen Bewährung in den Rücken" fielen);
später folgt dazu: Briefwechsel mit dem SS-Hauptsturmführern Willy Markus und SS-Hauptscharführer Schoppmann über den Tod des einzigen Sohnes Rolf (August - Oktober 1944); Todesanzeige und Trauergedicht (September 1944);
Niederlagen an Ost- und Westfront bei gleichzeitigem Hoffen auf Fertigstellung neuer Waffen "für den letzten, entscheidenden Einsatz";
Erinnerung an Rolfs Geburt, Kleinkinderzeit, Schulzeit, seine freiwillige Meldung zur Waffen-SS, an den letzten 10-Tage-Besuch im Januar/Februar;
Gedicht "Das Vermächtnis" von Karl Bröger;
Artikel über "Terrorangriff auf Emden" und über den Fall der Ile de Cezembre September 1944;
Bericht über den vernichtenden Angriff auf den Emder Hafen und die Altstadt sowie Bremer Flüchtlinge;
ausführliche Schilderungen des Kriegsverlaufs (z.T. mit Zeitungsartikeln) und Nachricht über die Hinrichtung der Hitler-Attentäter September 1944;
Hilfsdienst der umliegenden Gemeinden für die ausgebombten Emder und Räumung der Stadt;
"Die Alarme nehmen täglich zu";
Gerüchte über die Landung der Amerikaner in Dänemark;
vernichtende Bombardierung von Bremerhaven und Wesermünde, dagegen Ruhe in Oldenburg und "im Hotel 'Hof von Oldenburg' gastieren Etappenhengste" aus Frankreich;
NSDAP-Sprechabend in Jever über die Hintergründe des "20. Juli" (Rückzug aus Frankreich als Folge von "Korruption und Verweichlichung der 'Etappenschweine'");
Schanzarbeiten bei Jever mithilfe der Hitlerjugend [Arbeit am "Friesenwall"];
Bombardierung Bremens September 1944;
"Anschwellen der Propagandamusik, nun alle Kräfte wach zu halten für die Verteidigung";
Erinnerung an den vor 30 Jahren gefallenen Heidedichter Hermann Löns;
"Nachts Alarme am laufenden Band" Oktober 1944;
Zeitungsartikel über die Veränderung des Luftalarmsignals und zum totalen Kriegseinsatz ("Wie wird die 60-Stunden-Woche durchgeführt?");
Artikel über das Ableben von Gauleiter Josef Bürckel (Bekannter Smidts von Juist von 1934, als er dort Propagandaleiter war); in der Zeitung erschienenes Gedicht "Frei ist die Saar" von Smidt;
Artikel über "neue Kampfmittel" Sprengboote und U-Bootbau;
Einsatz von Bahnschutz-Wagen mit Maschinengewehren und einem Leerwagen hinter der Lok;
Bombenangriff auf Jever (und verstreute Abwürfe auf Carolinensiel, Hohenkirchen, Hooksiel, Schillig, Wittmund und Esens) Oktober 1944;
neuer Angriff auf Wilhelmshaven;
Bau des "Friesenwalls", Organisation Todt in Aurich, Esens, Jever, Norden und Wilhelmshaven;
Unter-Naturschutz-Stellung der Burg Grimersum (Artikel aus: Völkischer Beobachter)
Informationen / Notizen
Zusatzinformationen
Das Original des Tagebuchs 1944-1956 wurde von Smidts Tochter Leonore de Boer dem Otto-Leege-Institut auf Juist übergeben (Leege war Schwiegervater Smidts). Smidt gilt auch als "Turnvater von Juist" (siehe wikipedia-Artikel zu seiner Person). Er war im "Brotberuf" (Ober-)Telegrapheninspektor.
Das Tagebuch enthält auch Bemerkungen über die herrschende Witterung.
| Aktion | Typ | Bezeichnung | Zugang | Info |
|---|---|---|---|---|
| Detailseite | Papierkopie | Kopie | 2018 / 36 |
|
Arcinsys