
Identifikation
Titel
1. Kläger/Appellant:
Henning Georg Ulm(er) [gest. 1669], ehemaliger Ratsherr und Kämmerer der Stadt Goslar
2. Beklagter/Appellat:
Bürgermeister und Rat der Stadt Goslar; Worthalter und Tafelherren der acht alten Gilden sowie für die Gemeinde die Stadthauptleute, sämtlich zu Goslar
3.1. Prokuratoren/Kläger bzw. Appellant:
Dr. Wilhelm Heinrich Goll, 1668, Prokurator
sub. Lic. Johann Konrad Albrecht von Lauterburg, 1668, Prokurator
3.2. Prokuratoren/Beklagter bzw. Appellat:
Dr. Abraham Ludwig von Gülchen, 1668, Prokurator
sub. Dr. Johann Marx Gießenbier, 1668, Prokurator
wegen
4. Streitgegenstand:
mandatum de ordinaria iuris via procedendo sive de restituendo vero cum clausula
Klage gegen Amtsenthebung. Vor dem Hintergrund einer tiefgreifenden Krise der Ratsverfassung in der Reichsstadt Goslar war der Ratsherr und Kämmerer Henning Georg Ulm 1666 auf Betreiben der Gilden und der Bürgerschaft ohne ordentliches Verfahren aus dem Rat und seinen übrigen städtischen Ämtern (Mitglied des Tafelamts, Zeugamts und Artillerieamts sowie Provisor im Kloster Neuwerk) entlassen worden. Um den Rat zu Ulms Entlassung zu zwingen, hatten die Vertreter von Gilden und Gemeinden gedroht, die gesamte Bürgerschaft auf dem Markt zu versammeln und sich mit ihr zu verbünden, falls Ulm nicht entlassen werde. Begründet hatten die Vertreter der Gilden und der Bürgerschaft ihre Forderung nach Ulms Entlassung damit, dass er ihnen eine neue Kontribution habe aufzwingen wollen und sie, als sie auf ihr Bewilligungsrecht pochten, u. a. als Rädelsführer und Aufwiegler beschimpft habe. Überhaupt sei es die Absicht Ulms und seines Gehilfen, des ebenfalls aus seinem Amt entlassenen Syndikus Dr. Ulrich Heinrich Stieber, gewesen, die Herrschaft des Rates zu beseitigen und das Stadtregiment in Goslar an sich zu reißen. Mit dem vorliegenden Mandatsverfahren am RKG bemühte sich Ulm, der die
Laufzeit
1668 - 1669
Enthält
gegen ihn erhobenen Vorwürfe bestritt, um die Wiedereinsetzung in seine Ämter.
Acta Camerae mit Protokoll
Darin:
verstreut zahlreiche Aktenstücke zum Extrajudizialverfahren vor dem Rat zu Goslar und zu den gütlichen Verhandlungen unmittelbar zwischen den Parteien in gleicher Sache 1666-1669
Q 3 Kaiser Leopold nimmt das Kloster Neuwerk in seinen kaiserlichen Schutz 1662 (Druck)
Q 4 Protest des Klosters gegen die Absetzung Ulms als Provisor 1667
Q 10-11, 51 Bericht der Gilden und der Gemeinde zu Goslar sowie Gegenbericht Ulmers an das RKG 1666
Q 12 Auszüge aus dem Stadtrechtsbuch zu Goslar (in Hochdeutsch)
Q 13 Auszug aus einem Vergleich zwischen Herzog August dem Jüngeren zu Braunschweig-Lüneburg (Wolfenbüttel) und der Stadt Goslar wegen der Erbschutzgerechtigkeit über die Stadt 1666
Q 14 König Rudolf I. von Habsburg stellt die Innungen oder Gilden in Goslar wieder her. (1290 April 22) (Druck: UB Goslar II, Nr. 382, S. 387-388; Regest: RI VI 1, Nr. 2299, S. 499-500)
Q 15(a) Gravamina der Gilden und der Gemeinde zu Goslar nebst Resolution des Rates zu Goslar 1657
Q 16 Auszüge aus dem Handelbuch der Worth-, Kaufleute- oder Gewandschneidergilde zu Goslar 1622-1642
Q 18 Pragmatica sanctio der Stadt Goslar wegen Bestrafung von Schandlästerern, Ehrendieben und Meutmachern 1666
Q 20, 62-63; N 27-35 (prod. 03.03. 1669) Streit zwischen der Stadt Goslar einerseits und dem Stift St. Georgenberg (Grauhof), dem Amt Liebenburg und dem Hochstift Hildesheim andererseits um Besitz, Eigentum und territoriale Zugehörigkeit eines Platzes vor Goslar, auf dem vormals ein städtischer Wartturm (St. Johannsturm) gestanden hatte, insbesondere Auseinandersetzung wegen der vom Amt Liebenburg ergriffenen Zwangsmaßnahmen, nachdem ein vom Stift errichteter Zaun beseitigt worden war 1666
Q 62(a) Responsum der Juristenfakultät Helmstedt 1666
N 27 A (prod. 03.03.1669) Erklärung
der Stadt Goslar, dass der auf einem Hof des Georgenstifts errichtete Turm das Eigentumsrecht des Stifts nicht beeinträchtigen solle 1363 (Druck: UB Goslar IV, Nr. 794)
Q 21 Verhör der Magd Margarete, Tochter des verstorbenen Hans Lucht des Jüngeren wegen ihrer Schwängerung durch Heinrich Ulmer 1624
Q 25, 39 Auszüge aus der Willkür der Worth-, Kaufleute-, und Gewandschneidergilde zu Goslar (1586, 1607) nebst Eidesformeln für die Vormunde und Bierherren 1561
Q 26-27, 41, 45 Attest der Schützengesellschaft zu Goslar und Zeugenaussagen über die angebliche Weigerung Ulmers 1666, zu Ehren der vom Freischießen in die Stadt einziehenden Schützen einige Stücke lösen zu lassen 1668
Q 29 Verhör der Diener der Gilden wegen der Ladung von Geistlichen, die Gildegenossen waren, zu den Gildeversammlungen 1668
Q 37 Attest der Stadt Goslar wegen der Wahl Ulmers in den Rat durch die Gewandschneidergilde und wegen seiner Amtsführung 1664
Q 38 Attest der Stadt Goslar über die von Ulmer in der Frankenbergischen Pfarre 1645-1650 eingenommene Kontribution 1665
Q 44 Anwalt Dr. Johann Ulrich Stieber zu Speyer legt das ihm übertragene Mandat nieder, weil sein Sohn in Diensten der Stadt Goslar stehe 1666
Q 54-57 Vollmachten bzw. Atteste der städtischen Kollegien zu Goslar nebst Instruktionsentwurf für Syndikus Dr. Ulrich Heinrich Stieber und Henning Georg Ulmer wegen ihrer Entsendung an das RKG mit dem Auftrag, die Goslar betreffenden Sachen zu sollizitieren und Gerüchten über Missstände in der städtischen Rechtsprechung und über die Errichtung einer tyrannischen Herrschaft durch Bürgermeister [Georg] Oppermann und Vizesyndikus Klein entgegenzuwirken 1665
Q 60, 59 von Ulmer geleistete Eide: als Verordneter zum Kontributions- und Kollektenamt (1645), als Tafelherr (1659) und als Mitglied des Alten Rates (1666)
Q 61 Anweisungen der Stadt Goslar für die Kontributionseinnehmer 1650
Q
68-69 Die ausschreibenden Fürsten des niedersächsischen Kreises an die Stadt Goslar 1665
Q 70 Erzbischof zu Salzburg an den niedersächsischen Kreis 1664
Q 71-74 Aktenstücke zu einem beabsichtigten Beleidigungsprozess der Stadt Goslar gegen ihren ehemaligen Syndikus Dr. Laurentius Duve 1666
Q 75-76 2 Echtebriefe der Stadt Goslar für Heinrich und Jobst Hans Ulmer, Vater und Sohn Henning Georg Ulmers 1624, 1666
N 1 (prod. 23.11.1669) Attest der Stadt Goslar, dass sie nur aus finanzieller Not ihrem Syndikus Dr. Stieber die Bestallung aufgekündigt habe 1668
N 24 (prod. 03.03.1669) Vertrag über den Verkauf eines Kothauses auf dem Schuhhof zu Goslar durch Klaus Flohr an Christian Lobhaven 1663
N 38 (prod. 03.03.1669) Auszug aus den Exceptiones zu Hann. 27 Hild. Nr. 1330.
N 39 (prod. 03.03.1669) Auszug aus den Kompaktaten (Vergleichspunkten) zwischen Rat, Gilden und Gemeinde zu
Goslar über die Rechte der Gemeinde 1525
Hinweis:
Q 1-78 sowie 19 weitere Schreiben ohne Q
Vgl. Angelika Kroker, "so machet solches eine democratiam". Konflikt und Reformbestrebungen im reichsstädtischen Regiment Goslars 1666-1682, Bielefeld 2001, v. a. S. 37-79.
Band
Alte Archivsignatur
U 191
Provenienz
Organisations- und Aktenzeichen
U 2952
Ergänzungen
Klassifikation Teil B
ulm
Index-Gruppe
GEOB
Frankenberg, Kloster s. auch unter Goslar
Goslar, Krs. Goslar, Einwohner
Goslar, Krs. Goslar, Gilden, acht alte Gilden
Goslar, Krs. Goslar, Gilden, Diener
Goslar, Krs. Goslar, Gilden, Gewandschneidergilde
Goslar, Krs. Goslar, Gilden, Gildeversammlungen
Goslar, Krs. Goslar, Gilden, Kaufleutegilde
Goslar, Krs. Goslar, Gilden, Worthgilde
Goslar, Krs. Goslar, Klöster/Stifter, Kloster Frankenberg, Pfarre
Goslar, Krs. Goslar, Klöster/Stifter, Kloster Neuwerk
Goslar, Krs. Goslar, Klöster/Stifter, Kloster Neuwerk, Provisor
Goslar, Krs. Goslar, Klöster/Stifter, Stift St. Georgenberg
Goslar, Krs. Goslar, Stadtgebiet, Schuhhof
Goslar, Krs. Goslar, Stadtgebiet, St. Johannsturm
Goslar, Krs. Goslar, Stadtverfassung, Bürgermeister und Rat
Goslar, Krs. Goslar, Stadtverfassung, Schützengesellschaft
Goslar, Krs. Goslar, Stadtverfassung, Stadthauptleute
Goslar, Krs. Goslar, Stadtverfassung, Worthalter und Tafelherren
Goslar, Krs. Goslar, Stadtverfassung, Zeugamt
Hildesheim, Hochstift
Liebenburg, Amt
Neuwerk, Kloster, s. auch Goslar
Salzburg (Österreich), Erzstift, Erzbischof
Sankt Georgenberg, Stift s. auch unter Goslar
Speyer (Rheinland-Pfalz), Stadt, kreisfreie Stadt
Institution
Helmstedt, juristische Fakultät
PERS
August der Jüngere, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg (Wolfenbüttel)
Duve, Lorenz, Dr., Syndikus
Flohren, Klaus
Klein, N.N., Vizesyndikus
Leopold I., Kaiser
Lobhau, Christian
Lucht, Hans der Jüngere
Lucht, Margarete
Oppermann, Georg, Bürgermeister
Rudolf I. von Habsburg, König
Stieber, Johann Ulrich, Dr., Advokat
Stieber, Ulrich Heinrich, Dr., Syndikus
Ulm, Heinrich
Ulm, Henning Georg, Ratsherr
Ulm, Jobst Hans
Prokuratoren / Advokaten / Notare
Albrecht, Johann Konrad, Lic., 1668
Gießenbier, Johann Marx, Dr., 1668
Goll, Wilhelm Heinrich, Dr., 1668
Gülchen, Abraham Ludwig von, Dr., 1668
SACH
Advokat, 17. Jh.
Advokat, Mandatsniederlegung
Amtsenthebung, Klage gegen
Amtsenthebung, Ratsherr
Attest, 17. Jh.
Bestallung
Bürgerschaftsversammlung
Diener
Druckschrift, 17. Jh.
Echtebrief
Ehrverletzung, 17. Jh.
Eid
Eidesformel
Eigentumsrecht
Entsendung
Erbschutzgerechtigkeit
Extrajudizialverfahren
Freischießen
Gewalt, absolute
Gravamina
Handelsbuch
Instruktion
Kontribution
Kontribution, erzwungene
Kothaus
Kreis, niedersächsischer
Magd
Mandatsniederlegung
mandatum de ordinaria iuris via procedendo
mandatum de restituendo
pragmatica sanctio, Reichsstadt Goslar
Rechtsgutachten, 17. Jh.
Rechtsprechung, Reichsstadt Goslar
Schutzbrief, kaiserlicher
Schwängerung
Schützengesellschaft
Stadtrecht, Goslar
Steuerbewilligungsrecht
Tyrannei
Vergleich, 16. Jh.
Zeugenvernehmung, 17. Jh.
| Aktion | Typ | Bezeichnung | Zugang | Info |
|---|---|---|---|---|
| Detailseite | Original | Akte | 0050 / 19 |
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