NLA HA Celle Or. 100 Ramelsloh Nr. 15

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Beschreibung: Verzeichnung

Identifikation

Titel 

Herzog Ernst (der Bekenner) von Braunschweig und Lüneburg (Celle) und das Kapitel in Ramelsloh vergleichen sich wegen verschiedener strittiger Punkte.

1540 Mai 10, Medingen.

Original, schwerer Wasserschaden, 2 anhängende Siegel.

Abschrift: Kopiar Nr. 118 (nach dem Original); Celle Br. 49 Nr. 254 (17. Jahrhundert) und Nr. 255 (16. Jahrhundert).

Druck: UB Ramelsloh Nr. 198; H. Ch. Heimbürger, Ernst der Bekenner, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, Celle 1839, Beilage Nr. 4, S. 174 ff.

Zuwissen, nachdem sich zwischen dem durchleuchtigen hochgepornen fursten und herrn, hern Ernsten hertzogen zu Braunschweig und Luneburg an einem und den wirdigen und ersamen hern dechant, senior und capittel des stiffts Ramelßlo am andern theil etliche irrung und zweispalt erhalten haben, das sein f. g. und sie sich derselbigen halber gentzlich vertragen und vereiniget und ferner verglichen haben, inmaßen wie folgt:
Erstlich soll alle ungnad und widerwill, als sich bißher mogen zugetragen haben, hiemit grundtlich uffgehaben, tod und ab sein, und hochgenanter furst soll und will gedachte dechant, senior und capittel vor seiner f. g. liebe caplan und getrewen halten, sie schutzen, schirmen und verteidingen, und die hern dechant, senior und capittel sollen und wollen hochgemelten fursten vor iren gnedigen landsfursten, patron und hern erkennen, ehren und halten und seiner f. g. thun, was getrewen caplanen und underthanen gepuret und wol anstehet.
Zum andern will obgemelter furst eine christliche ordnung, was vor gesenge, psalmen, lection und collecten sollen in der kirchen zu Rameßlo gesungen und gelesen werden, verordnen. Auch sollen die ceremonien und gottesdienste in der kirchen daselbes gleich wie in andern des furstenthumbs pfarkirchen gehalten werden. So sollen und wollen die hern dechant, senior und capittel sich ires lebens halber unergerlich halten und keiner, so zu Rameßlo residirt, uneheliche beischlefferin haben.

Laufzeit 

10.05.1540

Enthält 

So sich aber einer oder mehr in den ehlichen standt begeben wurde, welchs in irem willen stehen solle, so solle dem oder denselbigen ire renthen und uffkomen gleich andern, so sich nit verehelicht haben, folgen.
Zum dritten soll und mag hochgenanter furst die prebendas, so in dem monat, der hiebevor papalis genant ist worden, fallen, verleihen. Was aber vor prebenden in dem ordinario mense fallen werden, die sollen und mogen dechant, senior und capittel gelerten leuten oder die zum studiren oder sunst der kirchen oder furstenthumb zu dienen geschickt und geneigt sein, verleihen. Also auch soll es mit den vicarien gehalten werden; welche in papali mense fallen, die soll und mag hochgedachter furst verleihen, und die in ordinario mense fallen, sollen und mogen dechant, senior und capittel wie von alters verleihen. Es sollen aber alle, so furder belehnet werden, schweren dem landsfursten trewe und hold zu sein und seiner f. g. und des stiffts zu Rameßlo ehr und nutz zu furdern. Und disen ordinarium mensem sollen und mogen gedachte dechant, senior und capittel haben und behalten, so lange als nachbenente personen als nemlich her Burckhart Kock dechant, Albertus Varenholt senior, Conradus Scherenhagen, Wernerus Michaelis, Hinricus Soecht thomhern in leben sein. Wan sie aber alle mit tod abgehen werden, so mag es der belehnung halber in ordinario mense zu weitterer underredung und vorgleichung hochgenants fursten und capittels und ihrer erben und nachkomen stehen.
Zum virden soll hochgedachter furst und seiner f. g. erben die probstey allein verleihen und das capittel die freie election eins dechants haben.
Zum funfften sollen und wollen dechant, senior und capittel alle prieff und sigel zum stiffte und kirchen zu Rameßlo gehorig hie in dem furstenthumb verwaret behalten und außerhalb dem furstenthumb nit verfueren noch einig guet van dem stifft und kirchen

one hochermeltes fursten wissen und willen vereußem und seiner f. g. von allen prieff und sigeln glaubhafftige copey und register der sulten und anderer guter und renthen, so zum stifft und kirchen gehorig, zustellen.
Zum sechsten haben dechant, senior und capittel hochgenanten fursten zu underthenigem willen nachgelassen, das seiner f. g. beide secretarien Henricus Ridderßhusen und Johannes Hußman nichts pro statutis et introitu geben, auch mit dem anno carencie ad fabricam nit beschweret werden sollen, sonder Henricus Ridderßhusen, weil sein antecessor nit residirt hat, von stund an und Johannes Haußman, weil sein vorfar residens gewesen, nach ausgangk des anni gracie zur barung der renthen gelassen sollen werden.
Zum siebenden, nachdem die thesaurei der prebenden, als Henrico Riddershusen verliehen ist, anhengigk und demselbigen ampt gepuret etliche marck dem custer jerlich zu geben, auch wein und brot in die kirchen und andere notturfft zu bestellen, zu welchem ampt ein chorus uff der sulten zu Luneborg verordnet ist, so sollen die helffte der renthen von solchem choro gemeltem Henrico neben dem jhenigen, was ihme von der prebenden gepuret, gefolgt und die andere helffte vom capittel uffgenomen und darvon was dem ampt der thesaurei gehoret bestellet werden. So aber gemelter Hinricus wurde selbs zu Rameßlo residiren, so soll ime des ganzen chori renthen folgen und ehr was sich von benenten ampts wegen gepuret bestellen. Welche aber hinfurder belehnet werden, die sollen es mit ausgabe der statuten pro introitu und den annis carencie und gracie halten, wie von alters herkomen ist.
Zum achten, wiewol das von alters den absentibus nit mehr dan ein plaustrum salis gefolgt ist worden, so soll doch hinfurder hochermelts fursten und seiner f. g. erben belehnten dienern und denen, so in universiteten studiren, zu dem plaustro salis der roggen zinse nach antzal folgen.

Zum neundten soll und will hochermelter furst alle guter, so sein f. g. obberurter irrung und unwillens halber ingehalten, dem capittel wieder folgen lassen, das sie hinfurder die renthen und nutzungen darvon uffnehmen und genießen mogen. Dergleichen will sein f. g., sovil an ihr ist, bey andern, die auch darvon mogen was eingetzogen haben, zu gescheen verfurdern und die dechant, senior und capittel in ire guter, rechten und gerechtigkeiten wider einsetzen, inmaßen sie hiemit sollen eingesatzt sein. Dieweil aber hochgedachter furst von solchen guteren bißher einen prediger zu Rameßlo gehalten, so soll das capittel denselbigen nun hinfurder underhalten. Und damit stets ein gelerter christlicher predicant daselbs moge gehalten werden, so haben sich hochgenanter furst und capittel verglichen, das die nechstfolgende prebenda, sie gefalle in papali oder ordinario mense, soll zu der predicatur verordnet werden, dergestalt, das das capittel die renthen darvon uffnehmen und den predicanten darvon belohnen und halten solle, das ehr sich darvon erhalten moge; mitler zeit sollen sie inen aber sunst underhalten.
Zum zehenden sollen die personen des stifftes den vogeden und undergerichten nit underworffen sein, sonder so sie jemants vermeinet zu besprechen, sollen sie vor hochgemeltem fursten und seiner f. g. erben oder derselbigen hoffgerichte besprochen werden und daselbs zur anthwort und rechte stehen. So auch ire f. g. einich mangel an irem wandel oder wesen haben wurde oder inen sunst was antzutzeigen hette, so wollen und sollen es ihre f. g. inen durch iren superintendenten antzeigen lassen, dartzu sie als ihrer f. g. liebe caplan, underthan und getrewen vorbitten, schutzen und handthaben und sie widerumb sich jegen ire f. g. wie obgemelt halten, auch iren f. g. in den prebenden, so sein f. g. in stehendem unwillen verlihen, nit zuentgegen sein.

Solches alles und jedes wie obgeschrieben haben hoch- und obgemelte furst, dechant, senior und capittel stett, vest, unverruckt und getrewlich zu halten eim andern zugesagt und gelobt one alles geferde. Und wir obgenanter Ernst von gots gnaden hertzog zu Braunschweig und Luneburg an einem, und wir Borchardus Kock dechant, Albertus Varenholt senior und capittel bekennen hiemit, das solches alles und ides wie oben bißher ertzalt zwischen uns mit gutem willen behandelt, beredet, bewilliget und zu halten zugesagt ist worden, bewilligen und zusagen vor uns, unser erben und nachkomen solches hiemit und in krafft dises prieffs. Zu urkundt haben wir obgedachter furst unser furstlich ingesegel und wir dechant, senior und capittel unsers capittels ingesegel an diesen prieff gehangen. Gescheen und geben zu Medingen, am montag nach Exaudi, nach der gepurt unsers seligmachers tausent funffhundert und im viertzigsten jare.

Indexbegriffe:
Kock, Borchard, Dekan in Ramelsloh
Ernst, Herzog von Braunschweig-Lüneburg (+ 1546)
Varenholt, Albert, Senior in Ramelsloh
Haußman, Johann, Sekretär Herzog Ernsts von Braunschweig-Lüneburg
Medingen, Stadt Bad Bevensen, Landkreis Uelzen, Ausstellungsort
Michaelis, Werner, Kanoniker in Ramelsloh
Ramelsloh, Stift, Propstei
Ramelsloh, Stift, Thesaurie
Ramelsloh, Stift, Prediger
Ramelsloh, Stift, Küster
Riddershusen, Heinrich, herzoglicher Sekretär
Scherenhagen, Konrad, Kanoniker in Ramelsloh
Soecht, Hinrich, Kanoniker in Ramelsloh

Ergänzungen

Klassifikation Teil B 

15400510

Repräsentationen

Aktion Typ Bezeichnung Zugang Info
Detailseite Original Urkunden 0002 / 32