Identification (classification)
Title
Arbeit und Soziales
Contents
Umfang: 48,0 lfdm
Inhalt u.a.: Arbeitsmarkt, Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, Gewerbeaufsicht, Sozialhilfe, Krankenversicherung, Kinder- und Jugendfürsorge.
VORWORT:
Eine Ministerialabteilung für "Arbeit" bestand nur von 1919 bis zum 30.03.1927 (vgl. Amtsblatt der braunschweigischen Staatsverwaltung, Jg. 1927, S. 23). Die Arbeitsverwaltung verselbständigte sich seit dem Ersten Weltkrieg für das Arbeitsleben und die Sozialpolitik. Die Kompetenzsparte "Arbeit" entwickelte sich offenbar im Staatsministerium erst nach dem Ersten Weltkriege. Die Kompetenzsparte "Soziales" bestand dagegen schon seit dem 17. Jahrhundert im Geheimen Rat ("Waisen- und Werkhäuser, Armenanstalten, Witwenkassen, Gnadensachen"). Im 19. Jahrhundert kommen dann hinzu: Gesindewesen, Witwenpensionskassen, Unterstützungssachen, Milde Stiftungen, gemeinnützige Institute, Waisenhäuser. Im Jahre 1917 tauchen auf: Jugendpflege, Versicherungsangelegenheiten, 1918 dann: Arbeiterwohlfahrtswesen, Kriegsopferfürsorge, Fürsorgeerziehung. Die Geschäftsgliederung des Arbeitsministers ist aus dem Geschäftsverteilungsplan des Jahres 1923 zu ersehen. Die Beamtenversorgung oblag damals der Präsidialabteilung, um 1930 dem Finanzminister. Die Wohnungsfürsorge lag 1923 beim Wirtschaftsminister und 1927 beim Finanzminister. Von 1926 bis 1933 waren Innenminister und Arbeitsministerium verbunden. Der Sozialsektor unterstand folgenden Ministerien: dem Innenminister (1933-1945), Minister für Arbeit (und Technik bzw. Aufbau, bzw. Wirtschaft) 1945-1946 sowie Innenminister, Abteilung für "Aufbau und Arbeit" (1947-1948), danach Abteilung Wirtschaft, Verkehr, Arbeit.
Sonstige Ressortierungen für bestimmte Sparten:
- Jugendfürsorge: 1917 bis 1920 bei Kultusabteilung ("Jugendpflege", "Fürsorgeerziehung"), 1923 ff. beim Arbeitsminister, 1927-1946 beim Innenminister, ab spätestens 1965 bei Abteilung "Volksbildung". -
- Versicherungen: teilweise ab 1917 beim Finanzdepartement/Finanzminister, ab 1946 Finanzabteilung; private Versicherungen, Sozialversicherungen u.ä. 1917-1944 beim Innenminister (1923 - ? Arbeitsminister).
- Gewerbeaufsicht: bis 1918 beim Innendepartement, 1919-1925 Arbeitsminister, 1925-1945 beim Innenminister.
- Kriegsopferfürsorge: ab 1939 Referat J VIII c (= Hauptfürsorgestelle) beim Innenminister.
Von 1814 bis 1832 hatte die Kammer die Kompetenz betr. Versorgung und Unterstützung verarmter oder verunglückter Zivilpersonen.
Im Sektor Arbeit und Soziales waren die Länderkompetenzen im 20. Jahrhundert zugunsten der Reichskompetenzen stark eingeschränkt, insbesondere in der NS-Zeit. Schon 1920 wurde in Hannover das Landesamt für Arbeitsvermittlung und Berufsberatung begründet, zu dessen Sprengel der Freistaat Braunschweig gehörte. Ihm folgte 1927 das Landesarbeitsamt Niedersachsen in Hannover, dem der Freistaat Braunschweig ebensfalls unterstand. Im Dritten Reich existierte der Reichstreuhänder für Arbeit im Wirtschaftsgebiet Niedersachsen (für Regelung der Löhne und Arbeitsbedingungen) in Hannover mit derselben Kompetenz für das Land Braunschweig. Das Hauptversorgungsamt Niedersachsen-Nordmark in Hannover sowie die dortige Landesgeschäftsstelle für das Versicherungswesen (oberhalb des Oberversicherungsamtes Braunschweig) mediatisierten den Freistaat Braunschweig ebenfalls. Aus diesen Gründen ist Material über den Freistaat Braunschweig in folgenden Beständen zu erwarten:
Hauptstaatsarchiv in Hannover
- Hann 275: Landesarbeitsamt Niedersachsen (in Hannover)
- Nds 300 acc. 27/71: Landesarbeitsamt Niedersachsen und Reichstreuhänder der Arbeit für das Wirtschaftsgebiet Niedersachsen
Staatsarchiv Bremen:
- Bestand 4, 95: darin Akten des Reichstreuhänders der Arbeit Niedersachsen
Das als Oberbehörde durch Gesetz (GuVS 1924 Nr. 69) am 01.04.1924 begründete "Landesjugendamt" war eine in das Staatsministerium integrierte unselbständige Dienststelle mit einem gewissen Sondercharakter.
Dasselbe gilt für das ebenfalls im Jahre 1924 eingerichtete "Landesfürsorgeamt" (GuVS 1924, Nr. 61). Die wichtigste Aufgabe des Landesjugendamtes war um 1935 seine Tätigkeit als Fürsorgeerziehungsbehörde. Das Landesfürsorgeamt führte die Geschäfte des Landesfürsorgeverbandes Braunschweig (bis mindestens zum Jahr 1949) (Literatur: Tätigkeitsbericht des Braunschweigischen Landesfürsorgeamtes und Landesjugendamtes für die Zeit vom 01.04.1924 bis 31.03.1930 (gedruckt Braunschweig 1930)). Von etwa 1939 bis 1946 ressortierte das Landesfürsorge-/Landesjugendamt beim Innenminister des Referats J VIII.
Vom im Dritten Reich existierenden Referat J XI des Volksbildungsministers (= Dienststelle des Jugendführers des Deutschen Reiches) sind offenbar nur wenige oder keine Akten im Bestand 12 Neu vorhanden (vgl. ergänzend: 310 N).
Naturgemäß bestehen beim Teilbestand "Arbeitsminister" viele Überschneidungen zu 12 Neu "Wirtschaft" und 12 Neu "Finanzen", was durch Querverweise in der Gliederung von 12 Neu Arbeit z.T. verdeutlicht wurde. Die Betreuung der Opfer des NS-Regimes ab April 1945 ressortierte damals im Referat P III des Ministerpräsidenten und wurde 1946 durch das Verwaltungspräsidium weitergeführt; die entsprechenden Akten wurden im Findbuch 4 Nds verzeichnet. Akten, die sich in 12 Neu Arbeit nicht nachweisen lassen, können sich wegen ihrer über das Jahr 1946 hinausgehenden Laufzeit im Nachfolgebestand 4 Nds (Verwaltungsbezirk Braunschweig ab 11/1946) befinden.
Der Teilbestand wurde verzeichnet von den Archivangestellten Frau Caplan und Frau Harenberg. Die Ordnung wurde vom Unterzeichneten durchgeführt. Die Eingabe in die EDV erledigten die Angestellten Frau Christen (ABM) und Herr Kustak.
Die Erstellung dieses Findbuches wurde durch die Förderung des Arbeitsamtes Braunschweig im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme auf der Grundlage des Arbeitsförderungsgesetzes ermöglicht, wofür an dieser Stelle ausdrücklich gedankt sei.
Wolfenbüttel, im Juni 1997
Dr. D. Lent
(Archivoberrat)
NACHTRÄGE:
Die Verzeichnung der Nachträge erfolgte durch die Archivangestellte Frau Kurde, die redaktionelle Endbearbeitung durch Frau Dr. Fiedler.
Wolfenbüttel, Juni 2002
Dr. Gudrun Fiedler
L i t e r a t u r:
- Kühne, J.: Geschichte der christlichen Liebestätigkeit im Herzogtum Braunschweig (1903) (behandelt die sozialen Fürsorgeeinrichtungen seit dem Mittelalter bis ca. 1903)
- Liedke, Karl: Gesichter der Zwangsarbeit. Polen in Braunschweig 1939-1945. Braunschweig 1997.
- Rauh, C.: Übersicht über die Entwicklung ... der Fabrik und Gewerbeaufsicht im früheren Staate und jetzigen Verwaltungsbezirk Braunschweig (1955) (masch.-schr. in Dienstbücherei)
- Pischke, G.: "Europa arbeitet bei den Reichswerken". Das nationalsozialistische Lagersystem in Salzgitter (1995)
(Standardwerk, insbes. betr. Arbeitskräfte und Arbeitseinsatz; umfassende Archivalien- und Literturnachweise)
- Rogge, F.W. (Bearb.): Archivalische Quellen zur politischen Krisensituation während der Weimarer Zeit ...,
Bd. 1: Freistaat Braunschweig (1984) (Spezialinventar: sehr viele Nachweise zum Betreff "Arbeit" S. 302 ff.)
- Tätigkeitsbericht des Braunschweigischen Landesfürsorgeamtes und Landesjugendamtes für die Zeit von 1924 bis 1930 (1930)
- Wysocki, G.: Arbeit für den Krieg. Arbeitseinsatz, Sozialpolitik ... bei den Reichswerken Hermann Göring im
Salzgittergebiet 1937/38 bis 1945 (1992) (umfangreiche Archivalien- und Literaturnachweise)
- Weinmann, M. (Hrsg.): Das nationalsozialistische Lagersystem (1990) (listet alle bislang bekannten Lager, insbes. Arbeitslager usw., auch für den Freistaat Braunschweig auf)
E r g ä n z e n d e B e s t ä n d e
- 8 R (Freiwilliger Arbeitsdienst)
- Hauptstaatsarchiv Hannover: siehe oben
- 53 Alt 1-2
- 55 Alt 1-2
- 61 Alt
- 181 N
- 141 N
- 156 N
- 151 N
- 310 N (n)
- 310 N (betr. H. J.)