StadtA EMD I

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Erste Registratur

Laufzeit 

1470-1749

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte 

Der Bestand der Ersten Registratur im Stadtarchiv Emden

1. Grunddaten der Emder Stadtgeschichte 1500 - 1749
Als der Kanzlist und Registrator Scipio Nellner in den 1780er Jahren das Ratsarchiv und die laufenden Registraturen der Stadtverwaltung neu ordnete wählte er das Jahr 1749 als Zeitpunkt, an dem die neue Registratur der Stadtverwaltung begann. Alle Akten vor diesem Zeitpunkt wurden dem Archiv zugeordnet.
Das Jahr 1749 bildete eine Zäsur der Emder Stadtgeschichte. In diesem Jahr verlor die Stadt ihre 1595 erkämpfte Autonomie. Die Stadt wurde nunmehr zu einer preußischen Stadt ohne Sonderrechte. Ihre Institutionen mussten sich den Anweisungen der preußischen Regierung in Aurich und der dort ebenfalls eingerichteten Kriegs- und Domänenkammer fügen. Dieser aus Emder Sicht tiefe Fall hatte mehrere Ursachen: Als erste Ursache war die ungeheure Verschuldung der Stadt zu nennen. Emden stand 1749 vor der Zahlungsunfähigkeit. Die Verschuldung indizierte den wirtschaftlichen Bedeutungsverlust der Stadt. Sie schwächte außerdem die politische Handlungsfähigkeit. Eine irgendwie geartete Möglichkeit, die politische Autonomie gegenüber dem seit 1744 als Fürsten von Ostfriesland regierenden preußischen König zu erhalten, war durch den Verlust militärischer Machtmittel nicht mehr gegeben. Als Friedrich II. nach dem Tode des letzten ostfriesischen Fürsten Carl Edzard die Landesherrschaft über das Fürstentum ergriff, verließen die Truppen der Staatischen Garnison Emden. Sie hatten im Auftrag der Niederlande seit 1603 den militärischen Schutz Emdens garantiert. Die dritte Ursache für den Verlust der Emder Autonomie lag in den zunehmenden sozialen Spannungen innerhalb der Stadt. Ein kleiner Kreis "alter Ratsfamilien" bildete ein abgeschlossenes Patriziat, das die Regierungsämter in Emden inne hatte. Die Amtsinhaber vererbten ihre Funktionen an ihre Söhne. Das Bürgermeisteramt wurde nach einem Rotationsprinzip innerhalb des Patriziats besetzt. Diesem Patriziat gegenüber

standen in Zünften organisierte Handwerker und Gewerbe treibende Bürger, die die Hauptsteuerlasten zu tragen hatten, ohne an der Stadtregierung teilhaben zu können. Der preußische Kammerdirektor Daniel Lentz nützte die Spannungen geschickt aus. Als sich Handwerker und Bürger am 8.Februar 1749 gegen den Rat der Stadt Emden verschworen und das Rathaus stürmten, - eine Situation, die an den März 1595 erinnerte -, verweigerte Lentz den herrschenden Familien jegliche Hilfe und erzwang Veränderungen der Emder Stadtverfassung. Diese Zäsur hatte Nellner vor Augen, als er das Schriftgut der Stadt Emden neu ordnete.
Das in Amtsbüchern und Akten organisierte Schriftgut vor 1749 reicht bis ca. 1470 zurück Um 1500 war Emden die Hauptresidenz der ostfriesischen Grafen aus dem Geschlecht der Cirksena. Ulrich I., einer ihrer herausragenden Vertreter, hatte 1464 durch eine vom Kaiser Friedrich III. ausgestellte Urkunde den erblichen Grafentitel errungen und galt nun als Landesherr über Ostfriesland zwischen Ems und Jade. Zu diesem Zeitpunkt besaß Emden bereits eine Ratsverfassung nach dem Vorbild der Hansestädte. Ihre Einführung ging auf eine Initiative Hamburgs zurück, dessen Truppen zwischen 1433 und 1439 sowie von 1447 bis 1453 Emden besetzt hielten. Die Grafen Ulrich I. , Edzard I. (1462 - 1528) und Enno II. (1505 - 1540) veränderten die Emder Ratsverfassung in ihrer Struktur nicht. Sie nutzten allerdings die städtischen Gremien als Herrschaftsinstrument, so dass von einer Emder Autonomie vor 1550 nicht die Rede sein kann. Als Graf Enno II. 1540 starb, hinterließ er seine Witwe Anna mit seinen minderjährigen Kindern. Anna übernahm in einer schwierigen Zeit die vormundschaftliche Herrschaft. Noch in den letzten Regierungsjahren des Grafen Edzard II. hatte sich die Reformation in Ostfriesland durchgesetzt. Allerdings griffen weder er, noch sein Sohn lenkend in den Prozess der kirchlichen Veränderungen ein. Enno II. suchte in den Veränderungen die Möglichkeit seine Kasse

aufzufüllen, indem er die zahlreichen Klöster Ostfrieslands enteignete. Für seine Fehden mit dem Harlingerland und dem Herzog von Geldern, die unglücklich ausgingen , benötigte er dringend Geld. Diese Fehden erzwangen seine Anordnungen zur Verstärkung der Emder Stadtbefestigung. Erst seine Witwe Anna versuchte die Reformation in geordnete Bahnen zu lenken. Durch die Einsetzung des Johannes a Lasco zum Superintendenten im Jahre 1543 strebte sie den Aufbau einer einheitlichen Kirchenorganisation an. In Emden war es unterdessen zu einer Verbrennung der Bilder in den Kirchen gekommen. 1544 begründete a Lasco den Emder Coetus als kirchliches Kontrollorgan und als zentrale Instanz in Kirchenrechtsfragen sowie zur Festlegung der theologischen Lehre. Die Gräfin und ihr Superintendent tendierten zur Lehre des Reformators Zwingli. Damit standen sie im Gegensatz zum östlichen und nördlichen Teil der Grafschaft Ostfriesland, die in der Mehrheit der lutherischen Konfession anhingen. So kündigte sich zur Mitte des 16. Jahrhunderts die konfessionelle Spaltung Ostfrieslands an, die die Landesgeschichte fortan prägen sollte.
Emden rückte unterdessen in den Blickpunkt einer Entwicklung, die von den Niederlanden ausging. Die "Vereinigten Provinzen der Niederlande" hatten sich unter der Führung des Prinzen Wilhelm von Oranien und Grafen von Nassau gegen die spanische Herrschaft erhoben. Zwischen 1568 und 1609 erfochten sich die Niederländer die Unabhängigkeit, die im Westfälischen Frieden von 1648 anerkannt wurde. Infolge des Krieges flüchteten zahlreiche Bewohner der Vereinigten Provinzen nach Emden. Die Stadt erlebte im Schatten des Unabhängigkeitskrieges eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit. Ihr Hafen war in den 1570er und 80er Jahren der größte in Nordwesteuropa. Die niederländischen Neuankömmlinge gehörten überwiegend der calvinistischen Konfession an. Sie machten Emden zu ihrer "Moederkerk". Die zunehmende Zahl der niederländischen Flüchtlinge vergrößerte ihren

wirtschaftlichen und politischen Einfluss auf die Stadt. Er wurde zunächst in der kirchlichen Organisation sichtbar. In Emden setzte sich der calvinistische Flügel der Reformation durch. Der aus den Niederlanden stammende Menso Alting (1541 - 1612) organisierte das Emder Kirchenwesen und erlangte außerdem einen großen politischen Einfluss.
Unter der Regentschaft der Gräfin Anna von Ostfriesland taten sich nach außen hin keine Spannungen zwischen der Landesherrschaft und der Stadt Emden auf. Einen größeren politischen Spielraum erhielt die Stadt Emden infolge des Zwistes zwischen den gräflichen Brüdern Edzard II. und Johann. Zwar besaß Edzard II. (1532 - 1599) aufgrund des von seinem Großvater Edzard I. bestimmten Erstgeburtsrechtes die Anwartschaft auf die Landesherrschaft über Ostfriesland, doch seine Mutter Anna bevorzugte seinen jüngeren Bruder Johann und setzte ihn als Mitregenten durch. Nach dem Tode der Gräfin Anna setzte Johann seine Herrschaft im westlichen Ostfriesland durch. Edzard II. regierte den Norden und Osten der Grafschaft. Emden blieb zwischen beiden ein Zankapfel. Die Stadt entwickelte ein neues Selbstbewusstsein, das sich im Bau des Neuen Rathauses durch den niederländischen Baumeister Laurens Steenwinckel nach Antwerpener Vorbild zwischen 1574 und 1576 manifestierte.
Als Graf Johann 1581 stirbt, versucht der allein regierende Edzard II. seine Herrschaft über ganz Ostfriesland zu festigen. Der Graf wollte neben seinem frühabsolutistischen Regierungsstil auch seine lutherische Konfession in ganz Ostfriesland durchsetzen. Damit stieß er jedoch auf Widerstand, - zum Einen von Seiten der ostfriesischen Stände und zum Anderen durch die Stadt Emden. In Emden strebte eine neue Elite, bestehend aus wohlhabenden Händlern und Gewerbetreibenden und den Angehörigen eingewanderter Flüchtlinge aus den Niederlanden, nach der politischen Herrschaft. Mit der Begründung eines "Vierziger-Kollegiums" schufen sie sich eine Art "Untergrund-Rat" gegen den

offiziellen, von den alten Familien besetzten und vom Grafen kontrollierten Rat. Die Spannungen zwischen der neuen Stadtelite, die sich des Rückhalts durch die calvinistisch-reformierte Kirche unter Menso Alting sicher war, und dem Rat sowie den Grafen Edzard II. entlud sich im März 1595 in der sogenannten "Emder Revolution". Unter der Führung des Gerhard Bolardus besetzten die Aufständischen das Rathaus, vertrieben den gräflichen Magistrat und besetzten die gräfliche Burg, deren Besatzung geflohen war. Nach der Durchsetzung der neuen Stadtregierung stellten sich Bolardus und seine Mitstreiter unter niederländischem Schutz. In den Augen der Niederlande war Emden ein wichtiger Außenposten, der ihr Vorfeld an der Ems beherrschte. So fanden sie sich bereit, Truppen zu entsenden. Zugleich vermittelten sie den Vergleich von Delfzyl, der am 15. Juli 1595 die politische Niederlage des Grafen Edzard II. besiegelte.
Sein Sohn Enno III. wollte den verlorenen Einfluss seines Vaters wieder herstellen. Seit seinem Regierungsantritt verschärften sich die Spannungen mit der Stadt Emden zum offenen militärischen Konflikt. Unter dem Kommando des Generals Werner ten Houte, gnt. du Bois, stürmten Emder und verbündete niederländische Truppen im Herbst 1602 die vom Grafen errichtete Logumer Schanze. Nach der Kapitulation des gräflichen Oberbefehlshabers, des Freiherrn Wilhelm von Knyphausen, besetzten Emder Truppen ganz Ostfriesland. Im Haager Vergleich von 1603 musste Enno III. weitgehende Zugeständnisse gegenüber Emden machen. Dazu gehörte die Installierung der "Staatischen Garnison", d.h. die Stationierung niederländischer Soldaten in Emden. Die Niederlande waren nun die Garantiemacht für das Machtgleichgewicht zwischen der Stadt Emden, den ostfriesischen Ständen und dem Grafenhaus .
Die Jahre zwischen 1595 und 1603 waren für die inneren Verhältnisse der Stadt Emden Jahre der Festigung neuer Strukturen. In der Stadtverfassung wird dies deutlich durch den Konflikt zwischen

dem Rat und dem Vierziger-Kollegium um Zuständigkeitsfragen in der Stadtregierung. Erst durch massives Eingreifen der Niederlande wurde ein offener Bürgerkrieg zwischen Vierzigern und Ratsangehörigen verhindert. Gelöst wurde dieser Konflikt durch die Schaffung von Übergängen in der Mitgliedschaft in beiden Kollegien. Entscheidungen sollten durch beide Verfassungsgremien gemeinsam geschaffen werden. Hinter den Streitigkeiten zwischen den Vierzigern und dem Rat verbarg sich die Differenz zwischen der 1595 zeitweise entmachteten Elite der alten Ratsfamilien und der der Eingewanderten und Revolutionäre von 1595. Im weiteren Verlauf verschmolzen beide Gruppen allmählich zu einer neuen Oberschicht. Damit nahmen die Spannungen zwischen den Ratskollegien zunehmend ab.
Die Emder Stadtgesellschaft zeichnete sich um 1600 durch eine scharfe Trennung der einzelnen Schichten voneinander aus. Dem Patriziat sehr wohlhabender Händler- und Reederfamilien sowie Gewerbetreibender exklusiver Handwerke, wie den Goldschmieden folgte eine Schicht der in Zünften organisierten Handwerker und Händler sowie von Besitzern mittelgroßer Schiffe. Die unterste Stufe der sozialen Hierarchie bildeten die im Hafen beschäftigten Arbeiter und andere Einwohner, die kein Bürgerrecht besaßen. Die Angehörigen religiöser Minderheiten, Juden und Mennoniten, bildeten eine soziale Sondergruppe. Sie erkauften ihre Duldung durch eine Sonderabgabe, dem Geleit. Die Emder Stadtgesellschaft wurde streng nach den Prinzipien des Calvinismus organisiert. Unter der Ägide von Menso Alting erhielt er den Rang einer Staatsreligion. Die allgemeine Unsicherheit zwischen 1595 und 1603 äußerte sich in einer Reihe von drakonischen sozialdisziplinierenden Vorschriften (Kleiderordnungen, Trauordnungen etc.). Die vielgerühmte Toleranz der Stadt Emden gegenüber Flüchtlingen schwand. Vielmehr stand man in Emden unter dem Eindruck einer ständigen Bedrohung durch den Grafen, die Spanier und die als Papisten beschimpften

Katholiken sowie den Lutheranern .
Ein weiteres Krisenmoment für die Stadt Emden bildete die drohende Versandung des Hafens durch die Verlagerung der Ems. Das kostspielige Nesserlander Höft sollte sie verhindern. Allerdings erwiesen sich die Naturgewalten als stärker. Strömungen rissen die Holzungen immer wieder weg.
Seit dem faktischen Ende des niederländischen Unabhängigkeitskrieges mit dem Abschluss eines Waffenstillstandes zwischen Spanien und den vereinigten niederländischen Provinzen im Jahre 1609 verlagerte sich der Handelsstrom zunehmend nach den holländischen Hafenstädten. Emden verlor an Bedeutung. Damit verringerte sich die Wirtschaftskraft der Stadt. Sie geriet durch hohe Ausgaben für Befestigungsbau , Verteidigungsmaßnahmen und Bau des Nesserländer Höfts in eine Verschuldungsfalle. Eine weitere Quelle der Verschuldung bildete der Ankauf der sogenannten "Emder Herrlichkeiten" seit 1596.
Zur Schaffung eines strategischen Vorfeldes, aber auch mit der Absicht einer größeren Einflussnahme auf die ostfriesische Landespolitik erwarb die Stadt von den ihrerseits überschuldeten adligen Besitzern die Herrlichkeiten Up- und Wolthusen (1596) , Groß- und Klein-Borssum mit Widdelswehr (1624) sowie die Herrlichkeit Oldersum (1631).
Der Abschluss des Osterhuser Akkords als ein Grundgesetz der ostfriesischen Verfassung brachte nicht nur eine Klärung des Verhältnisses zwischen dem Grafenhaus und den ostfriesischen Ständen sondern auch die Zementierung der Autonomie der Stadt Emden. Unter der Garantierung durch die Niederlande ("Generalstaaten") schuf er ein Machtgleichgewicht zwischen Ständen, Grafen und Stadt Emden. Eine Alleinherrschaft durch das Grafenhaus war ausgeschlossen. Somit entfiel zwar die akute Bedrohung für die Stadt Emden durch einen Herrschaftsanspruch des Grafen Enno III., doch mit dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges 1618 drohten neue Gefahren. Einquartierungen der Truppen des Grafen Ernst von Mansfeld (1622 - 1624) , kaiserlicher Truppen

(1627 - 1631 u. 1646 - 1647) und von Truppen des Landgrafen Wilhelm von Hessen sowie nach seinem Tode der Landgräfin Amalie Elisabeth (1637 - 1647) beschädigten das Emder Umland durch Plünderungen und Kriegskontributionen. Die Stadt Emden blieb von ihnen aufgrund ihrer wohlausgebauten Befestigungen und ihrer "Staatischen Garnison" verschont. Sie profitierte vom Krieg, denn der Emder Hafen diente als Nachschubbasis. Deshalb erlebte Emden während des Dreißigjährigen Krieges eine neue Blütezeit. Nach außen wurde sie durch das vom Stadtbaumeister und Ratsherrn Martin Faber erbaute Hafentor (1635) und der von ihm konzipierten und erbauten Neuen Kirche (1643 - 1649) dokumentiert. Emdens Stellung in Ostfriesland war unangefochten. Die politische Schwäche des nach dem Duelltod seines Bruders Graf Rudolf Christian 1628 regierenden Grafen Ulrich II. (1605 - 1648) vergrößerte die machtpolitische Bedeutung Emdens.
Diese Situation veränderte sich nicht unter der Regierung des Grafen Enno Ludwig (1632 - 1660), der den Reichsfürstentitel allerdings als unvererbliches Recht 1654 erhielt . Sein Bruder und Nachfolger Georg Christian (1634 - 1665) gewann ihn als erbliche Standeserhöhung für sein Haus. Unter seiner Herrschaft und im zunehmenden Maße unter der vormundschaftlichen Regierung seiner Frau Christine Charlotte für ihren Sohn Christian Eberhard verschärften sich die Spannungen zwischen Emden und den ostfriesischen Ständen auf der einen und dem Fürstenhaus auf der anderen Seite . Die Fürstin, eine geborene Herzogin von Württemberg, strebte den Aufbau eines absolutistischen Herrschaftssystems nach französischem Vorbild an. Zur Durchsetzung ihres Ziels rief sie Münstersche, dänische und lüneburgische Truppen ins Land. Die Stadt Emden ging gegen die Münsteraner teilweise mit Hilfe der Staatischen Garnison vor (Kämpfe bei Oldersum, Oktober - November 1676) . Sie stützte sich zunächst auf ihren niederländischen Verbündeten. Daneben suchte sie vermehrt den Rückhalt beim

Kaiser, was durch die Stationierung einer Salvegarde in Ostfriesland belohnt wurde. Sie sollte Stadt und Stände vor Übergriffen durch das Fürstenhaus schützen. Seine Parteinahme zugunsten Emdens und der ostfriesischen Stände drückte Kaiser Leopold I. durch die Verleihung eines Wappens an die Stände im Jahre 1678 aus. Unterdessen intensivierten sich die Kontakte zwischen der Stadt Emden und dem Brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm. Aus Sicht der Emder war die gleiche reformierte Konfession beider Partner vorteilhaft. Der Kurfürst sah die Chance, Ostfriesland zum Sprungbrett seiner Kolonial- und Flottenpolitik zu machen. Ausgangspunkt für ein militärisches Engagement in Ostfriesland war das kaiserliche Konservatorium von 1681. Brandenburg wurde eines der ausführenden Mächte. Mit Wissen und Unterstützung durch Emden landeten brandenburgische Truppen 1682 vor Greetsiel und besetzten die dortige fürstliche Burg, den Stammsitz des Fürstenhauses der Cirksena. In Emden wurde eine brandenburgische Garnison eingerichtet. Zur gleichen Zeit ließ sich die Brandenburgische Compagnie in Emden nieder. Sie stand unter der Führung des aus den Niederlanden stammenden Benjamin Raule. Die Geschichte der Afrikanischen Kompanie des brandenburgischen Kurfürsten war keine Erfolgsgeschichte. Zwar konnte mit Großfriedrichsburg in Guinea ein afrikanischer Stützpunkt gewonnen werden, doch die ausgesandten Schiffe wurden von Niederländern und Franzosen abgefangen. Erwartete Gewinne aus dem Dreieckshandel mit Sklaven blieben aus. So geriet die Kompanie in den Konkurs. Der Wiederbelebungsversuch durch den Kurfürsten Friedrich III., späterer preußischer König Friedrich I., blieb erfolglos. Der Nachfolger Friedrichs I, Friedrich Wilhelm I., liquidierte die Reste der Kompanie und verkaufte Groß-Friedrichsburg an die niederländische Westindische Kompanie.
Anders als die Afrikanische Kompanie blieb das Engagement der Brandenburger in Ostfriesland keine Episode. Das Haus der Hohenzollern

erhielt 1694 vom Kaiser die Anwartschaft auf das Fürstentum Ostfriesland. König Friedrich Wilhelm führte offiziell den Titel eines Fürsten von Ostfriesland.
1690 trat Fürst Christian Eberhard (1665 - 1708) nach langem Zögern unter dem Druck der Stände die Regierung über Ostfriesland an. Allerdings stand er bis zum Tode seine Mutter 1699 unter ihrem Einfluss. Unter seiner Herrschaft beruhigte sich die Situation. Der Fürst fügte sich in das Gleichgewicht zwischen ihm, der Stadt Emden und den ostfriesischen Ständen. Für Ostfriesland waren die Jahre zwischen 1700 und 1715 die Zeit einer guten Agrarkonjunktur. Davon profitierte auch der Emder Handel.
In den ersten Regierungsjahren des Fürsten Georg Albrecht (1690 - 1734) änderte sich an der friedlichen Situation wenig. Der Ausbruch der Rinderpest um 1715, Mäusefraß, die Weihnachtsflut 1717 und die Neujahrsflut von 1721 markierten mit ihren Auswirkungen eine Wende der ostfriesischen Landesgeschichte. Der Wiederaufbau der Deiche konnte von den Deichgenossenschaften nicht aus eigener Kraft bewerkstelligt werden. Sie benötigten die Hilfe des ganzen Landes und umfangreiche Kredite. Die selbst hochverschuldete Stadt Emden vermittelte der Niederemsischen und der Oberemsischen Deichacht Anleihen aus den Niederlanden. Dafür übte sie die Kontrolle über die Deichachten aus. Aufgrund der daraus entstehenden Streitigkeiten und des Konflikts mit der fürstlichen Regierung um die Organisation des Wiederaufbaus schleppten sich die Deicharbeiten dahin. Die wenigen fertig gestellten Arbeiten wurden durch neue Fluten zerstört, so dass das Land jahrelang den Wassermassen ausgeliefert war. Zum Abschluss kamen die Arbeiten 1724 nach der erfolgreichen Schließung des Larrelter Kolks durch den Emder Ratsverwandten Spree. Die Tilgung der Verschuldung sollte sich bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts hinziehen. Unter Emder Hoheit hatten die Emsischen Deichachten auf die Ländereien ihrer Mitglieder eine Zwangshypothek, den "Großen

Deichschoß" gelegt. Zahlungsunfähige Landbesitzer wurden enteignet. Ihr Land geriet in den Besitz der Stadt Emden, wenn sich kein Käufer fand. Trotz dieser Maßnahme musste Emden einen großen Teil der Deichschulden selbst tragen. Außerdem verschlechterte sich das Verhältnis zum Fürsten Georg Albrecht. Unter der Ägide des aus dem Harlingerland stammenden Kanzlers Rudolf Brenneysen versuchte der Fürst die schwierige Situation auszunutzen, um eine absolutistische Herrschaft durchzusetzen. Verkompliziert wurde die Lage, indem sich die Stände spalteten. Die eine Seite, reformiert, wurde als "renitent" bezeichnet, während die andere Seite, lutherisch, die "gehorsamen Stände" bildeten. Die "gehorsamen Stände" waren nicht mit dem Anspruch der Stadt Emden auf eine Dominanz über Ostfriesland einverstanden. Sie fürchteten, ihren Glauben aufgeben zu müssen. Damit brach der alte konfessionelle Gegensatz zwischen den Reformierten (Calvinisten) und Lutheranern erneut offen aus. 1727 steigerten sich die Spannungen bis zum offenen Bürgerkrieg, der unter der Bezeichnung "Appelle-Krieg" in den Annalen eingegangen ist. Der Herrlichkeitsbesitzer Heinrich Bernhard von Appelle war der Anführer der "Renitenten". Die Stadt Emden unterstützte sie durch Truppen und Rüstungsgüter. Allerdings verhielten sich die Garantiemächte Preußen und Niederlande neutral. Ihre Garnisonen griffen nicht zugunsten der Emder ein. Nach anfänglichen Erfolgen erlitten die Renitenten eine schwere Niederlage. Sie wurden nach Emden abgedrängt, das für die fürstlichen Truppen uneinnehmbar war. Inzwischen hatte sich eine "subdelegierte Commission" des Kaisers Karl VI. um eine Schlichtung des Streits bemüht. Der Kaiser stellte sich jedoch auf Seiten des Fürsten Georg Albrecht. Die Emder Herrlichkeiten und der Besitz der Renitenten wurden sequestriert. Zwar leistete Emden 1728 gegenüber dem Kaiser einen Unterwerfungseid, doch trotz dieser "Submission" blieben seine Herrlichkeiten bis 1744 unter Sequester-Verwaltung.

Trotz dieses Erfolges konnte Fürst Georg Albrecht nicht die angestrebte Alleinherrschaft erreichen. Auch die "gehorsamen Stände" verweigerten die Gefolgschaft, indem sie auf ihre Mitbestimmungsrechte nach den ostfriesischen Grundgesetzen pochten. Die verworrene Lage wurde auch durch den Tod des Fürsten Georg Albrecht und seines Kanzlers Rudolf Brenneysen (1734) nicht verbessert.
Der neue Fürst Carl Edzard (1716 - 1744) galt als schwach, und seine Herrschaft stand unter der Frage der Erbnachfolge im Fürstentum Ostfriesland. Allerdings waren die preußischen Könige durch die kaiserlich bestätigte Anwartschaft auf die ostfriesische Landesherrschaft im Vorteil. Sie konnten sich außerdem der Rückendeckung durch Emden und den Niederlanden sicher sein. Nach langen Verhandlungen schlossen Emden und der preußische König Friedrich II. eine Konvention über die Erbnachfolge in Ostfriesland ab. Preußen versprach, die Emder Sonderrechte zu akzeptieren und den Statusquo von vor 1727 wieder herzustellen. Die Konvention schien die Emder Kalkulation, dass die Autonomie der Stadt sich in die neue Landesherrschaft hinüberretten lassen würde, aufgehen zu lassen.
So geriet Ostfriesland nach dem Tode des letzten männlichen Fürsten aus dem Haus der Cirksena am 25. Mai 1744 unter die Herrschaft des preußischen Königshauses.

2. Bestandstektonik der Ersten Registratur
2.1. Bestandsgeschichte

Die Erste Registratur entstand aus der ältesten Urkundenregistratur der Stadt Emden. Die zumeist auf Pergament geschriebenen, noch erhaltenen Urkunden des späten Mittelalters wurden in Truhen oder Kisten aufbewahrt. Mit der Einführung des Papiers als Beschreibstoff und der zunehmenden Differenzierung der Stadtverwaltung nahm die Zahl der geschriebenen Dokumente zu. Am Ende des 16. Jahrhunderts bestand schon eine städtische Schreibkammer, die mit der Ausfertigung von Schriftstücken und der Pflege der Registratur betraut war. Sie versuchte, der anfallenden Masse des Schriftguts durch Formierung der

Dokumenten in Amtsbüchern und Korrespondenzserien Herr zu werden. Amtsbücher waren schon im späten Mittelalter bekannt. In ihnen befanden sich Abschriften von Urkunden zur Sicherung der verliehenen oder bestätigten Rechte und Verträge. Die Anlage von Amtsbücher diente auch der Schonung der Originalurkunden, die in ihrer sicheren Truhe verbleiben konnten und nicht zu jedem Vorgang hinzu gezogen werden mussten. Seit dem 16. Jahrhundert wandten die Emder Registratoren das Amtsbuchprinzip auch bei auf Papier erstellten Rechnungen, Nachweisen und Registern an. Eine weitere Form der Organisation von Schriftgut war die Korrespondenzserien-Akte. Die Bezeichnung Akte bezeichnet das hoheitliche Handeln einer Verwaltung. Sie dokumentiert daneben die komplexer werdende Beziehung "staatlicher" Strukturen zur Bevölkerung. Eine Korrespondenzserie entsteht entweder auf Grund einer Eingabe des einzelnen Bürgers an Bürgermeister und Rat ("Supplication") oder aufgrund einer Weisung des Bürgermeister und des Rates zur Lösung eines Problems (Mandatum oder Resolution). Der Registrator fügte alle Schriftstücke, die sich auf ein Problem beziehen, zu einer Akte zusammen. Da er dies nach der Chronologie tat, entstanden keine in sich geschlossenen Vorgänge. Vielmehr konnte folgendes Schema entstehen:
Bürger X schreibt eine Supplication, weil er sich bei der Heranziehung zur Bierakzise benachteiligt fühlt und bittet um Aufhebung einer Zahlungsanordnung. Der Registrator legt diese Supplication unter "Bierakzise" und unter dem Datum des Eingangs, z.B. Januar ab. Bis der Syndicus oder bei wichtigeren Fällen Bürgermeister und Rat darüber entscheiden, vergehen zwei Monate, also ist es April, bis der Bürger eine Resolution erhält. In der Zwischenzeit fallen weitere Schreiben zur Bierakzise an. Sie werden nach dem Eingang der genannten Supplication angeheftet. So befindet sich zwischen der Supplication im Januar und dem Bescheid im April oft eine mehr oder weniger große Anzahl von Dokumenten. Alle

haben allerdings irgendetwas mit Bierakzise zu tun. Eine solche Korrespondenzserien-Akte verursacht Probleme bei der Titelbildung, indem ein Themenstichwort viele Einzelgebiete umfassen kann. Sie erfordert einen kompetenten Registrator. Schon früh war die Organisation der Registratur in Emden ein Sorgenkind der Verwaltung. Im 16. und 17. Jahrhundert häufen sich Klagen über Unordnung.
Um 1785 beauftragte die Stadt Emden den Registrator Scipio Nellner mit der Ordnung ihrer älteren Registratur. Nellner schuf durch seine Ordnungsarbeit den Körper der heutigen Ersten Registratur im Stadtarchiv Emden. Der wichtigste Aspekt seiner Arbeit war die Titelbildung. Er versuchte, möglichst viele inhaltliche Aspekte im Titel festzuhalten. Dadurch entstanden sehr geschraubte und verschachtelte Titulaturen, die für die meisten Benutzer schwierig zu verstehen sind. Die Ordnung des Bestandes erfolgte nach dem im 18. Jahrhundert gängigen Pertinenzprinzip. Allerdings folgte Nellner einem eigenen Themencodex, der seiner Zeit entsprach.
Die Erste Registratur wurde zum Bestandteil eines Ratsarchivs, das bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts nur einem Fachpublikum zugänglich war. Prof. Friedrich Ritter, der langjährige Vorsitzende der Emder Gesellschaft für Bildende Kunst und Vaterländische Altertümer, verwendete den Bestand für seine umfangreichen Forschungen zur Emder Stadtgeschichte. Eine eigentliche Erschließungsarbeit erfolgte nicht. 1934 erhielt Dr. Louis Hahn die Funktion eines Archivars auf Honorarebene. Unter seiner Ägide erfolgte eine systematische Erfassung der Ersten Registratur als Teil eines "Ratsarchivs".
Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gefährdete die Emder Archivbestände, denn Emden galt bereits bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges als strategisches Bomberziel.. Seine Lage im äußersten Nordwesten Deutschlands ließ die Stadt auch für zweimotorige englische Bomber erreichbar werden. Diese Situation erzwang die Auslagerung wertvollen Kulturguts, darunter die

Bestände des Stadtarchivs.
Nach den ersten schweren Luftangriffen im Januar 1941 wurde der Bestand der Ersten Registratur zum damaligen preußischen Staatsarchiv nach Aurich verbracht. Hier überstand es den Zweiten Weltkrieg. Bereits kurz nach Ende der Kriegshandlungen kehrten die übrigen Emder Archivbestände, die in einem Salzbergwerk bei Braunschweig eingelagert worden waren nach Emden zurück. Sie fanden ihr Domizil im Emsmauerbunker. Auf Drängen der Archivverwaltung in Aurich wurde die Erste Registratur ebenfalls zurückgeholt.
1947 musste der Emsmauerbunker auf Befehl der britischen Militärregierung "desarmiert" werden. Er fiel damit für Archivzwecke aus. Die Stadt Emden entschloss sich, ihre Archivbestände in die Obhut der Gesellschaft für Bildende Kunst und Vaterländische Altertümer zu geben.
In den 1950er Jahren ordnete Wolfgang Schöningh die Archivbestände neu. Er hatte das Amt des ersten Stadtarchivars nach dem Kriege übernommen. Unter seiner Aufsicht entstand ein neues Findbuch zum Bestand der Ersten Registratur, das sich immer noch eng an das Nellnersche Ordnungsprinzip anlehnte. Es übernahm dessen Titulaturen ohne Abstriche.

2.2. Struktur und Verzeichnung
Die erste Registratur des Stadtarchivs umfasst das älteste Verwaltungsschriftgut der Verwaltung Emdens. Es entstand aus der Tätigkeit von Bürgermeister und Rat der Stadt. Diese beiden Grundeinheiten differenzierten sich im Laufe der städtischen Expansion und der aus der wirtschaftlichen und politischen Machtvermehrung entstehenden Aufgaben zu einer komplexen Bürokratie aus. Es entstanden Strukturen einer Verwaltung, die spezifische Aufgaben erfüllten. Dabei bildete die Organisation der Stadtfinanzen schon am Ende des 16. Jahrhunderts eine Sonderverwaltung, die sich absonderte. Ihr Schriftgut bildet aus diesem Grund im Stadtarchiv den Bestand "Alte Kämmerei". Das Schriftgut der städtischen Finanzverwaltung lässt sich nach dem Provenienzprinzip (Herkunft) zuordnen. Das Schriftgut der Ersten

Registratur lässt sich nicht einer spezifischen "Amtsstrukur" zuordnen. Allenfalls ließe sich eine Bezeichnung als "Magistratsbestand" denken. Die Bezeichnung "Magistrat" als Synonym für die Stadtverwaltung bürgerte sich am Ende des 17. Jahrhunderts ein. Doch für das Schriftgut des 16. Jahrhunderts ist diese Zuordnung problematisch.
Schaut man auf einzelne Schriftstücke, fällt die Bezeichnung "Bürgermeister und Rat der Stadt Emden" ins Auge. Daneben bestand das "Vierziger-Kollegium". Darüber hinaus bildeten sich für bestimmte Aufgaben Kommissionen (z.B. für Stadtbefestigung). Diese Gemengelage macht einen Bestandsaufbau nach dem Provenienzprinzip schwierig. Noch komplizierter wird die Lage dadurch, dass sich in der Ersten Registratur Akten befinden, die nicht aus der Emder Stadtverwaltung stammen. Bei diesen Akten handelt es sich um die des ostfriesischen Hofgerichts und um Akten der Ständischen Administration. Sie belegen die Involvierung Emdens im ostfriesischen Landesverband. Teilweise sind sie mit Emder Vorgängen verknüpft. Die Ursache ihrer Inkorporierung in die städtische Registratur lag, z.B. beim ostfriesischen Hofgericht, in der Verlagerung der Gremien nach Emden, u.a. als Folge des Dreißigjährigen Krieges.
Bei der Verzeichnung der einzelnen Archivalien des Bestands der Ersten Registratur wurden die Grundsätze Meißners zu Grunde gelegt. Allerdings wählte der Bearbeiter einen eigenen Weg, um den Interessen verschiedener Nutzergruppen entgegen zu kommen. Ein Genealoge benutzt die Archivalien unter einem anderen Blickwinkel als ein Sozialhistoriker. Grundsatz einer Verzeichnung der Archivalien ist die Hinführung des Benutzers zu den einzelnen Akten, Amtsbüchern etc. eines Bestandes. Die Verzeichnung strebt nicht die völlige Angabe des Inhalts einer Archivalie an.
Eine Verzeichniseinheit zerfällt in vier Teilen:

1. Die Signatur
Sie gibt die Bestellnummer der einzelnen Archiveinheiten an

2. Der Titel
Der Titel kann gegliedert sein in Serientitel und

Einzelbandtitel. Er soll mit wenigen Worten den Inhalt der Archivalien wiedergeben. Dabei fallen umständliche und unverständliche Begriffe oder Wendungen weg. Erfüllt der ursprüngliche Titel diese Voraussetzungen, bleibt er erhalten. Anderenfalls wird er verkürzt. Gibt der ursprüngliche Titel den tatsächlichen Inhalt nicht wider, erfolgt eine Neuformulierung.

3. Das Enthältfeld
Das Enthältfeld ist die Ergänzung zum Titelfeld. Es ist ein Wegweiser zum Inhalt der Akte. Bei modernen Akten werden die Vorgänge nach den Betreffen aufgeführt. Bei frühneuzeitlichen "Korrespondenzserien-Akten" müssen die Vorgänge evaluiert werden. Sie können sich in Einzelstücken über die ganze Akte erstrecken. Deshalb kann das Enthältfeld keine Inhaltsangabe sein. Es präsentiert anhand der spezifischen Struktur der Archivalien der Ersten Registratur eine Mischung aus Angaben von Vorgängen und kennzeichnenden Einzeldokumenten. Richtschnur ist das Prinzip der Hinführung der Benutzer zum Inhalt der Archivalie.

4. Laufzeit
Die Laufzeit gibt das Entstehungsjahr des ältesten und des jüngsten Dokuments an. Entstehungsjahre von Dokumenten einer Archivalie, die erheblich von denen der übrigen Dokumente abweicht, werden in Klammern der allgemeinen Laufzeit voran gestellt oder angehängt.

Beispiel einer verzeichneten Akte:

I, Nr.225
Brandenburgische "Africanische Compagnie" zu Emden
(Umfang: 2,1 cm)
Enthält u.a.:
- Protest der Fürstin Christine Charlotte gegen die Begründung einer "Africanischen Compagnie" mit Monopolstellung, August 1683
- Klage der Fürstin Christine Charlotte und und Verhandlungen beim kaiserlichen Reichshofrat wegen der "Africanischen Compagnie", August - Dezember 1683
- Dokumente aus dem Archiv der Stadt Emden und der ostfriesischen Stände zum Rechtsstandpunkt der Stadt im Reichshofratsverfahren wegen der "Africanischen Compagnie", 1683
- Geleitbrief des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III für im Dienste der "Africanischen Compagnie" und der "Marinier-Miliz"

stehenden Schiffer, Oktober 1698
- Korrespondenz zwischen der Fürstin Christine Charlotte und dem brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm wegen der "Africanischen Compagnie", August 1683
- Aufbringung der französischen Schiffes "Fortuna" durch fürstliche Soldaten bei Larrelt und Befreiung des Schiffes durch brandenburgische Mariniers, Oktober 1691
1683-1691

Der interessierte Benutzer erhält auf einem Blick die wesentlichen Informationen über den Inhalt der archivierten, im Findbuch aufgeführten Akte. Die Verzeichnung erschließt auch dem die Paläographie des 16., 17. und 18. Jahrhunderts nicht kundigen Interessierten wichtige Daten. Sie liefert den Schlüssel zum Verständnis des historischen Quellenmaterials.


3. Benutzungshinweise

Die Erstellung des Findbuchs der Ersten Registratur wurde mit dem Archivdatenbank AIDA des niedersächsischen landeseigenen Betriebes IZN erstellt. AIDA ermöglichte den Aufbau eines Indexes, der dem Benutzer die Suche nach Informationen zu seiner speziellen Forschungsfrage ermöglicht.
Jede verzeichnete Archivalie bildet in AIDA einen Datensatz, dem der jeweilige Indexbegriff zugeordnet ist. Ein Datensatz beginnt mit einer laufenden Nummer (Lfde. Nr.). Es folgt die nach dem o.g. Schema verzeichnete Akte. AIDA bietet als Zusatzinformation Daten zum Umfang der Akte und zum Trägermaterial. Zum Schluss folgt fett hervorgehoben die Angabe der Signatur als Bestellnummer.
Die Erschließung des Bestandes für spezifische Forschungsfragen kann über zwei Wege erfolgen: Zunächst besteht die Möglichkeit der Orientierung mit Hilfe der Gliederung. Dann kann der Indexapparat zu Rate gezogen werden.
Der Indexapparat gliedert sich in den Kategorien "Geographischer Index", "Institutionsindex", "Personenindex" und "Sachindex" auf. Er erlaubt so die gezielte themenorientierte Suche. Jeder Indexbegriff ist einem Datensatz zugeordnet. Er bezeichnet die betr. Archivalie des Bestandes.

4. Literatur

Im folgenden wird eine kleine Auswahl weiterführender

Literatur zur Geschichte der Stadt Emden vom 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts vorgestellt.


Antholz, Heinz:
Die Politische Wirksamkeit des Johannes Althusius in Emden, Emden 1955

Brandt, Klaus, Deeters, Walter, Lengen, Hajo van; Schmidt, Heinrich:
Geschichte der Stadt Emden von den Anfängen bis 1611, Niederemsische Deichacht - Deichacht Krummhörn [Hrsg.]., (Ostfriesland im Schutze des Deiches: Beiträge zur Kultur- und Wirtschaftsgeschichte des Ostfriesischen Küstenlandes; Band 10), Leer 1994

Eichhorn, Helmut:
Emden - Zur Geschichte der Ostfriesischen Seehafenstadt, Emden, 1972.

Emmius, Ubbo:
Menso Altings Leben (Hg.,Erich von Reeken), Emden 1982

Gesellschaft für Bildende Kunst und Vaterländische Altertümer:
Zur Geschichte des Emder Rathaus-Baues; I. Laurens van Steenwinckel aus Antwerpen, der Baumeister des Rathauses; Marten Arians von Delft, der Erbauer des hölzernen Turmes (in: Jahrbuch der Gesellschaft f. b. K. u. vaterl. Altertümer zu Emden; Band 17), Emden 1910

Jürgens, Henning:
Sozialregulierung der Stadtgemeinde Emden nach den Kirchenratsprotokollen
in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, Hamburg, 1993

Jürgens, Henning P.:
Johannes a Lasco in Ostfriesland: der Werdegang eines europäischen Reformators (Spätmittelalter und Reformation; N.R.; 18), Tübingen 2002

Kappelhoff, Bernd:
Geschichte der Stadt Emden von 1611 bis 1749. Emden als quasiautonome Stadtrepublik, in: Deichacht Krummhörn [Hrsg.], Ostfriesland im Schutze des Deiches: Beiträge zur Kultur- undWirtschaftsgeschichte des Ostfriesischen Küstenlandes; Band 11, Leer 1994

Lamschus, Christian:
Emden unter der Herrschaft der Cirksena - Studien zur Herrschaftsstruktur
der ostfriesischen Residenzstadt 1470 - 1527, (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen; Bd. 23), Hildesheim 1984

Lengen, Hajo van:
Die "Emder Revolution" von 1595. Kolloquium der Ostfriesland-Stiftung am 17. März 1995 zu Emden, (Forschungsinstitut für den friesischen

Küstenraum. Beiträge und Ergebnisse der Kolloquien), Aurich 1995

Loesing, Helias:
Geschichte der Stadt Emden bis zum Vertrage von Delfsyhl 1595, Nachdruck der Ausgabe Emden 1843, Leer 1974

Reimers, Dr. Heinrich:
Die Gestaltung der Reformation in Ostfriesland (Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands), Aurich 1917

Schöningh, W.:
Überblick über die Geschichte der Stadt Emden, 3. Auflage 1974

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

teilweise verzeichnet