StadtA H 1.AA.5.03

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Altregistratur Magistrat (AR Mag)

Laufzeit 

1601-1961

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Vorbemerkung zu den Altregistraturen des 19. Jahrhunderts
Magistrat, Bürgervorsteher-Kollegium und Stadtgericht sind die drei institutionellen Säulen der Stadt im 19. Jahrhundert. Mit den revolutionären Veränderungen auf politischem, gesellschaftlichem und wirtschaftlichem Gebiet unterlagen auch diese Verwaltungseinrichtungen grundlegenden Wandlungen. Bürgervorsteher-Kollegium und Stadtgericht verdanken dem politischen Streben des Bürgertums überhaupt erst ihre Existenz.
Der Ausdruck "Altregistratur" ist für einen Archivbestand auf den ersten Blick widersinnig. Im Stadtarchiv Hannover hatte er sich für jenen Teil der Hauptregistratur-Akten eingebürgert, die seit den 1920er Jahren aus der laufenden Registratur ausgesondert worden war und vom Archiv übernommen werden sollte. Das Archiv konnte jedoch diese umfangreichen Aktenbestände, die vor allem die Entwicklung Hannovers im 19. Jahrhundert dokumentierten, wegen Platzmangel nicht in seine Obhut übernehmen. In Folge dessen entstand zwischen der Verwaltung und dem Archiv quasi als Annex zur Hauptregistratur (die die laufend benötigten Akten verwahrte und heute die jüngere Bestandsgruppe "HR" bildet) die "Altregistratur". Das Schicksal der Akten dieser Altregistratur entschied sich in der Nachkriegszeit. Die Akten der Altregistratur Hannover waren mit wenig Sinn für ihre Einzigartigkeit in den hochwassergefährdeten Keller des neuen Rathauses eingelagert worden. Im Hochwasser 1946 gingen große Teile der Akten verloren. Die geretteten Reste der immer noch so genannten "Altregistratur Hannover" kamen nach ihrer Sicherstellung in das Archiv, wo der Bestand inoffiziell die Bezeichnung "Wasserakten" erhielt. Im Zuge der Restaurierung der geschädigten Akten bekam dann der restaurierte Teil wieder die Bezeichnung "Altregistratur"; der noch nicht restaurierte Teil dieser Akten lagert nach wie vor als "Wasserakten"-Anhang im Anschluss an die Altregistratur. Da bei der Restaurierung dieser Wasserakten Arbeitsaufwand und -ergebnis in einem Missverhältnis stehen und aktuell andere Aufgaben wie die der Konservierung im Vordergrund stehen, wird der verbliebene Rest der Wasserakten vermutlich kaum mehr zu retten sein.
Das unbefriedigende Ergebnis dieser Entwicklung für die hannoversche Stadtgeschichte besteht darin, dass die im Archiv verwahrten ältesten Urkunden, Bücher und Akten den Zweiten Weltkrieg zwar verlustfrei überstanden haben, jedoch die jüngere Überlieferung der für Hannover so bedeutenden Phase der Industrialisierung und Urbanisierung nur mit relativ wenigen Quellen aus dem Bestand Altregistratur erforscht werden kann.
Mit der Herausstellung dieser Registraturschicht in der Tektonik des Archivs wird auch ein neues Prinzip der Bestandsbildung verdeutlicht, das in der bisherigen Bestandsverwaltung nicht zum Zuge gekommen ist. Das Provenienzprinzip war in den "alten Abteilungen", die von Otto Jürgens gebildet worden waren, nicht zur Anwendung gekommen. Auch heute noch trifft man gelegentlich auf die Vorstellung, eine Stadtverwaltung sei eine einzige Provenienz. Die Aktenüberlieferung der Stadt Hannover aus dem 19. Jahrhundert illustriert das Gegenteil.

Beschreibung 

Altregistratur des Magistrats
Laufzeit: (1511)1800-1918(1961)
Umfang: 1330 lfd.Nrn.
Von den ursprünglich bestehenden 59 Aktengruppen der Hauptregistratur von 1869/75 sind nur noch Splitter erhalten. Die Bestandsverluste sind auf das Leinehochwasser im Frühjahr 1946 zurückzuführen. Genauere Angaben sind hier dem ursprünglichen Vorwort von Franz Engel (1948) zu entnehmen:
„Aktenverzeichnis der Altregistratur der Stadtverwaltung Hannover aufgestellt im März bis April 1948 nach dem Aktenplan von 1869/75
Durch verschiedene Zufälle wie Hochwasser, Papierdiebstähle und unerlaubte Abfuhr zur Papiermühle usw. waren die Bestände der Altregistratur im Laufe der Jahre 1946 bis 1948 auf etwa ein Siebtel ihres Bestandes zusammengeschmolzen. Um die ca. 110 Fach umfassenden Reste für das Stadtarchiv zu sichern, wurden diese von März bis April 1948 geordnet, notdürftig gesäubert und nach dem alten Registraturschema verzeichnet. Die Akten hatten etwa ein Jahr lang in überschwemmten Kellerräumen gelegen, so dass sie zum großen Teil stark vermodert und durch Schlamm verklebt waren. Wo die alten Aufschriften und Signaturen wegen Moder und Schlamm oder Abreißen der Umschläge nicht mehr festgestellt werden konnten, wurden die Aktenstücke nach ihrem Inhalt in das vorhandene Schema eingeordnet und mit einer neuen, durch ein vorgesetztes 0 gekennzeichneten Nummer versehen.
Aktenverluste der Altregistratur
Bei Beginn der Neuordnung der Altregistratur stellte sich heraus, dass von den ehemals sehr umfangreichen Beständen nur noch wahrhaft traurige Reste vorhanden waren. Die Stadt muss sich damit abfinden, dass einerseits kaum die Möglichkeit besteht, in Rechtsfragen die Ansprüche der Stadt auf Aktenmaterial zu stützen und dass andererseits wertvollstes Quellenmaterial zur Geschichte der Stadt und ihrer Familien noch in jüngster Zeit unwiederbringlich verloren gegangen ist. Es galt also, den Umfang der Verluste wenigstens annähernd festzustellen.
Von ehemals 59 Hauptabteilungen des Registraturplanes von 1869/1875 fehlten 26 z.T. wichtige Abteilungen vollständig und auch von den übrigen waren meist nur noch versprengte Einzelstücke vorhanden. Die Akten waren gegen Ende des Krieges in Regalen im Heizungskeller des Rathauses untergebracht. Aus der Länge der mit Regalen besetzten Wandflächen (30 -40 m) ließ sich mit hinreichender Genauigkeit die ehemalige Fachzahl des Gesamtbestandes auf ca. 800 Fach berechnen.
Durch drei verschiedene Umstände sind außerordentlich starke Verluste eingetreten, so dass der jetzt vorhandene Rest der Registratur nur noch 14 % des ehemaligen Bestandes umfasst:
1. Durch direkte Hochwasserschäden (Verschlammen und Zerreißen der Akten) gingen ca. 20%, d.h. 160 Fach verloren.
2. Durch Papierdiebstähle infolge unbeaufsichtigter Lagerung sowie durch unberechtigten Verkauf als Altmaterial an die Papiermühle ging der größte Teil der vorhandenen 640 Fach noch nachträglich verloren. Der Verlust beträgt etwa 490 Fach, da der gerettete Bestand nur noch 150 Fach, d.h. 19% der Gesamtregistratur umfasst.
3. Von den restlichen 150 Fach mussten bei der jetzigen Neuordnung noch weitere 35 Fach wegen verschleppter Hochwasserschäden ausgeschieden werden. Diese durch Vermodern des Papiers und der Verschnürung, Verkleben der Blätter und Verlöschen der Tinte verursachten Schäden müssen auf allzu sehr verzögerte Trocknung zurückgeführt werden, da sie bei den entsprechenden Akten des Staatsarchivs, deren Trocknung etwa acht Monate in Anspruch nahm, nicht aufgetreten sind.
Leider sind von diesen nachträglichen Schäden vorwiegend die älteren Akten des 18. Und beginnenden 19. Jahrhunderts mit ihren ungeglätteten Papiersorten in Mitleidenschaft gezogen worden. Etwa 15 Fach mussten wegen gänzlicher Vermoderung und Verklebung ausgesondert werden. Die Moderschäden der neueren Akten waren verhältnismäßig geringer, jedoch waren zahlreiche Pakete durch Vermoderung der Verschnürung und wiederholtem unsachgemäßen Transport gänzlich auseinandergerissen, do dass auch hier ein Verlust von ca. 20 Fach entstanden ist. Wegen verschleppter Hochwasserschäden mussten also etwa 35 Fach, d.h. 23% des geretteten Bestandes ausgesondert werden.
Von der insgesamt 800 Fach umfassenden Altregistratur sin demnach in Verlust geraten:
1. Durch Hochwasser 160 Fach
2. Durch Diebstahl und Abfuhr zur Papiermühle 490 Fach
3. Durch mangelhafte Trocknung 35 Fach
Gesamtverlust: 685 Fach oder 86%.
Hannover, den 15.05.1948, Staatsarchivrat Dr. Franz Engel“
Die frühere Bezeichnung dieses Bestandes "Altregistratur Hannover I" (AR Han I) erfolgte einmal zur Unterscheidung von dem inzwischen aufgelösten Bestand "Altregistratur Hannover II" (AR Han II). Ferner wurden diese hannoverschen Altregistraturen unterschieden von der "Altregistratur Linden". Diese Bezeichnungen hatten sich eingebürgert, waren aber nie systematisch vergeben worden.
Konservierung: Nachdem ein Großteil des Bestandes vernichtet worden war, sind in den Anfängen des Archivs nach dem Krieg aufwendige Maßnahmen zur Erhaltung der Reste in Angriff genommen worden. So wurden ganze Akten Blatt für Blatt in der Werkstatt des Archivs auch in Kunststoff-Folie eingebettet, um weitere Verluste und andere abträgliche Folgeerscheinungen bei den „Wasserakten“ zu verhindern. Als Beispiele dieser (untauglichen) Form der Konservierung sei auf die 1954 bearbeiteten Akten Nr. 3 und Nr. 16 des Bestandes hingewiesen. Unter der Folie entwickelte sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte Schimmel, die Folie selbst schrumpfte, wurde hart und trüb /undurchsichtig. Als sie 1996 entfernt wurde, fühlte sich das Papier ungewöhnlich glatt an, seine Oberfläche könnte man als wachsartig beschreiben. Die Einbettung in Japanpapier ist vorgesehen (März 1996).
Diejenigen Sachbetreffe des Aktenplans, zu denen überhaupt keine Akten mehr erhalten sind, werden in der nachstehenden Übersicht mit einem Sternchen (*) markiert. In Klammern wird hinter der Überschrift jeweils die Zahl der lfd. Nrn. und der Laufzeit - z.B. (9 / 1832-1852) - angegeben.
Gliederung
1* Generalia
2 Landessachen (9 / 1832-1852)
Enthält: Wahl des Stadtdirektors Rumann zum Deputierten der II. Kammer (1832) - Angelegenheiten der Auseinandersetzung um die Verfassung des KGR Hannover (1839-1842) - Angelegenheiten der Nationalversammlung (1848-1852)
3 Stadtverfassung (5 / 1896,1922,1924)
Enthält: Städtetagssachen
4* Grenzsachen
5* : Vermessung und Kartierung des Stadtgebietes
6 Stadterweiterung und Anschlüsse
7* Jurisdiktion
8 Bestallungssachen, Pensionen und Standesamt
9* Geschäftsführung
10* Vertretung der Bürgerschaft
11* Kassensachen
12 Austausch, An- und Verkauf von Grundstücken
13 St. Gallen-Güter
14* Teilungs- und Verkopplungssachen
15* Ablösungen
16* Hude und Weide
17 Verpachtungen der städtischen Grundstücke
18 Meyersachen
19 Forstsachen
20 Jagdsachen
21* Weinschenksachen
22 Mühlensachen
23 Brausachen
Lit. Gerhard Nienaber, Die Brau- und Bannrechte der Brauergilde Hannover im 19. Jahrhundert, Hannover 1993 (HB 3418)
24 Apothekensachen
25* Packhof und Güterfuhrwesen
26 Stadtwaage
27 Stadt-Leihhaus
28* Werkhaus
29 Stadt-Krankenhaus, Blatternhaus,Krankenhausapotheke
30 Wasserkunst und Wasserleitung
31* Stadt-Torfmoor
32* Ziegeleisachen
33 Bausachen
34 Wegesachen
35 Stiftungen
36 Stipendiensachen
37 Städtische Abgaben
38 Fischerei
39* Bürger- und Brauerrecht
Hinweis: Einzelfall-Bürgerrechtsakten, die bis 1918 im Zusammenhang mit der Bürgerrechtsgewinnung angelegt wurden, bilden den separaten Bestand 1.AA.5.04 Bürgerrechtsakten.
40* Schützensachen
41* Bürgerwehr
42* Stadtmilitär - Stadtsoldaten
43 Domizilsachen
44 Armensachen
45* Kriminaljustiz
46 Polizeisachen
47 Judensachen
48 Hoheitssachen
49 Zehntsachen
50* Floßholzsachen
51* Abwurf an den Toren
52 Kirchensachen
53 Schulsachen
54 Requisitionen
55* Baukommission
56* Hausakten
57 Prozesse der Stadt
58 Karten und Zeichnungen
59 Kommissionen
Dem Bestand AR Hannover sind von Franz Engel Akten nicht-städtischer Provenienz angefügt worden:
60 A Regierung Hannover
B Konsistorium
C Kreisbauinspektion
D Kreis-Ausschuss des LK Hannover
61 Akten EINGEMEINDETER KOMMUNEN (siehe dort)
Die von Engel den Akten entnommenen KARTEN-PLÄNE-RISSE sind gesondert verzeichnet und gelagert (siehe dort, Fach 71). Sie sind z.T. restauriert. Die noch nicht restaurierten Karten sind nicht benutzbar.
Der Bestand Altregistratur Hannover II (AR Han II) wurde aufgelöst; vgl. hierzu die Erläuterungen zum Bestand HR 39.
Die Gliederung wurde im Frühjahr 2020 leicht überarbeitet und in Arcinsys eingefügt. Bei der Revision der Alten Abteilung Akten (1.AA.2.01) wurden knapp 260 dort verzeichnete Akten, die im Findmittel von Franz Engel als der Altregistratur des Magistrats zugehörig erkannt werden konnten, dort nach ihrer ursprünglichen Provenienz eingefügt. Es handelt sich um die Signaturnummern 1072 bis 1330.
Christine Peters, April 2020

Weitere Angaben (Bestand)

Benutzung 

wichtiger Hinweis:
Ein großer Teil der Akten des Bestands ist von Schimmelpilz befallen, sodass vor jeder geplanten Benutzung eine Einzelfallprüfung des Zustands der bestellten Archivalien durch die Werkstatt notwendig ist. Bitte beachten Sie, dass die Prüfung der Archivalien mindestens 2-3 Werktage in Anspruch nimmt.

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

teilweise verzeichnet