StadtA GOE Dep. 18

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Dep. 18 - Geschichtsverein für Göttingen und Umgebung e. V.

Laufzeit 

1892-2007

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Der "Geschichtsverein für die Geschichte Göttingens" wurde am 19. November 1892 gegründet. Die Initiative für die Gründung ging von verschiedenen Bevölkerungskreisen der Stadt aus, die das gemeinsame Interesse an der Heimatgeschichte zusammenführte. Die Hauptinitiatoren dieser Gründung waren jedoch Prof. Moriz Heyne, der zum ersten Vorsitzenden gewählt wurde, und Kaufmann Ludolf Grube. Hauptzweck des Vereins war von Anfang an, Kenntnisse über die Geschichte Göttingens und seiner Umgebung bekannt zu machen und geschichtliches Bewußtsein zu wecken, zu pflegen und zu fördern. Zu den wichtigsten Arbeitsbereichen des Vereins gehören: die Organisation und Durchführung von verschiedenen Veranstaltungen (Sitzungen, Vorträge, Studienfahrten, Ausstellungsbesichtigungen etc.) und die Publikationstätigkeit (das Göttinger Jahrbuch). Im Jahre 2003 hatte er 570 Mitglieder. In der Anfangsphase wurde jedoch die Förderung der 1889 von Moriz Heyne eingerichteten Altertumssammlung zur Hauptaufgabe des Vereins. Aus diesem Grund beschäftigte sich der Verein in den ersten sieben Jahren vor allem mit der Geschichte des alten Göttingen.

Erst der Nachfolger Heynes, der Germanist Edward Schröder, führte einige Neuerungen ein, die das Tätigkeitsfeld des Vereins erweiterten und ihm neue Entwicklungsmöglichkeiten gaben. Unter seiner Leitung erhielt der Verein einen mehr wissenschaftlichen Charakter. Der Geschichtsverein begann regelmäßige Ausflüge zu historisch bedeutsamen Orten zu veranstalten; die frühere, enge Verbindung zur Altertumssammlung wurde gelöst, weil sie von der Stadt ausreichende Mittel erhielt. Angesichts des erweiterten Arbeitsgebiets wurde in der 112. Sitzung am 30. November 1906 der Vereinsname geändert in die heutige Bezeichnung "Geschichtsverein für Göttingen und Umgebung". 1907 erfolgte die Angleichung des Vereinsjahres an das Kalenderjahr. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs beschränkte wesentlich die Vereinsarbeit. Regelmäßige Sitzungen unterblieben und geplante Ausflüge fielen aus. Viele Mitglieder wurden zu den Waffen gerufen. In den ersten Nachkriegsjahren nahm der Verein seine Arbeit wieder auf. Es gab jedoch viele Austritte wegen Geldmangels und Bitten um Aufschub der Beitragszahlungen.

Die Machtergreifung durch Adolf Hitler und die Nationalsozialisten schuf 1933 eine neue gesellschaftlich-politische Situation, die die Rahmenbedingungen für die weitere Arbeit des Vereins grundlegend veränderte und seine Mitglieder mit einem totalitären Regime konfrontierte, das elementare Bürgerrechte mißachtete und keinen Widerspruch duldete. Aufgrund der vorhandenen Akten ist es schwer festzustellen, in welchem Maße diese Gegebenheiten die Arbeit des Vereins beeinflußten. Es unterliegt jedoch keinem Zweifel, daß er sich den Gegebenheiten anpassen mußte, um ein Tätigkeitsverbot und seine Auflösung zu vermeiden. Volkstumsforschung, Rassenkunde und Kriegshandlungen wurden bevorzugte Vortragsthemen (z. B.: "Verpaßte Gelegenheiten in der deutschen Geschichte", "Nordisches Blut in einem Südamerikanischen Staate"). Von den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs sind in den Protokollbüchern und im Schriftverkehr kaum Spuren zu finden. 1942 feierte der Verein unter dem Vorsitz von Dr. Wilhelm van Kempen sein 50jähriges Bestehen mit drei Jubiläumssitzungen, an denen zahlreiche Vertreter von Stadt, Staat, Universität, Behörden, Schulen sowie auch von Wehrmacht, Partei, SA und SS teilnahmen.

Nach dem Einmarsch der Alliierten im April 1945 verfügte die Besatzungsmacht die Auflösung aller Vereinigungen. Am 27. Juni 1946 erteilte die britische Militärregierung dem Verein die Genehmigung zur Wiederaufnahme seiner Arbeit. Ab 1947 übernahm van Kempen wieder die Leitung und der Verein konnte seine Tätigkeit wieder voll entfalten. Zwei Jahre später wurde auch der Tauschverkehr mit anderen Vereinen und Institutionen wiederaufgenommen. Im Jahre 1951wurde eine neue Satzung beschlossen, die 1962 überarbeitet wurde. 1975 wurde in diese eine Ergänzung eingearbeitet, die die Amtszeit des Vorstandes auf drei Jahre ausdehnte. Von 1952 an verschickte der Vorstand Rundschreiben an seine Mitglieder, in denen sie über Programme, wichtige Ereignisse und Beschlüsse informiert wurden. 1953 wirkte der Verein an den Vorbereitungen zur Durchführung der 1000-Jahrfeier der Stadt Göttingen mit.

In den 50er Jahren trat der Verein anderen lokalen und überregionalen Vereinen und Verbänden bei, deren Sitzungen regelmäßig beschickt wurden: dem Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine, dem Nordwestdeutschen Verband für Altertumsforschung, dem Heimatbund Niedersachsen, dem Göttinger Verschönerungsverein und dem Fremdenverkehrsverein Göttingen. Zum jetzigen Zeitpunkt hat der Verein die Mitgliedschaft in folgenden Vereinen und Verbänden:

- Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine e. V.
- Archäologische Kommission für Niedersachsen e. V. Aurich
- Niedersächsischer Heimatbund e. V. Hannover
- Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen e. V. Hannover
- Göttingen Tourismus e. V. (Fremdenverkehrsverein)
- AG Südniedersächsische Heimatfreunde e. V.
- Förderkreis Wilhelm-Busch-Mühle Ebergötzen e. V.

Bisherige Vorsitzende des Vereins:
- Prof. Moriz Heyne 1892 - 1906
- Prof. Edward Schröder 1906 - 1929
- Dr. Bruno Crome 1929 - 1933
- Dr. Herbert Krüger 1935 - 1936
- Dr. Wilhelm van Kempen 1937 - 1960
- Dr. Walter Nissen 1960 - 1974
- Dr. Waldemar Röhrbein 1974 -1976
- Dr. Wilhelm Horstmann 1976
- Dr. Wolfgang Gresky 1976 - 1978
- Prof. Rudolf Vierhaus 1978 - 1988
- Prof. Hartmut Boockmann 1988 - 1993
- Dr. Dieter Neitzert 1993 - 2004
- Dr. Günther Beer 2004 -
- Prof. Dr. Peter Aufgebauer seit

Bestandsgeschichte 

Der vorliegende Aktenbestand umfasst einen Zeitraum von etwa 110 Jahren (1892 bis 2002) mit einem Umfang von ca. 4 lfd. Meter. Obwohl ein wesentlicher Teil von Bestandsunterlagen aus den Jahren 1892 bis 1930 schon seit 1939 im Stadtarchiv deponiert war, erfolgte die erste amtlich dokumentierte Aktenablieferung an das Stadtarchiv erst im Jahre 1990 (Acc. Nr. 996/1990)

Zum Bestand gehören im wesentlichen Akten mit vermischter Korrespondenz, Protokollbücher, Rundbriefe des Vorstandes an seine Mitglieder sowie anderer Vereine und Verbände, diverse Drucksachen (Broschüren, Hefte, Faltblätter etc.) und zahlreiche Zeitungsausschnitte.

Die Akten des Bestandes dokumentieren ausführlich alle Aspekte des Vereinslebens, Ziele, Aufgaben, Tätigkeit und Entwicklung des Vereins von seiner Gründung bis zur Gegenwart.

Literatur 

Hammermeister, Waltraud: 100 Jahre Geschichtsverein für Göttingen und Umgebung 1892 - 1992, Göttingen 1992

Boockmann, Hartmut: Die Bürger und ihre Geschichte. Hundert Jahre Göttinger Geschichtsverein. - In: Göttinger Jahrbuch 41 (1993), S. 289 - 298

Heimpel, Hermann: Geschichtsvereine einst und jetzt: Vortrag gehalten am Tag der 70. Wiederkehr der Gründung des Geschichtsvereins für Göttingen und Umgebung (19. November 1962), Göttingen 1963

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Der Bestand wurde im November 2005 mit Hilfe des EDV-Archivprogramms "AIDA" geordnet und verzeichnet. Die Datensätze dieses Bestandes wurden im Mai 2015 von AIDA in die nunmehr verwendete Archivsoftware "Arcinsys" übertragen.