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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Kanzlei Landesbischof Eduard Lohse

Laufzeit 

1961-1988

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte 

Eduard Lohse wurde am 19. Februar 1924 in Hamburg als Sohn des Studienrats Dr. Walther Lohse und seiner Frau Dr. Wilhelmine Lohse, geb. Barrelet, geboren. Er besuchte die Gelehrtenschule des Johanneums in Hamburg, wo er Ostern 1942 die Reifeprüfung bestand. Von 1942 bis 1945 leistete er Dienst bei der Kriegsmarine, zuletzt als Seeoffizier und Schnellbootkommandant.

Wissenschaftliche Laufbahn
Nach Kriegsende begann Lohse mit dem Studium der Theologie an der Kirchlichen Hochschule Bethel, der damals einzigen theologischen Hochschule im Bereich der britischen Besatzungszone. Ab 1946 setzte er seine Studien an der Universität Göttingen fort, wo er 1949 auch promoviert wurde und eine Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft bei dem Neutestamentler Joachim Jeremias antrat. Von 1950 bis 1953 war Lohse Konviktsinspektor an der Kirchlichen Hochschule in Hamburg, Vikar, und schließlich Hilfsprediger in den Kirchengemeinden Hamburg-Fuhlsbüttel und St. Pauli. 1953 wurde er wissenschaftlicher Assistent an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Nach der Habilitation in Mainz versah er 1955/56 vertretungsweise das Ordinariat für Neues Testament an der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Bonn. Ab Sommersemester 1956 war er Professor für Neues Testament an der Universität Kiel und dort 1963 Dekan der Theologischen Fakultät. Im Frühjahr 1963 lehrte er als Gastprofessor an verschiedenen amerikanischen Fakultäten und Seminaren. Zum Sommersemester 1964 nahm er einen Ruf an die Georg-August-Universität in Göttingen an und übernahm den neu errichteten dritten Lehrstuhl für Neues Testament. Er war 1967/68 Dekan der Theologischen Fakultät, 1969/70 Prorektor und 1970/71 Rektor der Universität.

Von 1967 bis 1972 war Lohse Vorsitzender des Fachausschusses für Evangelische Theologie bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft, ab 1969 ordentliches Mitglied der Philologisch-Historischen Klasse der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, ab 1978 ordentliches Mitglied der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft. 1977 wurde er außerdem Vorsitzender des Universitätsbundes Göttingen.

Lohse als Landesbischof
Die Landessynode wählte Eduard Lohse am 24. November 1971 zum Landesbischof der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers. Am 21. Juli 1971 wurde er in der Marktkirche in Hannover durch seinen Amtsvorgänger Hanns Lilje in das Amt eingeführt und bereits am 4. November 1971 zum Vorsitzenden des Rats der Konföderation Evangelischer Kirchen in Niedersachsen gewählt.

Seit Juni 1973 war Lohse Mitglied des Rats der EKD. Von 1975 bis 1978 war er leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD). Nach seiner Bestätigung als EKD-Ratsmitglied (1979) wurde er zum Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt (bis 1985).

Lohses Amtszeit war geprägt durch eine starke Politisierung der Kirche, die in der der Auseinandersetzung um Terrorismus (RAF), die Nachrüstung (Friedensbewegung) und den § 218 sowie in der beginnenden Anti-Atomkraft- und Ökobewegung zum Ausdruck kam. 1983 kritisierte er die starke politische Ausrichtung des Deutschen Evangelischen Kirchentags in Hannover und bedauerte das Zukurzkommen spiritueller Themen. Ein besonderes Anliegen war ihm die Ökumene. So war er seit 1961 Mitarbeiter im Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen und später gemeinsam mit dem Mainzer Bischof Karl Lehmann dessen Vorsitzender. Er setzte sich auch für die Lehrgespräche zwischen Katholiken und Lutheranern ein. Nach dem Besuch Papst Johannes Pauls II. in Deutschland unterstützte er die Gründung der "Gemeinsamen Ökumenischen Kommission".

Einen weiteren Bereich seiner Tätigkeit beinhaltete die Arbeit für das Evangelische Bibelwerk in Stuttgart, dessen Präsident er 1975 wurde. In diese Zeit fallen die Modernisierung der Lutherbibel (1975) und die abschließende Fassung des Neuen Testaments (1984). Nach dem Ausscheiden aus dem Bischofsamt wurde Lohse 1988 als erster Deutscher zum Präsidenten des Weltbunds der Bibelgesellschaften (United Bible Societies) gewählt.

1977 wurde Lohse Nachfolger Hanns Liljes als Abt des Klosters Loccum. 2000 trat er von dieser Funktion zurück. Lohse verstarb am 23. Juni 2015 in Göttingen.


Auszeichnungen
Im Laufe seiner wissenschaftlichen und amtlichen Tätigkeit erhielt Eduard Lohse zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1979 den Niedersachsenpreis in der Kategorie "Kultur" für seine Verdienste als Vorsitzender des Evangelischen Bibelwerks. Er erhielt die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Mainz (1961), des lutherischen Mühlenberg-Colleges in Allentown, Pennsylvania (1979) und der Universität Glasgow (1981). 1982 wurde er ordentliches Mitglied der Accademia Mediterranea delle Scienze. 2007 erhielt er den Leopold-Lucas-Preis der Theologischen Fakultät der Universität Tübingen für sein wissenschaftliches Werk.


Veröffentlichungen
(in Auswahl)

- Die Ordination im Spätjudentum und im Neuen Testament (Göttingen 1951)
- Märtyrer und Gottesknecht. Untersuchungen zur urchristlichen Verkündi-gung vom Sühnetod Jesu Christi (Göttingen 1955)
- Israel und die Christenheit (Göttingen 1960)
- Die Geschichte des Leidens und Sterbens Jesu Christi (Gütersloh 1964)
- Die Briefe an die Kolosser und Philemon (Göttingen 1968)
- Die Entstehung des Neuen Testaments (Stuttgart 1972)
- Die Einheit des Neuen Testaments. Exegetische Studien zur Theologie des Neuen Testaments (Göttingen 1973)
- Grundriß der neutestamentlichen Theologie (Stuttgart 1974)
- Kleine evangelische Pastoralethik (Göttingen 1985)
- Theologische Ethik des Neuen Testaments (Stuttgart 1988)
- Die Offenbarung des Johannes (Göttingen 1993)
- Umwelt des Neuen Testaments (Göttingen 2000)
- Der Brief an die Römer (Göttingen 2003)

Von 1971 bis 1981 war Eduard Lohse verantwortlicher Herausgeber der "Zeitschrift für neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche", ab 1975 Mitherausgeber von "Zeitwende. Die neue Furche" und ab 1979 der "Lutherischen Monatshefte".

Bestand
Eine erste kleinere Abgabe von Ansprachen Lohses erfolgte bereits 1988 (Akz. 50/1988: 1 m). Der Hauptteil der Kanzleiakten wurde im Oktober 1996 (Akz. 15/1996: 60 m) an das Landeskirchliche Archiv übergeben. Hieraus wurden die Akten, die seine Tätigkeit als Abt des Klosters Loccum betreffen und innerhalb der Registratur gesondert geführt worden waren, entnommen und an das Archiv des Klosters Loccum weitergegeben. Der Restbestand umfasst nach seiner Bewertung noch 21,6 lfd. Meter.

Die Akten wurden im Jahr 2011 durch den Unterzeichner geordnet und bewertet und mit dem Programm izn-AIDA 2.0. verzeichnet. De Fotografien wurden aus konservatorischen Gründen entnommen und dem Bestand S 2 zugeführt.

Für personenbezogenes Schriftgut bestehen Nutzungsbeschränkungen nach den aktuellen Bestimmungen des Archivgesetzes. Für den übrigen Bestand gilt eine Sperrfrist von 30 Jahren nach Abschluss der Akte.

Weiterführende Literatur
- Aland, Kurt, Meurer, Siegfried, Wissenschaft und Kirche. Festschrift für Eduard Lohse, Bielefeld 1989

Hannover, im Februar 2012

Dr. Florian Hoffmann

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Abgeschlossen: ja

vollständig verzeichnet