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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Orgelsachverständiger der Landeskirche

Laufzeit 

[1488]-1996

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte 

Das Amt des Orgelsachverständigen der Landeskirche wurde im Jahr 1970 für den bisher freiberuflich tätigen Organologen Helmut Winter eingerichtet, der zuvor schon für einzelne Kirchengemeinden im Bereich der Landeskirche als Sachverständiger gearbeitet hatte. Winter wurde zunächst nur für die fachliche Betreuung der denkmalwürdigen Orgeln im Dezernat 14 in der Zusammenarbeit mit OLKR Rudolf Utermöhlen angestellt, der bis dahin für die Aufsicht und Koordination der Orgelpflege zuständig war. Erst mit der Neustrukturierung des Sachbereichs nach dem Ausscheiden Utermöhlens wurde ihm die Zuständigkeit für den Gesamtbereich aller Fragen des Orgelbaus zugewiesen und die Funktion des Orgelsachverständigen 1973 zugleich mit der des Glockensachverständigen dem Amt für Bau- und Kunstpflege zugeordnet. Der Orgelsachverständige beriet das Landeskirchenamt in allen Fragen des Orgelbaus. Er hatte die Fachaufsicht über die vom Landeskirchenamt bestellten Orgelrevisoren und sorgte in zwei bis drei jährlichen Arbeitstagungen für deren fachliche Weiterbildung. Hinzu kam die Beratung des Landeskirchenmusikdirektors und der Kirchenmusikdirektoren in grundsätzlichen Fragen des Orgelbaus und der Orgelpflege, die Teilnahme an den Konventen der Kirchenmusikdirektoren und Mitwirkung bei der Ausbildung von Kirchenmusikern im Fach Orgelkunde.

Helmut Winter

Helmut Winter wurde am 16. März 1926 als Sohn eines selbständigen Kaufmanns in Siegen (Westfalen) geboren. Er besuchte dort die Grund- und Oberschule und wechselte aufgrund seiner künstlerischen Begabung 1940 an das Musische Gymnasium in Frankfurt am Main und 1943 an die dortige Musikhochschule.
Beziehungen zur Kirchenmusik entwickelte Winter schon früh. Seit 1937 wirkte er als Chorsänger und Organistenvertreter in seiner Heimatstadt Siegen, ab 1941 in Frankfurt als ständiger Vertreter des hauptamtlichen Organisten an der Johanniskirche. Praktischen Orgelunterricht erhielt er seit 1942

insbesondere durch den Frankfurter Professor Helmut Walcha (1907-1991). 1944 wurde er in das Kirchenmusikalische Institut aufgenommen. Wegen der Kriegsverhältnisse beendete er sein Studium im März 1945 ohne Abschluss.
Bereits zum 1. Oktober 1943 wurde Winter, mit der Möglichkeit weiter in Frankfurt studieren zu können, als hauptamtlicher Organist an die Nikolai-Kirche in Siegen berufen, wo er 1947 auch die Kantorei gründete. Besondere Verdienste erwarb er sich um den Bau der Orgeln in der Martini- und Nikolaikirche, die im wesentlichen nach seinen Dispositionen ausgeführt wurden. Überregionales Ansehen erwarb sich Winter auch als Mitglied des kirchenmusikalischen Ausschusses der westfälischen Landeskirche. Aus "persönlichen Gründen" kündigte er zum 30. September 1955 seine Anstellung in Siegen.
In den folgenden Jahren wirkte Winter als Organist und Orgelsachverständiger ohne feste Anstellung. 1959 verzog er von Siegen nach Hamburg, wo er u. a. freier Mitarbeiter für Orgelmusik beim Norddeutschen Rundfunk war. Daneben machte er sich auch einen Namen als Herausgeber von Werken alter Musik. Ab 1955 veröffentlichte er im Verlag Sikorski (Hamburg) Kantaten von Pohle, Purcell, Keiser, Händel, Pez, Campra, Scarlatti, eine Passion von Telemann, die Orgelfantasien von Reincken und die Orgelkonzerte von C. Ph. E. Bach.
1966 wurde ihm der Grand Prix du Disque der Académie Charles Cros in Paris verliehen.
Im Rahmen seiner Tätigkeit als Orgelsachverständiger entstanden zahlreiche Veröffentlichungen und Beiträge für Fachtagungen. Im Bereich der hannoverschen Landeskirche wirkte Winter insbesondere in den Jahren 1962 bis 1967 an der Restaurierung der historischen Denkmalorgel in der St.-Nicolai-Kirche zu Altenbruch (Niederelbe) durch Rudolf v. Beckerath mit. In diesem Zusammenhang konstituierte sich auf Winters Initiative hin der sog. "Altenbrucher Kreis" (Internationaler Arbeitskreis für Orgelfragen) aus Organologen und Orgelbauern, der sich bis zu seinem Tod zu jährlichen

Fachtagungen zusammenfand.
Am 1. Mai 1969 wurde Winter durch das Landeskirchenamt auf Honorarbasis als Orgelsachverständiger angestellt, mit Wirkung vom 1. April 1970 in das Angestelltenverhältnis übernommen und mit der Neuorganisation der Orgelfachberatung der Landeskirche betraut. Er starb im Alter von nur 57 Jahren am 2. Januar 1983 in Hamburg.

Als Winters Nachfolger als Orgelsachverständiger wurde mit Wirkung vom 1. Januar 1984 Uwe Droszella, eingestellt, für den erstmals eine detaillierte Dienstanweisung ausgearbeitet wurde. Droszella schied 1996 aus dieser Funktion aus. Die Stelle wurde danach nicht wiederbesetzt und die fachliche Betreuung nur noch auf Sprengelebene durch die regionalen Orgelrevisoren wahrgenommen.

Bestand
Ein kleiner Nachlass- bzw. Handaktenbestand, vor allem über die Restaurierung der Orgel in Altenbruch sowie über die Orgeln in Lüdingworth und in Otterndorf (St. Severi) wurde im Jahr 2001 dem Landeskirchlichen Archiv übergeben und im August 2007 geordnet und verzeichnet. Im Oktober 2007 wurde der Gesamtbestand aus dem Büro des Orgelsachverständigen im Landeskirchenamt in das Landeskirchliche Archiv überführt, geordnet, bewertet und verzeichnet. Er enthält neben den laufenden Akten über Orgelpflege und Restaurierungsprojekte und der umfangreichen von Helmut Winter begonnenen Dokumentation zur Geschichte der Denkmalorgeln im Bereich der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers auch die Akten seines Nachfolgers Uwe Droszella, sowie Handakten von Kirchenmusikdirektor Alfred Hoppe (Verden/Aller), die vor allem die landeskirchliche Orgelpflege vor Winters Amtsantritt betreffen, den Nachlass des Kantors Johannes Schäfer (Clausthal) und einige Sachakten aus dem Dezernat 14 (Oberlandeskirchenrat Rudolf Utermöhlen), die ebenfalls im Bestand belassen wurden. Insgesamt umfasst der Bestand nach Kassation der Doppelüberlieferung und Aussonderung des Bildmaterials noch 4,5 lfd. Meter. Die Fotografien wurden der Fotosammlung S 2 eingegliedert, Pläne der

Plansammlung S 4 a.

Parallelbestände zur Arbeit des Orgelsachverständigen finden sich in den Generalakten B 1 Nr. 4430 (Orgeln, Allgemeines: Orgelbau-, Abnahme- und Pflegeordnung), 4430 A (Orgelsachverständige), 4430 B (Arbeitskreis der Orgelsachverständigen), 4430-1 (Orgeln im Eigentum der Landeskirche), 4430-2 (Allgemeine Vorschriften der Landeskirche für Orgeln), 4431 (Orgelrevisoren, Allgemeines), 4431 A (Orgelrevisoren, Beauftragungen und Tätigkeitsberichte), 4431 B (Orgelrevisoren, Tätigkeitsberichte), 4432 (Orgelpfleger), 4433 (Denkmalsorgeln), 4433 A (Orgeldenkmalpflege), 4433 B (Gutachterausschuss für Orgelfragen), 4433 Bei (Orgelbau und Orgelpflege 1971-1980), 4434 (Orgelbauer), 4437 (Gesellschaft der Orgelfreunde), 4439 (Metallabgabe aus Orgeln für Kriegszwecke), 4482 (Sicherung von Kunstwerken einschließlich Glocken und Orgeln), 713765 (Stiftung historische Orgeln in Altenbruch und Lüdingworth) und den Spezialakten B 2, G 9 B (Orgelsachen), speziell zur Restaurierung der Altenbrucher Orgel auch in N 48 (Nachlass Christhard Mahrenholz) und N 146 (Nachlass Alfred Hoppe, Kirchenmusikdirektor).

Literatur 

Gudrun Dammann, Orgel – Orgelbau – Orgelmusik: Literatur in der Bibliothek des Landeskirchenamts Hannover, Hannover 2001.

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

4,5