StadtA GOE C 46.1

  • Zugeordnete Objekte zeigen
  • Drucken
  • Verlinken
  • Versenden
  • Verbessern

Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

C 46,1 - Kulturamt I

Laufzeit 

1909-1982

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Die Anfänge des kulturellen Lebens in Göttingen nach dem 2. Weltkrieg waren auf der Seite der kommunalen Verwaltung noch nicht von festen Strukturen mit einer klaren Kompetenzverteilung geprägt. Neben der Bearbeitung kultureller Angelegenheiten durch die Verwaltungsspitze selbst mit der neu geschaffenen Position des Oberstadtdirektors, der unmittelbar der Militärregierung verantwortlich war, übernahm eine auf Wunsch der Militärregierung als Mittler zwischen dieser und der
Bevölkerung eingerichtete sogenannte Beratungsstelle der Militärregierung ("städtische Termin- und Beratungsstelle", "Civil Advice Bureau") u. a. die Aufgabe, die nicht wenigen kulturellen Termine und Veranstaltungen in der unmittelbaren Nachkriegszeit zu organisieren und darüber Bericht zu erstatten.

Eine institutionelle Absicherung des Bereichs "Kultur" innerhalb der Verwaltung erfolgt erst mit der von Kultur- und Theaterausschuss und der Stadtvertretung beschlossenen Berufung eines Kulturdezernenten, der am 15. Juli 1947 in der Person Dr. Karl Pfauters seine Arbeit aufnahm (Kulturamt Nr. 86). Laut Geschäftsverteilungsplan oblagen diesem: Volkstum und Heimatpflege, Theater, Kunst, Verkehrs- und Pressewesen, kirchliche Angelegenheiten. Außerdem hatte er die städtischen Kultureinrichtungen, wie Theater der Stadt, Städtisches Museum, städtische Bücherei und Stadtarchiv, zu betreuen beziehungsweise zu beaufsichtigen (Kulturamt Nr. 390).

Diese vielfältigen Funktionen blieben dem Kulturdezernat im wesentlichen bis zum Weggang Dr. Pfauters Ende April 1954 erhalten. Seine Aufgabenstellung wurde danach in ähnlich breiter Auffächerung von der neu ins Leben gerufenen Dienststelle des Kulturreferats übernommen und weitergeführt. In Personalunion stand der Leiter des Kulturreferats bis August 1963 zugleich dem Presseamt vor (Kulturamt Nr. 390). Der Kulturreferent war dem Oberstadtdirektor als leitendem
Gemeindebeamten direkt zugeordnet undverantwortlich, der wichtige Kulturaufgaben, z. B. Repräsentation, persönlich wahrnahm, auf die kulturellen Institute, wie Museum, Archiv, Volkshochschule, Bücherei, selbst unmittelbar beaufsichtigte, so dass er damit auf die Funktion des Kulturdezernenten erfüllte (Kulturdezernat Acc. Nr. 757/1984 Nr. 27). Ebenso war das Kulturreferat der Vorläufer des Kulturamtes, da im Geschäftsbereich, nicht aber im Status diesem vergleichbar.

Mit der Gebietsreform im Göttinger Raum und die Vergrößerung der Einwohnerzahl der Stadt erwies sich die bisherige Organisationsform als unzureichend. Der Oberstadtdirektoren musste sich für die Führungsaufgaben entlasten. So wurde als "Überbau" zusätzlich im September 1964 ein Kulturdezernat geschaffen, das die gesamte amtliche Kulturtätigkeit wie auch Schul- und Sportangelegenheiten steuern und koordinierenden sollte (ebd. und Kulturamt Nr. 230). Diesem unterstellt war das - nach vorübergehender kommissarische Leitung des Kulturreferats ab September 1963 durch den Stadtarchivdirektor (Kulturamt Nr. 202 und 203) - im Januar 1965 begründete, heute noch fortbestehende Kulturamt (Kulturamt Nr. 226).

Die damit Platz greifende Differenzierung der Kulturverwaltung bewirkte nicht nur eine Hierarchisierung der Organisation, sondern auch eine deutlichere Festlegung der Zuständigkeiten, die allerdings im Laufe der Zeit Wandlungen unterworfen waren. So gegliederte sich das Kulturamt in seiner Anfangsphase in drei Abteilungen:

- Abteilung für allgemeine kultureller Angelegenheiten einschließlich Betreuung der städtischen Kulturinstitute,
- Leitung der 1964 eröffneten Stadthalle,
- Fremdenverkehrsabteilung, trotz Unterordnung schon als Fremdenverkehrsamt im Schriftverkehr angesprochen (Kulturdezernat, Acc. Nr. 757/1984 Nr. 27).

Die beiden zuletzt genannten Institutionen wurden später aus dem Bereich des Kulturamtes ausgegliedert und zu eigenständigen Dienststellen mit Amtscharakter erhoben (Referat für Fremdenverkehr und Städtepartnerschaften 1978, Fremdenverkehrsamt 1981; Stadthalle 1984).

Neben dem Anspruch, eigene Veranstaltungen (z. B. Kunstmarkt) durchzuführen, verstand und versteht sich das Kulturamt vor allem als Anreger und Förderer kultureller Privatinitiativen. Doch auch die Vorbereitung wichtiger städtischer Empfänge, Feiern und Ehrungen, die Übernahme von Patenschaften, sogar die Heimkehrerproblematik u. v. a. m. gehörten zu den nicht ohne weiteres die vermuteten Aufgabengebieten des Kulturamtes und seiner Vorläufer, wie sie im vorliegenden Bestand ihren Niederschlag gefunden haben.

Bestandsgeschichte 

Der Bestand umfasst ca. 21 lfd. Meter (ca. 2 lfd. Meter wurden kassiert) Aktenmaterial des Kulturamtes und seiner Vorläufer nach dem 2. Weltkrieg, wo ein neuer Abschnitt in der Geschichte der kommunalen Verfassung und Verwaltung einsetzte. So weit es sich um fortgeführte Vorakten handelt, also Akten, deren Laufzeit vor 1945 beginnt und die nach dieser Zäsur weitergeführt worden sind, sind diese in den Bestand aufgenommen, um sachliche Zusammenhänge nicht zu zerstören. Akten, deren Laufzeit vor 1945 abschließt, wurden im Zuge der Ordnung und Verzeichnung entsprechend dem Provenienzprinzip ausgesondert und den Vorgängerbeständen (z. B. Alte Hauptregistratur) überwiesen.

Durch die zwischen 1984 und 1986 vorgenommener Ordnung und Verzeichnung wurde der bereits im Archiv vorhandene, grob nach Sachgesichtspunkten geordneter Altbestand (Acc. Nrn. 16/1961 und 286/1975) revidiert und mit einer umfangreichen Abgabe jüngeren Datums (Acc. Nr. 757/1984) vereinigt, so dass nunmehr die Akten dieser Dienststelle bis 1975 erschlossen und bearbeitet sind. Der inneren Erschließung der Aktentitel dienen in vielen Fällen "enthält" (für die Spezifizierung des Inhalts) - und "intus" (für abweichende Dokumentationswerte) - Vermerke. Druckschriften, Broschüren, Publikationen u. ä., die in den Akten zum Vorschein kamen, sind dort nur belassen worden, wenn es zum inhaltlichen Verständnis der Akten notwendig war, ansonsten an die Bibliothek des Archivs abgegeben. Das gleiche gilt für Plakate, die für die Plakatsammlung zu entnehmen waren. In Aktenbänden gesammelten Zeitungsausschnitte wurden in den Bestand aus thematischen Gründen und wegen des Fehlens einer archivischen Zeitungsausschnittssammlung übernommen.

Für die innere Entwicklung der städtischen Kulturbehörde ist der 1964/65 geschaffenen Dualismus Kulturamt/Kulturdezernat maßgebend: originäre Akten des Kulturdezernats haben von da an den bestandsbildende Qualität, da sie in dessen Registratur erwachsen und geführt sind. Zu ihrem Verständnis kann der Bestand des Kulturamtes wesentlich beitragen. Während die Akten des Dezernats mehr kulturpolitische Inhalte zu kommentieren, spiegeln die Kulturamtsakten eher die von diesen Inhalten durchdrungene, "basisbezogene", alltägliche Kulturarbeit wider.

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

Die in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg im Neuaufbau befindliche Verwaltungsorganisation mit wechselnden Kompetenzen und eine auch zeitbedingt weiter gefasste Aufgabenstruktur der Kulturverwaltung gestalten die Grenzen zu anderen Verwaltungsbereichen in der Anfangsphase fließend. Um ergänzende Informationen zu erhalten, sind daher noch andere (korrespondierende) Bestände mit zu berücksichtigen (z. B. "Stadtverwaltung und Militärregierung", "Dezernat I - Büro des
Oberstadtdirektors"). Außerdem sind einige, ehemals mit der Kulturverwaltung verflochtene Geschäftsbereiche (Presse, Fremdenverkehr, Stadthalle) heute von dieser abgelöst und bilden eigenständig geführte Ämter (siehe Verwaltungsgeschichte), so dass ihre Überlieferung auf verschiedene Bestände aufgeteilt ist.

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Der Bestand wurde mit Hilfe des EDV-Archivprogramms "AIDA" erschlossen. Die Datensätze dieses Bestandes wurden im Mai 2015 von AIDA in die nunmehr verwendete Archivsoftware "Arcinsys" übertragen.