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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Pfarrarchiv Hannover/Gustav-Adolf

Laufzeit 

1955-2007

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte 

Mit der durch den Umbau des Hauptbahnhofs Hannover (1874-1879) notwendig gewordenen Verlegung der "Königlichen Eisenbahnwerktstätte" wurde auch der Anstoß zur Gründung der Siedlung Leinhausen gegeben. Die Königlich-preußische Eisenbahnverwaltung legte 1878 auf einem im Osten der Gemarkung Stöcken und nördlich der Wunstorfer Bahnlinie gelegenen, 63 Hektar großen Gelände eine neue "Eisenbahnwerkstätte" (Ausbesserungswerk) an. Das Gebiet gehörte ursprünglich kommunal überwiegend zu Herrenhausen und wurde nun zum "Gutsbezirk Leinhausen" erklärt, da die politischen Gemeinden Herrenhausen und Stöcken kein Interesse an der Eingliederung des Werkes und der damit geplanten Werkssiedlung hatten. Denn zugleich mit dem Werk entstand in der "Arbeiter-Colonie Leinhausen" für die gut 1000 vorgesehenen Beschäftigten eine 21 Hektar große Wohnsiedlung mit etwa 450 Wohnungen. Meist in Zweifamilienhäusern mit Stall und Garten.
1887 wurde der Bahnhaltepunkt Leinhausen geschaffen. 1893 erfolgte der Anschluss an den Straßenbahnverkehr. 1902 ging das zwischen Werk und Bahnhof gelegene Kraftwerk Herrenhausen in Betrieb.
Bis in die 1990er Jahre prägte das spätere Reichsbahn- und dann Bundesbahnausbesserungswerk den Stadtteil, der 1928 mit 1900 Einwohnern in die Stadt Hannover eingemeindet worden war. Nach schwerer Kriegszerstörung 1943/44 folgten ein langsamer Wiederaufbau und mit dem Rückgang der Aufgaben ab 1966 eine Phase mehrfacher Umstrukturierungen. Seit 1994 ist das "Werk Hannover-Leinhausen" mit Umbau und Reparatur von S-Bahnwagen beschäftigt.
Der Stadtteil Leinhausen erlebte Ende der 1950er Jahre eine tiefgreifende Umgestaltung. Im Rahmen einer Flächensanierung von 1959 bis 1965 entstand eine Mustersiedlung mit 1000 Wohnungen.
Dies sollte auch die kirchlichen Verhältnisse grundlegend ändern. Von der Gründung an hatte die "Arbeiter-Colonie Leinhausen" zur Ev.-luth. St. Marien-Kirchengemeinde Hainholz gehört. Seit 1894 fanden zunächst einmal im Monat, dann 14tägig Gottesdienste in

der Schule statt. Am 1. Juli 1907 wurden "die Bezirke von Herrenhausen und der Eisenbahnkolonie Leinhausen" aus der Kirchengemeinde Hainholz herausgelöst und in der Ev.-luth. Kirchengemeinde Herrenhausen zusammengefasst (vgl. Kirchl. Amtsblatt Jg. 1907, S. 63). So blieb es bis zum Jahre 1967. Bedingt durch das Bevölkerungswachstum mit der Mustersiedlung in Leinhausen wuchs auch wieder das Bestreben, eine eigene Kirchengemeinde ins Leben zu rufen. Am 30. Januar 1961 entstand ein Kirchbauverein.
Pastor Horst-Ewald Tegtmeyer, seit 1960 in der Kirchengemeinde Herrenhausen für den Westbezirk mit Leinhausen zuständig, trieb den Aufbau einer neuen Kirchengemeinde mit voran. Am 1. Januar 1967 wurde schließlich die Ev.-luth. Gustav-Adolf-Kirchengemeinde in Hannover-Leinhausen errichtet (vgl. Kirchl. Amtsblatt Jg. 1967, S. 15). Pastor Tegtmeyer wurde ihr erster Gemeindepfarrer. Der Bau der Kirche hatte schon vorher begonnen.
Nach Plänen der Architekten Prof. Fritz Eggeling (+ 2. März 1966) und Dipl. Ing. Haro Freiherr von Freytag-Loringhoven entstand in den folgenden Jahren das Gotteshaus mit Gemeinderäumen und Wohnungen für Pfarrer und Mitarbeiter. Die ungewöhnliche Dachform brachte dem Bauwerk bald den Spitznamen "Sprungschanze Gottes" ein. Am 2. Juni 1965 fand die Grundsteinlegung durch Landessuperintendent Eberhard Klügel statt.
Zwei Jahre später folgte die Einweihung des unteren Teils des Gemeindezentrums mit Gottesdienstraum und Taufkapelle am 2. Juni 1967 durch Landessuperintendent Johannes Schulze. 1969 nahm der Kindergarten den Betrieb auf. Am 2. Juni 1971 konnte die Kirche durch Landessuperintendent Rufus Flügge eingeweiht werden, wenn auch vieles im Bau noch nicht fertig war. Der Künstler Paul Ohnesorge (1915-1975) aus Berlin gestaltete das bronzene Portal, das Bronzekreuz und die Glasfenster in der Taufkapelle sowie das Altarkreuz in der Kirche.
Der Taufstein war Meisterstück des Steinmetzen Fritz Hapke. 1985 wurden in der Kirche zwei Glasfenster von Hubert Distler gestaltet. Er hatte 1980 den ersten Kunstpreis der bayerischen Landeskirche erhalten. 1997 folgte die künstlerische Gestaltung der Altarwand mit großflächigen Wandbehängen aus den Frauenwerkstätten der Stiftung "Christo Vivre" in Santiago de Chile zum Thema "Die sechs Taten der Barmherzigkeit".

Nach Pastor Horst-Ewald Tegtmeyer (1967-1975) waren vier weitere Geistliche in der Ev.-luth. Gustav-Adolf-Kirchengemeinde tätig: 1975-1987 Pastor Günther Trautmann, 1987-1997 Pastor Bernd C. Weisker, 1998-2003 Pastor Matthias Grießhammer und 1998-2007 Pastorin Sigrid Lampe-Densky.
In den Bereichen Kinder- und Jugendarbeit, Diakonie und Senioren sowie in der Kirchenmusik baute die Ev.-luth. Gustav-Adolf-Kirchengemeinde eine vielfältige Arbeit auf. Auch Kunstausstellungen gehörten dazu.
Mit dem starken Rückgang der Gemeindegliederzahlen in den 1990er Jahren musste sich die Gemeinde über ihre Zukunft Gedanken machen. Man entschied sich zunächst für die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft mit der Ev.-luth. Kirchengemeinde Hannover-Herrenhausen und der Ev.-luth. Zachäus-Kirchengemeinde in Hannover-Burg (vgl. Kirchl. Amtsblatt Jg. 1997, S. 88), die jedoch keine Dauerlösung bieten konnte.
Am 1. Januar 2006 wurden die Gustav-Adolf-Kirchengemeinde und die Kirchengemeinde in Hannover-Herrenhausen zur neuen "Ev.-luth. Kirchengemeinde Herrenhausen-Leinhausen in Hannover" zusammengelegt (s. Kirchl. Amtsblatt Jg. 2005, S. 256).
Damit stellte sich auch die Frage nach der künftigen Nutzung des Gustav-Adolf-Kirchenzentrums. Zu dieser Zeit war die Zahl der Gemeindeglieder in Leinhausen von über 4000 bei Gründung der Gustav-Adolf-Kirchengemeinde auf 1200 gesunken. Die zuständigen Gremien entschieden sich zum Verkauf des Kirchnenzentrums an die "Liberale Jüdische Gemeinde" in Hannover. Die Gustav-Adolf-Kirche sollte die erste evangelische Kirche sein, die in eine Synagoge umgewandelt wurde. Am 6. Mai 2007 feierte die Gemeinde ihren letzten Gottesdienst in Leinhausen und Landessuperintendentin Ingrid Spieckermann entwidmete dabei feierlich die Kirche.

An der EXPO 2000 in Hannover beteiligte sich die Ev.-luth. Gustav-Adolf-Kirchengemeinde mit dem Projekt "Die Fahrtrichtung stimmt". Vom 11. Juni bis zum 3. September 2000 waren in der Kirche Installationen, Fotos und Zeichnungen rund um die Eisenbahn, die fast 125 Jahre das Leben im Stadtteil bestimmt hat, zu sehen. Darunter war auch ein aus Originalmaterialien der Deutschen Bahn hergestelltes Gleis. Die Gemeinde knüpfte mit der Ausstellung an die Eisenbahngeschichte Leinhausens an und verband so unter dem Expo-Motto "Mensch-Natur-Technik" Arbeitswelt und Kirchenraum. Die Ausstellung fand großen Anklang.

Der Bestand des Pfarrarchivs spiegelt die relativ kurze Gemeindegeschichte von 40 Jahren wieder. Einen großen Umfang nehmen dabei etwa die Akten zum Bau der Gustav-Adolf-Kirche ein, der für die Gemeinde ein langwieriger Weg gewesen ist. Den Einfluss der Eisenbahn auch auf das Leben der Gemeinde zeigen u.a. die Akten der Schwesternstation bis in die 1950er Jahre, bei der die Bahn finanziell mit beteiligt war.
Der Bestand wurde am 19. September 2007 durch Depositalvertrag als Dauerleihgabe ins Landeskirchliche Archiv Hannover übernommen und trägt die Bestandssignatur "H 23".

Weiteres Material über die Geschichte der Gustav-Adolf-Kirchengemeinde findet sich in der Presseausschnittsammlung des Landeskirchlichen Archivs ( = LkAH S 9 Nr. 227 und LkAH S 9 Nr. 84) sowie im Bestand "L 5 d (Landessuperintendentur Hannover)". Außerdem enthält das Pfarrarchiv der Gustav-Adolf-Kirchengemeinde u. a. Erinnerungen an die Gründung der Gemeinde von Pastor Tegtmeyer und eine zusammengefasste Gemeindechronik des Kirchenvorstehers und Archivpflegers Paul Neu (vgl. LKAH H 7 Nr. 7).

Literatur 

Ev.-luth. Stadtkirchenverband Hannover (Herausgeber), Einbliche 1902-2002.Ev.-luth. Stadtkirchenverband Hannover, Hannover 2002;
Hans-Heinrich Kirchhoff, Chronologie der evangelisch-lutherischen Gustav Adolf Kirchengemeinde in Hannover Leinhausen, Hannover 2007;
Kirchengemeinde Herrenhausen-Leinhausen (Herausgeber), 100 Jahre Herrenhäuser Kirche - Kirche mit Vergangenheit, Gemeinde mit Zukunft; Hannover 2006;
Wolfgang Puschmann (Herausgeber), Hannovers Kirchen.140 Kirchen in Stadt und Umland, Hannover 2005

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

8,0

Benutzung 

Alle unter der Gliederung "Kirchenbücher" aufgeführten Unterlagen sind für die Benutzung gesperrt.

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Abgeschlossen: ja

vollständig verzeichnet