LkAH A 12d

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Generalsuperintendentur Aurich

Laufzeit 

1574-1936

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte 

Da die ostfriesischen Grafen ein landesherrliches Kirchenregiment nicht durchsetzen konnten, war die Reformationszeit in Ostfriesland von einer Vielfalt konkurrierender Richtungen geprägt, in die keine einheitliche Linie gebracht werden konnte. Auch der 1542 zum Superintendent der noch ungeteilten evangelischen Kirche berufene Johannes a Lasco schaffte es nicht, das breite Spektrum zu einen und die schon angelegte Konfessionalisierung in eine lutherische und eine reformierte Richtung zu verhindern, die spätestens mit Abschluss der Emder Konkordate 1599 vollzogen war. Auch die Konkordate beschränkten die vom Landesherrn ausgeübte Kirchenleitung auf ein Minimum. Dazu konnten weder ein vorgesehenes paritätisch besetztes Konsistorium noch eine für beide Konfessionen geltende Kirchenordnung verwirklicht werden, so dass Predigerkonferenzen zum Teil die kirchenleitenden Aufgaben übernahmen. Während diese Aufgaben auf reformierter Seite bis 1799 weitgehend beim "Coetus" blieben, fielen sie auf lutherischer Seite an das 1643 eingerichtete lutherische Konsistorium in Aurich. Auch in preußischer, hannoverscher und wiederum in preußischer Zeit wurde das nunmehr praktizierte landesherrliche Kirchenregiment durch das Konsistorium ausgeübt, das bis 1924 bestand.
Der lutherische Generalsuperintendent war in dieser Behörde durch seine Mitgliedschaft als Konsistorialrat fest eingebunden. Mit dem 1626 berufenen Michael Walther führte erstmals ein Hofprediger auch den Titel eines Generalsuperintendenten und übte seit 1629 mit der Einführung von Visitationen in stärkerem Maße Leitungsfunktionen aus.
Die Akten der Generalsuperintendentur Aurich gewähren Einblicke in diese vielfältigen Aufgaben und Kompetenzen. Der Bestand gibt zudem einen guten Überblick über die ostfriesische Kirchengeschichte bis 1933, er streift wichtige Etappen hannoverscher Kirchengeschichte (z. B. die Bildung des Landeskonsistoriums), er gibt Einblicke in

ostfriesische Regional- und Sozialgeschichte und er zeichnet ein abgerundetes Bild vom schwierigen Verhältnis zwischen Kirche und Staat in der Zeit von 1918 bis 1933.
Neben den seit 1629 geführten Generalprotokollbüchern, den ältesten und wertvollsten Archivalien, besteht der Bestand vor allem aus den Akten der Generalsuperintendenten von Johann Peter Andreas Müller bis Wilhelm Schomerus.
Diese spät einsetzende Aktenüberlieferung kann als ein Indiz dafür gelten, dass der lutherische Generalsuperintendent erst mit der Führung eigener Akten begonnen hatte, nachdem 1799 sein reformierter Amtskollege fest in das Konsistorium eingebunden worden war - damit konnten auch die reformierten Gemeinden stärker in die landesherrliche Kirchenleitung einbezogen werden -, so dass in der Aufgabenverteilung zwischen den beiden Generalsuperintendenten eine stärkere konfessionelle Abgrenzung vollzogen werden musste.
Schomerus, mit dessen Pensionierung 1933 die Institution "Generalsuperintendent" endete, war als solcher auch zuständig für die Kirchenkreise Badbergen, Bramsche, Buer, Diepholz, Georgsmarienhütte, Meppen, Osnabrück und Sulingen, die von 1925 bis zur Bildung der Landessuperintendenturen 1936 zur Generaldiözese Aurich gehörten.

Verwandte und ergänzende Bestände: Die "Ostfriesland-Akten" des Landeskirchlichen Archivs Hannover sind nachgewiesen in der Beständeübersicht "Ostfriesland im Landeskirchlichen Archiv", bearbeitet von Hans Otte und Jörg Rohde, 2 Bde., Hannover 1998

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

12

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Der Archivbestand ist teilweise digitalisiert:
In einem besonderen Projekt hat das Landeskirchliche Archiv Hannover 2022 den vollständigen Sammelbestand „A 9“ und parallele Aktenüberlieferungen aus den Generalsuperintendenturen (vgl. A 12d, A 12d, A 12e, A 12f und A 12g) digitalisiert, um die insgesamt 3112 Visitationsakten online frei zugänglich zu machen. Entstanden sind 812.128 Digitalisate, die hier und in den genannten "A 12"-Beständen recherchierbar sowie auch über die Deutsche Digitale Bibliothek und das Archivportal-D zugänglich sind.
Dieses erste serielle Digitalisierungsprojekt im Landeskirchlichen Archiv Hannover wurde möglich durch eine großzügige Förderung im Rahmen des Förderprogramms „WissensWandel“ des Deutschen Bibliotheksverbandes (dbv), das Bibliotheken und Archive dabei unterstützt, ihre vielfältigen Kultur- und Bildungsangebote digital weiterzuentwickeln. Das Förderprogramm ist Teil des von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien initiierten Rettungs- und Zukunftsprogramms NEUSTART KULTUR, das gezielt auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie reagiert.

vollständig verzeichnet