ARH Dep. NRÜ TW

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Torfverwertung Poggenmoor Eduard Dyckerhoff

Laufzeit 

1900 - 1990

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Der Ingenieur Dr. Eduard Dyckerhoff (* 03.05.1878, + 09.06.1948), ein Enkel des Gründers der Dyckerhoff-Portland-Zementwerke Wiesbaden Wilhelm Gustav Dyckerhoff, übernahm 1906 die Torfstreufabrik von Oscar Joch im Toten Moor bei Neustadt auf dem Gebiet der Neustädter Hütte. Am 21.01.1908 gründete er die Firma „Torfverwertung 'Poggenmoor' Eduard Dyckerhoff GmbH“. Vom Preußischen Staat kaufte er eine große Fläche Moorland zur Abtorfung und späteren Kultivierung. Im August 1911 brannte die Torffabrik ab.

Eduard Dyckerhoff (wohnhaft im Schloss Blumenau) errichtete in Poggenhagen an der Bahnstrecke Hannover-Bremen ein neues Werk unter gleichem Namen. Die getrockneten Torfsoden wurden mit Feldbahnen bis zu einer Seilbahnstation gebracht. Von hier erfolgte der Transport über eine 6 Kilometer lange Seilbahnstrecke zur Fabrik in Poggenhagen. Die Seilbahn war bis 1951 in Betrieb. Die Torfsoden verarbeitete man in der Fabrik zu Torfstreu und Torfmull. Die Produkte wurden zeitweise auch erfolgreich in die USA verkauft.

Zum Ausbau des Geschäfts mit Torf gründete Eduard Dyckerhoff am 22.07.1914 die „Torfoleumwerke GmbH“, ebenfalls am Standort Poggenhagen. Hier wurde die Verwendung des Rohstoffs Torf für neue Produkte erprobt. Erstmals wurden hier auch Torfplatten für Bauzwecke hergestellt. Während des 1. Weltkriegs ging der Export der Torfprodukte stark zurück.

1921 erweiterte man die Produktpalette durch die Herstellung von Torffaser-Schmierkissen für Eisenbahn-Achslager (Frika, Gesellschaft für technische Industrie m. b . H., Poggenhagen), ab 1925 wurden Leichtbauplatten hergestellt.

Eine Erbengemeinschaft übernahm nach dem Tod Eduard Dyckerhoffs 1948 die Betriebe „Torfverwertung Poggenmoor“ und „Torfoleum“. Da in den Nachkriegsjahren Heizkohle rar war, verlängerte das Landesforstamt den ursprünglich 60 Jahre gültigen Nutzungsvertrag für die Moorflächen der Firma Dyckerhoff auf 110 Jahre. 1953 wurden die Firmen der Erbengemeinschaft E. Dyckerhoff in der Eduard Dyckerhoff GmbH zusammengefasst.

Ab 1968 verlegte sich die Firma ganz auf die Produktion von Styropor-Formteilen. Anfang der achtziger Jahre verkaufte die Eduard Dyckerhoff GmbH die Abtorfrechte und Moorflächen der Torfverwertung Poggenmoor an die ASB-Erdenwerke. Die Styroporherstellung übernahm die Heidelberger Zement AG.

Bestandsgeschichte 

Im Sommer 1982 informierte ein Mitarbeiter der Dyckerhoff GmbH den damaligen Leiter des Torfmuseums im Schloss Landestrost Dr. Siegfried Schneider über die Räumung des Aktenbodens im Verwaltungsgebäude der Firma in Poggenhagen. Dr. Schneider und die Unterzeichnerin sichteten die dort verbliebenen Altakten, Fotos und Werbematerialien der Firmen „Torfverwertung Poggenmoor“ und „Torfoleum“ (AZ: 47.21.02). Die Akten sind im vorliegenden Findbuch verzeichnet, Fotos und Werbematerial gingen in die damalige Sammlung des Torfmuseums über.

Die Akten enthalten Aussagen zur Gründung und Weiterentwicklung der beiden Firmen, über ihre Produkte, über die Personalpolitik, insbesondere Beschäftigung von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern während des 2. Weltkrieges und über Lohnangelegenheiten der Firma „Torfverwertung Poggenmoor“ in den 1950er Jahren. Die Karten und Pläne wurden im Teilbestand ARH, Dep. NRÜ K verzeichnet.

Neustadt a. Rbge., im Mai 2002
gez. Roswita Kattmann

Zwei Kartons und eine Mappe mit unverzeichneten Unterlagen (Akten und Karten) wurden vom Unterzeichneten durchgesehen und verzeichnet. Die Karten mit einem Format DIN A 4 bzw. Folio wurden hier (Dep. NRÜ TW), Karten mit einem größeren Format in der Kartensammlung verzeichnet (Dep. NRÜ K).

Neustadt a. Rbge., im Oktober 2013
gez. Dr. Hubert Höing

Nachdem die Auflösung des Torfmuseums beschlossen worden war, wurden die Fotos, die seinerzeit ins Torfmuseum gelangt waren, vom Archiv übernommmen und in den vorliegenden Bestand eingearbeitet (Die ältesten Fotos sind großenteils veröffentlicht in: Günther Haase: Die Torfstreu in der Landwirtschaft und ihre Bedeutung in der jetzigen Kriegszeit. In: Illustrierte Landwirtschaftliche Zeitung 34. Jg., Nr. 79, 1914; und in: Hermann Löns: Poggenmoor. In: Tageblatt der Siebenundzwanzigsten Wanderausstellung in Hannover vom 18. bis 23. Juni 1914).

Neustadt a. Rbge., im Juli 2014
gez. Dr. Hubert Höing

Beim Aufräumen des Nachlasses ihres Mannes Wilhelm Bührmann stieß Inge Bührmann aus Hagenburg auf Unterlagen, die aus seiner langjährigen Tätigkeit als technischer Betriebsleiter der Poggenhagener Firma Ed. Dyckerhoff GmbH stammten. Es handelt sich um dienstliche Akten, Pläne und Zeichnungen, die er bei seinem Ausscheiden aus dem Betrieb im Jahr 2003 mitgenommen habe, weil sich angeblich sowieso niemand dafür interessierte. Frau Bührmann übergab die Unterlagen dem Archiv bedingungslos und ohne Einschränkung. Die Archivalien wurden unter Acc. 2021/12 vereinnahmt und - der eigentlichen Herkunft entsprechend - unter Dep. NRÜ TW Nr. 68 ff. bzw. Dep. NRÜ K Nr. verzeichnet.

Neustadt a. Rbge., im Oktober 2021

Literatur 

- Günther Haase-Berlin: Die Torfstreu in der Landwirtschaft. In: Illustrierte Landwirtschaftliche Zeitung 34. Jgg, Nr. 79 vom 3.10.1914.
- Ed. Dyckerhoff GmbH [Hrsg.]: 80 Jahre Ed. Dyckerhoff GmbH. 125 Jahre Dyckerhoff AG. Neustadt, 1989.
- Brieden, Hubert [u. a.]: Menschen im Toten Moor. Neustadt, 2001.
- „Dyckerhoff, Eduard Eugen“, in: Hessische Biografie (Stand: 15.4.2021)

Findmittel 

Der Bestand ist vollständig per EDV erschlossen und online recherchierbar.

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

1,5

Bearbeiter 

- RKat (2002)
- Hö (2013-2021)
- Lukas Koch (2016)

Benutzung 

- Niedersächsisches Archivgesetz (NArchG).
- Nutzungsordnung für das Archiv der Region Hannover.

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Es ist zu zitieren: ARH, Dep. NRÜ TW Nr. ...