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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Sammlung von Zeitungsausschnitten zur neueren Geschichte des Landes Braunschweig

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Umfang: 41,5 lfdm
Diese auf die brsg. Landes- u. Zeitgeschichte bezogene Slg ist von O. Könnecke u. P. Zimmermann in der 2. H. 19. Jh. angelegt u. bis 1927 systematisch fortgeführt worden. Gliederung in 76 Sachgruppen nach Schlagwortalphabet.

Beschreibung 

Nach Paul Zimmermanns Aussage (36 Alt 81 vom 28.06.19223) ist der vorliegende Bestand die älteste Zeitungsausschnittssammlung im Deutschen Reich. Wahrscheinlich trifft das zu (s. u. Literaturverzeichnis: Rogalla v. Bieberstein, S. 61; Der Archivar, 14. Jg., 1961, Sp. 230f; ebd. 8 Jg., 1955, Sp. 206).

Bei den großen New Yorker Zeitungen gab es bereits seit 1860 Presseausschnittssammlungen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ergänzten die Zentralbehörden des Reiches und der Bundesstaaten ihre Sachakten z. T. mit Zeitungsausschnitten. Nach Zimmermanns Vorbild sammelten dann Archive, Museen und Bibliotheken Zeitungsausschnitte (s. v. Bieberstein, S. 61). Archivterminologisch stellen Zeitungsausschnittsammlungen keine unmittelbare Quelle dar, sondern sind eine aufbereitete Quelle, eine Art modernes Urkundenbuch (ebd. S. 66). Die von Paul Zimmermann für diesen vorliegenden Bestand gebrauchte Bezeichnung "Zeitungsarchiv" ist irreführend, da es sich um sekundäres Quellengut handelt (s. H. O. Meisner: Archivalienkunde vom 16 Jh. bis 1918, Leipzig 1969, S. 87ff über Zeitungssammlungen).

Diese Zeitungsausschnittssammlung verdankt ihre Entstehung den allgemeinen Sammelintentionen Paul Zimmermanns. In seinem bekannten Vortrag von 1911 empfiehlt er ausdrücklich auch das Sammeln von Zeitungsausschnitten (s. u. S. 474). Er selbst sammelte, wie er 1903 erklärte, "seit ein paar Jahrzehnten" Zeitungsausschnitte (12 Neu 13 Nr. 38001). Gesammelt wurde alles für die Geschichte des Herzogtums "im weitesten Sinne des Wortes" Wichtige, wie Herzöge, Beamte, Topographie, Kunstgeschichte, Kirche und Schule, Behörden etc. Nicht nur aktuelle, sondern auch alte Zeitungen schlachtete er solcherart aus: z.B. um 1903 aus dem Nachlaß des Berghauptmanns von Strombeck die ältesten Jahrgänge des Braunschweiger Tageblatts sowie Reichszeitungen. Die Ausschnitte wurden aufgeklept, mit Stichworten versehen und systematisch gegliedert, welche Arbeiten Zimmermann lange ebenfalls selbst ausführte, bis er allein damit nicht mehr fertig wurde. Zu unbekannter Zeit hat Zimmermann dann den im Gefängnis in Wolfenbüttel einsitzenden Hofstaatssekretär Otto Könnecke (1858 - 1917), seit 1892 dienstentlassen) auf seine Anregung und Leitung hin Zeitungsausschnitte sammeln lassen. Mindestens seit 1901 aber ist Könnecke dauernd für die Ausschnittssammlung des Landeshauptarchivs tätig (249 N Korrespondenz mit Könnecke) . Damit begann das "Zeitungsarchiv". Über dieses "Zeitungsarchiv" berichtet auch Voges in seiner Zimmermann-Biographie (H. Voges: Paul Zimmermann (in: Niedersächsische Lebensbilder, Bd. 1, 1939, S. 443). Im Jahre 1904 "Welfenhaus" vorläuffig, 1908 die Abteilung "Kirchen und Kirchhöfe endgültig fertig (249 N).

Könnecke starb am 02.12. 1917 und hinterließ in seiner Wohnung in Braunschweig ein wüstes, ungeordnetes, "Getüm von Kästen, Mappen, Papierschnitzeln usw." (s. Hoffmann in : Staatszeitung vom 25.01.1927). Danach hat die seit dem 01.11.1917 im Landeshauptarchiv angestellte Bibliothekssekretärin Susanne Hoffmann Ordnung hineingebracht, zunächst 121 Gruppen gebildet und damit die Ordnung in etwa hergestellt, die Könnecke vorgeschwebt hatte. Im Dezember 1923 plante Zimmermann mit Frl. Hoffmann, das Ganze in Anlehnung an die Systematik der Handbibliothek zu ordnen.

Die Dienstbibliothek des Landeshauptarchivs ist erst seit etwa 1833 erwachsen (s. o. g. Vortrag Zimmermanns S. 473). Ihr Ordnungsgedanke war ursprünglich vielleicht ein erst später ausgebautes Sachgruppenalphabet von A - B (= Archiv und Bibliothekswesen) bis U - V (= Verwaltung und Varia). Jedenfalls ist eine logische Abfolge in den 24 Großgruppen (A - Z) und ihren Untergruppen kaum erkennbar: Aufeinander folgen nachstehende Sachbereiche: Hilfswissenschaften, Quellen und Darstellungen, Personen (Fürsten, Adel, Privatpersonen), Topographie, Verwaltungszweige, Varia, Staaten, Allg. Nachschlagewerke. Die Gruppen A - K sind offenbar in Anlehnung an die Gliederung des Dahlmann-Waitz gebildet (vgl. P. Zimmermann in: Braunschw. Magazin 1909, S. 32 ff).

Dieses befremdliche System zur Grundlage des "Zeitungsarchivs" zu machen war natürlich denkbar unzweckmäßig, was der Minister Jasper am 13.04. 1924 ausdrücklich bemängelte (12 A Neu 13 Nr. 37970). Fertig geordnet waren bei Zimmermanns Ausschneiden aus dem Amt nur die Zeitungsarchiv-Abteilungen Fürstenhaus, Regierung und Landtag, politische Parteien. Bei den beiden anderen großen Komplexen "Biographien" sowie "Landes- und Ortskunde" waren die Ordnungsarbeiten Ende 1923 begonnen worden, ebenso bei den kleineren Abteilungen (Verwaltung, Kultur). Aber am Ende von Zimmermanns Dienstlaufbahn stauten sich bereits die unbearbeiteten "Restanten".

Im Januar 1924 berichtete der neuernannte Archivdirektor Voges über das Zeitungsarchiv. Die täglich gesammelten Ausschnitte wurden in Sammelkästen vorgeordnet, danach entgültig geordnet und in der Landesstrafanstalt aufgeklebt. Danach führt Voges die damalige Gliederung in 120 Sachgruppen auf und erläutert dieselben. Diese "Sachlogik" stellt sich folgendermaßen dar: Landesregierung, Ortschaften, Biographien, Fürstenhaus; darauf folgen 110 Gruppen nach Schlagwortalphabet von Adreßbuch bis "Zigeuner". Voges schlägt nun vor, das Zeitungsarchiv unabhängig vom System der Dienstbibliothek nach einem von ihm entworfenen wiederum ziemlich unklaren Gliederungsprinzip zu ordnen. An Restanten nennt Voges eine Masse von Könnecke gefertigter Ausschnitte sowie Haufen von Zeitungen, die aus Nachlässen stammen.

Seit 1927 wurden auch Zeitungsausschnitte aus dem Presseamt des Staatsministeriums nach Übersendung in das Zeitungsarchiv eingearbeitet (vgl. auch 12 Neu 13 Nr. 37753). Im Bestand 2 Z finden sich ältere Zeitungsausschnitte des Presseamts (mit Vermerken der Minister etc.).

Am 15.01.1927 reichte Frl. Hoffmann beim Staatsministerium eine Gliederungsübersicht ein, die aber noch im Fluss war. Es war die 5. Reduzierung der ursprünglichen Ordnung. Voges bemerkte dazu, die Praxis hätte ergeben, dass die gewählte alphabetische Ordnung besser sei als eine nicht durchzuführende systematische. Aus den Ausführungen von S. Hoffmann geht hervor, dass sie mit der Erstellung einer Gliederung überfordert war. Dieselbe Erkenntnis gewinnt man aus ihrem fast gleichzeitigen verschwommenen Artikel "Das Zeitungsarchiv in Wolfenbüttel" in der Braunschweiger Staatszeitung vom 25. Januar 1927 (Nr. 20). Auch ist der wirkliche Stand der Ordnungsarbeiten an der Sammlung aus ihrem Bericht vom 15.01.1927 kaum zu erkennen (12 Neu 13 Nr. 37970).

Im August 1927 entwarf Dr. Voges "Richtlinien für das Zeitungsarchiv" mit einer Gliederung: zuerst 10 Sachgruppen "Staat", "Fürstenhaus", "Orte", "Biographien" und danach 55 buntgemischte Sachgruppen nach Stichtwortalphabet. Diese Gliederung entspricht weitgehend derjenigen des vorliegenden Findbuchs.

Im März 1930 plädiert das Staatsministerium für die Einstellung des Zeitungsausschnittsammelns, was Dr. Voges vom "archivalischen" Gesichtspunkt aus für untunlich hält. Ist doch in seinen Augen auch das Landeshauptarchiv eine "Sammlung" von Akten und Schriftstücken (vgl. Bericht vom 30.01.1935 in : 12 Neu 13 Nr. 18651). Er erklärt, dass die Sammlung von 1917 - 1927 umfassend, danach nur eingeschränkt mit Hilfskräften gepflegt worden sei.

Am 17.02.1933 verfügte das Staatsministerium dann, dass der Zeitungsausschnittsdienst in demselben am 01.04.1933 eingestellt wird. Aber schon um 1929/1930 hatte die Arbeit am "Zeitungsarchiv" im Landeshauptarchiv bereits aufgehört. Im Jahre 1938/39 war der Bestand schon nicht mehr benutzbar. Man war sich damals im Landeshauptarchiv darüber klar, dass das Ganze ein großangelegter Torso war, der viele Kosten verursacht hatte. Sehr viele aufgeklebte Zeitungsausschnitte befinden sich übrigens außerdem noch im Bestand 30 Slg (insbesondere Abteilungen "Fürsten", "Ortschaften".) Wie sie sich zum Bestand 2 Z verhalten, ist unbekannt. Die Unsinnigkeit eines derart exzessiven Zeitungsausschnittsammelns sowie das mangelhafte Ordnungssystem zeigt sich sehr deutlich in der Gruppe 46 "Justiz" (Nr. 587 - 592): Nr. 591 enthält schlechthin ganz ungeordnete "Varia", die eigentlich größtenteils in den anderen Faszikeln der Gruppe 46 untergebracht werden sollten. Den Hauptanteil dieser Bestandsgruppe 46 machen einzelne Prozesse aus"!

Die um 1930 liegengebliebenen Restanten im Umfang von rd. 6 lfdm. wurden 1981 von Herrn Kählert geordnet. Sie entstammen zum großen Teil Zeitungen der Jahre (1927) 1929 - 1932. Eine Einarbeitung in die vorhandene Gliederung wäre zu zeitaufwendig gewesen; deshalb wurden sie als Teil B an den bisherigen Bestand angehängt.

Wolfenbüttel, August 1982
D. Lent


Im Jahr 2023 wurde das Findbuch 2 Z in das Archivprogramm "Arcinsys" durch Herrn Sven Wagner übertragen. Die Titel von Teil A wurden größtenteils übernommen und gegebenenfalls mit Enthält-Vermerk ergänzt. Bei den meisten Verzeichnungen war keine Laufzeit angegeben und wurde nachgetragen. Der Umfang war oftmals 1 Karton = 1 Signatur. Um eine optimale Verpackung zu gewährleisten, wurden diese Nummern mit Schrägstrichnummern (/1, /2 usw.) geteilt.

Bei den Restanten die 1981 als Teil B an den Bestand angehängt wurden, handelte es sich um 19 Sachgruppen in denen keine chronologische oder sachliche Ordnung vorgenommen wurde. Hinter einer "Verzeichnung" (z.B. "II. Justiz") verbargen sich bis zu 13 Archivkartons, so dass eine Benutzung schwer möglich war. Um eine Benutzung zu ermöglichen wurde dieser Teil, meistens chronologisch, sortiert, soweit möglich mit neuen Titeln versehen und mit neuen Signaturnummern (Nr. 753-1107) verzeichnet.

Literatur 

Vorwort zum Findbuch Z (8-120): Literatur über das braunschweigische Zeitungswesen aufgeführt.

Vorwort zum Findbuch 30 Slg: Literatur zum Thema "Zeitgeschichtliche Sammlungen"

J. Rogalla v. Bieberstein:
Archiv, Bibliothek u. Museum als Dokumentationsbereiche usw. (München 1975) S. 44ff. Zeitgeschichtliche Sammlungen, S. 57-67 "Zeitungsauschnittsammlungen" (Geschichte derselben, Quellentypusprobleme, Literatur zum Thema).

G. Hagelweide (Hrg.):
Zeitung und Bibliothek. Ein Wegweiser zu Sammlungen und Literatur (Pullach 1974).

J. Buder:
Die Inhaltserschließung von Zeitungen. Eine internationale Übersicht über Zeitungsindices und Zeitungsinhaltsbibliographien (Berlin 1978)

Paul Zimmermann:
Was sollen Archive sammeln? (In: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine 59, 1911, Sp. 465 - 477).

D. Lent:
Zeitungen in Archiven. Dargestellt aus der Sicht des Staatsarchivs in Wolfenbüttel. (In: Wolfenbütteler Notizen zur Buchgeschichte, Jg. 5, Heft 1, April 1980, S. 142 - 148) .

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

2 Z - 7 Z
30 Slg, 27 Slg
299 N, 250 N, 198 N, 241 N
19 A Neu Fb. 1 Nr. 32

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

41,5

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Liste der Zeitungen, aus denen die Ausschnittte in Teil B stammen (ca. 1929 - 1932)
Amtsblatt Königslutter; Berliner Börsen-Courier; Blankenburger Kreisblatt; Braunschweiger Allgemeiner Anzeiger; Braunschweiger Landeszeitung; Braunschweiger Neueste Nachrichten; Der Bote, Vorsfelde; Die junge Nation (1x); Gandersheimer Kreisblatt; Harzburger Zeitung; Harzer Echo; Helmstedter Kreisblatt; Junge Nation (Stahlhelmzeitung); Kölnische Zeitung (1x); Neue Arbeiter-Zeitung; Niedersächsische Tageszeitung; Niedersächsischer Beobachter; Oberweser Volkszeitung; Schöninger Anzeiger; Seesener Beobachter; Staatszeitung; Täglicher Anzeiger, Holzminden; Tagespost Helmstedt; Völkischer Beobachter; Volksfreund Braunschweig; Vorwärts; Wolfenbütteler Zeitung