NLA WO 33 Alt

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Kommunion-Unterharzisches Bergamt Goslar

Laufzeit 

1527-1809

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Umfang: 18,2 lfdm
Inhalt: u.a. Verwaltung; Bergamtsprotokolle; Bestallungen u. Instruktionen; Zehntwesen; Steuern u. Zölle; Grenz- u. Grundstücksfragen; Bergwerksbetrieb; Bau u. Instandhaltung von Hüttenwerken; Betriebsmaterialien; Hüttenbetrieb; Schmelzproben u. Verhüttungsversuche.

Bestandsgeschichte 

Behördengeschichte:

Das Unterharzische Kommunion Bergamt Goslar, im folgenden nur als Kommunion Bergamt Goslar bezeichnet, wurde im Anschluß an den Erbteilungsvertrag vom 14.12.1635 eingerichtet. Dieser Vertrag zwischen den 7 erbberechtigten Herzögen des ohne männliche Nachkommen verstorbenen Herzogs Friedrich Ulrich war die Geburtsstunde des sogenannten Kommunion-Harzes, indem nämlich der Bergbau und das Hüttenwesen im vormals einseitigen wolfenbüttelschen Harz ungeteilt blieben und gemeinschaftlich verwaltet wurden. Vorläufer des Kommunion Bergamts war das 1552 durch Herzog Heinrich den Jüngeren installierte fürstlich wolfenbüttelsche Bergamt zu Goslar, das unter der Leitung eines Zehntners stand. Anfangs wurde die Behörde jedoch nicht als Bergamt Goslar bezeichnet, vielmehr richteten sich Anschreiben etc. an "Zehntner, Geschworene und übrige Bediente des rammelsbergischen Bergwerks". Hiermit kommt bereits ein Hauptschwerpunkt des Bergamts Goslar - auch in der Zeit der Kommunion - zum Ausdruck: der Bergbau am Rammelsberg bei Goslar. Dieser war nämlich ab 1552 durch den Riechenberger Vertrag unter die Kontrolle von Herzog Heinrich d.J. gelangt. Der Reichsstadt Goslar verblieben zwar noch einige Gruben und der städtische Vitriolhof, jedoch unterstanden auch diese im Prinzip der Betriebsführung durch das Bergamt Goslar und damit den wolfenbüttelschen Herzögen bzw. später der Kommunion. Dieser Umstand war über Jahrhunderte ein Anlaß zu Differenzen mit der Stadt Goslar, etwa wegen der Unrentabilität des goslarischen Grubenbaus und den Forderungen der Stadt nach Verlustausgleich oder auch den besonderen Rechten der Kommunion-Bedienten und der in Goslar wohnenden Berg- und Hüttenleute. Schließlich hatte doch die dem Fürstentum Wolfenbüttel bzw. von 1635/6 der Kommunion unterstehende Behörde "Bergamt Goslar" ihren Sitz im "Ausland", da Goslar als freie Reichsstadt

ansonsten territorial unabhängig war. In die Zuständigkeit des Bergamts Goslar fielen neben dem bereits erwähnten Bergbau am Rammelsberg einige weitere Bergbautätigkeiten am Unterharz (etwa am Herzberg südl. von Goslar), ferner die dortigen Hütten: u.a. Frau Sophien Hütte und Pottaschenhütte bei Langelsheim, Herzog Julius Hütte bei Astfeld, Frau Marien Saiger Hütte sowie die verpachteten Kupferhammer und Messinghütte bei Oker und das Salzwerk Julius Halle (Juliushall) bei Neustadt (=Harzburg). Hinzu kam die Aufsicht über die Unterharzischen Forsten.

Dieser Aufgabenbereich blieb auch nach der Einrichtung des Kommunion-Harzes im wesentlichen bestehen, bei den Forsten handelte es sich um folgende Kommunion-Forstbezirke: Harzburger Forst, Stollen-Forst, Astfelder Forst, Langelsheimer Forst und Seesische Forst. Daneben hatte das Bergamt aber auch die allgemeinen Tätigkeiten der Landesverwaltung für den Kommunion-Unterharz wahrzunehmen, also weitere fiskalische Angelegenheiten, Polizei- und Gerichtssachen. Für die übrigen Kommunion-Forstreviere sowie den Bergbau und das Hüttenwesen im vormals wolfenbüttelschen Oberharz war das Oberharzische Kommunion Bergamt in Zellerfeld zuständig. Beide Bergämter unterstanden den beiderseitigen Berghauptmannschaften, nämlich der hannoverschen in Clausthal und der
braunschweigisch-wolfenbüttelschen in Zellerfeld (Bem.: zur braunschweigischen Berghauptmannschaft siehe den Bestand 29 Alt!), welche wiederum den jeweiligen Kammern unterstanden. Während des Bestands der Kommunion war der Hildesheimer Rezeß von 1649 die wichtigste Grundlage zu deren Verwaltung. Die erste größere Änderung für das Kommunion Bergamt Goslar erfolgte durch den Kommunion-Teilungsrezeß vom 4.10.1788, wodurch die Kommunion für den Oberharz aufgelöst wurde, während der Kommunion-Unterharz weiterhin bestehen blieb. Der gesamte Oberharzer Bergbau wurde nun

hannoversch, lediglich die Gitteldische(n) Eisenhütte(n) samt der zugehörigen Eisensteingruben (am Iberg bei Grund, am Schweinsrücken sowie im Gegenthal) verblieben davon in Kommunion-Verwaltung und kamen aus der Zuständigkeit des Zellerfelder Bergamts in den Bereich des Kommunion Bergamts Goslar. Parallel dazu wurden die betreffenden Akten an das Bergamt Goslar übergeben (siehe dazu auch die Bemerkungen im Absatz "zur Benutzung"!). Bei der Gitteld. Eisenhütte handelte es sich nicht nur um einen einzigen Betrieb, vielmehr gehörten dazu die Teichhütte und Glüßhütte bei Gittelde, Oberhütte und Neue Hütte bei Badenhausen sowie die Eisenfaktorei, einziger Betrieb in Gittelde selbst. Bei den Aktentiteln wurde daher
öfters auch die Bezeichnung "Gitteldische Eisenhütten" benutzt. Eine einschneidende Veränderung hinsichtlich der Verwaltung erfolgte ab ca. 1806 durch die französische Besetzung. Übten zunächst noch die beiden Berghauptleute aus Clausthal bzw. Braunschweig unter dem Titel "Kommunion-Berghauptleute" die Aufsicht über das Kommunion Bergamt Goslar aus, so wurde das Bergamt Goslar nach Installierung des "Königreichs Westphalen" Mitte 1808 neben Clausthal, Zellerfeld, Andreasberg, Blankenburg und Karlshütte eines der Bergämter der neugeschaffenen Berghauptmannschaft der Harzdivision mit Sitz in Clausthal, welche wiederum der Generaldirektion der Berg- und Hüttenwerke in Kassel unterstand. Mit dem Ende der westphälischen Zeit (Dezember 1813) wurden auch die alten
Behördenstrukturen in Hannover und Braunschweig und damit auch die Unterharzer Kommunion wiederhergestellt.
Zur weiteren Geschichte des Bergamts Goslar sei aber auf das Vorwort des Bestandes 61 Neu verwiesen.

Zur Benutzung:

Der vorliegende Bestand wurde 1992 völlig neu verzeichnet, da das bisherige Findbuch lediglich auf einer Überarbeitung eines Abgabeverzeichnisses der Unterharzer Berg- und

Hüttenwerke zu Oker beruhte. Hinzu kamen einige Akten aus dem Teilbestand "33 Alt unverzeichnet" sowie ca. 200 Akten aus "59 Neu unverzeichnet". Weitere ca. 60 Akten wurden dem Bestand 31 Alt Gr. 2 "Eisenhütte Gittelde" entnommen, da sie provenienzmäßig zum Bergamt Goslar gehörten. Herausgenommen wurden Akten mit Laufzeiten nach 1807, die entweder in den Bestand 16 W oder (nach 1813) in den neugeschaffenen Bestand 61 Neu kamen. In einigen Fällen wurden jedoch Akten mit Laufzeiten bis knapp über 1807 im Bestand 33 Alt belassen, wenn dies im Kontext des Gesamtbestandes sinnvoll erschien.

Durch die Neuverzeichnung wurden sämliche Aktentitel neu vergeben, um sie aussagekräftiger und dem heutigen Sprachgebrauch angepaßter zu machen. Mehrere Akten wurden zudem aufgeteilt, was an der der Altsignatur mittels Bindestrich angefügten Ordnungszahl zu erkennen ist. In der Regel stimmen Altsignatur und die neue, gültige Bestellsignatur somit nicht mehr überein, was ggf. bei Verwendung älterer Zitate zu beachten sein dürfte. Die entsprechende Konkordanz ist jedoch am Schluß des Findbuchs ersichtlich. Zu beachten ist ferner, daß die Schriftstücke in den Akten häufig nicht in der chronologischen Folge liegen, bei der Betrachtung definierter Zeitabschnitte eventuell doch die ganze Akte durchgesehen werden muß. Eine diesbezügliche Sortierung der Schriftstücke war aus Zeitgründen leider nicht möglich. Lose einliegende Karten sind stets entnommen, die Entnahme-
stellen durch Pappstreifen gekennzeichnet. Die neue Kartensignatur (K-Nummer) ist im "Enthält"-Feld des Aktentitels
vermerkt. Bei einer Reihe von Akten (betreffend Eisenhütte Gittelde nebst zugehörigen Eisensteingruben) besteht die Provenienz im Oberharzischen Kommunion Bergamt Zellerfeld. Es handelt sich dabei um Akten, die nach dem Kommunion-Teilungsrezeß von 1788 von diesem Bergamt an das Unterharzische Kommunion Bergamt

Goslar abgegeben wurden. Hier wurde dann das Zellerfelder Bergamt als "Teilprovenienz" vermerkt. Wurde die Akte
in Goslar nicht mehr weitergeführt, so wurde das Kommunion Bergamt Goslar im Feld "Vor-/Nachprovenienz" in Klammern gesetzt. Akten zum Betreff Gitteld. Eisenhütte, die erst nach 1788 begonnen wurden, weisen als Provenienz selbstverständlich nur das Bergamt Goslar auf. Zu einer Reihe von Themen sind Akten auf verschiedenen Behördenebenen vorhanden, etwa Kammer - Berghauptmannschaft - Bergamt Goslar. Es empfielt sich daher vordringlich eine Mitbetrachtung folgender Bestände:

- 04 Alt 17 "Kammer: Kommunion-Berg- und Hüttenwesen"
- 04 Alt 16 "Kammer: Kommunion-Forstwesen"
- 29 Alt "Berghauptmannschaft: Berg- und Hüttenwesen"
- 30 Alt "Berghauptmannschaft: Forstwesen"
- 31 Alt "Hütten am Unterharz"
- 16 W (noch im Aufbau)
- 61 Neu als Fortsetzung dieses Bestandes


Wolfenbüttel, im November 1992

Dipl.-Math. Michael Wehmann



Literatur:

Archiv des Histor. Vereins für Nds, NF, Jg. 1846, S. 144 ff.

Achenbach, A.: Die Verfassung des Communion-Harzes, in: Zeitschrift für Bergrecht, Nr.8, 1867,S.66ff

Bornhardt, W.: Die Entstehung des Rammelsberger Erzvorkommens, in: Archiv für Lagerstättenforschung Heft 68, Berlin 1939

Bornhardt, W.: Die Geschichte des Harzer Bergbaus, in: Görge-Spehr: Vaterländische Geschichten, Bd.2, Braunschweig 1927

Bornhardt, W.: Geschichte des Rammelsberger Bergbaus von seiner Aufnahme bis zur Neuzeit, in: Archiv für Lagerstättenforschung, Heft 52, Berlin 1931

Calvör, H.: Historische Nachricht von der Unter- und gesamten Ober-Harzischen Bergwerke erster Aufkunft, Braunschweig 1785

Dennert, H.: Bergbau und Hüttenwesen im Harz - vom 16.bis zum 19.Jahrhundert, dargestellt in Lebensbildern führender Persönlichkeiten, 2.Aufl., Clausthal-Zellerfeld 1986

Hoppe,

O.: Die Bergwerke, Aufbereitungsstätten, Hütten etc. des Ober- und Unterharzes, Clausthal 1833

Kerl, B.: Der Communion-Unterharz, Freiberg 1853

Kleinau, H.: Geschichtliches Ortsverzeichnis (GOV) des Landes Braunschweig, Bd.1 u. 2, Hildesheim 1967 u. 1968

Kleinau, H.: Übersicht über die Bestände des Nieders. Staatsarchivs in Wolfenbüttel, Teil 1, Göttingen 1963

Preussag(Hrsg): 1000 Jahre Rammelsberg, Goslar 1968

Riech, E. u.a.: Erzbergbau im Harz: Der Rammelsberg, Haltern 1987

Rosenhainer, F.:Die Geschichte des Unterharzer Hüttenwesens, in: Beiträge zur Geschichte der Stadt Goslar Heft 24, 1968

Spier, H.: Historischer Rammelsberg, Wieda/Hornburg 1988

Voigt, J.J.: Bergwerksstaat des Ober- und Unterharzes, Braunschweig 1771

ohne Verf.: Das Oberbergamt in Clausthal-Zellerfeld, Berlin

1965

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet