NLA ST Rep. 96 Buxtehude

  • Zugeordnete Objekte zeigen
  • Drucken
  • Verlinken
  • Versenden
  • Verbessern

Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Wasserbauinspektion Buxtehude (bis 1924)

Laufzeit 

1711-1937

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Akten verschiedener Vorgänger der Wasserbauinspektion Buxtehude u.a. über Fischerei-, Schiffahrts-, Hafen- und Mühlensachen, Pegel- und Wasserstandssachen, Wehre und Staustufen, Sturmfluten und Vorsorgemaßnahmen, Häfen und Landungsbrücken, Fähren, Uferbau- und Deichbausachen, Fahrwassermarkierungen, Ab- und Entwässerung sowie Schleusen, Siele und Wettern
Umfang: 15,4 lfdm
Findmittel: EDV-Findbuch 1996; Nachträge 2004

Bestandsgeschichte 

1. Zur Entstehung des Bestandes

Die Akten des Bestandes Rep. 96 Buxtehude stammen im wesentlichen aus drei Quellen. Einen Teil lieferte das Wasserwirtschaftsamt Stade (WWA, seit 1991: Staatliches Amt für Wasser und Abfall, eingegangen in mehreren Akzessionen seit Ende der 60er Jahre), einen anderen das als selbständige Dienststelle zugunsten der entsprechenden Hamburger Behörde 1978 aufgelöste Wasser- und Schiffahrtsamt Stade (in der Konkordanz 'alte Registratursignatur / Lfd. Nr' mit Zusatz 'WSA', eingegangen im Jahr 1982). Beide Ämter hatten diese Akten im Zuge der Auflösung der alten Wasserbauinspektionen in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg als Vorakten übernommen.

Die dritte Quelle bilden die Akten, die bereits in den zwanziger oder dreißiger Jahren an das damals auch für den Regierungsbezirk Stade zuständige Staatsarchiv Hannover abgegeben worden waren und dort einen Rumpfbestand Rep. 96 Buxtehude gebildet haben; dieser ist 1959/65 bei der Gründung des Staatsarchivs Stade nach hier überführt worden. Die nunmehr abgeschlossene Bildung des Gesamtbestandes Rep. 96 Wasserbauinspektion Buxtehude verfolgt das Ziel, die ursprüngliche Provenienz möglichst komplett wiederherzustellen, denn die Wasserbauinspektion Buxtehude war die gemeinsame Vorgängerbehörde der beiden eingangs genannten modernen Wasserbauämter für das Gebiet des Alten Landes.

Diese, sowohl das WWA Stade als auch das WSA Stade, standen am Ende einer von Uneinheitlichkeit und Vielschichtigkeit geprägten Geschichte des bremen-verdenschen Wasserbauwesens. Dessen Anfänge liegen mit den zum Hochwasserschutz notwendigen genossenschaftlichen Zusammenschlüssen der Bewohner am Beginn der mittelalterlichen Besiedlung. Die so entstandenen Verbände erfüllten über die administrative Organisation des Deichbaus und der damit zusammenhängenden Ab- und Entwässerung hinaus andere

Verwaltungsaufgaben (Deichverband als Gemeindeorgan und zunächst auch kirchenrechtliche Einheit). Die Unübersichtlichkeit der Entwicklung rührt einerseits von der geographischen Gemengelage von Domanial- und Privatbebesitz her, andererseits entstand sie durch zahlreiche Veränderungen in der inneren Struktur der staatlichen Stellen sowie in deren Aktenführung und -archivierung.

Die Entstehung der Wasserbaubehörden im Elbe-Weser-Raum und den Weg ihrer Akten hat B. Kappelhoff 1982 knapp dargestellt (1) und damit die fehlerhafte Verwaltungsgeschichte des Wasserbaus von E. Weise in seiner Beständeübersicht des Staatsarchivs (2) korrigiert. Die wichtigsten Stationen in der Geschichte der Wasserbauinspektion Buxtehude und bei der Entstehung des Bestandes 96 Buxtehude sowie der benachbarten Bestände 97 (WWA) und 98 (WSA) sind hier noch einmal zusammenzufassen.

Den alten Verwaltungseinheiten der in allen Wasserbausachen verantwortlichen Oberdeichgräfen der Provinzialregierung bzw. Landdrostei Stade wurde mit der 1823 gegründeten Generaldirektion des Wasserbaus in Hannover eine technische Oberbehörde übergeordnet, während sie selbst 1829 zu Wasserbaudirektoren ernannt wurden. In zwei Direktionen (Unterelbe und Unterweser) entstanden 1853/54 innerhalb des Landdrosteibezirks Stade zunächst insgesamt fünf Wasserbauinspektionen, darunter die in Buxtehude; 1864 folgte als sechste und letzte die in Verden. Für die Einteilung der Zuständigkeiten waren in erster Linie die von der Natur vorgegebenen Entwässerungsverhältnisse sowie die in den meisten Fällen darauf basierende Abgrenzung zwischen den einzelnen Deich- und Sielverbänden maßgebend. Für die Wasserbauinspektion Buxtehude ergab sich daraus eine Zuständigkeit für das Südufer der Elbe von der Grenze des Amtes Harburg bis nach Twielenfleth, für die Este und ihr Entwässerungsgebiet von der Grenze

zum Amt Moisburg bis zu ihrer Mündung in die Elbe, für die Aue, die in ihrem Unterlauf ab Horneburg Lühe heißt, samt dem von ihr entwässerten Gebiet in ihrer ganzen Länge, und schließlich für das Gebiet der 1. Meile des Alten Landes, soweit es zum Altländer Deich- und Schleusenverband gehörte; damit war die Schwinge selbst aus der Zuständigkeit der Buxtehuder Inspektion herausgenommen, aber für die Salztorsvorstadt von Stade sowie für Campe und Agathenburg die Zugehörigkeit zum Buxtehuder Amtsbezirk klargestellt.

Die damals neu eingerichteten Wasserbauinspektionen, die damit gemeinsam mit den Forstämtern zu den ältesten Spezialbehörden der unteren staatlichen Verwaltung im Königreich Hannover überhaupt gehörten, vereinigten die bei den Oberdeichgräfen erwachsenen Akten, die z.T. als umfangreiche Konvolute schlicht deren ehemaligen Handakten darstellten, weiter die Akten der Deichrichterschaften und alles Schriftgut, das bei verschiedenen Kommissionen, Gerichten oder bei einzelnen Verbänden angefallen war. Außerdem kamen aus den Ämtern die bei der Domanialverwaltung entstandenen Akten, soweit sie den Wasserbau berührten, hinzu, z.B. zu den herrschaftlichen Wassermühlen oder zur Moorkolonisation, weil die dazugehörigen Aufgaben jetzt von den neuen Spezialbehörden wahrgenommen wurden. Komplettiert wurden die Registraturen der Wasserbauinspektionen schließlich durch die bei der laufenden Arbeit seit 1853/54 entstehenden Akten.

Bis nach dem 1. Weltkrieg hatte diese Behördenorganisation grundsätzlich Bestand. Auch die daran zwischenzeitlich verschiedentlich vorgenommenen Variationen, die sich auf den Aktendeckeln, teilweise auch in den Aktentiteln widerspiegeln, änderten daran nichts (3). Die Wasserbauinspektionen blieben daher gegenüber den seit den 1870er Jahren sukzessive hinzutretenden Meliorationsämtern, geschaffen zur Erhöhung der

landwirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, grundsätzlich die gewichtigeren Behörden. Dies änderte sich erst, als seit 1920 die schiffbaren Flüsse und Kanäle von den Ländern auf das Reich übergingen und dieses daher in den folgenden Jahren eine Spezialverwaltung aufbauen mußte, die von den Wasserbauinspektionen die zum Aufgabenfeld Häfen, Schiffahrt etc. gehörenden Akten übernahm. Diese wurden dort aber meist nicht weitergeführt, sondern gingen lediglich als Vorakten in die neuen Registraturen ein. Im Bereich der Unterelbe war dies das Wasserbau-, später (Reichs)wasserstraßen- bzw. Wasser- und Schiffahrtsamt Stade (vgl. Archivbestand Rep. 98 Stade). In zwei Schritten wurden daraufhin im Frühjahr 1923 und Anfang 1924 die solchermaßen verkleinerten Wasserbauinspektionen Buxtehude und Neuhaus/Oste mit dem entsprechenden Rest der Wasserbauinspektion Stade und dem hiesigen Meliorationsbauamt zu einem sehr viel größeren, bis auf den Teil Häfen und Schiffahrt den gesamten Aufgabenkanon des Wasserbaus umfassenden Kulturbauamt, seit 1939 Wasserwirtschaftsamt Stade (als Archivbestand Rep. 97 Stade) zusammengelegt.

Im Rahmen der archivischen Neuordnung sind die bei der Wasserbauinspektion Buxtehude erwachsenen Akten, soweit sie bis 1923 oder bald danach geschlossen waren, aus den bislang lediglich auf Abgabelisten des Wasserwirtschafts- bzw. Wasser- und Schiffahrtsamtes Stade basierenden Reposituren 97 Stade und 98 Stade herausgenommen und in Rep. 96 Buxtehude "wiedervereinigt" worden. Hierbei wurden auch einige wenige Akten, die in der Wasserbauinspektion Harburg, bei der bis zur Neuordnung der Wasserbauverwaltung in den 1920er Jahren die Zuständigkeit für das Elbfahrwasser in diesem Bereich gelegen hatte, entstanden und beim Wasserstraßenamt Stade nicht fortgeführt worden sind, in die vorliegende Repositur eingeordnet. Die jüngeren Akten und damit die

Fortsetzung aller hier nachgewiesenen finden sich dagegen je nach Zuständigkeit und Aufgabe in Rep. 97 Stade (Wasserwirtschaftsamt) oder in Rep. 98 Stade (Wasser- und Schiffahrtsamt).


2. Zur Gliederung und zur Wasserbauthematik

Innerhalb der einzelnen Gliederungspunkte sind die Akten jeweils nach dem Beginn ihrer Laufzeit in chronologischer Folge sortiert. Nur die ortsalphabetische Ordnung, z.B. bei den Schleusensachen, folgt naturgemäß gemäß anderen Gesetzen. Dank der weitgefächerten Gliederung konnten der Orts-, aber auch der Sachindex erheblich entlastet werden, weil es vielfach genügt, auf den jeweiligen Gliederungspunkt zu verweisen.

Wegen der Vielschichtigkeit des Wasserbauwesens im Alten Land und zur Erleichterung der Benutzung muß die Gliederung einige historische Verwaltungszusammenhänge, die im Nachhinein kaum noch verständlich zu machen sind, ignorieren und die Akten nach heutigen Gesichtspunkten praxisorientiert zusammenstellen. Dies betrifft besonders den Domanialwasserbau, der vom Staatswasserbau allein der anderen Kasse wegen, aus der die Maßnahmen bezahlt wurden, getrennt war, eine Unterscheidung, die der in sich ja völlig einheitlichen Fachaufgabe nicht im geringsten angemessen war und deren Beibehaltung in einem Archivfindbuch daher nur Verwirrung stiften würde. Je nach ihrem Betreff sind folglich die Akten der Wasserbauverwaltung von Domanialbesitz den einzelnen Sachzusammenhängen untergeordnet und liegen nicht in einer Folge. Überwiegt aber der Gesichtspunkt der reinen Domanialverwaltung, dann sind sie unter Domanialwasserbau (= Punkt 2 der Gliederung) nachgewiesen.

In Abschnitt 10 wurden Ab- und Entwässerungssachen zusammengefaßt, die ihrem technischen Inhalt nach eigentlich zu unterscheiden sind (Abwässerung als Abführung des überflüssigen Oberflächenwassers, Entwässerung als wirkliche Trockenlegung,

d.h. Senkung des Grundwasserspiegels (4). Davon getrennt wurden lediglich diejenigen Entwässerungssachen, bei denen es ausschließlich um Moorkolonisation geht (= Punkt 11 der Gliederung: Moorsachen). Ferner wurde zwischen Schleusen und Sielen unterschieden, obwohl sie wasserbautechnisch dieselbe Aufgabe zu erfüllen haben, nämlich die Abführung des binnendeichs anfallenden Wassers durch den Deich hindurch in die Flüsse. Schleusen und Siele, diese mit einem, jene mit zwei Toren, üben eine elementare Ventilfunktion aus; wie der Deich das Kulturland vor z.B. dem Elbehochwasser schützen soll, so sorgen sie dafür, daß das bedeichte Land nicht von seinem 'eigenen', durch Niederschläge oder durch Grundwasser verursachten Wasser bedroht wird.


Anmerkungen
(1) Bernd Kappelhoff: Neuordnung der Aktenbestände der Wasserbauspezialbehörden im Staatsarchiv Stade. In: Archive in Niedersachsen, H. 5 (1982), S. 10-12.

(2) Erich Weise: Geschichte des Niedersächsischen Staatsarchivs in Stade nebst Übersicht seiner Bestände, Göttingen 1964 (= Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung, H. 18), S. 292 - 300.

(3) Besonders auffällig ist die vorübergehende Verwaltungszusammenfassung aller bautechnischen Zuständigkeiten in "Baukreisen" seit den 1860er Jahren, so daß Hoch-, Tief- und Wasserbau zeitweise zusammenfielen.

(4) Für die (historischen) wasserbaulichen Fachbegriffe vgl. G. S. Benzler: Lexikon der beym Deich- und Wasserbau (...) vorkommenden (...) Kunstwörter und Ausdrücke, 2 Bde., Leipzig 1792; zur Entwicklung des dortigen Deichwesens siehe Peter A. Oehr: Die Deichwirtschaft im Alten Lande, masch.-schr. Diss. o.O., o.J. (1922).




""""""

Das vorliegende Findbuch hat Herr Daniel Tilgner M.A., Hamburg, innerhalb eines Archivpraktikums im Frühsommer 1996 nach Anleitung des Unterzeichneten im

wesentlichen selbständig erarbeitet und fertiggestellt.

Stade, im August 1996 Dr. Bernd Kappelhoff



Im Sommer 2003 wurden die alten Findmittel und drei aus dem Bestand Rep. 96 Verden (Wasserbauinspektion Verden) ausgeschiedene Akten dem Bestand Rep. 96 Buxtehude hinzugefügt. Bei der Bearbeitung des Bestandes Rep. 98 Stade (Wasser- und Schiffahrtsamt Stade) ergab sich im Frühjahr 2004, daß hier noch 21 weitere zum Bestand der Wasserbauinspektion Buxtehude gehörende Akten vorhanden waren. Auch diese wurden zum Bestand Rep. 96 Buxtehude hinzugefügt, der damit 690 Akten (= 15,4 lfdm) aus der Zeit von 1711 bis 1937 umfaßt. Abschriftlich reicht die Überlieferung bis 1599 zurück. Auch die alten Findmittel wurden zum Bestand gelegt.

Stade, im August 2004 Dr. Christian Hoffmann


In der Jahreswende 2011/12 wurden aus Kartenmappen des ehemaligen Wasserwirtschaftsamts Stade Akten über Entwässerungs-, Regulierungs-, Kultivierungs- und Meliorationsarbeiten mitsamt ihren technischen Bauwerken wie Schleusen oder Schöpfwerke entnommen und den jeweiligen Wasserbauinspektionen bzw. Wasserbauämtern zugeordnet und als Akzession 2011/046 durch den U. verzeichnet.

Stade, im Januar 2012

Dr. Thomas

Bardelle

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet