NLA ST Rep. 91/ 2

  • Zugeordnete Objekte zeigen
  • Drucken
  • Verlinken
  • Versenden
  • Verbessern

Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Nachlaß Hans von Holleuffer, Gut Daudiek

Laufzeit 

1919-1935

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Unterlagen über das Landratsamt Stade (1919-1925), Einwohnerwehren (1919/20), den Elektrizitätsverband Stade bzw. die Überlandwerk Nord Hannover AG (1930-1935), Ödlandkultivierung (1925-1930) und den Landeskirchentag (um 1930)
Findmittel: unverzeichnet
Umfang: 0,25 m

Geschichte des Bestandsbildners 

Hans von Holleufer (1878-1949) entstammt einer aus dem Königreich Sachsen beheimateten Familie. Sein Urgroßvater Hans Dietrich von Holleufer war im Zuge des Krieges gegen Frankreich 1792 in Kontakt zur Familie von Rönne auf Gut Daudieck gekommen. Er heiratete 1803 die Erbin Amalie und wurde damit Gutsbesitzer und Burgmann von Horneburg. Das Gut ging über den Großvater, Landschaftsrat Adolf von Holleufer, und den Vater, Amtsgerichtsrat Gustav von Holleufer bereits 1911 auf Hans von Holleufer über.
Hans von Holleufer ist am 18. März in Uchte, Kreis Nienburg, geboren. Durch die beruflichen Stationen seines Vaters erhielt er seine schulische Ausbildung zunächst im Progymnasium in Nienburg und dann im Johanneum in Lüneburg, wo er 1897 seine Reifeprüfung ablegte. Danach begann er mit seiner Offizierslaufbahn, die ihn nach der Kriegsschule in Potsdam an eine Vielzahl von Standorten in allen drei Truppenteilen führte. Zu Beginn des 1. Weltkriegs war er als Hauptmann in der Eisenbahnabteilung im Generalstab tätig und wechselte dann in die Organisation des Nachschubs und anderen wehrwirtschaftlichen Abteilungen innerhalb des Generalstabs, kämpfte im März 1918 auch in Flandern und nahm später an den Waffenstillstandsverhandlungen mit den Bolschewisten in Polotzk teil. Im Rahmen der Demobilisierung nahm er Januar 1920 seinen Abschied aus der Armee und zog auf sein Gut Daudieck.

Dieses war aufgrund der jahrzehntelangen Verpachtung und des Krieges heruntergekommen, so dass hier zunächst sowohl in den Gutsgebäuden wie in der Landwirtschaft viel Aufbauarbeit zu leisten war. Im Zuge dieser Tätigkeit übernahmer auch öffentliche Ämter. So begründete er u.a. den Kreislandbund, dessen Vorsitzender er bald wurde, trat in den Vorstand der Landwirtschaftskammer ein und übernahm 1930 den Vorsitz des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für den Regierungsbezirk Stade. Daneben wurde er auch politisch tätig und ließ sich 1921 in den Kreistag wählen und trat bald auch in den Kreisausschuss ein. In Rahmen dieser Tätigkeit war er an Entscheidungen für den Straßenbau, die Förderung der Landwirtschaft, der Ödlandkultivierung, der Viehzuchtveredelung, aber auch der Förderung der vorgeschichtlichen Forschung beteiligt. Die auf seinem Gut befindlichen Gräber ließ er unter Denkmalschutz stellen. Daneben wirkte er als Mitglied der Ritterschaft seit 1924 an der Neuordnung des Archivs und dem Neubau seines Gebäudes als Verwalter aktiv mit. Im Rahmen seiner Tätigkeit im Stader Geschichts- und Heimatverein unterstützte er die Drucklegung der Forschungen des Forstmeisters von Düring über die adligen Güter des Herzogtums Bremen und widmete sich selbst der Burgenforschung und Wappenkunde.

Mit Beginn des 2. Weltkriegs wurde er zum Schutz der Industrieanlagen von Hamburg in die dortige Wehrinspektion eingezogen. Mit dem Angriff auf Rußland übernahm er als Oberst eine Tätigkeit in der Wirtschaftsinspektion der Heeresgruppe Nord in Rußland und den baltischen Staaten. In Folge einer schweren Herzerkrankung schied er jedoch bald wieder aus dem aktiven Dienst aus und zog sich auf sein Gut zurück, wo er sich den liegen gelassenen Aufgaben in der Landwirtschaft wie auch seiner Forschung widmete. Er verstarb in Folge einer Operation am 14. Juli 1949 und wurde auf seinem Gut begraben.

Bestandsgeschichte 

Der Nachlass des Oberst a. D. Hans von Holleuffer auf Gut Daudieck im Kreis Stade ist vermutlich bereits 1962 in Zusammenhang mit dem Nachlass des ihm bekannten Paul Freiherr von Hodenberg (Signatur Rep. 91/3) an das damals noch in Hannover befindliche Staatsarchiv Stade, das als Abteilung durch den damaligen Oberarchivrat und späteren Direktor Dr. Erich Weise geführt wurde, übergeben worden. Er beinhaltet Aktenstücke aus dessen unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern vor allem zur Zeit der Weimarer Republik (z. B. Vorsitz im Landbund des Kreises Stade, im Vorstand des Elektrizitätsverbands Stade, im Ausschuss der Ev-.luth. Landeskirche Hannover) sowie Korrespondenz des Nachlassgebers zu familien- und heimatkundlichen Fragen aus der Zeit des 2. Weltkriegs. Interessant ist hier vor allem die Rolle der Bauernführer zur Bewältigung der Not und zur Abwehr der Revolution auf dem Lande unmittelbar nach dem Ende des 1. Weltkriegs sowie zur Kultivierung und Elektrifizierung der ländlichen Gebiete.

Der Nachlass ist im April 2008 vom Unterzeichner geordnet und verzeichnet worden. Im April 2015 ist per Schenkung durch Georg von Holleufer-Typke noch ein 8 mm-Film hinzugekommen, der die Tätigkeit von Holleufer als Oberstleutnant und Gruppenleiter in der Wirtschaftsgruppe Nord beleuchtet. Er ist digitalisiert und unter Rep. 1008, acc. 2015/47 Nr. 1 abgelegt worden.

Stade, im Mai 2014
Thomas Bardelle

Literatur 

Hans Wohltmann, Hans von Holleufer (1878-1949), in: Niedersächsische Lebensbilder, Bd. 4, 1960, S. 145-154.