NLA ST Rep. 74 Otterndorf

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Amt Otterndorf (bis 1885)

Laufzeit 

1542-1933

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Verwaltungsakten, Domänensachen, Militär, Kirchen- und Schulsachen, Akten der Hadler Kanalbaukommission
Findmittel: EDV-Findbuch 2003
Umfang: 24 lfdm

Bestandsgeschichte 

1. Zur Geschichte des Amtes Otterndorf

Das Amt Otterndorf, das in seiner räumlichen Gestalt iden-
tisch war mit dem Land Hadeln, gehört zu den jüngeren Äm-
tern des Elbe-Weser-Raumes. Entscheidend für die Ausbildung
des Amtes war der Übergang des Landes Hadeln an das Kurfür-
stentum Hannover im Jahr 1731. Die Herzöge von Sachsen-
Lauenburg, zu deren Herrschaftsbereich das Land Hadeln seit
dem Hochmittelalter gehörte, hatten im 13. Jahrhundert mit
dem Gräfenamt eine lokale Verwaltungsinstanz geschaffen.
Die kaiserliche Sequestrationsverwaltung ab 1689 behielt
das Gräfenamt als lokale Verwaltungsinstanz bei. Erst die
beim Übergang Hadelns an Kurhannover erfolgte Verbindung
des Hadelner Gräfenamtes mit der Leitung der in Stade sit-
zenden Regierung der Herzogtümer Bremen und Verden erfor-
derte die Einrichtung einer neuen Lokalinstanz, denn nun-
mehr fungierte der in Stade residierende Gräfe als Mittel-
instanz zwischen dem Land Hadeln und der kurhannoverschen
Zentralregierung, dem Geheimen Rat in Hannover.

Damit gab es fortan auch im Land Hadeln - analog zum Ver-
waltungsaufbau in den Herzogtümern Bremen und Verden - eine
dreigliedrige Verwaltung mit dem Geheimen Rat in Hannover
als Zentralregierung, dem in Stade sitzenden Gräfen als
Mittelinstanz und dem Otterndorfer Amtmann als lokaler Ver-
waltungsinstanz. Formell erfolgte die Einrichtung des Amtes
geräuschlos, indem ab 1731 der seit 1715 amtierende bishe-
rige Amtschreiber Cornelius de Hase - bislang ein Gehilfe
des Gräfen - jene Aufgaben wahrnahm, welche in den Ämtern
und Gerichten der Herzogtümer Bremen und Verden die dorti-
gen Lokalbeamten ausübten.

Der Amtmann der hannoverschen Zeit hatte u. a. die Aufsicht
über die staatlichen Gebäude und Liegenschaften in seinem
Amtsbezirk und übte die Polizeiaufsicht im Amt aus. Vor
allem aber war er verantwortlich für die Einziehung

der
herrschaftlichen Gefälle. Dienstsitz des Amtes war zunächst
das Otterndorfer Schloß, welches im Jahr 1774 dem Neubau
eines Amtshofes weichen mußte. Der ab 1774 errichtete re-
präsentative Amtshof dient heute als Dienstgebäude für das
Amtsgericht Otterndorf.

Das Amt Otterndorf blieb von der hannoverschen Justiz- und
Verwaltungsreform der Jahre 1852 bis 1859 räumlich unbe-
rührt. Sachlich kam es auch hier zur Trennung von Justiz
und Verwaltung. An die Stelle der alten Obergerichte des
Landes Hadeln trat 1852 das Amtsgericht Otterndorf. Da nach
dem Ende der Franzosenzeit die schon im Jahr 1810 aufge-
löste Gräfenkanzlei nicht wieder hergestellt wurde, war
das Land Hadeln ab 1813/14 der Stader Regierung bzw. Land-
drostei untergeordnet. Im Jahr 1885 wurde das Amt Ottern-
dorf im Rahmen der preußischen Verwaltungsreform zum Kreis
Hadeln umgestaltet. An die Stelle des Amtmanns trat der
Landrat. 1932 wurde der Kreis Hadeln mit dem bisherigen
Kreis Neuhaus zum Kreis Land Hadeln vereinigt. Im Jahr
1977 wurde der Kreis Land Hadeln mit der Stact Cuxhaven
und dem Landkreis Wesermünde zum Landkreis Cuxhaven zusam-
mengeschlossen.


2. Zur Geschichte des Bestandes

Im Gegensatz zu den provenienzmäßig einheitlichen Beständen
der anderen Ämter des Landdrosteibezirks Stade handelt es
sich bei dem Bestand Rep. 74 Otterndorf um einen Misch-
bestand. Erst ab 1731 bestand das Amt und konnte erst ab
dieser Zeit eine Überlieferung bilden. Bei den Akten aus
der Zeit von 1731 bis zur Auflösung des Amtes 1885 handelt
es sich - mit ganz wenigen Ausnahmen, die eigentlich zum
Bestand des Obergerichts Otterndorf gehören - um einen pro-
venienzmäßig einheitlichen Bestand einer Lokalbehörde. Die
im Bestand überlieferten Akten aus den zwei Jahrhunderten
vor der Einrichtung des Amtes stammen aus den Registraturen
der verschiedenen Verwaltungsbeamten, die vor

1731 als sach-
sen-lauenburgische bzw. als kaiserliche Beamte die landes-
herrlichen Belange im Land Hadeln vertreten haben. Bei die-
sen Akten handelt es sich streng genommen um Vorprovenien-
zen der Gräfenkanzlei des Landes Hadeln. Die Akten dieser
Vorprovenienzen sind allerdings nach 1731 in erster Linie
vom Amt Otterndorf übernommen und weitergeführt worden. Ein
erstes Repertorium der Amtsregistratur des Amtes Otterndorf
wurde 1786 von dem Amtschreiber Jäger angelegt.

Nach der Auflösung des Obergerichts Otterndorf 1852 im
Rahmen der großen hannoverschen Justiz- und Verwaltungs-
reform wurde die Registratur des aufgelösten Gerichts dem
Amt übergeben. Der überwiegende Teil der so vereinigten
Überlieferung von Obergericht und Amt Otterndorf wurde im
Jahr 1898 an das damals zuständige Staatsarchiv Hannover
abgegeben, wobei hier kein eigener Bestand "Obergericht
Otterndorf" gebildet wurde, sondern die Akten einen Teil
des Amtsbestandes Hann. 74 Otterndorf ausmachten. Im Okto-
ber 1943 gingen beim Brand des Staatsarchivs zwar die
Findmittel verloren; der Bestand selbst jedoch blieb unver-
sehrt.

Der 1898 beim Landratsamt des Kreises Land Hadeln verblie-
bene Teil der Überlieferung des Amtes Otterndorf - 286 Akten
aus der Zeit von 1836 bis 1932 - wurde in das 1948 gegrün-
dete Kreisarchiv Otterndorf überführt. Der im Staatsarchiv
Hannover verwahrte Bestand wurde im Jahr 1954 durch den
Archivoberrat Erich Weise verzeichnet, während der Ottern-
dorfer Teilbestand im gleichen Jahr von Kreisarchivar Wil-
helm Lenz erschlossen wurde. Im Jahr 1964 wurde der hanno-
versche Teil in das 1959 wiedererrichtete Staatsarchiv Stade
überführt.

Im Jahr 1988 wurde nach langwierigen Verhandlungen der
Otterndorfer Bestand weitgehend an das Staatsarchiv Stade
abgegeben. Diejenigen Akten allerdings, die bis zum Jahr
1885 reichten oder darüber hinaus,

verblieben im Kreisar-
chiv Otterndorf. Das Staatsarchiv erhielt Fotokopien dieser
Akten, die dem Bestand Rep. 74 Otterndorf hinzugefügt wur-
den.

In den Jahren 1997/98 wurden die zahlreichen Zivilstands-
register aus den Jahren 1810 bis 1812 aus dem Bestand aus-
gesondert und dem Bestand Rep. 84 (Personenstandsquellen)
hinzugefügt (Rep. 84 Nr. 1076 und 1348-1443). Aus den rund
800 Akten des Obergerichts Otterndorf schließlich wurde im
Jahr 2002 ein eigener Bestand Rep. 71 Otterndorf gebildet.
Bei der EDV-Erschließung des Bestandes 2001/2002 wurden
mehrere sehr umfangreiche Akten geteilt, so daß der Be-
stand nunmehr 840 Nummern Originalakten umfaßt.

Außerdem wurden die 63 Nummern Fotokopien von Akten staat-
licher Provenienz aus dem Kreisarchiv Otterndorf dem Be-
stand hinzugefügt und verzeichnet (Nr. 841-903). Die Origi-
nalüberlieferung des Bestandes reicht von 1535 bis 1900,
abschriftlich geht die Überlieferung bis 1375 zurück. Die
lediglich in Fotokopie vorhandenen Akten umfassen die Jahre
1836 bis 1932. Die EDV-Erschließung des Bestandes erfolgte
in den Jahren 2001/2002 durch die Archivangestellte Karin
Schmeelk, durch verschiedene Praktikanten sowie durch den
Unterzeichner selbst. Die komplizierte Zitation nach Teil-
bestand, Lokatur und laufender Nummer war schon zuvor durch
eine einfache Numerus-currens-Signierung ersetzt worden.

Ergänzende Informationen zur Geschichte des Amtes Ottern-
dorf enthalten im Staatsarchiv Stade insbesondere die Be-
stände Rep. 4 (Gräfenkanzlei des Landes Hadeln 1731-1810),
Rep. 71 Otterndorf (Obergericht Otterndorf bis 1852),
Rep. 80 (Landdrostei Stade 1813/23-1885) sowie Rep. 83
Otterndorf (Konsistorium Otterndorf bis 1885).



3. Amtmänner des Amtes Otterndorf:

Cornelius de Hase 1731-1736
Philipp Matthias Wagner 1736-1768
Karl Friedrich Lodemann

1769-1784
Samuel Jordan 1785-1788
Heinrich Wilhelm Isenbart 1789-1794
Georg Wilhelm Marwedel 1795-1809
Karl August von Goeben, Drost 1813-1819
August Vogt 1819-1824
Johann Christoph Wehner, Gerichtsdirektor (interi-
mistisch) 1824-1837
Schrader, Amtsassessor (interimistisch) 1838-1840
Dodt, Amtsassessor (interimistisch) 1841-1843
Heinrich Friedrich Dodt 1843-1852
Joachim Ferdinand Heins 1853-1857
H. Holtzermann 1858
C. Franz August Meyer 1859-1861
Otto Gustav Hesse 1863-1879
Alexander Sostmann 1879-1885


4. Literaturhinweise:

Eduard Rüther, Hadler Chronik. Quellenbuch zur Geschichte
des Landes Hadeln, 1. Aufl. 1932, 2. Aufl. Bremerhaven 1979
(5. Sonderveröffentlichung des Heimatbundes der Männer vom
Morgenstern).

H. Rüther, Geschichte des Landes Hadeln, Otterndorf 1949.

Die Kunstdenkmale des Kreises Land Hadeln und der Stadt
Cuxhaven, bearb. v. Oskar Kiecker, Wilhelm Lenz und Hein-
rich Rüther, 2 Bde., München 1956 (= Die Kunstdenkmale des
Landes Niedersachsen, 39).

Kreis Land Hadeln. Geschichte und Gegenwart, hrsg. v. Ru-
dolf Lembcke, Otterndorf 1976.

Otterndorf - 600 Jahre Stadtgeschichte an der Nordsee.
27 Aufsätze zur 600. Wiederkehr der Verleihung des Stadt-
rechts am 9. Oktober 1400, hrsg. v. Axel Behne, Ottern-
dorf 2000 (= Kranichhaus-Schriften, 3).

Mirko A. Judernatz/Uwe Timm, Hadler Kirchspielsleute. Ver-
zeichnis der Personen mit öffentlichen Aufgaben im Altland
Hadeln, Typoskript Otterndorf 2002.



Stade, im Juni 2003 Dr. Christian

Hoffmann

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Amt Otterndorf (einschließlich Stadt Otterndorf)

Zeit von 

1852

Zeit bis 

1885

Objekt_ID 

21

Ebenen_ID 

6220

Geo_ID 

6220-21

Link 

Amt Otterndorf (einschließlich Stadt Otterndorf)

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Obergericht Land Hadeln (einschließlich Stadt Otterndorf)

Zeit von 

1819

Zeit bis 

1852

Objekt_ID 

182

Ebenen_ID 

6020

Geo_ID 

6020-182

Link 

Obergericht Land Hadeln (einschließlich Stadt Otterndorf)