Identifikation (kurz)
Titel
Amtsgericht Lehe (bis 1943)
Laufzeit
1600-1998
Bestandsdaten
Kurzbeschreibung
Verwaltungakten, Strafprozesse, Erb- und Nachlaßsachen, Notariate, Bürgschaften, Zivilprozesse, Registerangelegenheiten, Vormundschaft, Hypotheken- und Grundbuchsachen, Konkursverfahren, freiwillige Gerichtsbarkeit, Schulden und Entschuldung
Findmittel: EDV-Findbuch 1998
Umfang: 29 lfdm
Bestandsgeschichte
1. Das Amtsgericht Lehe
Zu Anfang des 19. Jahrhunderts bestanden im Bereich des späteren Amtsgerichts Lehe ganz unterschiedliche Jurisdiktionen. Es gab das königliche Gericht Lehe und das seit 1778 vereinigte Amt Stotel-Viehland, das 1815 die Patrimonialgerichte Hethorn und Holte an sich zog. Die Viehländer drängten seit 1778 anhaltend darauf hin, wieder einen Amtssitz in Geestendorf zu errichten oder aber das Viehland mit Lehe zu vereinigen. Dies geschah 1831: Das Gericht Lehe wurde mit dem Amt Stotel-Viehland zum Amt Lehe zusammengelegt. (Hann. GS 1831 I, S. 73). Daneben hatten die Ämter Bederkesa und Beverstedt Anteil an der Bildung des Amtsgerichts Lehe. Dem Amt Bederkesa, das in die Börden Ringstedt und Debstedt zerfiel, wurde 1843 das Klosteramt Neuenwalde zugeschlagen, das bis dahin Zivilgerichtsbarkeit und Polizei selbständig ausgeübt hatte. (Hann. GS 1843 I, S. 157). Das Amt Beverstedt setzte sich seit 1851 aus zwei ehemaligen Adelsgerichten, dem Erbgericht Beverstedt und dem Burggericht Altluneberg zusammen. (Hann. GS 1851 I, S. 29).
1850 wurde im Königreich Hannover die Rechtspflege von der Verwaltung getrennt. Das Gesetz über die Gerichtsverfassung bestimmte die Aufhebung aller Patrimonialgerichte und sah drei Instanzen vor: Amtsgerichte, Obergerichte und das Ober-Appellationsgericht. (Hann. GS 1850, S. 207). In Ausführung dieses Gesetzes wurden 1852 in Lehe ein (kleines) Obergericht und ein Amtsgericht errichtet; den Gerichtsbezirk bildete das Amt Lehe. (Hann. GS 1852, S. 185, 243). Dieses umfaßte seit 1852 das bisherige Amt Lehe (mit Stotel und Viehland), dazu vom Amt Bederkesa die Gemeinden Debstedt mit Debstedterbüttel, Langen, Laven, Sievern, Spaden und Wehden: also die alte Börde Debstedt. 1859 traten verschiedene Änderungen in Kraft. Lehe verlor sein Obergericht; das Amtsgericht unterstand fortan dem Obergericht (1878 Landgericht) in
Verden.(Hann. GS 1859 I, S. 219). Dafür vergrößerte sich jedoch der Sprengel des Amtsgerichts um den Rest des Amtes Bederkesa und Teile des Amtes Beverstedt.
Wenige Jahre später nur, 1865, erfuhr das Amtsgericht allerdings eine deutliche Reduktion. Mit Errichtung des Amtsgerichts Geestemünde fielen die Gemeinden Geestemünde und alle Gebiete östlich der Geeste in dessen Bezirk. (Hann. GS I, S. 579). 1879 erklärte ein Gesetz, zum Amtsgericht Lehe gehöre das Amt Lehe unter Ausschluß des zum Amtsgericht Geestemünde gelegten Teils. (Preuß. GS 1879, S. 517). Das betraf folgende Gemeinden: Lehe, Bederkesa, Alfstedt, Ankelohe, Debstedt, Drangstedt, Elmlohe, Fickmühlen, Flögeln, Großenhain, Hainmühlen, Hymendorf, Köhlen, Krempel, Kührstedt, Langen, Laven, Lintig, Marschkamp, Meckelstedt, Neuenwalde, Ringstedt, Sievern, Spaden Wanhöden, Wehden, Wremen. Sie machten den Sprengel des Amtsgerichts Lehe aus.
Das Ende des Amtsgerichts Lehe kam 1942. Der Reichsminister der Justiz bestimmte mit Wirkung zum 1.1.1943: "Die Amtsgerichte Bremerhaven, Wesermünde-Geestemünde und Wesermünde-Lehe werden zu einem Amtsgericht Wesermünde im Landgerichtsbezirk Verden zusammengefaßt." (RGBl. 1942 I, S. 589).
An den Aufgaben des Amtsgerichts änderte sich zwischen 1852 und 1942 grundsätzlich wenig. Die Zuständigkeit erstreckte sich auf streitige und nicht-streitige Zivilsachen, namentlich Grundbuch-, Vormundschafts- und Stiftungssachen, die Führung der Handels-, Genossenschafts-, Muster-, Schiffs-, Vereins- und Güterrechtsregister. (Vgl. RGBl. 1898, S. 771). In streitigen Vermögenssachen gehörte die Sache von einem bestimmten Streitwert an vor die Ober- bzw. Landgerichte. Die Untersuchung und Aburteilung der früheren Polizeistrafsachen übertrug die hannoversche Strafprozeßordnung einem Kollegium aus zwei Schöffen unter Vorsitz des Amtsrichters. In preußischer Zeit beschäftigen sich die
Schöffengerichte mit einfachen Beleidigungen, leichten Fällen des Diebstahls, Betrugs, der Unterschlagung, Hehlerei und Sachbeschädigung; darüber hinaus mit Fällen, die ein festgesetztes Strafmaß nicht überschritten.
2. Zur Geschichte des Bestandes
Zur Überlieferung der Akten ist das Vorwort zu Rep. 72/172 Geestemünde zu vergleichen. Die älteren Abgaben an das Staatsarchiv Hannover sind dort 1943 vernichtet worden, auch sonst tun sich große Lücken auf. Prozeßakten fehlen völlig.
Die Erschließung führten unter Anleitung des Unterzeichneten die Archivangestellten Rita Wirschins, Gisela Gähl und Maria Heinsohn durch.
Stade, im Juni 1998 Dr. Bei der Wieden
Die Akten des Bestandes Rep. 72/172 Lehe Nr. 6785-1699 wurden im März 2004 provenienzmäßig aus dem Bestand Rep. 72/172 Langen ausgeschieden und unter Anleitung des Unterzeichners von dem Praktikanten Jens Peter Kutz edv-verzeichnet.
Stade, den 29. März 2004 Dr. Christian Hoffmann
3. Hinweis/Ergänzende Bestände:
Hypothekenbücher mit der Signatur Rep. 72/172 Lehe Nr. 6731-39 und 6750-6782, die nicht beim Bestand liegen, befinden sich bei Rep. 73 (= Hypothekenbücher und Grundbücher der Amtsgerichte).
Im Bestand Rep. 74 Lehe Nr. 160 befindet sich eine Akte über die evtl. Abtretung eines vom Amte benutzten Raumes an das Amtsgericht wegen Herstellung eines feuersicheren Raumes zur Aufbewahrung der Grundbücher, 1882-1887.
4. Literatur:
Riemer, Dieter, Vom Lehrer Vogt zum Amtsgerichtspräsidenten. Gerichtsvorstände in Bremerhaven-Lehe vom Mittelalter bis heute (Beiträge aus Justiz, Forschung und Denkmalpflege, Band 3), Bremerhaven
2011.
Informationen / Notizen
Zusatzinformationen
Abgeschlossen: Nein
teilweise verzeichnet
Georeferenzierung
Bezeichnung
Amtsgericht Bederkesa
Zeit von
1852
Zeit bis
1859
Objekt_ID
87
Ebenen_ID
50
Geo_ID
50-87
Link
Georeferenzierung
Bezeichnung
Amtsgericht Beverstedt
Zeit von
1852
Zeit bis
1859
Objekt_ID
88
Ebenen_ID
50
Geo_ID
50-88
Link
Georeferenzierung
Bezeichnung
Amtsgericht Lehe
Zeit von
1852
Zeit bis
1859
Objekt_ID
89
Ebenen_ID
50
Geo_ID
50-89
Link
Georeferenzierung
Bezeichnung
Amtsgericht Lehe
Zeit von
1859
Zeit bis
1865
Objekt_ID
2
Ebenen_ID
2150
Geo_ID
2150-2
Link
Georeferenzierung
Bezeichnung
Amtsgericht Lehe bzw. Wesermünde-Lehe
Zeit von
1865
Zeit bis
1927
Objekt_ID
12
Ebenen_ID
350
Geo_ID
350-12
Link
Amtsgericht Lehe bzw. Wesermünde-Lehe
Georeferenzierung
Bezeichnung
Amtsgericht Wesermünde-Lehe
Zeit von
1933
Zeit bis
1943
Objekt_ID
6
Ebenen_ID
1550
Geo_ID
1550-6
Link
Georeferenzierung
Bezeichnung
Amtsgericht Wesermünde-Lehe
Zeit von
1927
Zeit bis
1933
Objekt_ID
2
Ebenen_ID
6850
Geo_ID
6850-2
Link