NLA ST Rep. 3 Georg

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Prämonstratenserkloster St. Georg zu Stade - Urkunden

Laufzeit 

1207-1596

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Das Kloster wurde 1132/37 gegründet, nach der Reformation bestand 1550 in St. Georg kein Konvent mehr, die Kirche wurde von der Kompanie der Merchant Adventurers bis 1611 für reformierte Gottesdienste übernommen.
Findmittel: Repertorium des Königlichen Archives zu Stade, 1. Theil, enthält das chronologische Verzeichniß des Originalarchivs, geordnet und verzeichnet von D[iedrich] Möhlmann, 1847, Nachträge (maschinenschriftlich).
Umfang: 47 Nummern

Bestandsgeschichte 

1. Zur Geschichte des Prämonstratenserklosters St. Georg zu Stade

In den Jahren 1132/37 wurde das St. Georgskloster in Stade durch den Grafen Rudolf von Stade und dessen Mutter Richardis gegründet und mit Prämonstratensermönchen aus dem Kloster Gottesgnaden an der Saale besetzt. Der ursprüngliche Plan des Stader Grafen, das Kloster unmittelbar dem Papst zu unterstellen, scheiterte, so daß auf Vermittlung des Pfalzgrafen Friedrich doch eine Unterordnung der geistlichen Gründung unter den Bremer Erzbischof erfolgte, der die Gründung 1137 bestätigte und seinerseits mit Besitzrechten ausstattete.

Der Konvent besaß - vielleicht nicht schon seit Gründung, spätestens aber 1257 - das Patronat über die Stadtkirchen zu Stade und die Kapelle zu Bützfleth. Zu vermuten steht, daß die Patronate erst in den ersten Jahren des 13. Jahrhunderts vom Konvent des aufstrebenden Klosters beansprucht wurden. Dieser Anspruch wurde 1231 von dem Bremer Dompropst noch einmal in Frage gestellt, im darauf folgenden Jahr 1232 aber anscheinend zugunsten des Klosters entschieden. Das Kloster entwickelte sich nun zur eigentlichen Stadt- und Ratskirche; um das Jahr 1300 lag das eigentliche Zentrum der Stadt Stade zwischen dem Kloster und der Hökerstraße. Schwerpunkt der Ausstattung des Klosters lag zunächst im Raum östlich von Bremervörde sowie im Umland der Stadt Stade. Im 14. Jahrhundert erwarb das Kloster dann auch umfangreichen Grundbesitz in Kehdingen und im Alten Land.

Eine zentrale Rolle spielte der Klosterkonvent bei der Ausbreitung der Reformation im norddeutschen Raum. Der ehemalige Prior des Klosters, Johannes Ossenbrügge, starb 1553 als erster Superintendent von Stade. Die Durchsetzung der Lehre Martin Luthers im Klosterkonvent führte jedoch auch zur allmählichen Auflösung des Klosters selbst: Im Jahr 1529 trat der Propst Heinrich von Delde aus dem Konvent aus; im Jahr 1543

gehörten ihm nur noch zwei Mönche an. Zwischen 1544 und 1551 zog der Bremer Erzbischof Christoph von Braunschweig-Lüneburg die Verwaltung des verwaisten Klosters an sich.

Im Jahr 1587 übertrug das Bremer Domkapitel die Güter des ehemaligen Klosters auf die Stadt Stade. Der Rat baute nun 1588 die ehemalige Klosterschule zum Gymnasium aus und schuf damit das heutige Gymnasium Athenaeum. Anschließend wurde die Klosterkirche, über deren Verfall bereits im Jahr 1570 Klage erhoben worden war, ein letztes Mal wiederhergestellt, um sie den Merchant Adventurers, den aus Hamburg nach Stade gekommenen englischen Kaufleuten, für ihren reformierten Gottesdienst zu überlassen. Nach dem Abzug der Adventurers 1611 verfiel das Kloster endgültig.

Nach der Schlacht bei Lutter am Barenberg im August 1626 eroberten allerdings im Jahr 1628 die Truppen des kaiserlichen Generals Tilly das Erzstift Bremen und die Stadt Stade. Die von dem Osnabrücker Fürstbischof Franz Wilhelm von Wartenberg geleitete kaiserliche Kommission zur Durchführung des Restitutionsedikts erreichte im Oktober 1629 die Stadt Stade und verlangte u. a. die Herausgabe der Güter des Georgsklosters, da diese zur Zeit des Abschlusses des Passauer Vertrages von 1555 noch nicht in Händen der Protestanten gewesen seien.

So kam es in Stade zum kurzlebigen Versuch, im Georgskloster einen Augustinerkonvent anzusiedeln. Da das Georgskloster das Patronat über die Stadtkirchen besessen hatte, verlangte man auch die Herausgabe dieser Kirchen mit Ausnahme der Nicolaikirche, die man den Protestanten beließ. Gegen Ende April 1632 allerdings fand mit der Eroberung des Erzstifts Bremen durch die Schweden die kaiserliche Besetzung - und damit auch der Versuch einer Wiederherstellung des Klosters St. Georg - ein Ende. Die ehemaligen Klostergüter wurden 1645 von den Schweden abermals der Stadt Stade übertragen. Die Trümmer des

Klosters sollten als Steinbruch für den Bau des Zeughauses an der Stelle der Klosterkirche 1697/98 dienen.


2. Zur Geschichte des Bestandes

Zu Beginn der 1840er Jahre tauchte im Staatsarchiv Münster eine Sammlung von Urkunden des Stader St. Georgsklosters auf. Die Urkunden waren im Bestand eines der erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgehobenen westfälischen Klöster erhalten geblieben. Es lassen sich nur Spekulationen darüber anstellen, wie die Stader Urkunden in das westfälische Kloster gelangt sind. Vermutlich aber gelangten sie im Gepäck eines vor den Schweden fliehenden Augustinermönchs in dieses namentlich nicht mehr feststellbare westfälische Kloster.

Im Jahr 1842 begannen Verhandlungen zwischen dem Königreich Preußen und dem Königreich Hannover über einen Archivalienaustausch. Die preußische Archivverwaltung verlangte für die Überlassung der Urkunden des Stader Prämonstratenserklosters die Abgabe verschiedener, mit dem Nachlaß des Geheimen Justizrats Heiliger in das Staatsarchiv Hannover gelangter Handschriften aus dem Besitz des Mindener Historiographen und Domänenrats Culemann.

Nach langwierigen Verhandlungen lehnte jedoch im März 1851 Hannover den Tausch ab, weil - wie es in einem Schreiben an die preußische Gesandtschaft zu Hannover heißt - die Urkunden des Georgsklosters "nach ihrer Zahl und nach der Bedeutung des darin enthaltenen geschichtlichen Materials mit der Culemannschen Sammlung nicht verglichen und als ein angemessenes Tausch-Object nicht betrachtet werden können" (HStA Hannover Hann. ½ Nr. 109).

Nach der Annektion des Königreichs Hannover durch Preußen 1866 und der Eingliederung der hannoverschen Staatsarchive in die preußische Archivverwaltung war dann der in den 1840er Jahren projektierte Archivalienaustausch nur noch ein formaler Akt. Im Jahr 1869 wurden die 45 Urkunden "der Probstei St. Georg zu Stade" aus der Zeit von

1207 bis 1565 vom Staatsarchiv Münster an das Staatsarchiv Hannover abgegeben (acc. 9/1869; siehe HStA Hannover Hann. 1/3 Nr. 867).

Die in den 1860er Jahren aus dem Stader Regierungsarchiv nach Hannover übernommenen Urkunden waren hier in der Form belassen worden, wie sie in Stade angeordnet gewesen waren. In Stade waren die Urkunden der nach 1648 aufgelösten Territorialarchive von Bremen und Verden sowie die Urkunden aus den aufgelösten Stiften und Klöstern zu einem chronologisch angeordneter Gesamtfonds zusammengefügt worden. Die Urkunden des Klosters St. Georg wurden im Staatsarchiv Hannover nicht diesem Gesamtfundus bremen-verden'scher Urkunden hinzugefügt, sondern bildeten von Anfang an einen eigenen Bestand. Wohl im Rahmen der nicht immer geglückten Wiederherstellung der Provenienzen der bremen-verden'schen Urkunden des Staatsarchivs Hannover um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurde eine Urkunde aus dem Jahr 1382 aus dem Gesamtfundus als Nr. 11a dem Bestand St. Georg hinzugefügt, obwohl es sich zweifellos um keine Urkunde aus dem alten Klosterarchiv handelte. Im Staatsarchiv Hannover wurde eine zweite Urkunde, deren Herkunft unbekannt ist, dem Bestand hinzugefügt (Nr. 46); auch diese Urkunde gehört provenienzmäßig eigentlich nicht in den Klosterbestand.

Nach der Wiedererrichtung des Staatsarchivs Stade im September 1959 und der Vollendung des neuen Stader Archivgebäudes wurde der nunmehr 47 Nummern umfassende Bestand der Urkunden des Georgsklosters gemeinsam mit den übrigen in Hannover verwahrten Stader Archivalien im September 1964 nach Stade überführt, wo er seither die Bestandssignatur Rep. 3 Georg trägt.

Die Urkunden des Bestandes Rep. 3 Georg waren bis zum Jahresende 2006 nur in Form handschriftlicher Zusätze zu einer maschinenschriftlichen Fassung des in den 1840er Jahren von Diedrich Möhlmann bearbeiteten Gesamtrepertoriums der Urkunden

des Stader Regierungsarchivs zu erschließen. Da sie in der Originalfassung des "Möhlmann" auf Grund der oben beschriebenen Umstände natürlich nicht enthalten waren, fertigte Oberarchivrat Erich Weise Regesten der Urkunden an, die dann als handschriftliche Zusätze dem Gesamtrepertorium hinzugefügt wurden.

Die handschriftlichen Regesten Erich Weises wurden im Lauf der Jahre 2006/07 unter Zurhilfenahme der von Otto Heinrich May bearbeiteten "Regesten der Erzbischöfe von Bremen und des von Jürgen Bohmbach bearbeiteten Regestenwerks zur Geschichte des Georgsklosters durch neue Vollregesten ersetzt und per EDV verzeichnet. Im Herbst 2007 konnte der Unterzeichner die EDV-Erschließung des Bestandes zum Abschluß bringen.

Ergänzend sei darauf hingewiesen, daß sich Akten betr. die Verwaltung des ehemaligen Klostervermögens durch den Stader Stadtrat aus der Zeit von 1561 bis 1768 im Stadtarchiv Stade im Bestand StH Fach 30-37 finden.


3. Literaturhinweise

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Jürgen Bohmbach (Bearb.); Regesten und Urkunden zur Geschichte des Klosters St. Georg in Stade (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, 37), Hildesheim 1982.

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Hannover, den 30. November 2007 Dr. Christian

Hoffmann

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

teilweise verzeichnet

Abgeschlossen: Nein