NLA ST Dep. 12

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Gutsarchiv von Saldern zu Ovelgönne

Laufzeit 

1553-1938

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Das Archiv der Familie von Saldern zu Ovelgönne bei Hechthausen
enthält neben Familienpapieren der Familie von Marschalck und den Akten der Gutsverwaltung zu Ovelgönne vor allem urkundliche Quellen zur Geschichte der Familien von Düring und von Zesterfleth im Alten Land.
Findmittel: EDV-Findbuch 2000
Umfang: 12 Urkunden 1553-1767, 0,5 lfdm Akten 1567-1938, 1 Karte 1756

Bestandsgeschichte 

1. Das Gut Ovelgönne und die Familie von Marschalck

Das Gut Ovelgönne am nördlichen Rand des Dorfes Hechthausen
im Altkreis Neuhaus/Oste ist eine Gründung der Familie von
Marschalck, einer der ältesten Adelsfamilien des Erzbistums
Bremen. Die im Jahr 1142 erstmals erwähnte Familie von Mar-
schalck hatte nicht nur das Erbmarschallamt des Erzbistums
bzw. Herzogtums Bremen wie auch des öfteren das Wahlamt des
Ritterschaftspräsidenten der Bremischen Ritterschaft inne;
auch in der territorialen Verwaltung sowohl der Bremer Erz-
bischöfe als auch der schwedischen Regierung und der kur-
fürstlich bzw. königlich Hannoverschen Regierung spielten
immer wieder Mitglieder der Familie seit der Mitte des
16. Jahrhunderts bis zum Jahr 1867 als Landdrosten, Regie-
rungsräte, Justizräte oder Amtmänner für die Geschicke der
Region eine besondere Rolle. Wurde diese Verbindung der
Familie zum Territorium während der preußischen und franzö-
sischen Besatzung zwischen 1803 und 1813 lediglich unter-
brochen, so riß sie nach 1866 ab. Der preußische Verwal-
tungsdienst war offenbar - nach dem Ausscheiden Friedrich
Christians von Marschalck aus dem Staatsdienst als Amtmann
zu Himmelpforten 1867 - für die Familie unattraktiv.

Ursprünglich war die Familie von Marschalck im Alten Land
ansässig, wo sie im 14. Jahrhundert zur Horneburger Burg-
mannnschaft gehörte. Entscheidende Bedeutung für die Ver-
lagerung in die Gegend um Hechthausen gewann die Belehnung
der Familie mit dem Gut Cranenburg durch den Erzbischof von
Bremen zu Beginn des 15. Jahrhunderts. Die große Zahl der
Landgüter der Familie im Kirchspiel Hechthausen (Geesthof,
Hutloh, Klint I und II, Laumühlen, Ovelgönne und Wischhof)
resultiert aus zahlreichen Erbteilungen innerhalb der Fa-
milie, bei denen der einstmals umfangreiche Grundbesitz
der Cranenburg auf die verschiedenen Linien der

Familie
verteilt wurde.

Die Gründung der erwähnten Landgüter der Familie von Mar-
schalck im Kirchspiel Hechthausen erfolgte im Lauf des 16.
Jahrhunderts. Auch das Gut Ovelgönne verdankt einer solchen
Erbteilung seinen Ursprung, indem vermutlich bald nach dem
Tod des Segebode von Marschalck zum Wischhof im Jahr 1593
seine Söhne Jürgen und Johann das väterliche Erbe dergestalt
teilten, daß Jürgen den Erbsitz Wischhof erhielt, während
Johann mit Grund und Boden ausgestattet wurde, auf welchem
er das Gut Ovelgönne errichten konnte. Die im Jahr 1597 in
Walsrode bestellten Wappenfenster stellen einen wichtigen
Hinweis auf die Errichtung eines Herrenhauses in Ovelgönne
dar; erstmals 1598 wird Johann von Marschalck als zu Ovel-
gönne erbgesessen bezeichnet.

Das Gut Ovelgönne verblieb von seiner Gründung im ausgehen-
den 16. Jahrhundert bis in das 20. Jahrhundert hinein beim
Boldewin'schen Zweig der Familie von Marschalck, wobei das
Gut allerdings mehrfach von Bruder zu Bruder überging. Gele-
gentlich war das Gut durch Kauf oder Erbschaft auch mit an-
deren von Marschalck'schen Gütern vereinigt; diese Unionen
dauerten aber nie lange an. Das heutige Herrenhaus zu Ovel-
gönne wurde im Jahr 1860 von Dietrich Arnold Ludwig von Mar-
schalck errichtet; über die Gestalt der älteren Anlage ist
nichts bekannt. Mit Kurt von Marschalck starb im Zweiten
Weltkrieg der letzte männliche Vertreter der Ovelgönner
Linie der Familie; die Schwester Kurts, Gertrud von Mar-
schalck, brachte 1949 das Gut in die Ehe mit Dietrich von
Saldern ein.


2. Bestandsgeschichte und Bearbeitung

Im Frühsommer 1995 wurden Herrn Dr. Kappelhoff von Dietrich
und Gertrud von Saldern zu Ovelgönne zwei Archivkartons mit
Schriftgut aus der Zeit von 1667 bis 1938 übergeben. Bereits
zwischen 1985 und 1990 hatte Herr Dr. Schulze als damaliger
Leiter des Staatsarchivs Stade von

der Familie von Saldern
zu Ovelgönne zwölf Urkunden aus der Zeit von 1553 bis 1767,
zwei Archivkartons mit Schriftgut aus der Zeit von 1567 bis
1892 sowie eine Karte von 1756 als Depositum übernommen und
verzeichnet.

Im Rahmen der vom Unterzeichneten durchgeführten Neuver-
zeichnung der von Dr. Kappelhoff übernommenen Archivalien
wurde das von Dr. Schulze angefertigte Verzeichnis einer
Prüfung unterzogen. Dabei erwies sich dieses ältere Ver-
zeichnis als nur wenig zweckmäßig, da die Akten hier nicht
in eine systematische Anordnung, sondern lediglich in eine
chronologische Reihenfolge gebracht worden waren. Darüber
hinaus war gelegentlich die Titelbildung, häufig aber die
Bestimmung der Laufzeiten korrekturbedürftig. Aus diesem
Grund wurden im Februar 2000 nicht nur die Neuzugänge be-
arbeitet, sondern auch das bereits 1985/90 im Staatsarchiv
deponierte Schriftgut in die neue Verzeichnung mit einbezo-
gen.

Bei der Neubearbeitung wurden sowohl die aus lagerungstech-
nischen Gründen unverzichtbare räumliche Trennung zwischen
den Urkunden (Urkundenschrank im Magazin 2), den Akten (Ma-
gazin 7) und der Karte (Kartensammlung im Magazin 6) als
auch die alte grundsätzliche Klassifikation des Bestandes
in diese drei Schriftgutarten beibehalten; lediglich bei
der Signaturvergabe wurde die alte Untergliederung (A 1-12:
Urkunden, B 1-30: Akten, C 1: Karte) aufgehoben. Somit be-
steht der Bestand nach Abschluß der Bearbeitung aus 78
durchlaufenden Archivnummern, welche zwölf Urkunden und
ca. 0,5 lfd. Meter Akten sowie eine Karte umfassen. Die er-
wähnte Karte wurde bereits ca. 1990 in die Kartensammlung
überführt (StA Stade Karten Neu Nr. 742); beim Bestand
selbst liegen eine Fotographie, eine Fotokopie und zwei Dia-
Aufnahmen dieser Karte. Auch bei den Urkunden liegen neben
den Ausfertigungen jeweils zwei Fotographien der Originale.
Ein aus

einem Depositenschein ausgeschnittenes Oblatensiegel
König/Kurfürst Georgs III. von etwa 1800, welches sich nicht
mehr zuordnen ließ, wurde in die Siegelsammlung des Staats-
archivs überwiesen (StA Stade Rep. 1010 Nr. 198).

Inhaltlich betreffen die Archivalien neben verschiedenen
Angelegenheiten der Familien von Marschalck und von der
Decken vor allem die Verwaltung der Güter Ovelgönne, Egger-
kamp, Laumühlen, Klint und Nindorf sowie Angelegenheiten
der Bremischen Ritterschaft. Das ältere Schriftgut - ins-
besondere die Urkunden - betrifft darüber hinaus vor allem
Besitzungen der Familien von Zesterfleth und von Düring
im Alten Land und im Land Kehdingen.


3. Ergänzende Überlieferung

Entsprechend der weiten Verzweigung der Familie von Mar-
schalck ist die Überlieferung zur Geschichte dieser Familie
und ihrer Besitzungen auf mehrere Archive verteilt. So be-
findet sich ein wesentlicher Teil der Überlieferung des
Gutes Ovelgönne im Archiv Marschalck von Bachtenbrock
(Dep. 40 im NLA - Stade). Die Abteilung III: Gut Ovel-
gönne dieses Familienarchivs umfaßt - ohne Verweise auf
andere Abteilungen gerechnet - 37 Nummern. Die Laufzeit
dieser Akten ist aus dem alten Repertorium nicht zu er-
sehen; das Schriftgut scheint aber überwiegend dem 19.
Jahrhundert zu entstammen (StA Stade FA 61/1, S. 47-66).
Daneben enthält das Hutloher Gutsarchiv verschiedene von
Marschalck'sche Urkunden aus der Zeit von 1532 bis 1697
(vgl. StA Stade FA 3/1, S. 244-265).

Ein weiterer Teil der Überlieferung der Familie von Mar-
schalck und ihrer Besitzungen - 50 Akten aus der Zeit von
1652 bis 1938 - wurden im Jahr 1950 von Gertrud von Mar-
schalck dem Kreisarchiv Otterndorf als Depositum übergeben
(KrA Ottdf Nr. 62). Dieses Schriftgut betrifft vor allem
die Person des Engelbert Johann von Marschalck, der nicht
nur als Präsident der provisorischen Regierung

in Stade
(1813-1816 und 1818-1823) sowie als erster Landdrost der
Landdrostei Stade (1823-1841) eine herausragende politische
Persönlichkeit des Elbe-Weser-Raumes war, sondern auch das
Gut Ovelgönne von 1793 bis zu seinem Tod 1845 besessen hat
(StA Stade FA 1/35, S. 30-38).

Weitere Familienpapiere der von Marschalck überwiegend aus
dem 18. und 19. Jahrhundert befinden sich zudem im Archiv
des Gutes Bockel im ehemaligen Kreis Bremervörde-Zeven,
welches die Erbtochter Sophie Margarethe von Düring in ihre
1724 geschlossene Ehe mit Johann Friedrich von Marschalck
einbrachte. Das Gutsarchiv Bockel, welches vorübergehend im
Institut für Heimatforschung des Heimatbundes Rotenburg a.
d. Wümme hinterlegt worden war, befindet sich seit einigen
Jahren als Depositum im Archiv der Ritterschaft des Herzog-
tums Bremen in Stade (StA Stade FA 3/14).

Darüber hinaus sind im Archiv der evangelischen Pfarrgemein-
de zu Hechthausen Patronatsangelegenheiten, Streitigkeiten
der Gemeinde mit der Familie von Marschalck, Grundstücksver-
käufe der Familie von Marschalck, Wegestreitigkeiten, Ge-
fälle der Güter Klint und Hutloh sowie Legate von Angehöri-
gen der Familie von Marschalck aus der Zeit von 1651 bis
1921 überliefert (StA Stade FA 50/25).


4. Besitzerfolge von Gut Ovelgönne

Johann von Marschalck 1598 - 1618
Franz von Marschalck 1618 - 1662
Johann von Marschalck 1662 - 1666
dessen Söhne gemeinschaftlich 1666 - 1671
Friedrich von Marschalck 1671 - 1694
Johann Friedrich von Marschalck 1694 - 1724
Heinrich Christoph v. Marschalck 1724 - 1753
Christian Engelbert v. Marschalck 1754 - 1789
Friedrich Christian v. Marschalck 1789
Otto Christoph von Marschalck 1789 - 1792
Wilhelm

von Marschalck 1792 - 1793
Engelbert Johann von Marschalck 1793 - 1845
Dietrich Arnold Ludwig v. Marschalck 1845 - 1875
Otto von Marschalck 1875 - 1908
Dietrich von Marschalck 1908 - 1939
Kurt von Marschalck 1939-vor 1945
Gertrud von Marschalck 1945-1949
Dietrich von Saldern (oo Gertrud von
Marschalck 1949-1994
Christoph von Saldern seit 1994


Literaturhinweise:

Böker, Doris (Bearb.), Landkreis Cuxhaven (Denkmaltopogra-
phie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmäler in Niedersach-
sen, 19). Hameln 1997, S. 203.

Decken, D. von der, Ueber das bremische Erbmarschallamt. In:
Stader Archiv 2 (1864), S. 182-209.

Düring, Arthur von, Ehemalige und jetzige Adelssitze im Lan-
de Kehdingen. In: Stader Archiv NF 28 (1938), S. 167-259 (S.
224 f.: Gut Nindorf).

Düring, Arthur von, Ehemalige und jetzige Adelssitze im
Kreise Hadeln. In: Stader Archiv NF 28 (1938), S. 260-320
(S. 305 f.: Gut Ovelgönne)

Die Güter der Ritterschaft im Herzogtum Bremen. Hrsg. v.
der Ritterschaft der Herzogtümer Bremen und Verden, Stade
2001.

Ulrike Hindersmann, Der ritterschaftliche Adel im König-
reich Hannover 1814-1866(= Veröffentlichungen der Histori-
schen Kommission für Niedersachsen und Bremen, 203), Han-
nover 2001.

Kieker, Oskar/Lenz, Wilhelm/Rüther, Heinrich (Bearb.), Die
Kunstdenkmale des Kreises Land Hadeln und der Stadt Cuxha-
ven, Textband (Die Kunstdenkmale des Landes Niedersachsen,
30/1). München/Berlin 1956, S. 331.

Kieker, Oskar/Lenz, Wilhelm/Rüther, Heinrich (Bearb.), Die
Kunstdenkmale des Kreises Land Hadeln und der Stadt Cuxha-
ven, Bildband (Die Kunstdenkmale des Landes Niedersachsen,
30/2). München/Berlin 1956, Abb. 369.

Lenz, Wilhelm,

Engelbert Johann von Marschalck. In:
Niedersächsische Lebensbilder 3 (1957), S. 167-176.

Marschalck von Bachtenbrock, Hubertus Frhr./Baaske, Manfred,

Die Marschalcken. In: F. J. Alstedt (Hrsg.), Chronik von
Hechthausen. Hechthausen 1983, S. 119-136.

Otto Merker, Die Ritterschaft des Erzstifts Bremen im
Spätmittelalter. Herrschaft und politische Stellung als
Landstand (= Einzelschriften des Stader Geschichts- und
Heimatvereins, 16), Stade 1962.

Luneberg Mushard, Monumenta Nobilitatis antiquae Familiarum
illustrium, inprimis Ordinis Equestris in Ducatibus Bremen-
si & Verdensi, Bremen 1708, S. 388-399.

Riemer, Alfred, Amt und Wohnsitz der Familie Marschalck von
Bachtenbrock. In: Stader Archiv NF 8 (1918), S. 43-54.

Hans G. Trüper, Ritter und Knappen zwischen Elbe und Weser.
Die Ministerialität des Erzstifts Bremen (= Schriftenreihe
des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzogtümer Bremen
und Verden, 12), Stade 2000.


Stade, im Februar 2002 Dr. Christian

Hoffmann

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet

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Ovelgönne (Hechthausen) [Wohnplatz]

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Ovelgönne (Hechthausen) [Wohnplatz]

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Laumühlen [Wohnplatz]

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Laumühlen [Wohnplatz]

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Hutloh [Wohnplatz]

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Hutloh [Wohnplatz]

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Nindorf (Drochtersen) [Wohnplatz]

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1-9361

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Nindorf (Drochtersen) [Wohnplatz]

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Klint (Hechthausen) [Wohnplatz]

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6164

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Klint (Hechthausen) [Wohnplatz]

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Eggerkamp (Krummendeich) [Wohnplatz]

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