NLA ST ARL 17

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Gutsarchiv Wiegersen

Laufzeit 

1527-1931

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte 

Im Matrikelbuch der Ritterschaft des Herzogtums Bremen wird als erster Besitzer des Gutes Wiegersen der Landrat Franz Julius von der Lieth genannt. Aus seiner Ehe mit Anna, geb. von Clüver hatte er zwei Söhne, Otto Jürgen, dem er das Gut 1698 übergab und der im gleichen Jahr damit in die Ritterschaft aufgenommen wurde und Franz Julius von der Lieth. Die Brüder verstarben kinderlos, das Gut wurde 1727 an Diedrich Gerhard von Horn verkauft. Dessen Sohn, Claus Hinrich, erbte das Gut und wurde 1758 damit in die Ritterschaft aufgenommen. Er starb 1782 als letzter seines Geschlechtes. Seine Tochter Juliane Margarethe war vermählt mit dem späteren Ritterschaftspräsidenten Christian Arnold Dietrich von Zesterfleth, der nach dem Tode seines Schwiegervaters das Gut übernahm. Nach ihm wurde sein Sohn, Heinrich Christian von Zesterfleth, Besitzer von Wiegersen. Er erweiterete den Grundbesitz des Gutes, unter anderem durch den Zukauf des Scholarwaldes. 1838, zehn Jahre vor seinem Tod, hatte er das Gut an seinen Schwiegersohn, Eduard Graf von Kielmannsegge, übergeben. Er vermachte es 1862 seinem zweiten Sohn Thedel Graf von Kielmannsegge, der aber schon fünf Jahre später verstarb. Das Gut wurde an den Grafen Adolf von Grote verkauft, der im Jahre 1868 die Ritterschaftsmatrikel erhielt. Dieser verkaufte das Gut 1887 weiter an Franz Lipperheide, der es bis zu seinem Tode im Jahre 1906 besaß. Dieser beginnt mit der heute noch betriebenen Forstwirtschaft. Er lässt dafür die Ackerflächen in Borrel aufforsten, woraufhin Borrel wüst fällt. Franz von Lipperheide hat 1890 auch die heute das Dorfbild prägende Gutmauer in Auftrag gegeben. Durch Erbgang fiel es an seine Witwe Elisabeth, geb. Rouge, die in München lebte und das Gut verwalten ließ. Nach ihrem Tod 1932 vererbte sie das Gut an ihren Neffen, Dr. med. Ludger Sulzer in Köln. Heute wird das ehemalige Rittergut als Forstgut genutzt. Im Herrenhaus des Rittergutes ist ein Yoga-Zentrum untergebracht. Die meisten ehemaligen Wirtschaftsgebäude, soweit sie nicht der Forstwirtschaft dienen, werden bewohnt.

Die Akten aus dem Gutsarchiv

In den überlieferten Akten spiegelt sich die Wirtschaftsgeschichte des Gutes wider. Da die Gutsherrschaft selbst nicht vor Ort wohnte, sind viele Berichte der jeweiligen Verwalter erhalten, die über die Arbeit auf dem Gut informieren. Im Briefwechsel ist auch gut dokumentiert, welche Anweisungen an die Gutsverwalter ergingen.
Für die Orts- und Personengeschichte dürfte der Teil der Meierakten von besonderem Interesse sein. Nachvollziehen kann man auch aus dem Aktenmaterial die Agrarwende Mitte des 19. Jahrhunderts. Ablösungen und Verkoppelungen führen uns diesen Prozess anschaulich vor Augen.
Da die Gutsherrschaft von Wiegersen zeitweise auch andere Güter besessen hat, sind auch Überlieferungen im Archivbestand erhalten, die die Güter Mandelsenborstel (kurz Borstel genannt), Leßel und Bergfried im Alten Land berühren.

Stade, 22.01.2020

Erstellt von Thomas Fenner

Literatur 

Düring, Arthur von:
Ehemalige und jetzige Adelssitze im Herzogtum Bremen
Stade, 1938

Prior, Harm:
Rittergut und Meierhöfe auf der Stader Geest : Wiegersen im 17. und 18. Jahrhundert
Stade, 1995

Prior, Harm:
Die Stader Geest nach den Agrarreformen im 19. Jahrhundert : Jahrzehnte eines wirtschaftlichen und sozialen Umbruchs
Stade, 2013