
Identifikation (kurz)
Titel
Nachlass Wiepking, Dias und Glasplatten
Bestandsdaten
Kurzbeschreibung
Heinrich Wiepking (1891-1973), Landschaftsarchitekt, Lehrstuhlinhaber für Landespflege und Landschafts- und Gartengestaltung in Berlin und Hannover. Der Bestand umfasst neben Akten auch Fotos, Dias, Glasplatten, Pläne und Skizzen. Die schrifliche Hinterlassenschaft besteht überwiegend aus Korrespondenzen mit Kollegen.
Geschichte des Bestandsbildners
Heinrich Wiepking wurde am 23. März 1891 in Hannover geboren. Dort besuchte er bis 1903 die Oberrealschule und absolvierte 1907-1909 eine Gärtnerlehre. An ein Jahr freiwilligen Militärdienstes schlossen sich Hochschulstudien in den Fächern Biologie, Architektur und Städtebau in London, Paris, Boulogne-sur-Seine und Hannover an. Diese Fächerkombination sollte richtungsweisend für Wiepkings spätere Arbeiten und seine Auslegung der Garten- und Landschaftarchitektur sein.
1912 trat Wiepking als Volontär in das renommierte Gartenbauunternehmen von Jacob Ochs in Hamburg ein.
Während des Ersten Weltkrieges war er als Leutnant von Pioniersbatallionen sowohl an der Ost- als auch an der Westfront eingesetzt und erhielt das Eiserne Kreuz beider Klassen. Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst kämpfte er 1919 in Freikorps gegen Arbeiter- und Bauernräte.
1920 verheiratete er sich mit Helene Jürgensmann und führte zeitweise den Doppelnamen Wiepking-Jürgensmann. Von 1920 bis 1922 leitete er die Berliner Filiale das Gartenbauunternehmens Jacob Ochs. Anschließend war er als freischaffender Architekt für Garten- und Städtebau mit eigenen Büros in Berlin und Köln tätig. Aus dieser Zeit stammen viele von Wiepking entworfene öffentliche Anlagen und private Gärten.
Nach dem Freitod Erwin Barths wurde Wiepking 1934 als ordentlicher Professor auf den Lehrstuhl für Gartengestaltung an der Landwirtschaflichen Hochschule Berlin berufen. Im Zuge der Eingliederung der Hochschule in die Friedrich-Wilhelm-Universität erweiterte er den bisherigen Studiengang um das Fachgebiet Landschaftspflege bzw. Landschaftsgestaltung. Der Lehrstuhl war zu dieser Zeit der erste und einzige seiner Art.
Neben der Lehre war Wiepking an der Gestaltung verschiedener nationalsozialistischer Großprojekte wie des Olympischen Dorfes, des Reichssportfeldes oder des Reichsehrenmals Tannenberg beteiligt. Außerdem war er als Vertreter der neugeschaffenen Landschaftspflege dem Reichsforstministerium Göring unterstellt und übernahm im Rahmen von Himmlers "Generalplan Ost" die Aufgabe des Sonderbeauftragten für Landschaftsgestaltung und Landespflege des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums. In diesem Zusammenhang entstand auch die 1942 erschienene "Landschaftsfibel", in der Wiepking das Konzept der "Wehrlandschaft" entwickelte.
Die Unterlagen des Berliner Instituts wurden 1943 nach Salmow in Pommern ausgelagert und gegen Kriegsende nach Swinemünde transportiert, wo Wiepking bei der Bergung der Unterlagen verletzt wurde. Er gelangte in das Lazarus-Krankenhaus in Neuenkirchen, Kreis Melle, wohin seine Familie evakuiert worden war.
Seit August 1945 lebte die Familie in Osnabrück. In diese Zeit fallen erste Überlegungen des Regierungspräsidenten zur Errichtung einer Fachhochschule für Gartenbau in Osnabrück, die der Leitung Wiepkings unterstellt werden sollte. Zur gleichen Zeit verhandelten Wiepking und der Hannoveraner Gartenarchitekt Wilhelm Hübotter aber bereits mit dem niedersächsischen Kultusminister Grimme über die Einrichtung einer Hochschule für Gartenbau und Landeskultur in Hannover, die im Januar 1948 eröffnet wurde. Wiepking übernahm die Lehre im Fachgebiet Landespflege, Landschafts- und Gartengestaltung. 1949 wurde er zum Prorektor gewählt und anschließend zum ordentlichen Professor ernannt. 1952 verlor die Hochschule ihre Eigenständigkeit und wurde als Fakultät IV für Gartenbau und Landeskultur der Technischen Hochschule Hannover eingegliedert. Dort lehrte Wiepking bis zu seiner Emeritierung 1958.
Neben der Lehre war Wiepking immer auch als Autor, Gutachter und Planer tätig und sein fachlicher Rat gefragt. Er war Mitglied in mehreren Berufsverbänden wie dem Verband deutscher Gartengestalter (1926-1933) oder der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft (1948-1973) und erhielt zahlreiche Ehrungen. So stiftete die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft zu seinem 70. Geburtstag 1961 den Heinrich-Wiepking-Preis. Der Preis wurde durch ein Kuratorium vergeben, Wiepking kam jedoch das Vorschlagsrecht zu.
Die Tätigkeit Wiepkings während des Nationalsozialismus hatte seit Kriegsende wiederholt Kritik vorgerufen. 1972 kam es anlässlich eines geplanten Vortrags von Wiepking zu massiven Protesten der Hannoveraner Studierendenschaft. Die Kritik richtete sich gegen Wiepkings aktive Beteiligung an nationalsozialistischen Landschaftsplanungen im Osten, seiner fehlenden Selbstkritik in der Nachkriegszeit und wandte sich grundsätzlich gegen seine naturideologische Auslegung der Landespflege. Die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft wurde aufgefordert, die Verleihung des Heinrich-Wiepking-Preises einzustellen, was nach Wiepkings Tod 1973 in Osnabrück tatsächlich geschah. Von 1983 bis 1994 wurde der Preis zwar erneut durch die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft aus Mitteln der Lennart-Bernadotte-Stiftung vergeben, aber seine Verleihung nach neuerlichen Protesten 1995 endgültig eingestellt.
Ursula Kellner betont in ihrer kritischen Dissertation Wiepkings über 50jährige herausragende und richtungsweisende Rolle auf dem Fachgebiet der Landespflege. Durch seine Lehrtätigkeit bestimmte er seit 1934 "als einziger Lehrstuhlinhaber vor dem Krieg - an der Universität Berlin und sofort nach dem Krieg als Begründer der Hochschule für Gartenbau und Landeskultur Hannover, der späteren Fakultät IV der Universität Hannover, die Inhalte, nach denen der akademische Berufsnachwuchs ausgebildet wurde." (Kellner, S.3)
Bestandsgeschichte
Der Bestand wurde von Eva Hansen als Nachlass ihres verstorbenen Vaters und durch Vermittlung von Professor Dr. Dieter Hennebo, Hannover, dem Staatsarchiv Osnabrück als Depositum übergeben. 2020/21 wurde er von den Erben dem Landesarchiv geschenkt.
Der vorliegendeTeilbestand beinhaltet digitalisierte Glasplatten und Dias. Die Glasplatten oder Dias sind nur in wenigen Fällen datiert. In manchen Fällen wurde daher die angegebene Laufzeit anhand eines von Ursula Kellner erstellten Werkverzeichnisses erschlossen. Allgemein ist davon auszugehen, dass die Aufnahmen im Zeitraum 1920er bis 1950er entstanden sind.
Weitere Angaben (Bestand)
Umfang in lfd. M.
6,8 lfd. M. (1986 verzeichnete Einheiten)