NLA OS Rep 728

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Windthorst-Gymnasium Meppen

Laufzeit 

1510-1966

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Archivbestand (bis 1945) des Windthorst-Gymnasiums in Meppen, das auf ein jesuitisches "Gymnasium Marianum" des 17. Jh. zurückgeht

Geschichte des Bestandsbildners 

Nachdem die Meppener Lateinschule im Jahre 1607 geschlossen worden war, weil die Stadt für die Lehrerbesoldung nicht mehr aufzukommen vermochte, hatte der Rat der Stadt schon im Jahre 1611 - allerdings ohne überlieferte Resonanz - eine Bittschrift bei Fürstbischof Ernst von Bayern (1585-1611) eingereicht. Einen erneuten Vorstoß wagte Nikolaus Krebs, als er 1627 den Plan entwarf, den Jesuiten zu Meppen einen bleibenden Sitz zu verschaffen und diesen mit einem Gymnasium zu verbinden. Dafür hatte er 1628 auch die Zustimmung des neuen Osnabrücker Bischofs Franz Wilhelm von Wartenberg (1626-1661) eingeholt. 1641 - inzwischen waren die Jesuiten durch den von der Abtei Corvey bestellten Benediktiner Jakob Thorwart von der Administration der Pfarrei verdrängt worden - wandte Krebs sich mit einer neuen Bittschrift an den münsterischen Fürstbischof und Erzbischof von Köln, Ferdinand von Bayern (1611-1650). Dieses Mal erhielt er jedoch massive Unterstützung durch den Drosten des Emslandes, Dietrich von Velen, weiteren münsterischen Landesbeamten und vielen Meppener Bürgern. Am 30. Juni 1642 erhielt Krebs schließlich die landesherrliche Genehmigung zur Errichtung einer dauernden Residenz und des Gymnasiums. Mit zwei Klassen, der Infima und der Suprema, unter P. Kaspar Becker und P. Thomas Moll begann man in einem Haus am Kirchhof sofort mit dem Unterricht. Nachdem die Schule am 10. Juli 1644 abgebrannt war, wurde der Unterricht in die bischöfliche Burg verlegt. Am 4. November 1647 wurde das Schulgebäude während der Beschießung durch schwedische Truppen unter dem General Königsmarck erneut halb zerstört. Ein Neubau der Schule wurde mit massiver finanzieller Förderung des neuen münsterischen Bischofs, Christoph Bernhard von Galen (1650-1678), im Herbst des Jahres 1655 vollendet.

Inzwischen hatte man im Jahre 1652 das Gymnasium mit der Schaffung der Rhetorikklasse auf fünf Klassen erweitert und "Maria von der unbefleckten Empfängnis" gewidmet. Als "Gymnasium Marianum" galt es nunmehr nach der jesuitischen Studienordnung als vollausgebautes Gymnasium zur Vorbereitung auf das Universitätsstudium. Eine Trivialschule war angeschlossen. Der Leiter der Jesuitenresidenz, der pater superior, war zugleich praefectus gymnasii, d.h. er leitete die Verwaltungsgeschäfte des Gymnasiums, erteilte selbst aber keinen Unterricht. Außer ihm waren zunächst drei Lehrer am Gymnasium tätig.

Auf Veranlassung und mit Unterstützung des münsterischen Bischofs und Kölner Erzbischofs Clemens August von Bayern (1719-61) ließ der Superior P. Franz Kemper in den Jahren 1726 bis 1729 ein neues Ordenshaus, die heutige Residenz, bauen. Am 9. November 1746 wurde schließlich unter dem Superior Karl Immendorf die neue Gymnasialkirche geweiht. Unter Fürstbischof Maximilian Franz (1762-84) wurde auf Landeskosten im Jahre 1772 das neue Gymnasialgebäude, ein einstöckiger Bau mit fünf Zimmern in der südlichen Ecke des Schulplatzes, fertiggestellt. Die Stadt Meppen verpflichtete sich zur Unterhaltung des Gebäudes.

Als Papst Clemens XIV. im Jahre 1773 den Jesuitenorden aufhob, fielen die Güter dem Fürstbischof zu, der seinen Minister und Generalvikar Franz von Fürstenberg anwies, in der Diözese Münster eine Kommission einzurichten, die über die Verwendung und Verwaltung der Jesuitenfonds in Münster, Coesfeld und Meppen entscheiden sollte. Am 19. September 1773 nahm der Landdechant Velthaus, Pastor in Holte, die Güter für den Bischof in Besitz. Das Archiv wurde versiegelt, ein Inventar des Besitzes aufgenommen und der Superior Arnoldi vorläufig zum Emonitor der Einkünfte bestellt. Mit Ausnahme der P. Martini und P. Borgmann, die den Unterricht noch bis 1776 fortsetzten, verließen die Jesuiten das Haus.

Im Jahre 1776 übernahmen drei Franziskaner strenger Observanz aus Rheine im Auftrag des münsterischen Bischofs das Gymnasium, die ratio studiorum der Jesuiten wurde abgeschafft. Im nunmehr "Hochfürstlichen Lehrhaus zu Meppen", dem "Gymnasium Aloysianum", mit weiterhin fünf Klassen entstand ein neuhumanistischer Schulbetrieb mit den Fächern Religion, Sittenlehre, Psychologie, Logik, Mathematik, Naturkunde, Geschichte, Sprachkunde, Rede- und Dichtkunst. Die Trivialschule wurde beibehalten.

Nachdem der Schulbesuch während der Koalitionskriege und der napoleonischen Zeit stark zurückgegangen war, sprach die Wiener Kongreßakte vom 9. Juni 1815 das ehemalige Amt Meppen, von 1803 bis 1810 Herzogtum Arenberg-Meppen, der Krone Hannover zu. Der Herzog Prosper Ludwig von Arenberg blieb jedoch Standesherr. Die Verwaltung des Gymnasialfonds hatten zwischen 1803 bis 1815 nacheinander inne: die arenbergische Regierung, die französische Unterpräfektur, die provisorische preußische Regierung und schließlich die Landdrostei Osnabrück. 1815 zählte die Schule bereits wieder 106 Schüler.

Das Jahr 1815 bedeutete aber auch eine Loslösung des Jesuiten- und Franziskanergymnasiums aus kirchlicher Verwaltung, obwohl das Lehrerkollegium zunächst noch vorwiegend aus Weltgeistlichen bestand. Das Königreich Hannover überwies sofort bedeutende Geldmittel an den Schulfonds und richtete 1817 einen ständigen Jahreszuschuß ein. Auf Anregung des Geistlichen Gerhard Heinrich Többe aus Meppen traten im Jahre 1817 mehrere Männer zusammen, um die Interessen der Anstalt zu fördern: Landrat von dem Bussche, Dechant Römann, Pfarrer in Wesuwe, Propst Bödiker, Bürgermeister Hermann Mulert, Präfekt Vedastus Lübbers. Sie wurden am 30. Dezember 1817 von der Osnabrücker Regierung als "Schulkommission" bestätigt und später mit bedeutenden Vollmachten ausgestattet. So verwaltete die Schulkommission beispielsweise den Schulfonds und schlug der Osnabrücker Regierung die Lehrer vor, die dann vom Königlichen Kabinettsministerium ernannt wurden. Ein Rendant führte fortan die Emonitur, der Direktor wurde jetzt selbst als Lehrer tätig, er leitete die oberste Klasse. Die Schulkommission wurde erst am 12. März 1886 wieder aufgehoben. Eine Schul- und Unterrichtsordnung wurde am 30. Dezember 1817 erlassen, aber schon 1824, dann erneut 1882 und 1900 wieder revidiert; die Schule war seit 1820 sechsklassig.

Seit 1830 unterstand die Schule dem für das Königreich Hannover eingesetzten Oberschulkollegium in Hannover. Dies wurde im Jahre 1866 bei Annektion Hannovers durch Preußen durch ein Provinzialschulkollegium ersetzt. Eine Verordnung vom 11. September 1829 über die Beförderung einer möglichst sorgfältigen Bildung der studierenden Inländer und über die zur Erreichung dieses Zweckes abzuhaltenden Maturitätsprüfungen regelte fortan den Zugang zu den Universitäten. Danach durften nur die von der Regierung für berechtigt angesehenen Gymnasien erster Klasse - zunächst nur 13 im Königreich Hannover - ihren Schülern die Reifeprüfung abnehmen, die nunmehr allein zum Besuch der Hochschule berechtigte. Nachdem der Herzog von Arenberg der Schule einen jährlichen Zuschuß in Aussicht gestellt hatte und auch die Regierung in Osnabrück ihre Beiträge erhöht hatte, rang sich das Oberschulkollegium Ende 1831 dazu durch, das Gymnasium als Gymnasium erster Klasse anzuerkennen und eine Maturitätsprüfungskommission einzusetzen. 1832 konnten die beiden ersten Abiturienten mit der Reifeprüfung entlassen werden. Die Gymnasialzeit dauerte von 1833 bis 1869 neun Jahre.

Im Jahre 1853 wurde ein bischöfliches Knabenkonvikt als Internat unter der Leitung eines Geistlichen eröffnet, das auch weiter entfernt wohnenden Schülern den Besuch der Schule ermöglichen sollte. Ein neuer, von dem Osnabrücker Architekten Hensen entworfener Gymnasialbau konnte am 13. Oktober 1868 in Anwesenheit des Staatsministers a.D. Windthorst von dem Osnabrücker Bischof Johann Heinrich eingeweiht werden. Seit 1880/81 durfte sich die Meppener Anstalt "Königliches Gymnasium" nennen. Zu den besonderen Ereignissen der Vorkriegszeit gehörte, daß der Meppener Religionslehrer Dr. Wilhelm Berning am 26. Mai 1914 zum Bischof von Osnabrück gewählt wurde.

Während des Ersten Weltkrieges litt die Qualität des Unterrichts, weil die Schüler bei Ernteeinsätzen und Sammelaktionen gebraucht bzw. in die Wehrmacht eingezogen wurden. 28 Schüler und drei Lehrer starben als Soldaten. Die Zeit der Weimarer Republik brachten für das "Staatliche Gymnasium" Veränderungen bei den Finanzen, denn die Inflation von 1923 nahm den Stipendienfonds des Gymnasiums (Fundatio Meppensis von Johannes Fabri 1511, Windthorst-Stiftung von W.A. Riedemann 1892, Jubilärumsstiftung von Abiturienten des Gymnasiums 1902) ihren Wert. Der Herzog Engelbert Maria von Arenberg schließlich ersetzte seine seit 1831 gezahlten jährlichen Zuschüsse durch ein einmaliges Kapital von 30.000 RM.

Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde die Schule im Jahre 1933 gemäß dem Führerprinzip und der NS-Ideologie umgestaltet. 1934 wurde Arthur Wieferich, überzeugter Anhänger der NSDAP, Direktor der seit 1937 "Emslandschule. Oberschule für Jungen" genannten Anstalt. Das humanistische Gymnasium war nun neusprachlich orientierte Oberschule, die 13. Klasse entfiel fortan. Wie schon der Erste, so forderte erst recht der Zweite Weltkrieg unter Lehrern und Schülern viele Opfer. Oberstufenschüler wurden vielfach als Ernte- oder Flakhelfer, im Feuerwehr- oder Sanitätsdienst eingesetzt.

Nach dem Krieg konnte der Unterricht am "Staatlichen Gymnasium" des neuen Landes Niedersachsen schon Ende 1945/Anfang 1946 teilweise wieder aufgenommen werden. Der überregional bekannte Altphilologe Dr. Friedrich Leonard übernahm die Leitung. Im Jahre 1954 ging das Gymnasium vor dem Hintergrund des neuen niedersächsischen Schulverwaltungsgesetzes aus der Schulträgerschaft des Landes in die des Landkreises Meppen über. 1982 wurde die Schule, die einige Jahre als "Kreisgymnasium" bezeichnet worden war, auf Beschluß des Kreistages des heutigen Landkreises Emsland, in "Windthorst-Gymnasium" umbenannt.

Bestandsgeschichte 

Die ältesten Archivalien zur Geschichte der Meppener Jesuitenniederlassung sind vermutlich teils durch den Mansfeldischen Krieg, teils bei der schwedischen Okkupation Meppens, während der die Jesuiten jedesmal die Stadt verließen, verlorengegangen. Zumindest konnte der Gründer der Schule, P. Nikolaus Krebs, schon 1643 gegenüber dem Osnabrücker Bischof den rechtsgültigen Erwerb der Vikarie zu Aschendorf nicht mehr nachweisen.
Gemäß einer Vereinbarung des Staatsarchivs mit dem Landkreis und dem Kreisarchiv des Landkreises Emsland wurde bei der Bewertung und Archivierung der Altakten im Jahre 1997 ein Registraturschnitt in das Jahr 1945 gelegt. D.h. die Akten aus der Zeit nach 1945 gelangten ins Kreisarchiv, die älteren Akten kamen als Akz. 28/97 ins Staatsarchiv. Von ca. 30-35 lfdm Akten wurden 17 lfdm übernommen. Auf die Übernahme von Klassenbüchern, Kassenbüchern, Besoldungssachen, Hausmeisterpersonalien, Bibliotheksleihverkehr und Stundenplänen wurde verzichtet.

Literatur 

Einladungen zu den öffentlichen Prüfungen am Gymnasium zu Meppen, Lingen 1777-1867. - Festlieder zur 275jährigen Jubelfeier des Staatlichen Gymnasiums zu Meppen am Montag, den 22. August 1927, Meppen: Wegener 1927. - Germing, Wolfgang (Hg.): 350 Jahre Windthorst-Gymnasium Meppen 1642 bis 1992. Eine Festschrift des Windthorst-Gymnasiums Meppen, Meppen: Plagge 1992. - Hinrichs, Heinrich: Die Tätigkeit der Jesuiten in Meppen und im Emsland, in: Festschrift zur 600Jahrfeier der Stadt Meppen, i.A. der Stadt Meppen hg. von Stadtdirektor Dr. Kraneburg, Münster: Aschendorff 1960, S. 45-51. - Jahresbericht über das Gymnasium zu Meppen, Schuljahre 1867/68-1915, 1924/25-1929/30. - Knapstein, Karl: Das Gymnasium Meppen im Verlauf seiner Geschichte, in: (Das Schulwesen der Stadt Meppen) Festschrift zur 600Jahrfeier der Stadt Meppen, i.A. der Stadt Meppen hg. von Stadtdirektor Dr. Kraneburg, Münster: Aschendorff 1960, S. 69-76. - Knapstein, Karl (Hg.): Staatliches Gymnasium in Meppen. Festschrift zur Dreihundertjahrfeier 1652-1952, Meppen 1952. - Koers, J.: Einladung zur öffentlichen Prüfung der Classen des Gymnasiums zu Meppen, welche den 26. und 27. August 1847 statt finden wird, Meppen: Bötticher [1847]. - Koers, J.: Einladung zur öffentlichen Prüfung der Classen des Gymnasiums zu Meppen, welche am 30. und 31. August 1849 [...] statt finden wird, Meppen: Bötticher [1849]. - Lieder der Abiturientia Meppensis 1932, Meppen: Bernsen 1932. - Remme, Stefan: Das Gymnasialarchiv in Meppen, in: Emsländische Geschichte 1 (1991), S. 107-113. - Ruhe, Alfred: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Meppen. Zur 250jährigen Säkularfeier der Anstalt, Meppen: Heinrich Wegener 1902. - Schulplan für das Katholische Gymnasium zu Meppen: wie solcher von dem Königlichen Cabinets-Ministerio unter dem 5ten November 1822 genehmigt worden, Osnabrück: Kißling 1823. - Valle, Hermann della: Zur 275jährigen Jubelfeier der Anstalt (Das staatliche Gymnasium zu Meppen in den Jahren 1902-1927), Meppen: Heinrich Wegener 1927. - Verzeichnis der Gegenstände, welche im Schuljahre 1819 in 1820 auf dem Gymnasium zu Meppen vorgetragen wurden; sowie der Schüler, welche, und wie sie, sich im wissenschaftlichen Fache vor andern auszeichneten, Lingen: Mohr 1820. - Wilken, Einladung zu den öffentlichen Prüfungen der Schüler des Gymnasiums zu Meppen am 1. und 2. September, Meppen: Janson 1858. - Wilken, Zur Geschichte des Gymnasiums zu Meppen, 1. Abt. Jahresbericht über das Gymnasium zu Meppen Schuljahr 1867-68, S. 1-20, 2. Abt. ebd. Schuljahr 1868-69, S. 1-17.

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

NLA OS Rep 29 (Urkundenbestand des Windthorst-Gymnasiums). - NLA OS Dep 63 a + b (Stadtarchiv Meppen). - NLA OS Dep 62 b und c (Herzoglich Arenbergisches Archiv zu Meppen sowie Arenbergische Hof- und Rentkammer). - NLA OS Rep 336 (Regierung - Abteilung für Kirchen und Schulen). - Rep 430 Dez. 400 (Regierung Osnabrück, Schulen und Kirchen).

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

12,3 lfd. M. (1135 Einheiten)

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Meppen [Wohnplatz]

Zeit von 

1

Zeit bis 

1

Objekt_ID 

12302

Ebenen_ID 

1

Geo_ID 

1-12302

Link 

Meppen [Wohnplatz]