NLA OS Rep 947 Lin II

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Justizvollzugsanstalt Lingen - Gefangenenpersonalakten

Laufzeit 

1903-1996

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Der Bestand ist ein Teilbestand des Bestandes Strafanstalt Lingen (siehe NLA OS, Rep 947 Lin I).
Er umfasst etwa 18.000 Gefangenenpersonalakten der Strafanstalt Lingen aus der Zeit ab etwa 1920 bis in die 1990er Jahre.
Etwa 17.180 Akten stammen aus der Zeit der Emslandlager (vgl. Punkt 1 der Klassifikation), rund 600 Akten von Inhaftierten der britischen Militärbehörden (vgl. Punkt 2 der Klassifikation) und etwa 180 Gefangenenpersonalakten stammen aus dem modernen Strafvollzug der Bundesrepublik.

Beschreibung 

Inhalt und Quellenwert der Gefangenenpersonalakte
Die Gefangenenpersonalakten (GPA) konzentrieren sich vor allem auf das Leben eines Menschen während seiner Haftzeit, geben aber ebenso Aufschluss über Lebenslauf und Verurteilung. Eng verbunden mit den Personalakten sind die Gefangenenkarteien und Gefangenenbücher, die sehr verdichtete Daten enthalten. Diese finden sich im Bestand NLA OS, Rep 947 Lin I.
Der Aufbau der GPA ist über Jahrzehnte gleich geblieben und überschneidet sich zum Teil mit den Strafvollstreckungs- und Gnadenheften aus den Strafprozessakten.
Vorhanden sind immer der Personal- und Einweisungsbogen mit Angaben zu Person und Straftat sowie zu eventuellen Vorstrafen.
Darüber hinaus gibt es auch vielfach einen (handgeschriebenen) Lebenslauf, Begutachtungen durch den Anstaltsarzt, Beurteilungen der Gefangenen durch Mitarbeiter der JVA; die Akte endet mit dem Entlassungsschein. Neben diesen „normalen“ Dokumenten können auch eine Reihe ungewöhnlicher Schriftstücke auftreten: u.a. Transportzettel, Unterlagen betr. Arbeitseinsatz, Schreiben oder persönliche Briefe der Inhaftierten oder von deren Angehörigen, Besuchsgenehmigungen, Urlaubs- und Gnadengesuche, Berichte des JVA-Personals über Vergehen oder erfolgte Bestrafungen. Darüber hinaus enthalten die Akten gelegentlich auch Fotos der Gefangenen.

Geschichte des Bestandsbildners 

Vgl. das Vorwort zu NLA OS, Rep 947 Lin I Strafanstalt Lingen

Bestandsgeschichte 

Bestandsgeschichte
Die Justizvollzugsanstalt in Lingen gab 1985 etwa 160 lfd. m Schriftgut der ehemaligen Emslandlager an den Standort Osnabrück des Niedersächsischen Landesarchivs ab. Bis dahin verwahrte das Landesarchiv in Osnabrück lediglich einen kleinen Bestand von 92 Nummern, der 1906 übernommen wurde und den Lingener Gefängnisbetrieb des 19. Jahrhunderts seit 1834 dokumentiert.
Die große Menge an Material konnte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Überlieferung der berüchtigten nationalsozialistischen Moorlager ausgesprochen lückenhaft war. So hat sich auch nur ein Teil der Gefangenenpersonalakten überliefert; wo sich der Rest befindet ist unbekannt. Aus der Zeit der Konzentrationslager (bis ca. 1935) liegen kaum Akten vor. Vielmehr setzen die Akten erst verstärkt 1938 ein.
Die trotz Kriegseinwirkung, gezielter Vernichtung bei Kriegsende und Verluste in den Wirren der Nachkriegsjahre erhalten gebliebenen umfänglichen Karteien, Akten, Gefängnisbücher, Gefangenenlisten und sonstigen Unterlagen der Emslandlager sowie der Justizvollzugsanstalt Lingen wurden in zwei Teilbestände gegliedert, nämlich in Sachakten (vgl. NLA OS, Rep 947 Lin I), zu denen auch die Personalakten der Wachtmannschaften gelegt wurden, und Gefangenenpersonalakten (der vorliegende Bestand: NLA OS, Rep 947 Lin II).
Im Jahre 1985 wurden von der Justizvollzugsanstalt weitere 7000 Gefangenenpersonalakten abgeliefert, zumeist von Gefangenen aus der Nachkriegszeit, aber gelegentlich auch von ehemaligen Gefangenen der Emslandlager. Dieser Zugang findet sich unter der Signatur Rep 947 Lin II ab Nr. 10.000.
Eine unerwartete Ergänzung erhielten diese Bestände nach der Wiedervereinigung. Im November 1993 übergab das Bundesarchiv, Abt. Zwischenarchiv-Hoppegarten, dem Standort Osnabrück des Niedersächsischen Landesarchivs zur Bestandsergänzung über 500 Akten der ehemaligen Strafanstalten Emsland, nämlich 119 Sachakten, 120 Gefangenpersonalakten und über 290 Feldgerichtsurteile. Die Sachakten stammten aus den Lagern Börgermoor, Esterwegen und Walchum sowie aus der Kommandantur in Papenburg. Sie bieten eine Fülle von Informationen, die in den im Jahre 1985 von den Strafanstalten Emsland in das Osnabrücker Staatsarchiv übernommenen 160 lfm Akten nicht enthalten waren, wie z.B. Sterbeurkunden, Fluchtbücher, Gnadengesuche oder auch Anweisungen zum Arbeitseinsatz der Gefangenen in verschiedenen Kommandos im Raum Weser-Ems.

Erschließung
Der gesamte Gefangenenpersonalaktenbestand wurde detailliert verzeichnet. Aufgrund von personenbezogenen Schutzfristen ist nach wie vor ein Teil der Akten für die Benutzung gesperrt; zum Teil sind Datensätze auch nicht sichtbar. Bitte wenden Sie sich im Falle eines negativen Rechercheergebnisses auch immer an den Standort in Osnabrück.
Verzeichnet wurden die Akten von Dr. Peter Erlen, Dr. Wolf-Dieter Mohrmann und Dr. Herbert Reyer. Die Ablieferung aus dem Bundesarchiv hat Dr. Bernhard Parisius verzeichnet. Im Jahr 2017 und 2018 wurde eine umfassende Überprüfung der Schutzfristen des Bestandes vorgenommen.

Die Gefangenenakten sind unterteilt in die drei Klassifikationsgruppen "01. Häftlinge der Strafanstalt Lingen und der Emslandlager ", "02. Die von den Englischen Militärbehörden internierten Häftlinge" und "03. Justizvollzug in der Bundesrepublik (nach 1950)".

Jeder Datensatz gliedert sich in folgende acht Punkte:
1. Name, Vorname
2. Geburtsdatum und -ort
3. Beruf
4. Wohnort, Straße, Hausnummer
5. Lager der letzten Inhaftierung, Datum der Einweisung
6. Delikt, Strafmaß
7. Todesdatum, Todesort, Bestattungsort
8. Ergänzende Strafen, Anmerkungen

(vgl. auch das Vorwort zu NLA OS, Rep 947 Lin I Strafanstalt Lingen)

Quellenwert
Gefangenenpersonalakten sind viefältig lesbar. Sie geben Aufschluss über die Person der Gefangenen selbst wie über den Umgang des Gefängnispersonals mit ihnen. Im Gegensatz zu normativen Texten spiegeln sie die tatsächliche Strafpraxis in einem Staat bzw. in einer Strafanstalt. Aufgrund der Überlieferung von Gerichtsurteilen sind sie auch eine Ersatzüberlieferung für die vielfach verloren gegangene Überlieferung der Gerichte in der NS-Zeit.

Literatur 

Hölle im Moor. Die Emslandlager 1933-1945, hrsg. v. Bernd Faulenbach und Andrea Kaltofen, Göttingen 2017.

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

Vgl. NLA OS, Rep 947 Lin I Strafanstalt Lingen; NLA OS, Dep 76 b Stadt Papenburg; NLA OL, 140-5 Nr. 1239 (Standesamtslisten der Verstorbenen der Emslandlager)

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

78,6 lfd m (ca. 18.000 VZE)

Bearbeiter 

Dr. Peter Erlen, Dr. Wolf-Dieter Mohrmann, Dr. Herbert Reyer, Dr. Bernhard Parisius, Eike Knehans, Dr. Thomas Brakmann

Benutzung 

Die Gefangenenpersonalakten unterliegen als personenbezogene Unterlagen einer Schutzfrist, die zehn Jahre nach dem Tod der Betroffenen bzw. der Opfer, hilfsweise 100 Jahre nach der Geburt der Gefangenen oder der in den AKten erwähnten Opfer endet.
Aufgrund der Verwendung personenbezogener Angaben ist ein Teil der Erschließungsdaten von Archivguteinheiten des Bestandes bis zum Ablauf der personenbezogenen Schutzfristen (vgl. § 5 Abs. 2 NArchG) für Benutzende nicht sichtbar.
Bitte wenden Sie sich für eine ausführlichere Recherche an den Standort Osnabrück des NLA (osnabrueck@nla.niedersachsen.de).
Im Rahmen eines wissenschaftlichen Forschungsvorhabens sowie für Rundfunk und Presse gibt es die Möglichkeit der Nutzung von gesperrten Findmitteln bzw. von Archivgut vor Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist(en). Bitte wenden Sie sich hierfür an den Standort Osnabrück des NLA (osnabrueck@nla.niedersachsen.de).