
Identifikation (kurz)
Titel
Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg
Laufzeit
1866-2002
Bestandsdaten
Kurzbeschreibung
Die Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg in Emden, deren ältere Akten im Jahre 1945 nahezu vollständig vernichtet wurden, hinterlegt seit 1992 ihr archivwürdiges Schriftgut.
Der Bestand dokumentiert das starke wirtschaftspolitische Engagement der IHK und ihren Einsatz für die wirtschaftlichen und infrastrukturellen Belange Ostfrieslands in der Zeit nach 1945. Für die Geschichte der Verwaltung und der wirtschaftlichen Erschließung Ostfrieslands nach 1945 stellen die Unterlagen der IHK eine herausragende Ergänzung zu den staatlichen Beständen des Landesarchivs dar.
Geschichte des Bestandsbildners
Das hannoversche Gesetz zur Einführung des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuches vom 5. Oktober 1864 sah u.a. die Ermächtigung für die Regierung vor, "an Orten, wo sich ein Bedürfnis dafür zeigt“, Handelskammern zu errichten. Die entsprechende allgemeine Verordnung erging am 7. April 1866. Danach hatten die Handelskammern sowohl die Aufgabe, die Verwaltung zu beraten und allgemein zur Förderung von Handel, Industrie und Schifffahrt beizutragen, als auch eigenständig, aber in staatlichem Auftrag Aufsicht über Industrie, Handel und Schifffahrt in ihrem Zuständigkeitsbereich zu führen.
Am 4. August 1866 wurde im Gebiet der Landdrostei Aurich die Gründung von vier Handelskammern in Emden, Leer, Norden und Papenburg angeordnet. Ein preußischer Ministerialerlass vom 22. September 1871 verfügte die Zusammenlegung der vier Kammern bzw. die Errichtung einer neuen "Handelskammer Emden" zum 1.1.1872, die später in "(Industrie- und) Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg" umgetauft wurde. Diese unterstand dem Preußischen Wirtschaftsministerium. 1934 wurden die Industrie- und Handelskammern in Deutschland infolge der Aufhebung der Länderhoheit direkt dem Reichswirtschaftsministerium unterstellt. Außerdem wurde in ihrer Organisation das sog. Führerprinzip eingeführt, d.h. die Mitglieder des Präsidiums wurden nicht mehr gewählt, sondern nur noch berufen. 1942 ging die Industrie- und Handelskammer (IHK) Emden in einer der Gauwirtschaftskammer Weser-Ems unterstellten "Wirtschaftskammer Emden" auf, in der die IHK und die Handwerkskammer kurzzeitig vereinigt waren. 1945 wurden die Industrie- und Handelskammern als Selbstverwaltungseinrichtungen der Wirtschaft durch die Militärverwaltung wiederhergestellt.
Das 1938 erbaute Kammergebäude an der Ringstraße in Emden überstand den Zweiten Weltkrieg zwar unbeschadet, jedoch wurde es 1945 Hauptquartier der kanadischen Truppen. Diese verbrannten nahezu alle Akten und Bücher der IHK, um Platz zu schaffen. Angesichts des vollständigen Verlustes der Altregistratur der IHK Emden lässt sich ihr Wirken in der Zeit bis 1945 nur noch aufgrund der regelmäßig vorgelegten Jahresberichte beschreiben.
Der Zuständigkeitsbereich der IHK Emden umfasst die Landkreise Aurich, Leer und Wittmund, die kreisfreie Stadt Emden sowie die Stadt Papenburg. Insgesamt umfasst der Kammerbezirk 35 Städte und Gemeinden mit über 15.000 Unternehmen. In der IHK sind alle Gewerbetreibenden des Bezirks vertreten, sofern sie nicht ausschließlich zum Handwerk oder zur Landwirtschaft zählen.
Die IHK vertritt als gesetzlich vorgeschriebenes Organ der Selbstverwaltung der Wirtschaft die gewerbliche Wirtschaft ihres Bezirks. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts vertritt sie gegenüber Bundes- und Landesregierung sowie Behörden die Interessen ihrer Mitglieder, indem sie zum Beispiel Maßnahmen für eine verbesserte Verkehrsinfrastruktur vorschlägt. Sie setzt sich für günstige Bedingungen für ihre Mitglieder ein, etwa im Bereich der Steuern oder der Entlastung von Bürokratie. Sie berät und unterstützt staatliche Stellen durch Gutachten und Berichte bspw. bei der Aufstellung von Raumordnungsprogrammen oder Flächennutzungsplänen oder auch bei der Entwicklung neuer Rechtsnormen. Die IHK nimmt öffentliche Selbstverwaltungsaufgaben auf verschiedenen Gebieten wahr, etwa als zuständige Stelle für Prüfung und Bestellung von Sachverständigen oder die Überwachung von Ausbildungsverhältnissen und die Abnahme von Abschluss- oder Meisterprüfungen.
Bestandsgeschichte
Da die Industrie- und Handelskammern juristische Personen des öffentlichen Rechts sind, die staatlicher Aufsicht unterliegen, erstreckt sich das Niedersächsische Archivgesetz in seinen allgemeinen Bestimmungen über die Sicherung des Archivgutes auch auf sie (§ 7 NArchG). Danach besteht die Möglichkeit, entweder ein eigenes Archiv einzurichten oder das Archivgut dem zuständigen Landesarchiv anzubieten.
Regionale Wirtschaftsarchive, die im Wesentlichen von den jeweiligen IHKs getragen werden, bestehen bereits in mehreren Bundesländern. Da es zur Einrichtung des Niedersächsischen Wirtschaftsarchivs aber erst nach 2000 kam, zog es die IHK für Ostfriesland- und Papenburg vor, ihr Archivgut ab 1992 dem damaligen Staatsarchiv Aurich als Depositum zu überlassen. In diesem Zusammenhang kam es 1992 und 1993 zu den ersten Abgaben der IHK an das Archiv, darunter die letzten beiden erhaltenen Akten der IHK-Registratur vor 1945.
Im Jahr 2001 wurden die laufenden Firmenakten (seit 1945) der IHK in einem umfangreichen Projekt, bei dem das Archiv nicht eingebunden wurde, digitalisiert und die analogen Akten vernichtet.
Da für Ende 2002 eine umfangreiche Aktenaussonderung geplant war, wurden in der Altregistratur und im sogenannten "Archiv" die analogen Akten bewertet, die bis zum Registraturschnitt durch die Einführung des „papierlosen Büros“ 1994 geführt worden waren, bewertet.
Im Jahr 2002 wurden zunächst die acc. 2002/60 und im Anschluss daran die beiden älteren acc. 1992/05 und 1993/04 verzeichnet. Dabei wurden bei der acc. 1993/4 umfangreiche Nachkassationen durchgeführt. Die damals gewählte Verzeichnung mit dem Aktenzeichen oder – wo kein solches vergeben war – einem „Behelfsaktenzeichen“ als Signatur wurde im Rahmen einer Überarbeitung im Rahmen von Praktika ab 2018 zugunsten Signaturen nach Numerus Currens aufgelöst.
Die Gliederung des Bestandes folgt in seinen Hauptgruppen weitgehend dem bis Ende 1994 geltenden Aktenplan, der in seinem Aufbau dem bis dahin geltenden Geschäftsverteilungsplan entsprach. Seit 1995 gilt ein neuer, vom DIHT vorgegebener Aktenplan, in dem die Abteilungseinteilung nun mit Buchstaben dargestellt wird. Dieser Registraturschnitt ist ggf. bei künftigen Übernahmen zu berücksichtigen.
Aurich, März 2024
Fabian Gründling
Literatur
Eine Überlieferung für die Frühzeit der IHK Emden stellen die im "Amtsblatt für die Provinz Ostfriesland" in den 1870er Jahren veröffentlichten Auszüge aus den Sitzungsprotokollen des Präsidiums dar. (Dienstbibliothek: Signatur W 1)
Allgemeines zu Industrie- und Handelskammern:
- Bibliographie zur Geschichte der deutschen Industrie- und Handelskammern und des DIHT, Bonn 1963 bzw. Bonn 1986
- Gerhard Frentzel: Die deutschen Industrie- und Handelskammern und der Deutsche Industrie- und Handelstag. Frankfurt 1967.
- Rainer Schulze: Unternehmerische Selbstverwaltung und Politik. Die Rolle der Industrie- und Handelskammern in Niedersachsen und Bremen als Vertretungen der Unternehmerinteressen nach dem Ende des 2. Weltkrieges. Hildesheim 1988.
Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg:
- Walter Deeters: Die Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg in Emden 1866-1945. In: Jahrbuch der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden, Bd. 70 (1990), S. 93-127. - Claudia Grätschus, Reinhard Kolck: Von der Chambre de Commerce zur Industrie- und Handelskammer. In: Reinhard Claudi (Hrsg.): Stadtgeschichten. Ein Emder Lesebuch. Emden 1995, S. 173-184.
- Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg: Jahresberichte, Emden 1871 ff.
- Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg (Hrsg.): 50 Jahre Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg. Emden 1922.
- Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg (Hrsg.): 100 Jahre Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg. Ansprachen beim Festakt am 4. August 1966. Emden 1966.
- Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg: Statistisches Handbuch der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg. Emden 1979 ff.
- Bernd Kappelhoff: Grundzüge der Wirtschaftsgeschichte Papenburgs von den Anfängen bis 1945. In: Wolf-Dieter Mohrmann (Hrsg.): Geschichte der Stadt Papenburg. Papenburg 1986, S. 319 ff.
- Eckart Krömer: Kleine Wirtschaftsgeschichte Ostfrieslands und Papenburgs. Norden 1991.
Siehe
Korrespondierende Archivalien
Rep. 16/1, Nr. 1090: Allgemeiner Schriftwechsel betreffend die IHK für Ostfriesland und Papenburg
Rep. 16/1, Nr. 1174: IHK für Ostfriesland und Papenburg, 1934-1935
Rep. 17/1, Nr. 92-93 und Nr. 212: Zeitungsausschnittsammlung zur IHK, 1962-1980;
Dep. 60, Nr. 279: Einrichtung der Handelskammer in Norden, 1865-1871;
Dep. 60, Nr. 281: Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg, 1871-1927
Stadtarchiv Leer, Rep. 1, Nr. 857: Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg, 1860-1889 (1933)
Stadtarchiv Leer, Rep. 1, Nr. 1228: Bildung einer Handelsdeputation im Anschluss an die Ostfriesische Handelskammer, statistische Aufgaben zur Handelskammer, 1874-1909
Informationen / Notizen
Zusatzinformationen
1,2 lfd. m. Arbeitsmarktberichte der Arbeitsämter Emden und Leer wurden den Beständen Rep. 63 und 64 (acc. 2002/59) zugeordnet.
Georeferenzierung
Bezeichnung
Papenburg [Wohnplatz]
Zeit von
1
Zeit bis
1
Objekt_ID
12369
Ebenen_ID
1
Geo_ID
1-12369
Link
Georeferenzierung
Bezeichnung
Emden [Wohnplatz]
Zeit von
1
Zeit bis
1
Objekt_ID
10408
Ebenen_ID
1
Geo_ID
1-10408
Link
Georeferenzierung
Bezeichnung
Kreis Wittmund
Zeit von
1980
Zeit bis
2000
Objekt_ID
82
Ebenen_ID
120
Georeferenzierung
Bezeichnung
Regierungsbezirk Aurich
Zeit von
1937
Zeit bis
1972
Objekt_ID
5022016
Ebenen_ID
10
Geo_ID
10-5022016
Link
Georeferenzierung
Bezeichnung
Regierungsbezirk Aurich
Zeit von
1972
Zeit bis
1977
Objekt_ID
15
Ebenen_ID
810
Geo_ID
810-15
Link
Georeferenzierung
Bezeichnung
Regierungsbezirk Aurich Teil Baltrum
Zeit von
1937
Zeit bis
1977
Objekt_ID
5022025
Ebenen_ID
10
Geo_ID
10-5022025
Link
Regierungsbezirk Aurich Teil Baltrum
Georeferenzierung
Bezeichnung
Regierungsbezirk Aurich Teil Borkum
Zeit von
1937
Zeit bis
1977
Objekt_ID
5022029
Ebenen_ID
10
Geo_ID
10-5022029
Link
Regierungsbezirk Aurich Teil Borkum
Georeferenzierung
Bezeichnung
Regierungsbezirk Aurich Teil Juist
Zeit von
1937
Zeit bis
1977
Objekt_ID
5022027
Ebenen_ID
10
Geo_ID
10-5022027
Link
Regierungsbezirk Aurich Teil Juist
Georeferenzierung
Bezeichnung
Regierungsbezirk Aurich Teil Langeoog
Zeit von
1937
Zeit bis
1977
Objekt_ID
5022024
Ebenen_ID
10
Geo_ID
10-5022024
Link
Regierungsbezirk Aurich Teil Langeoog
Georeferenzierung
Bezeichnung
Regierungsbezirk Aurich Teil Norderney
Zeit von
1937
Zeit bis
1977
Objekt_ID
5022026
Ebenen_ID
10
Geo_ID
10-5022026
Link
Regierungsbezirk Aurich Teil Norderney
Georeferenzierung
Bezeichnung
Regierungsbezirk Aurich Teil Spiekeroog
Zeit von
1937
Zeit bis
1977
Objekt_ID
5022023
Ebenen_ID
10
Geo_ID
10-5022023
Link
Regierungsbezirk Aurich Teil Spiekeroog
Georeferenzierung
Bezeichnung
Stadt Emden
Zeit von
1972
Zeit bis
2000
Objekt_ID
67
Ebenen_ID
120
Georeferenzierung
Bezeichnung
Kreis Aurich
Zeit von
1977
Zeit bis
2000
Objekt_ID
80
Ebenen_ID
120
Georeferenzierung
Bezeichnung
Kreis Leer
Zeit von
1973
Zeit bis
2000
Objekt_ID
62
Ebenen_ID
120