StadtA H 3.NL.554

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Nachlass Bestel, Hugo

Laufzeit 

1859-1984

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Der als Mitglied der Sozialistischen Front im Widerstand gegen den Nationalsozialismus organisierte Hugo Bestel wurde 1933 verhaftet und später verurteilt. In seinem Nachlass sind neben persönlichen Dokumenten vor allem Unterlagen betreffend die Haft und die spätere Entschädigung enthalten.

Geschichte des Bestandsbildners 

Hugo Bestel, Mitglied der Sozialistischen Front (20.03.1892 Hannover - 15.01.1980 Laatzen), war gelernter Mechaniker und arbeitete ab 1910 in diesem Beruf. 1915 trat er dem Deutschen Metallarbeiter-Verband, 1919 der SPD und 1924 dem Reichsbanner bei. 1932 und 1933 hatte er mehrfach Schusswaffen ohne Genehmigung der Behörden in seinem Besitz. Nach der zwangsweisen Auflösung des Jungbanners 1933, in dem Bestel Abteilungsjungführer war, erklärte er sich zum Zweck der Aufrechterhaltung des Zusammenhalts des Verbandes bereit, die mögliche Bewaffnung von Jungbanner-Anhängern durch Überprüfung und Reparatur der Waffen zu unterstützen. Seit 1933 war Hugo Bestel Empfänger der Sozialistischen Blätter.
Nach vorheriger Misshandlung und Schikane durch die SA wurde Bestel am 9. September 1936 von der Gestapo verhaftet. Er wurde wegen Vorbereitung zum Hochverrat unter Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte für zwei Jahre zu zwei Jahren und drei Monaten Zuchthaus verurteilt. Mitangeklagt waren u. a. Luise und Christof Spengemann, Fritz Wulfert, Karl Böttcher und Karl Demitz.

Bestandsgeschichte 

Der Bestand wurde 2018 von einer Nachfahrin Hugo Bestels an das Stadtarchiv übergeben (Akz. Nr. 2018_051). Nach Inhalten sortiert ergeben sich sieben Verzeichnungseinheiten. Der Umfang beträgt einen Archivkarton.

Enthält 

Enthalten sind u. a. standesamtliche Dokumente von Hugo Bestel und weiteren Familienangehörigen (z. B. Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden) sowie persönliche Unterlagen; Dokumente betreffend die Inhaftierung und das anschließende Entschädigungsverfahren bilden einen Großteil des Bestands. Geben die insgesamt sieben Verzeichnungseinheiten somit einen Einblick in das individuelle Schicksal eines Verfolgten, ermöglichen sie gleichzeitig eine Vorstellung davon, wie der Unrechtsstaat zur Zeit des Nationalsozialismus mit Widerstand umging und welche Folgen dies auch nach dem Ende des Krieges für die Verfolgten bedeutete.

Literatur 

exemplarisch seien folgende Titel genannt:
Susanne Döscher-Gebauer, Hans-Dieter Schmid, Detlef Schmiechen-Ackermann: Linkssozialistischer Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur in Hannover. Hannover 2015 (Schriften zur Erinnerungskultur in Hannover 3).

Herbert Obenaus: Bürgerliche im sozialdemokratischen Widerstand. Der Fall der Sozialistischen Front in Hannover. In: Geschichte der Region. Zum 65. Geburtstag von Heinrich Schmidt, Hannover 1993, S. 419–440.

Herbert Obenaus: Die Sozialistische Front. In: Hans Coppi, Stefan Heinz (Hrsg.): Der vergessene Widerstand der Arbeiter. Gewerkschafter, Kommunisten, Sozialdemokraten, Trotzkisten, Anarchisten und Zwangsarbeiter, Berlin 2012, S. 107–128.

Bernd Rabe: Die „Sozialistische Front”. Sozialdemokraten gegen den Faschismus 1933-1936. Hannover 1984.

Karin Theilen: Sozialistische Blätter. Das Organ der „Sozialistischen Front” in Hannover 1933-1936. Hannover 2000.

Weitere Angaben (Bestand)

Bearbeiter 

J. Schmidt, November 2022