NLA HA Dep. 55

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Stadt Bodenwerder: Urkunden und Akten

Laufzeit 

1284-1900

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Urkunden, Amtsbücher, Kopiar
Findmittel: EDV-Findbuch
Umfang: 140 Urkunden, 0,4 lfdm Akten

Bestandsgeschichte 

I. Zur Geschichte der Stadt Bodenwerder

Keimzelle der Stadt Bodenwerder war ein in der Nähe des Klosters Kemnade auf einer Weserinsel (Werder) entstandener Hof mit Marktsiedlung, der zunächst einfach Werder (insula) genannt wurde und zu den Besitzungen des Reichsstifts Corvey gehörte. 1245 erwarb Edelherr Heinrich II. von Homburg die Siedlung und errichtete dort eine Burg. 1287 verlieh er ihr Stadtrechte. Bis zu Beginn des 15. Jahrhunderts war Bodenwerder eine von drei Städten in der Herrschaft Homburg. Heinrich VIII., der letzte Edelherr von Homburg, der ohne erbfähige Nachkommen war, bestimmte zunächst ab 1397 seinen Neffen Graf Moritz von Spiegelberg zum Erben und Nachfolger, doch stimmte er später dem Erbverkauf an die Herzöge Bernhard und Heinrich (von der Heide) zu Braunschweig-Lüneburg zu. Nach dem Tod Heinrichs VIII. im Jahr 1409 nahmen diese die Herrschaft Homburg in Besitz und vereinigten sie mit dem Gebiet der ebenfalls neu erworbenen Grafschaft Everstein. Durch die noch im selben Jahr zwischen den beiden Herzögen vorgenommene Erbteilung gingen die neugewonnenen Landesteile - und damit auch die Stadt Bodenwerder - vollständig an Herzog Bernhard über. Auch nach einer zweiten Erbteilung im Jahr 1428 verblieb die Stadt im Besitz des Herzogs. 1433 verpfändete Herzog Bernhard seine aus der homburgschen und eversteinschen Erbmasse stammenden Besitzungen an den Bischof zu Hildesheim, der hier bis zur Hildesheimer Stiftsfehde (1519-1522) die Pfandherrschaft ausübte und damit u.a. Landesherr der Stadt Bodenwerder war. Nach der Hildesheimer Stiftsfehde fiel die Stadt an Herzog Erich I. zu Braunschweig-Lüneburg (Calenberg), der sich im Rahmen der im mittleren Haus Braunschweig im Jahr 1495 vorgenommenen Erbteilung den Anspruch auf die Wiedereinlösung der von seinen Vorfahren verpfändeten Besitzungen rechtlich gesichert hatte. Im Quedlinburger Rezess (1523)

verzichtete das Domkapitel zu Hildesheim ohne Zustimmung des Bischofs entschädigungslos auf die 1433 verpfändeten Landesteile, die nun nach den Bestimmungen des Erbvertrages von 1495 in den Besitz der Herzöge von Calenberg übergingen. So gehörte die Stadt Bodenwerder seitdem zum Fürstentum Calenberg, das zwischen 1584 und 1634 in Personalunion von den Herzögen von Wolfenbüttel regiert wurde. Nach dem Aussterben des mittleren Hauses Braunschweig und der Wiedereinrichtung eines selbstständigen Fürstentums Calenberg-Göttingen im Jahr 1636 war die Stadt, die zu den landtagsfähigen Städten des Fürstentums Calenberg zählte, eine calenbergische Enklave im Gebiet des Fürstentums Wolfenbüttel. Als Bestandteil des Amtes Polle teilte sie das Schicksal des Fürstentums Calenberg, das ab 1693 Kernland des Kurfürstentums und ab 1814 des Königreichs Hannover wurde.

Wirtschaftlich erlebte die Stadt Bodenwerder als geschützter Brücken- und Weserhandelsort vom späten Mittelalter bis ins frühe 17. Jahrhundert eine wirtschaftliche Blüte, die durch den Dreißigjährigen Krieg und mehrere Stadtbrände beendet wurde. Erst im 20. Jahrhundert setzte neben Fremdenverkehr ein industrieller Ausbau ein.

Die Urkunden der Stadt Bodenwerder enthalten im Wesentlichen Privilegien der verschiedenen Landesherrn seit dem späten 13. Jahrhundert und geben Auskunft über die Besitz- und Rechtsverhältnisse der Stadt. Des weiteren sind zahlreiche Schuldurkunden und Handwerksbriefe zu finden. Besondere Erwähnung verdienen die in dem Bestand enthaltenen Lehnsurkunden der für die Stadtgeschichte bedeutenden Familien von Münchhausen und Spiegelberg.


II. Bestandserschließung

Der Bestand, der ursprünglich neben den vorliegenden Urkunden, Amtsbüchern und Kopiaren noch mehrere Serien Rechnungsbücher umfasste, wurde 1935 von der Stadt Bodenwerder im Staatsarchiv zu Hannover deponiert. Im Lauf des Jahres 1936

wurde er von dem Archivassistenten Günther Möhlmann geordnet und verzeichnet. Bei dem Brand des Archivs im Jahr 1943 gingen die Rechnungen unter, die Urkunden und Akten blieben jedoch erhalten. Allerdings hinterließ das Leinhochwasser 1946 auf den Pergamenten teilweise starke Wasserschäden. 1969 wurde der Bestand restauriert. Das 1943 ebenfalls vernichtete Repertorium konnte bereits 1949 durch eine Abschrift des Findbuchexemplars der Stadt Bodenwerder ersetzt werden. 2006 wurde das Findbuch in die EDV übertragen.

Weitere ältere Unterlagen aus städtischem Besitz gelangten, vermittelt über das Landeskirchliche Archiv Hannover, im Oktober 2006 an das Hauptstaatsarchiv. Dabei handelt es sich um verpilzte Akten und Urkunden, die nach der Restaurierung als Acc. 2007/009 in den Bestand Dep. 55 aufgenommen wurden.

Die Unterlagen des Stadtgerichts Bodenwerder sind in dem Bestand Hann. 72 Polle (Amtsgericht Polle), Grundsteuermutterrollen der Stadt aus dem 19. Jahrhundert in dem Bestand Hann. 143 (Grundsteuermutterrollen) überliefert. Die Akten des Amtes Polle sind in dem Bestand Hann. 74 Polle, die des preußischen Landkreises Hameln-Pyrmont in dem Bestand Hann. 174 Hameln-Pyrmont zu finden.


III. Im Zweiten Weltkrieg vernichtete Archivalien

- Kämmereirechnungen der Jahre 1707 bis 1709/10, 1713/14-1741/42, 1746/47, 1753/54-1755/56, 1760/61-1766/67, 1770/71-1801, 1803-1810, 1814-1839, 1841-1861, 1863, 1865-1871,
- Belege zu den Kämmereirechnungen der Jahre 1719/20-1721/22, 1724/25-1727/28, 1733/34, 1738/39, 1741/42-1747/48, 1750/51, 1754/55, 1758/59, 1760/61, 1763/64, 1766/67-1770/71, 1773/74, 1777/78-1778/79, 1781/82-1818, 1820-1842, 1855-1870,
- Kriegslastenrechnungen: Kontributionsrechnung 1681/82, Servisgeldrechnung 1726/27, Kriegskostenrechnungen 1803-1805, 1807-1810, 1814-1818,
- Belege zur Kriegskostenrechnung der Jahre 1804/05, 1807-1810, 1814-1815,

1819,
- Bürgerkassenrechnungen der Jahre 1815, 1818-1820,
- Belege zur Rechnung des Unterstützungskommitees für die Überschwemmten in Bodenwerder des Jahres 1841,
- Kirchenkassenrechnungen der Jahre 1729/30-1758/59, 1766/67-1820, 1822-1853,
- Vermessungsregister und Kataster der Feldmark zu Bodenwerder von 1824.


IV. Literaturhinweise

W. Feise, Einige das ehemalige Schuhmacher-Amt in Bodenwerder betreffende Urkunden, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen 1900, S. 325-343.

Georg Schnath, Die Herrschaften Everstein, Homburg und Spiegelberg, Göttingen 1922.

Karl Rose, Chronik der Münchhausenstadt Bodenwerder, Bodenwerder 1937.

Ludwig Bode, Nachtrag zur Chronik der Münchhausenstadt Bodenwerder 1937-1972, Bodenwerder 1972.

Th. Reitemeyer, Kulturgeschichtsbild eines Weserortes: Kemnade und sein Kloster mit Berücksichtigung der Stadt Bodenwerder, Wolfenbüttel 1909.

Hannover, im Oktober 2006
gez. Dr. Claudia

Kauertz

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Stadt Bodenwerder

Zeit von 

1815

Zeit bis 

1885

Objekt_ID 

2

Ebenen_ID 

6520

Geo_ID 

6520-2

Link 

Stadt Bodenwerder

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Bodenwerder [Wohnplatz]

Zeit von 

1

Zeit bis 

1

Objekt_ID 

4561

Ebenen_ID 

1

Geo_ID 

1-4561

Link 

Bodenwerder [Wohnplatz]