NLA HA Dep. 76

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Hechtsche Sammlung, Halberstadt: Urkunden und Akten

Laufzeit 

1213-1833

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Urkunden und Manuskripte, darunter Bibliothekskataloge, Urkundenverzeichnisse, Chroniken und Register
Findmittel: EDV-Findbuch 2011
Umfang: 7,2 lfdm

Bestandsgeschichte 

I. Bestandsgeschichte

Im Jahr 1950 leitete Otto Heine, vor der Enteignung durch die Bodenreform Besitzer des 1810 säkularisierten Klostergutes St. Burchard in Halberstadt und inzwischen in Wiedelah bei Goslar wohnhaft, die ihm verbliebenen Teile der sog. Hechtschen Sammlung an das Staatsarchiv weiter. Hier wurde daraus ein "Depositum 76 Heine/ Halberstadt" gebildet, ein förmlicher Depositalvertrag jedoch erst am 25. Juni 1957 abgeschlossen. Es bestand zunächst aus im Wesentlichen drei Teilen: Urkunden, Handschriften und Büchern, sämtlich die Geschichte von Stadt und Stift Halberstadt betreffend.

Diese Archivalien bilden den wertvollen Rest einer in der Halberstädter Lokalliteratur mehrfach erwähnten Hechtschen Sammlung. Ernst Georg Julius Hecht (1775-1840) hatte ein Leben lang die in Folge der Säkularisation verschleuderten Originalurkunden und Handschriften von Halberstädter Stiften und Klöstern, Siegel und Münzen aufgekauft, zugleich eine umfassende Bibliothek aufgebaut und durch Abschriften von Quellen vermehrt. Er vermachte die Sammlung einem Neffen, dem Gerichtsrat Heine, mit der Auflage, sie weder aufzuteilen noch zu veräußern, auch sollte bis dreißig Jahre nach seinem Tode niemand Zutritt haben. Die Familie nahm die letztere Bestimmung so ernst, dass sie, von seltenen Ausnahmen abgesehen, auch nach Ablauf der Frist selbst namhaften Gelehrten wie den Herausgeber des Halberstädter Urkundenbuchs Gustav Schmidt keinen Zugang gewährte.

1882 verkaufte die Familie die große Bibliothek bis auf Reste, welche die Stadt Halberstadt betrafen. Schließlich löste man die Sammlung schrittweise weiter auf. Im Jahr 1930 kam es zu einer Erbteilung zwischen Otto Heine, dem späteren Depositar, und zwei Cousinen. Aus dem Erbteil der einen, Frau Schulz-Schaeffer in Marburg, erwarb 1939 das Staatsarchiv Magdeburg eine größere Zahl von Urkunden vor allem des Klosters Hamersleben; wertvolle Handschriften kauften in den 1950er Jahren das Stadtarchiv Goslar und das Staatsarchiv Wolfenbüttel (1959). Der weitaus größere Teil aber verblieb bei Otto Heine in guter Verwahrung. In den Wirren des Kriegsendes kam es zwar zu mutwilligen Zerstörungen. Sie müssen sich aber in Grenzen gehalten haben; jedenfalls schreibt Otto Heine 1950, der gerettete Bestand sei zwar nur ein Bruchteil, enthalte jedoch das Wertvollste.

Die Urkunden wurden im Archiv 1955 neu verpackt und signiert, die Handschriften und Bücher wenigstens oberflächlich inventarisiert. Genauer erfasste den Bestand im Frühjahr 1957 ein Bibliothekar, Richard Ahlfeld. Er verkartete die Bücher und Manuskripte und verfertigte Regesten der ungedruckten Urkunden. Die verbleibenden Arbeiten erledigte Joseph König.

Nach dem Tod Otto Heines (1956) blieb das Depositum zunächst unberührt. Im August 1977 verkauften die Erben über den Antiquariatshandel die Bücher einschließlich der Flugblätter und Leichenpredigten des 16. bis 18. Jahrhunderts (vgl. unten den Hinweis zu vorhandenen Mikrofilmen). Ein Jahr später, 1978, erwarb das Land Niedersachsen die Archivalien, d.h. die Urkunden und Manuskripte. Aus formalen Gründen trat die Landesbibliothek als Käufer für das Land Niedersachsen auf, überließ das Archivgut jedoch im Rahmen eines Dauerleihvertrages (vom 12./13. April 1978) dem Hauptstaatsarchiv. Lediglich um die alte, vielfach zitierte Signatur beibehalten zu können, wurde der Bestand, der nunmehr Eigentum des Landes Niedersachsen ist, in der Abteilung "Deposita" belassen.

Obwohl sich die Archivalien im Wesentlichen auf Stadt und Hochstift Halberstadt sowie das nördliche Harzvorland (Grafschaften Blankenburg, Regenstein und Wernigerode sowie die Abtei Quedlinburg) beziehen, stellt der Bestand wegen der jahrhundertelangen engen geschichtlichen Verbindungen mit diesem Raum eine wertvolle Ergänzung der welfisch-niedersächsischen Überlieferung dar.

II. Deponierung und Erschließung des Bestandes bis 1960

Die Urkunden, Manuskripte und Bücher des Depositums 76 (Heine-Halberstadt) sind aufgrund mündlicher Vereinbarungen zwischen Oberstaatsarchivrat Dr. Diestelkamp, Hannover, und Otto Heine, Wiedelah, Krs. Goslar (früher Halberstadt, St. Burchard), in den Jahren 1947/1952 in das Staatsarchiv nach Hannover gekommen. Weitere Teile der Heineschen (früher Hechtschen) Sammlung sind 1945 in Halberstadt verbrannt; kleinere Reste gelangten in das Landeshauptarchiv in Magdeburg.

Am 31. Mai 1955 wurden die Urkunden einem größeren Koffer, in dem sie sich bis dahin befanden, entnommen, aus ihrer bisherigen (am Schluss des Bestandes aufbewahrten) Verpackung gelöst, in Urkundentaschen gelegt und nach Beschriftung derselben mit (alter) Signatur und (aufgelöstem) Datum in der Urkundenabteilung des Staatsarchivs (Deposita) gelagert. Dabei ergab sich, dass der Bestand 194 Urkunden zählt, von denen sich 170 Stück auf das Kloster St. Jacobi-Burchardi in Halberstadt und 9 auf das Kloster Hadmersleben beziehen, während 15 Urkunden in keinem anderen Sinnzusammenhang stehen, als dass es sich durchweg um Originale handelt, die die Stadt bzw. das Hochstift Halberstadt betreffen, letztgenannte 15 Urkunden tragen keine Signatur.

Die Urkunden sind zumindest lange Zeit wissenschaftlich nicht vollständig ausgewertet worden. Dem Bearbeiter des Urkundenbuchs der Stadt Halberstadt, I. und II. Teil (1878/79), des Hochstifts Halberstadt (1883-1889) und der Kollegiatstifter St. Bonifatii und St. Pauli in Halberstadt (1881), Dr. Gustav Schmidt, sind sie jedenfalls nicht zugänglich gewesen (vgl. S. X-XII des Vorworts zum Urkundenbuch der Stadt Halberstadt). Dr. Schmidt musste sich vielmehr mit Exzerpten aus den Urkunden des Klosters St. Jacobi-Burchardi begnügen, die von dem Halberstädter Geschichtsforscher Ludwig Ferdinand Niemann (gest. 1836) meist nach den Originalurkunden angefertigt waren. Der größte Teil der auf St. Jacobi-Burchardi bezogenen Urkunden ist also inhaltlich bekannt. Für eingehendere wissenschaftliche und vor allem diplomatische Auswertung ist jedoch die Heranziehung der jetzt vorliegenden Originale unerläßlich. Eine von dem Bearbeiter Joseph König angefertigte vorläufige Übersicht, in der vor allem eine Konkordanz der gedruckten Urkunden mit den entsprechenden Nummern der Urkundenbücher der Stadt und des Hochstifts Halberstadt enthalten war, sollte der ersten Erschließung des Bestandes dienen. Eine eingehendere Verzeichnung musste zunächst unterbleiben, dasselbe galt für die zum Verwahrbestand gehörenden 48 Manuskripte (in 105 Bänden) und 223 Büchern (ca. 335 Bände).

Die Manuskripte und Bücher wurden in der Zeit vom 15. Februar bis zum 27. März 1957 von Dr. Richard Ahlfeld (später komm. Leiter der Manuskriptenabteilung der Staats- und Universitätsbibliothek in Göttingen) verkartet. Der gleiche Bearbeiter regestierte die nicht in den Urkundenbüchern der Stadt und des Stiftes Halberstadt veröffentlichten Urkunden. Im Einzelnen handelt es sich um die Nummern C 1, 24, 26, 29, 33, 34, 36, 38, 47a, 55, 57, 58, 59, 61a, 62, 67, 68a, 73, 74, 95, 96, 100, 102, 108, 108a, 109, 110,113-116, 118-153, D 1-9 und E 1-15. Für die Regestierung wurden die unter den Manuskripten befindlichen Kopiare und Diplomatarien mit herangezogen. Nach Abschluss dieser Arbeiten, für die Dr. Ahlfeld verantwortlich zeichnet, fügte J. König die gedruckten Stücke, vermehrt um knappe, an den Originalen gewonnene diplomatische Angaben, mit den von Dr. Ahlfeld verfertigten Regesten der ungedruckten Urkunden zu einem geschlossenen Urkundenfindbuch des Depositums zusammen, das 1960 geschrieben wurde. Soweit aus Gründen der Chronologie die Signaturen einzelner Urkunden geändert werden mussten, ist dies in der letzten Spalte des Findbuchs vermerkt worden.

Hinweis:
Die Urkundensignaturen geben die nach Provenienzen gebildeten Abteilungen (C: St. Burchardi, D: Kl. Hadmersleben, E: ohne Provenienz) wieder, wonach das von Ernst Hecht 1833 angefertigte Verzeichnis (Dep. 76 Ms Nr. 49) aufgebaut ist.

Nachtrag:
Der Bestand ist im Rahmen eines größeren Erschließungsprojektes in die archivische EDV-Datenbank unter der Fachsoftware izn-AIDA übertragen worden.
Hannover, im Mai 2011

Literatur 

Klaus Militzer/Peter Przybilla, Stadtentstehung, Bürgertum und Rat. Halberstadt und Quedlinburg bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, Göttingen 1980, bes. S. 203-207

Cornelia Oefelein, Das Nonnenkloster St. Jacobi und seine Tochterklöster im Bistum Halberstadt, Berlin 2004 (= Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser; 20), auch Diss. phil. FU Berlin 2003

Peter Przybilla, Die Edelherren von Meinersen - Genealogie, Herrschaft und Besitz vom 12. bis zum 14. Jahrhundert. Aus dem Nachlass hg. von Uwe Ohainski und Gerhard Streich (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen; 236), Hannover 2007

Nicolas Rügge, Von Halberstadt nach Hannover. Die Hechtsche Sammlung im Niedersächsischen Landesarchiv, in: Sammeln und Zerstreuen. Bedingungen historischer Überlieferung in Sachsen-Anhalt, hg. von Jan Brademann u.a., Halle (Saale) 2021, S. 159-170

Weitere Angaben (Bestand)

Bearbeiter 

Joseph König 1960; Nicolas Rügge 2019/20

Filmkopien 

Filmkopien der Leichenpredigten (auf Halberstädter, 16.-18. Jh., und auf Quedlinburger, 17. Jh.) befinden sich unter Signatur Sammlung von Reproduktionen 3 Foto 3 Nr. 178b - jetzt (nur die Leichenpredigten auf Bürger Halberstadts) unter Sammlung von Reproduktionen 1/2 Foto 1/2 Nr. 334-335.

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

teilweise verzeichnet