NLA HA Cal. Or. 82

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Urkunden der Familie von Kerstlingerode

Laufzeit 

1332-1697

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Die Geschichte der Herren von Kerstlingerode ist umfassend zuletzt bei Johann Wilhelm Heise in seinen Antiquitates Kerstlingerodanae aus dem Jahr 1724 dargestellt. Viele seiner Angaben, insbesondere zur älteren Familiengeschichte, sind nach Johann Letzner zitiert, dem offenbar eigenhändige Aufzeichnungen von Hans Wilhelm von Kerstlingerode aus dem Jahr 1601 zur Verfügung standen. Diese Angaben halten einer kritischen Überprüfung nicht in jedem Fall stand. Bei Wolfgang Ollrog, in dessen Aufsatz Quellenangaben fehlen, werden die Herren von Kerstlingerode vornehmlich behandelt, soweit sie im Zusammenhang mit der Burg Niedeck in Erscheinung getreten sind.

Die frühesten urkundlichen Belege ließen sich für die Zeit um 1260 ermitteln: Hildebrandus et Heidenricus, filii domini Gerlaci de Kirstelingerode (Eichsfelder UB I Nr. 413) sowie zum Jahr 1263 Hermannus de Kirstelingerode (Eichsfelder UB I Nr. 442) sind in Zeugenlisten genannt. Erst mit dem seit 1275 (UB Fredelsloh Nr. 42) belegten Dietrich von Kerstlingerode setzt die urkundlich breiter nachweisbare Überlieferung ein. Neben Dietrich (T(h)ile/-o) sind es dann die Namen Otto und Heiso/-e, die in der Familie immer wieder begegnen. Das Siegelbild der Herren von Kerstlingerode (gespalten von einem Wechselzinnenbalken, die Zinnen im Verhältnis 2:1, und zwei pfahlweise gestellten Halbmonden) verweist auf Verbindungen mit den Familien der von Uslar und der von Bodenhausen bzw. von Hanstein (Georg Meyermann, Göttinger Hausmarken und Familienwappen. Göttingen 1904, S. 49).

Die Familie gehörte dem Niederadel an und erlangte vor allem im Eichsfeld einige Bedeutung. Arend Mindermann konnte zeigen, dass Otto von Kerstlingerode 1513 die Erwerbung des Pfandschlosses Friedland komplett mit geliehenem Geld finanzierte (vgl. Cal. Or. 82 Nr. 21/2). Mit dem Tod von Otto Christoph von

Kerstlingerode am 5. August 1641 ist die Familie in männlicher Linie ausgestorben. Seine Witwe war Beate geb. von Hopfgarten und eine Anne Marie von Kerstlingerode heiratete 1645 Heinrich Christoph von Hopfgarten.

Über mehrere Jahrhunderte waren die Herren von Kerstlingerode eng mit der Burg Niedeck verbunden, an deren Existenz heute der Flurname "Alte Niedeck" für den bewaldeten Berg oberhalb des Ortes Groß Lengden erinnert. Sie besaßen die Burg als welfisches Pfandlehen - im welfischen Lehnregister von 1318 ist sie noch nicht aufgeführt - und hatten in der Folge durch Verkauf oder Verpfändung zum Teil auch nur einzelne Anteile inne neben anderen Geschlechtern wie den Herren von Grone, Stockhausen, Bültzingslöwen und Gladebeck. Zu einer Unterbrechung kam es 1539/1540 nach der Einlösung des Pfandlehens durch Herzog Erich (Cal. Or. 82 Nr. 50) und Aufbringung der Pfandsumme durch die von Stockhausen und Hans von Gladebeck. Doch schon 1541 konnte Otto von Kerstlingerode es erneut erwerben (Cal. Or. 82 Nr. 65). Erst 1592 ging das Pfandlehen dann zunächst an die Herren von Veltheim über.

Neben der Niedeck und dem Gericht Garte (mit einem im 16. Jahrhundert ausgebauten Sitz in Rittmarshausen) hatten die Herren von Kerstlingerode u.a. zumindest zeitweise auch Amt und Burg Friedland, Gieboldehausen, Lindau und Scharzfeld inne. Im Jahr 1525 erwarb Otto von Kerstlingerode das Gut (Stein-)Hauteroda als mainzisches Lehen. Die Brüder Heiso Otto und Hans Wilhelm von Kerstlingerode kauften Güter, die als thüringische Lehen durch den Herzog von Sachsen vergeben wurden: 1589 Herbsleben und 1595 Gebesee. Das Gericht Garte kam 1652 an die Familie Feurschütze und zuletzt über die von Schlitz, genannt von Goertz, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an die von Goertz-Wrisberg.

Stand: November 2004

Bestandsgeschichte 

Der Bestand Cal. Or. 82 umfasst 118 Nummern (123 Datensätze), wobei die älteste Urkunde aus dem Jahr 1332 und die jüngste aus dem Jahr 1697 stammt. Die Urkunde Nr. 113 fehlt (Vermerk aus dem Jahr 1980), ohne dass sich zu ihrem Inhalt etwas feststellen ließ. Eine größere Anzahl Urkunden weist z.T. nicht unerhebliche Wasserschäden auf (bis hin zum Textverlust).

Neben den für die Herren von Kerstlingerode ausgestellten Urkunden befinden sich auch Urkunden von Vorbesitzern verschiedener Besitzungen oder Rechte in dem Bestand (z.B. Cal. Or. 82 Nr. 7, Nr. 67) sowie der Erben (von Hopfgarten) (z.B. Cal. Or. 82 Nr. 116). Außerdem sind von denen von Kerstlingerode selbst ausgefertigte Urkunden darunter, die beispielsweise mit dem Rückkauf wieder in ihren Besitz kamen und die typischen Kassationsschnitte aufweisen (z.B. Cal. Or. 82 Nr. 8, Nr. 23). Zum Teil tragen die Urkunden auf der Vorder- oder Rückseite alte Nummerierungen, die unter "Alte Registratursignatur" erfasst wurden.

Die Parallelüberlieferung (Akten) findet sich in Cal. Br. 2. Als weitere Bestände können Cal. Or. 17, Cal. Br. 1, FA 49 Gutsarchiv Wrisbergholzen herangezogen werden. Über die hessischen Lehen könnten auch die Bestände des Staatsarchivs Marburg, über die mainzischen die des Staatsarchivs Würzburg und über die thüringischen die des Staatsarchivs Gotha Auskunft geben.

Der Bestand wurde 2003/2004 erschlossen, bis dahin waren nur die Urkunden bis 1500 durch Uwe Hager knapp erfasst, nachdem vermutlich ein älteres Findbuch 1943 wie alle anderen Findbücher verbrannt ist. Die chronologische Ordnung stellte Karl Janicke 1886 her. Die frühere Bestandsbezeichnung lautete Cal. Or. 45. Neben einem Index der Personen (auch Namen von unterzeichnenden Kanzlern etc.), der geografischen Begriffe (auch Ausstellungsorte der Urkunden) und der Sachen sind auch die erhaltenen Siegel nachgewiesen. Im geografischen Index werden Wüstungen durch ein nachgestelltes "+" gekennzeichnet, das sich bei der Titelaufnahme vor dem Ortsnamen findet (Identifizierung zumeist nach Casemir/Ohainski/Udolph, Die Ortsnamen des Landkreises Göttingen. Bielefeld 2003).

Stand: November 2004

Enthält 

Lehnssachen, Besitzübertragungen, Schuldverschreibungen, Dienste und Abgaben, gerichtliche Auseinandersetzungen

Literatur 

Johann Wilhelm Heise, Antiquitates Kerstlingerodanae oder alte kerstlingerödische Denkwürdigkeiten. Frankfurt/Leipzig 1724. (In unvollständiger Kopie: Dep. 43 Acc. 2001/094 Nr. F 5 a)

Wolfgang Ollrog, Die Bewohner der Burg und des Amtshofes Niedeck im Laufe der Jahrhunderte. Eine genealogische Skizze zur Chronik des Gerichts Niedeck. In: Göttinger Jahrbuch 11 (1963), S. 145-187. (Dienst-Bibl.: Se 33)

Heinrich Lücke, Burgen, Amtssitze und Gutshöfe rings um Göttingen. Neustadt/Aisch, 2. Aufl., 1969: Die Herren von (...) Kerstlingerode auf den Gleichen, S. 132-135, Niedeck: S. 266-274. (Dienst-Bibl.: Se 20a)

Sabine Wehking, Die Geschichte des Amtes Gieboldehausen. Duderstadt 1995. (Dienst-Bibl.: 1232)

Arend Mindermann, Adel in der Stadt des Spätmittelalters. Göttingen und Stade. 1300 bis 1600. (Veröffentlichungen des Instituts für historische Landesforschung der Universität Göttingen 35). Bielefeld 1996 (Diss. Universität Göttingen, 1993). (Dienst-Bibl.: 1599)

Ders., Die Rechnungsbücher des Otto von Kerstlingerode. In: Festgabe für Dieter Neitzert zum 65. Geburtstag. Bielefeld 1998, S. 241-264. (Dienst-Bibl.: SD 2283)

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

Cal. Or. 17, Cal. Br. 1, FA 49 Gutsarchiv Wrisbergholzen; Cal. Br. 2.

Weitere Angaben (Bestand)

Bearbeiter 

Hildegard Krösche (2004)