NLA HA Nds. 330 Wunstorf

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Landeskrankenhaus Wunstorf

Laufzeit 

1893-2003

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Vorbemerkung: Zur Vorgeschichte siehe das Vorwort zum Bestand Hann. 155 Wunstorf.

Im Juli 1945 erfolgte die Wiedereröffnung der Heil- und Pflegeanstalt als "Landesheil- und Pflegeanstalt Wunstorf". Alle ehemaligen Wunstorfer Patientinnen, die zuvor in andere Einrichtungen verlegt worden waren, wurden zurückverlegt. Teilweise wurden die Räumlichkeiten auch als Blindenschule und als Entbindungsstation genutzt. 1952 kam es zur Umbenennung in "Niedersächsisches Landeskrankenhaus Wunstorf". Im Mai desselben Jahres wurde die Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik eröffnet und das Krankenhaus erhielt eine Ermächtigungsambulanz. 1959 wurde die Krankenpflegeschule eingeweiht und im selben Jahr kam es auch zu der Gründung der Fachabteilung für Suchtkranke in Bad Rehburg.

Im Sommer 1971 forderte die Psychiatrie-Enquete eine grundlegende Neuordnung der psychiatrischen Krankenversorgung. Im Landeskrankenhaus Wunstorf waren noch im Jahre 1974 24 von 28 Stationen geschlossen worden. Für das Landeskrankenhaus Wunstorf hatte die Enquete folgende Auswirkung:

1) Nichtkrankenhausbedürftige Patienten wurden nach Hause, in beschützende Wohnungen, Familienpflege, Übergangseinrichtungen oder Dauerwohnheime entlassen.
2) Das Krankenhausgelände und die Stationen wurden geöffnet, die Gewalt und Bevormundung im Umgang mit den Patienten wurden minimiert.
3) Beurlaubungen und Besuche wurden gefördert und Ausgangsregelungen erweitert.
4) Es wurden sowohl innerhalb wie außerhalb des Krankenhauses Freizeitangebote geschaffen.
5) Die Freiwilligkeit bei der Aufnahme wurde gefördert und Zwangseinweisungen wurden vermindert.
6) Neu aufgenommene Patienten wurden durch Frühbeurlaubungen und Frühentlassungen sowie durch die Nutzung außerklinischer Hilfen gefördert.
7) Die Heimatgemeinden wurden in ihrem Verantwortungsbewusstsein für ihre psychisch kranken Bürger sensibilisiert und gestärkt.
8) Sie führte zu einer sozio- und milieutherapeutischen Verbesserung der Stationen.
9) Fördervereine wurden gegründet und eine Tagesklinik 1974 eröffnet. Zugleich wurde das Landeskrankenhaus auch von Mauern und Zäunen befreit und somit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Zur Verbesserung der psychiatrischen Versorgung im pflegerischen Bereich wurde 1979 die Weiterbildung zur "Fachkrankenschwester/Fachkrankenpfleger in der Psychiatrie" eingeführt. Neben vielen baulichen Sanierungsmaßnahmen ab 1982 erhielten die Patienten im Jahre 1985 auch die Möglichkeit, eine Sporthalle mit zu nutzen. 1986 entstand das Sozialzentrum, das auch als Begegnungsstätte von Patienten und Öffentlichkeit gedacht war. Vier Jahre später wurde die Institutsambulanz eröffnet.

1991 wurde die innerbetriebliche Fortbildung für Krankenpflegekräfte eingeführt. In den folgenden Jahren entstanden eine eigene Abteilung "Physikalische Therapie, Labor und Diagnostisches Zentrum" (1992), eine Institutsambulanz für Kinder- und Jugendpsychiatrie (1997), eine forensische Station (September 1998) und eine gerontopsychiatrische Tagesklinik (1999).

Vorlage des Textes: 125 Jahre Nds. Landeskrankenhaus Wunstorf (s.u.)

Stand: Juli 2005 (redaktionelle Überarbeitung Mai 2015)

Im Mai 2001 wurden zwei allgemeinpsychiatrische Funktionsbereiche zusammengelegt und ein neuer Funktionsbereich Forensik eingerichtet. Zudem wurde erstmals ein explizites Qualitätsmanagement eingeführt. Anlässlich des 60. Jahrestages der letzten Deportation psychisch kranker Patienten wurde im Zuge einer Gedenkfeier im August des Jahres ein Mahnmal vor der Krankenhauskirche eingeweiht. Zum 1. April 2005 richtete das Nds. Sozialministerium eine eigenständige Fachabteilung für Forensische Psychiatrie ein, im Folgejahr öffnete eine forensische Institutsambulanz.

Mit der Neuordnung des Maßregelvollzugs durch einen Kabinettsbeschluss vom 1. Oktober 2006 wurde die Aufgabe der Betreuung von Patienten, die gemäß § 64 StGB in Erziehungsanstalten untergebracht werden müssen, für ganz Niedersachsen dem Landeskrankenhaus Brauel (später dem Nds. Maßregelvollzugszentrum Moringen) übertragen. Im Mai 2007 wurde der Zweitstandort Bad Rehburg mit dem Umzug der dortigen Klinik für Abhängigkeitserkrankungen nach Wunstorf aufgeben.

Am 18. Oktober 2007 beschloss der Nds. Landtag im Rahmen der Privatisierung der nds. Landeskrankenhäuser den Verkauf des Landeskrankenhauses Wunstorf an die Klinikum Region Hannover (KRH) GmbH. Bereits am Folgetag ging die Geschäftsbesorgung vom Land auf die KRH GmbH über. Seitdem firmiert die Einrichtung unter dem Namen Klinikum Region Hannover - Wunstorf GmbH (KRH Wunstorf), bis sie zum 7. Januar 2013 in KRH Psychiatrie GmbH umbenannt wurde. Zur KRH Psychiatrie GmbH gehört seit 2013 auch der ausgegliederte Krankenhausbetrieb der KRH Psychiatrie Langenhagen.

Stand: Mai 2015

Bestandsgeschichte 

Bewertung und Übernahme von Patientenakten im Nds. Landesarchiv:

In den Jahren 1986-1988 haben mehrere Landeskrankenhäuser (LKH) Patientenakten, die bis 1960 geschlossen worden waren, an die nds. Staatsarchive abgegeben. Eine Bewertung der Akten erfolgte dabei zunächst nicht.
2008 konkretisierte eine Arbeitsgruppe des NLA das Vorgehen bei der Bewertung und Erschließung von Patientenakten der Landeskrankenhäuser. Demnach wurden in Anlehnung an allgemein anerkannte archivische Bewertungskriterien (siehe z.B. Rössler und Wischnath) alle Patientenakten von den Anfängen der Psychiatrie im 19. Jahrhundert bis in die unmittelbare Nachkriegszeit (ca. 1950) als uneingeschränkt archivwürdig bewertet. Dagegen erfolgt für die Zeit ab ca. 1950 aufgrund der massenhaften Zunahme von Patientenakten lediglich eine Auswahlarchivierung (repräsentative Stichprobe), zudem wird lediglich die eigentliche Krankenakte, nicht jedoch die dazugehörige Verwaltungsakte übernommen. Ergänzend werden aber Protokollbücher, wie Aufnahme- und Behandlungsbücher i.S.e. komprimierten Parallelüberlieferung archiviert.

Jüngere Patientenakten, die für die klinische und historische Forschung ebenfalls von Bedeutung sein können, sollen künftig in Form einer repräsentativen Stichprobe mittels statistischen Auswahlverfahren (Klumpenstichprobe) nach dem Anfangsbuchstaben des Familiennamens (DOT-Prinzip) übernommen werden. Um die Übernahmemengen von Patientenakten nach 1978 der fünf LKH Lüneburg, Göttingen, Wunstorf, Hildesheim und Tiefenbrunn nochmals zu reduzieren, sollen künftig nur noch exemplarische Übernahmen von Patientenakten aus zwei LKH erfolgen.
Das quantitative Auswahlverfahren soll ferner durch eine qualitative Auswahl nach folgenden Kriterien ergänzt werden:
- Fälle, die in der wissenschaftlichen Literatur erwähnt sind
- Fälle, die unter sozialgeschichtlichen Aspekten typisch sind
- herausragende und/oder bekannt gewordene Fälle
- Patientenakten (regional) bekannter Persönlichkeiten
- Fälle, die aus medizingeschichtlicher Sicht typisch oder außergewöhnlich sind
- Fälle, in denen familiäre Zusammenhänge sichtbar werden.

Übernahme von Personal- und Verwaltungsakten:

Mit der Übernahme von Personalakten soll ein Querschnitt aller im LKH tätigen Berufsgruppen (v.a. Pflegepersonal, Ärzte) abgebildet werden, ergänzt durch die Auswahl besonderer Fälle (Arbeitsunfälle, Dienstvergehen etc.). Daneben erfolgt die Bewertung von Verwaltungsakten, Statistiken, Jahresberichten und anderer Unterlagen zur Dokumentation des gesamten Tätigkeitsbereichs.

Bisherige Bewertungspraxis im NLA Hannover:

Seit 2004/2005 wurden Patientenakten nach folgendem Verfahren übernommen:
- bis 1950 vollständige Übernahme
- 1950-1960 Übernahme in 5-Jahres-Schritten (nach Aufnahmedatum, nämlich 1950, 1955, 1960)
- 1960-1975 Übernahme nach dem DORT-Prinzip (Anfangsbuchstaben des Familiennamens D, O, R und T)
- ab 1975 Übernahme in 5-Jahres-Schritten und nach dem DOT-Prinzip (Buchstaben D, O und T)

Diese Modell ist allerdings für die Übernahmen aus dem ehemaligen LKH Wunstorf nur eingeschränkt angewendet worden. Erste Übernahmen von Patientenakten, welche vorwiegend die Zeit nach 1945 betrafen, erfolgten 2004 (Acc. 2004/133). Es handelt sich dabei größtenteils um Akten bis 1950, die vollständig übernommen wurden, sowie um wenige Akten aus dem Zeitraum 1950-1960. Enthalten ist in der Acc. 2004/133 aber auch eine große Menge von Patientenakten (circa 1000 Stück) aus der Zeit vor 1945 (beginnend im Jahr 1893!). 2005/2006 bot das LKH Krankenakten der Bereiche Jugend- und Erwachsenenpsychiatrie aus dem Zeitraum 1960-1975 an (Acc. 2006/087). Tatsächlich enthält die Acc. 2006/087 aber auch durchgehend für jedes Jahr der Jahre 1950–1960 Patientenakten. Zudem wurde das Sample der Nachnamensgruppen erweitert und nach den Buchstaben D, O, R, S, T übernommern. Bei der Anbietung wurden 24 lfdm. Akten von 270 lfdm. angebotenem Schriftgut übernommen. Die weiteren Akzessionen erfolgten später nach dem oben beschriebenem Muster.

In den vorliegenden Bestand Nds. 330 Wunstorf sind bislang zehn Ablieferungen des LKH Wunstorf eingegangen.

Stand: März 2018

Enthält 

Patientenakten, Aufnahmebücher, Personalakten, Verwaltungsakten

Literatur 

Werner Schrödter, Historischer Rückblick, masch. [1980].

Niedersächsischer Sozialminister (Hg.), Niedersächsisches Landeskrankenhaus Wunstorf. Festschrift zum 100-jährigen Bestehen, Hannover 1980.

125 Jahre Nds. Landeskrankenhaus Wunstorf, in: Haus- und Patientenzeitung druckreif Nr. 30/Juli 2005.

Heiner Wittrock, Niedersächsisches Landeskrankenhaus Wunstorf. Von der Korrektionsanstalt zum modernen Fachkrankenhaus (1880-2005), Wunstorf 2005.

Tabellarischer Überblick zur Geschichte des LKH Wunstorf und des KRH Psychiatrie; letzter Zugriff Januar 2021

Zur archivischen Bewertung von Patientenakten:
Wulf Rössler, Überlegungen zur Archivierung psychiatrischer Krankenunterlagen, in: Der Archivar 44 (1991), Sp. 435-442

Michael Wischnath, Einführung zu den Bewertungs- und Erschließungsempfehlungen für Krankenakten, in: Der Archivar 51 (1998), S. 233-244.

Findmittel 

EDV-Findbuch (2024)

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

Hann. 155 Wunstorf (Landes-Heil- und Pflegeanstalt Wunstorf)

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

76,8

Bearbeiter 

Dr. Christian Helbich (2015), Dr. Stephanie Haberer (2018)

Benutzung 

Bestände mit personenbezogenen Daten, Daten die dem Sozialgeheimnis, der ärztlichen Schweigepflicht oder vergleichbaren Rechtsvorschriften unterliegen, sind nicht für die Online-Recherche freigestellt. Sowohl Findmittel als auch Archivgut können auf der Grundlage eines Benutzungsantrags im NLA Hannover unter Berücksichtigung der Einhaltung von Schutz- und Sperrfristen nach §5 NArchG eingesehen werden.

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Wunstorf, Stadt [Wohnplatz]

Zeit von 

1

Zeit bis 

1

Objekt_ID 

3010

Ebenen_ID 

1

Geo_ID 

1-3010

Link 

Wunstorf, Stadt [Wohnplatz]